Mährerreich
Groß-Mähren (nach 871 auch Großmährisches Reich oder Reich des Svätopluk genannt) [lat. magna Moravia, gr. he megale Morabia, slow. Veľká Morava, tsch.:Velká Morava] war ein westslawischer Staat zwichen 833 und Anfang des 10. Jahrhunderts (etwa 907). Sein Hauptgebiet entsprach dem heutigen Mähren und der Slowakei mit dem angrenzenden nördlichen Mittelungarn. Es handelte sich um die erste größere slawische Reichsgründung. Sie wird insbesondere von der heutigen Slowakei, aber auch von Tschechien (dadurch dass Mähren 1019 zu Tschechien kam) als eine Art früher Vorläuferstaat angesehen.
Übersicht
Das, was als "Groß"-Mähren bezeichnet wird entstand durch die Eroberung des Neutraer Fürstentums in der heutigen Slowakei durch den mährischen Fürst Mojmir I in 833. Die Herrscher des Landes waren dann Mojmír I (833-846), Rastislav (846-870), Slavomir (870), Svätopluk (871-894) und Mojmír II (894-?). Eine Stabilisierung des Staatsgebildes bedeutete die Herrschaft Rastislavs (846-870), der mehrfach die Angriffe des ostfränkischen Reiches erfolgreich abwehrte. Fränkische Quellen dieser Zeit berichten über mächtige, inzwischen auch archäologisch nachgewiesene Burgzentren (Devín, Mikulčice u. a.). Obwohl das Gebiet schon seit etwa 800 intensiv christianisiert wurde, berief Rastislav um 863 aus politischen Gründen Konstantin und Method in sein Reich. Diese wurden dadurch zu Begründern der slawischen Literatur und der kyrillischen Schrift. Ihre von Groß-Mähren verjagten Schüler haben die slawischenTeile Europas missioniert. Unter Svätopluk (870-894), dem damals gefürchtetsten Feind des Ostfrankenreichs, wurden dem Land riesige mitteleuropäische Gebiete angeschlossen. Die Streitigkeiten seiner beiden Söhne - der eine Fürst im heutigen Mähren, der andere in der heutigen Slowakei - schwächten das Land. Angriffe der nomadischen alten Ungarn haben dann 907 nach den drei Schlachten von Bratislava (Pressburg) die Zentralmacht Groß-Mährens zerstört.
Name
Hinsichtlich des Namens ist zu beachten, dass im Tschechischen und Slowakischen das Wort Morava sowohl dem deutschen Mähren als auch dem deutschen March entspricht. Die Quellen im 9. Jahrhundert bezeichneten das Land meistens als Moravia, wobei aber die Stadt Moravia und das Land Moravia schwer zu unterscheiden sind. Der Name Groß-Mähren (im Gegensatz zum bloßen Moravia/Mähren) wurde zum ersten Mal vom byzantinischen Kaiser Konstantin Porphyrogenetes um 950 verwendet (he megale Morabia). Jahrhunderte lang wurde er von sämtlichen Quellen mit Groß-Mähren oder manchmal mit Ober-Mähren übersetzt. Erst in letzter Zeit wird von verschiedenen Forschern vorgeschlagen - ohne dass ihnen allerdings andere Informationen als ihren Vorgängern zur Verfügung stünden - den Namen lieber mit Entferntes oder Ehemaliges Mähren zu übersetzten. Die Begriffe Ober-Mähren, Entferntes Mähren und wohl auch Groß-Mähren sollen den Gegensatz zum - vom Byzantinischen Reich aus gesehen - zweiten Morava in der Gegend von Sirmium hervorheben. Der Begriff Groß-Mähren soll zugleich betonen, dass es sich um Mähren samt der ihm ab 833 angeschlossenen Gebiete handelt.
