Händel-Haus
Händel-Haus | |
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Daten | |
Ort | Halle (Saale) |
Baujahr | vor 1558 |
Koordinaten | 51° 29′ 3″ N, 11° 58′ 1″ O |
Das Händel-Haus ist Musikmuseum der Stadt Halle (Saale) und seit 2008 als kommunale Stiftung des Privatrechts organisiert. Kern des Renaissance-Komplexes, der vor 1558 erbaut wurde, ist das Geburtshaus Georg Friedrich Händels, das über 100 Jahre im Eigentum der Familie Händel war. Die Grundmauern reichen jedoch bis ins Mittelalter zurück. Seit 2009 leitet der Musikwissenschafter Clemens Birnbaum das Haus.
Geschichte

Im Jahr 1558 fand das heutige Händel-Haus erstmals Erwähnung. Es wechselte 1595 den Eigentümer von Christoph Nopel zu Assessor Johann Neigenfindt. Noch Zum gelben Hirsch genannt, wurde der Kammerdiener Georg Bley 1630 neuer Besitzer.
1666 erwarb der Hofchirurg Georg Händel das Anwesen. Im Februar 1685 wurde Georg Friedrich Händel im Am Schlamm geboren. Nach dem Tod des Vaters 1697 ging das Eigentum auf die Erben über. 1703 verließ Georg Friedrich Halle und ging nach Hamburg und Italien, bevor er dann von 1723 bis zu seinem Tod 1759 in London, im heutigen Handel House Museum, lebte. Mit dem Tod der Mutter 1730 erbte Johanna Friederike Michaelsen, die Nichte des Komponisten. Ein Verwandter Händels, der Ratsmeister Friedrich August Reichhelm, plante 1771 die Wiederherrichtung des Gebäudes. Nach seinem plötzlichen Tod musste das Haus zwangsversteigert werden.
1784 ersteigerte der Kaufmann Christian Friedrich Pohlmann den Komplex. Weiter als Unternehmen geführt, übernahm Friedrich Wilhelm Rüprecht das nunmehr erweiterte Haus. 1872 kaufte Wilhelm Richard Fuß das Händel-Haus, bis er es dann 1896 an die Bank H. F. Lehmann veräußerte. 1922 konnte der Unternehmer Heinrich Lifschütz das Haus Sir Newman Flower vorwegkaufen.
1937 erwarb dann schließlich die Stadt Halle das Anwesen. 1948 wurde das Musikmuseum eröffnet und seitdem mehrfach (v. a. 1985 und 2001) erweitert.
Ausstellungen

Das Händel-Haus zeigt dauerhaft zwei Ausstellungen: Händel – der Europäer sowie Historische Musikinstrumente. Die Sammlung umfasst ca. 700 Instrumente und etwa 1000 Handschriften u.a. von Friedrich Chrysander, Marie Franz, Robert Franz, Carl Loewe, Johann Friedrich Reichardt, Samuel Scheidt, Hans Stieber und Friedrich Wilhelm Schönherr. Aus besonderen Anlässen werden zudem in unregelmäßigen Abständen kleinere Sonderausstellungen gezeigt. Im Händel-Haus finden ferner Konzerte (u.a. Hallische Musiktage), Vorträge, musikwissenschaftliche Konferenzen und musikalische Kinderveranstaltungen statt.
Zentrale Sammlungsbereiche sind die Gemälde- und Grafiksammlung, die Musikinstrumentensammlung und die Bibliothek mit Tonträgersammlung und Archiv. Zu den bedeutendsten Sammlungs- bzw. Ausstellungsstücken gehören ein Ruckers-Cembalo (Antwerpen 1599), eine Kirchenorgel von Johann Gottlieb Mauer (1770 für die Kirche in Tegkwitz bei Altenburg gebaut), ein Händel-Porträt des Malers John Theodore Heins (1740; Leihgabe), sowie das Friedemann Bach-Porträt von Friedrich Georg Weitsch (um 1795, Leihgabe). Das bekannte Jugendbildnis Händels von Christoph Platzer wurde dem Museum 1948 gestohlen und gilt seither als verschollen. 2009 erwarb das Haus die Erstausgabe der Händel-Oper Tamerlano und 2010 von Admeto aus dem Jahr 1727.
Das Museum ist Herausgeber der musikwissenschaftlichen Reihe Schriften des Händel-Hauses in Halle (seit 1977) und weiterer Publikationen. Der Freundes- und Förderkreis des Händel-Hauses gibt seit 1991 die Händel-Hausmitteilungen heraus. Es wurde auch in das im Jahre 2001 erschienene Blaubuch aufgenommen. Das Blaubuch ist eine Liste national bedeutsamer Kultureinrichtungen in Ostdeutschland und umfasst zur Zeit 20 sogenannte kulturelle Leuchttürme.
Neben dem Museum haben die Direktion der Händel-Festspiele Halle, die Händelgesellschaft, die Ständige Konferenz Mitteldeutscher Barockmusik sowie die Redaktion der Hallischen Händel-Ausgabe ihren Sitz im Händel-Haus.
Leiter des Händel-Hauses waren u. a. Erich Neuß, Konrad Sasse und Edwin Werner. Am 1. Januar 2007 wurde Philipp Adlung Direktor des Händel-Hauses, der es noch im selben Jahr in eine Stiftung öffentlichen Rechts umwandelte, die am 1. Januar 2008 ihre Arbeit aufnahm. Das Händel-Haus wurde am 14. April 2009 zum 250. Todestag des Komponisten nach achtmonatigen Renovierungsarbeiten mit einer neu gestalteten Dauerausstellung und einer Sonderausstellung zu Händel-Handschriften aus der British Library in London wiedereröffnet. Als Adlung am 1. Juli 2009 zum Beethoven-Haus wechselte, übernahm Clemens Birnbaum die Leitung des Hauses.
Stiftung
Kuratorium
- Dagmar Szabados (Vorsitzende und Oberbürgermeisterin der Stadt Halle)
- Stephan Dorgerloh (Stellv. Vorsitzender und Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt)
- Uwe Hoberg
- Dr. Annegret Bergner
- Alfred Neven DuMont
- Klaus Froboese
Fachbeirat
- Cecilia Bartoli (Ehrenmitglied)
- Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann (Vorsitzender)
- Detleff Bischoff (Stellv. Vorsitzender)
- Prof. Dr. Eszter Fontana
- Angela Kaiser
- Axel Köhler
- Bettina Quäschning
- Prof. Dr. Wolfgang Ruf
- Prof. Ragna Schirmer
- Stefan Voß
Literatur
- Walter Serauky: Das Händelhaus in Halle an der Saale (Schriftenreihe der Bauhütte Roter Turm, Beiträge zur Stadt- und Kulturgeschichte Halles, Heft 4), Gebauer-Schwetschke Verlag Nachf. Jaeger und Co. KG, Halle (Saale) 1949
- Konrad Sasse: Das Händel-Haus in Halle - Geburtshaus Georg Friedrich Händels - Geschichte und Führer durch die Ausstellungen, Kreuz-Verlag, Halle (Saale) 1958
- Edwin Werner: Das Händel-Haus in Halle: Geschichte des Händel-Hauses und Führer durch die Händel-Ausstellung, 5. Aufl., Halle (Saale) 2007, ISBN 3-910019-24-2