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Ortrun Wenkel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Ortrun Wenkel (* 25. Oktober 1942 in Buttstädt, Thüringen) ist eine deutsche Altistin. Sie gilt seit ihrer Darstellung der Erda im Bayreuther „Jahrhundertring“ von 1976 als eine der bedeutendsten Opern- und Konzertsängerinnen des 20. Jahrhunderts in dieser Stimmlage.

Ortrun Wenkel 1989 bei einem Konzert beim Wagner-Fes​tival in Miami, Florida (VIZCAYA Biscayne Bay)

Leben

Ortrun Wenkel studierte zunächst an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar. Nach der Übersiedlung aus der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) in die Bundesrepublik Deutschland setzte sie ihre Studien an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main bei Paul Lohmann fort. Während ihres Studiums wurde sie als Konzertsängerin zum English Bach Festival und zum Flandern Festival eingeladen sowie zu Konzerten in der Salle Pleyel (Paris), der Royal Festival Hall (London), der Tonhalle Zürich und im Wiener Musikvereinssaal. 1971 debütierte sie als Opernsängerin am Stadttheater Heidelberg mit der Titelpartie in Glucks Orpheus. 1975 wurde sie als Ensemblemitglied an die Münchner Staatsoper engagiert, wo Wolfgang Wagner auf sie aufmerksam wurde und sie als Erda für die Neuinszenierung von Richard Wagners Ring des Nibelungen zu den Bayreuther Festspielen 1976 („Jahrhundertring“ unter der Regie von Patrice Chereau und der musikalischen Leitung von Pierre Boulez) verpflichtete. Neben dem klassisch- romantischen Opern-, Oratorien- und Liedrepertoire war Ortrun Wenkel eine bedeutende Interpretin von Werken zeitgenössischer Musik und arbeitete mit Komponisten wie Hans Werner Henze und Krzysztof Penderecki zusammen. Für sie schrieb Hans Werner Henze seine Neufassung von Richard Wagners Wesendonck-Liedern für Altstimme und Kammerorchester, bei deren Uraufführung im WDR Köln 1977 sie unter der Leitung des Komponisten den Solopart sang.

Ortrun Wenkel trat in den bedeutendsten Opernhäusern der Welt auf (u. a. in der Deutschen Oper Berlin, der Opéra Garnier Paris, in der Mailänder Scala, der Royal Opera London sowie in den Opernhäusern in München, Zürich, Genf, Lissabon, Edinburgh, Venedig und Prag) sowie in der Berliner Philharmonie, im Concertgebouw Amsterdam und in der Carnegie Hall (New York). Außerdem wirkte sie in den 1980er Jahren wiederholt im Fernsehen in den von Marcel Prawy moderierten Sendungen Gute Laune mit Musik und Ihre Melodie mit. Ortrun Wenkel ist seit ihrem Konzertdebüt 1964 ununterbrochen sängerisch tätig und arbeitete u. a. mit Dirigenten wie Pierre Boulez, Bernard Haitink, Riccardo Chailly, Michael Gielen, Vaclav Neumann, Karl Anton Rickenbacher, Klaus Tennstedt sowie Marek Janowski zusammen. In den letzten Jahren sang sie als viel beachtete Rollendebüts am Opernhaus Graz Fricka, Waltraute und Erste Norn in der Neuinszenierung von Wagners Ring des Nibelungen (2000/2001), Klytämnestra (Richard Strauss, Elektra) beim Budapester Frühlingsfestival, 2002/2003 die Titelpartie in Bernarda Albas Haus von Aribert Reimann am Opernhaus Bern sowie 2012 am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken die Partie der Filipjewna in Eugen Onegin (Tschaikowsky).

Diskografie (Auswahl)

  • Krzysztof Penderecki: Te Deum; Chor der NDR, Rias-Kammerchor, Radio-Symphonie-Orchester Berlin, Dirigent: Krzysztof Penderecki (1981, Sender Freies Berlin, LP)
  • Antonin Dvorak: Stabat Mater; Tschechischer Philharmonischer Chor, Tschechische Philharmonie, Dirigent: Wolfgang Sawallisch (1983, Supraphon)
  • Dmitri Shostakovich: Symphonie Nr. 14 / Sechs Gedichte von Maria Tsvetaeva; Julia Varady, Dietrich Fischer-Dieskau, Ortrun Wenkel, Concertgebouw Orchester Amsterdam, Dirigent: Bernard Haitink (1986, Decca)
  • Franz Schreker: Fünf Gesänge für tiefe Stimme; Radio-Symphonie-Orchester Berlin, Dirigent: Karl-Anton Rickenbacher (1986, Koch Records)
  • Wolfgang Amadeus Mozart: Requiem; Concentus musicus Wien, Dirigent: Nikolaus Harnoncourt (1991, Teldec)
  • Gustav Mahler: Symphonie Nr. 8; Frankfurter Museumsorchester, Dirigent: Michael Gielen (1992, Sony)
  • Johann Sebastian Bach: Kantaten, BWV 137 & 21; Thomanerchor und Neues Bachisches Kollegium Leipzig, Dirigent: Hans-Joachim Rotzsch (1994, Berlin Classics)
  • Richard Wagner: Der Ring des Nibelungen; Dresdner Staatsoper, Dirigent: Marek Janowski (1995, RCA)
  • Richard Wagner: Der Ring des Nibelungen (Boulez/Chereau-Ring); (1980/2005 Deutsche Grammophon, DVD)

Literatur

  • Saarländisches Staatstheater GmbH, Programmheft Nr. 111 (Spielzeit 2011/2012)
  • Der Ring, Bayreuth 1976–1980. Kristall-Verlag, Berlin/Hamburg 1980, ISBN 3-607-00020-4.
  • Karl J. Kutsch, Leo Riemens: Großes Sängerlexikon. 3. Auflage. K. G. Saur, München 1999.
  • Karl Strute, Theodor Doelken, Who is Who in Germany 1982-83, Who's Who the International Red Series Verlag, 1983
  • International Who's Who in Music 2002 (18. Ausgabe), Europa Publications
  • Das Porträt: Ortrun Wenkel (W. Bronnenmeyer), in: Opernwelt 9/1975, Friedrich Berlin Verlag, Berlin 1975
  • Die Freude am Gesang nie verlieren: Ortrun Wenkel, in: Oper heute 7/1984, Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1984
  • Das Interview: Ortrun Wenkel (Kurt Osterwald), in: Orpheus 6/1986, Verlag Clauspeter Koscielny, Berlin 1986
  • "Stark ruft das Lied" / Gespräch mit Ortrun Wenkel (Sieglinde Pfabigan, in: Der neue Merker Nr. 29, August/September 1992
  • Sempre aperto - per tutto: Ortrun Wenkel (Gerhart Asche), in: Opernwelt 2/2006, Friedrich Berlin Verlag, Berlin 2006