Bevölkerung
Groß-Mähren war ein Staat der Vorfahren der heutigen Slowaken und Mährer. Die damaligen slawischen Quellen bezeichnen die Bewohner Groß-Mährens als Sloviene (Slawen, wurde damals auch für die Slawen im heutigen Ungarn, Slowenien, Slawonien verwendet) oder ausnahmsweise auch als "mährische Völker". Die lateinischen Quellen hingegen bezeichnen sie als "Sclavi" (Slawen), "Winidi" (Slawen), "Mährische Slawen" oder "Mährer". Die heutigen Begriffe Slowaken/Slowakisch (sk: Slováci / slovenský) usw. sowie Slowene/Slowenisch usw. (slowen. Slovenci/ slovensky) sind aus dem obigen Sloviene entstanden.
Gebiete Groß-Mährens
- 833 - 895/c. 907
- heutige Slowakei + Mähren + Gebiete oberhalb der Donau im heutigen Niederösterreich + Gebiete oberhalb von Budapest und der Theiß in heutigem Ungarn (bis auf die Gebiete westlich des Pilis-Gebirges) + westliche Karpato-Ukraine. Die westlichsten Gebiete des heutigen Mährens wurden erst um 846 von Rastislav angeschlossen.
- 874 – ?907
- + ein etwa 100km breiter Streifen im heutigen Polen oberhalb der slowakischen Grenze (Wislania? , d. h. das Weichsel-Gebiet)
- 880 - ?
- + ein etwa 100km breiter Streifen im heutigen oberhalb der tschechischen Grenze (Schlesien)
- 881 – 896
- + restliches heutiges Ungarn östlich von der Donau (Theiß-Tal). Diese Gebiet wurde damals als “Ödland” oder “ungetauftes (d. h. nicht christianisiertes) Groß-Mähren” bezeichnet
- 883/884 - 894
- + restliches heutiges Ungarn (bis Wien)
- 888/890 - 895
- + Böhmen
- 890 - 897
- + Lausitz
Städte
Die Hauptstadt hieß Morava (lat. Moravia), ihre Lage ist unbekannt, es wird aber aufgrund von reichen archäologischen Funden angenommen, dass es sich um das heutige Mikulcice an der tschechisch-slowakischen Grenze handelte. Die einzigen schriftlich nachgewiesenen Städte des Landes sind neben der genannten Morava die Burgstätten Neutra (828, Slowakei), Devín (864, Slowakei), Ushhorod (903, Ukraine), Bratislava (907, Slowakei) und Staré Město (?, Mähren). Bei Ushhorod wird allerdings die Zugehörigkeit zu Groß-Mähren zum Teil noch umstritten. Sämtliche Versuche das Zentrum des Landes irgendwo im heutigen Ostungarn oder gar im serbischen Morava zu platzieren entbehren aufgrund der archäologischen Funde und zahlreicher schriftlichen Quellen jeglicher Grundlage und werden von keinem zuständigen Mittelalterexperten in Österreich, Tschechien, der Slowakei und Ungarn anerkannt.
Archäologischen Funden zufolge waren wichtige Burgstätten des Landes (manche von ihnen jedoch nicht die ganze Zeit):
- im heutigen Mähren: Mikulčice, Staré Město, Pohansko, Líšeň, Olomouc
- in der heutigen Slowakei: Devín, Nitra (Neutra), Die Burg von Bratislava, Pobedim, Ducové, Brekov, Zemplín, Divinka, Mužľa, Starý Tekov, Zvolen-Môtová, Detva-Kalamárka, Čingov, Dreveník, Šarišské Sokolovce, Spišské Tomášovce, Kusín,Vyšehrad (in der Slowakei), und Hronský Beňadik
- im heutigen Ungarn: Gran (Esztergom), Feldebrö
- in der heutigen Ukraine: Ushhorod
Politische Ereignisse
Vorgeschichte
In der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts erreichten das heutige Mähren und die heutige Slowakei einen zivilisatorischen Wendepunkt. Es entstanden dort (sogar in den Bergen und in der Ostslowakei) zahlreiche slawische Burgstätten, es hat sich eine soziale Eliteschicht herausgebildet und der kulturelle Einfluss des benachbarten Fränkischen Reichs war sichtbar stark. Es enstanden so zwei slawische Fürstentümer: das Mährische Fürstentum (ursprünglich im heutigen südöstlichen Mähren und in den angrenzenden slowakischen Gebieten, ab 850 auch in ganzen heutigen Mähren ) sowie das Neutraer Fürstentum (ursprünglich in der West- und Mittelslowakei und Teilen des Nordungarns, später bis in die West-Karpato-Ukraine). Ersteres wird 822 zum ersten Mal erwähnt, sein Zentrum hieß Morava (dt. Mähren, vielleicht heutiges Mikulčice) und sein Fürst war seit etwa 830 Mojmir I. Das Zentrum des zweiten hieß Nitrava (später Nitra, dt. Neutra), es wird zum ersten Mal 828 (siehe unten) erwähnt und sein Fürst war seit etwa 825 Pribina (Privina).
Mojmír I
833 vertrieb der im Mährischen Fürstentum herrschende Fürst Mojmir I seinen Nachbarn Pribina aus dem Neutraer Fürstentum und vereinigte beide Fürstentümer. Damit entstand das Groß-Mähren, so zum ersten Mal vom byzantischen Kaiser Konstantin Porphyrogenetes um 950 genannt. Über Pribinas Schicksal siehe unter Plattensee-Fürstentum. Das Neutraer Fürstentum ist zu einem Lehnfürstentum geworden, in dem die Thronanwärter des herrschenden Mojmiriden-Geschlechts als Fürsten regierten.
Über die Herrschaft Mojmirs I (833-846) ist sehr wenig bekannt. Wichtig ist vielleicht nur der Bayerische Geopgraph, der 843 oder 850 in einer Beschreibung der Gebiete nördlich der Donau angibt, dass die Slawen in der heutigen Slowakei 30, im heutigen Mähren 11, in Böhmen 15 und in Bulgarien 5 Burgen haben. Die archäologischen Funde haben diese Zahlen ungefähr bestätigt.
Rastislav
Probleme entstanden für Groß-Mähren nach 843, als Ludwig der Deutsche zum König des neu gegründeten Ostfrankenreichs wurde und er beschlossen hat, sich bei den Ostnachbarn einzumischen. 846 hat er Rastislav (846 -870, Rastic, Rasticlao, Rastislaus), den in der Slowakei geborenen Neffen Mojmirs, mit Gewalt als neuen Herrscher von Groß-Mähren eingesetzt, und hat danach ständig versucht die großmährische Politik zu beeinflussen. Um 850 hat sich Rastislav aber von Ludwig dem Deutschen losgelöst, hat sogar Ludwig's Feinde in der ostfränkischen Politik unterstützt und hat die bayerichen Priester aus Groß-Mähren ausgewiesen. Gleichzeitig hat Rastislav das Gebiet zwischen der Donau und dem Fluss Dyje seinem Staat angeschlossen (nach manchen Quellen geschah dies bereits 791). 855 hatte Ludwig der Deutsche schließlich die Nase voll, attackierte Groß-Mähren bei Devín (Theben), wurde aber total geschlagen.
Am Ende der 850er Jahre ist Svätopluk (Sventopulk, Zventapu, Zwentibald, Zuendibolch, Suatopluk), der Neffe von Rastislav, der Fürst des Neutraer Fürstentums geworden (ab 867 dann Lehnfürst).
858 ist Rastislav ein Verbündeter von Karlmann, dem Grafen der Ostmark und Sohn von Ludwig dem Deutschen, geworden. Er erhielt dafür das Gebiet des Pilis-Gebirges im heutigen Ungarn. Um 861 haben der von Rastislav unterstützte Karlmann gegen den vom Pribina unterstützten Ludwig den Deutschen (siehe Plattensee-Fürstentum) gekämpft. Dabei ist Pribina gestorben und 863 wurde Karlmann geschlagen.
Etwa zur gleichen Zeit (861) hat Rastislav beschlossen, dem ostfränkischen Einfluss in seinem Reich endgültig ein Ende zu setzen und wendete sich an den Papst in Rom mit der Bitte um Lehrer, die lokale Priester erziehen könnten (nach manchen Quellen wollte er einen Bischof), damit der ostfränkische Einfluss in seinem Reich abnimmt. Byzantinische Priester, die schon seit langem ebenfalls in Groß-Mähren tätig waren, haben Rastislav vorgeschlagen sich mit der gleichen Bitte einfach an den byzantinischen Kirchenführer - den Byzantinischen Kaiser Michael III zu wenden. Rastislav tat dies 861 oder 862. Michael III, der die Gelegenheit zur Machtverteilung am Vorabend der sich schon abzeichnenden Kirchenspaltung gern aufgriff, hat Rastislav daraufhin 863 Cyrill und Method geschickt. Siehe Kapitel Cyrill und Methodius.
Gleichzeitig sind 862 die nomadischen alten Ungarn, die (damals noch) aus der Region hinter den Karpaten ihre sporadischen Feldzüge unternahmen, zum ersten Mal im Karpatischen Becken aufgetaucht. Ein zweites Mal sind sie 881 aufgetaucht. Diese beiden Feldzüge gegen das Ostfrankenreich wurden geschlagen. 889 kamen sie ein drittes Mal. Diesmal haben sie Groß-Mähren und das Ostfrankenreich geplündert. 892 wurden die Ungarn aber bereits von den Ostfranken gegen Groß-Mähren angeheuert - siehe unten. Die Ungarn haben sich erst 896 im heutigen Ungarn angesiedelt.
Zwei Jahre später (864) wurde der in seiner Burg Devín von ostfränkischen Truppen umzingelte Rastislav vorübergehend gezwungen, die ostfränkische Oberherrschaft anzuerkennen. Dies ist zugleich die erste schriftliche Erwähnung der Burg Devín in heutigem Bratislava. Ein Jahr später war jedoch Rastislav wieder ein Feind von Ludwig dem Deutschen.
Ostfränkische Okkupation
Nach einem erneuten (erfolglosen) ostfränkischen Angriff hat Rastislav das Neutraer Fürstentum (d. h. ganzes Ost-Groß-Mähren) seinem Neffen Svätopluk von Neutra als Lehnfürstentum übergeben. Es kam de-facto zu einer Aufteilung Groß-Mährens in zwei Teile. Sowohl Rastislav als auch Svätopluk mussten dann 868 und 869 weitere Angriffe abwehren. 870 hat jedoch Svätopluk die Seiten gewechselt und die ostfränkische Oberhoheit über seinem Neutraer Fürstentum anerkannt. Nachdem dann Rastislav versucht hatte Svätopluk umzubringen, ließ Svätopluk Rastislav gefangen nehmen und lieferte ihn im November 870 den Ostfranken aus. Die Ostfranken haben ihn blenden lassen und steckten ihn in ein Gefägnis. Sie schickten zudem eigene Leute (die Grafen Wilhelm and Engelschalk ) als Regenten in Rastislavs Mähren (d. h. West-Groß-Mähren). Svätopluk in der Slowakei, der gehofft hatte nun selber der Herrscher auch in Rastislavs Mähren zu werden, wollte diese ostfränkische Okkupation nicht akzeptieren und wurde in der Folge zusammen mit Method (siehe unten) in ein Gefängnis gesteckt. 871 ist dann im Sommer ein großmährischer Auftstand unter der Führung von Slavomir gegen die fränkischen Regenten ausgebrochen. Die Franken ließen Svätopluk unter der Bedingung frei, dass er ihnen hilft den Auftstand zu bewältigen. Svätopluk hat sich aber gegen die Franken gewandt, diese geschlagen und wurde zum neuen Herrscher von Groß-Mähren. Svätopluks Sieg bedeutete das endgültige Ende der ostfränkischen Oberherrschaft in Groß-Mähren.
Svätopluk I
Svätopluk [lies:Sve-] (871 - 894; Sventopulk, Zventapu, Zwentibald, Zuendibolch, Suatopluk) musste weitere fränkischen Angriffe (871, 872) abwehren. 874 haben die Gesandten Svätopluks mit Ludwig dem Deutschen den Forchheimer Frieden geschlossen. Von da an hat Svätopluk begonnen, seinem Land riesige Gebiete anzuschließen (Böhmen und Lausitz 890, Schlesien 880, Weichsel-Gebiet 874, Ungarn 881/884; siehe unten). Unter Svätopluk erreichte Groß-Mähren seine größte Ausdehnung. Es wird daher auch oft als Reich Svätopluks oder Großmährisches Reich bezeichnet In den 870ern hat Svätopluk die großmährische Gesellschaft sowie das Militär reorganisiert. Sein Model wurde dann später von den Staaten Böhmen, Polen und Ungarn übernommen. Ihre großmährischen Wurzeln sind das, was diese drei Staat im ganzen Mittelalter verbunden hat.
880 hat Groß-Mähren zum ersten Mal versucht, sein Gebiet in Diozösen zu unterteilen. Das enzige uns bekannte Bistum, das dem Erzbischofs Method (siehe unten) unterstellt war, entstand in Neutra. Im selben Jahr machte der Papst Groß-Mähren zu einem Lehen des Heiligen Stuhls, was so viel bedeutete, dass das Land auf die gleiche Ebene mit dem Ostfrankenreich gestellt wurde. Svätopluk selbst wurde dadurch de iure zum König (obwohl er auch vorher schon manchmal als "rex" bezeichnet wurde). Etwa ein Jahr später wurde in Neutra das erste Kloster in der heutigen Slowakei gegründet.
882 hat Svätopluk als Verbündeter Karls III. die Ostmark gestürmt und von dort die Grafen Wilhelm and Engelschalk verjagt. Diese flüchteten zu ihrem Verbündeten in Pannonien, Arnulf von Kärnten, der danach Bulgarien überredet hat, sich die ihren im vorigen Jahr durch Svätopluk eroberten Gebiete im heutigen Ostungarn zurückzuholen. Svätopluk hat aber Bulgarien geschlagen und sogar 883 und 884 Pannonien, d. h. das Gebiet von Arnulf von Kärnten, seinem Reich angeschlossen. Diese Eroberung wurde ihm auch von Karl III. im Sommer von 884 auf dem Chuomberg (mons Comianus) in der Nähe des Wiener Walds bestätigt. Gleichzeitig wurde erneut ein dauerhafter Frieden zwischen dem Ostfrankenreich und Groß-Mähren ausgehandelt. Arnulf von Kärnten erhielt bei diesen Verhandlungen Bayern und ein gewisser slawischer Fürst Braslav das Gebiet zwischen der Drau und der Save. 885 hat dann Svätopluk auch Frieden mit Arnulf von Kärnten geschlossen, einerseits weil es bereits klar war, dass Arnulf der neue ostfränkische König werden wird (887) und andererseits weil Svätopluk der Patenonkel von Arnulfs unhelichem Sohn Zuentibolch (Zuentibold, d. h. Svätopluk), dem späteren König von Lothringen, war. Mittels Zuentibolch ist übrigens auch das heutige (von Cyrill und Methodius in die Slowakei gebrachte) slowakische Staatswappen nach Lothringen als das sgn. lothringische Kreuz gelangt. Trotz des Friedens entstanden aber 888-889 Konflikte zwischen Arnulf von Kärnten und Svätopluk wegen Pannonien.
888 ist Borivoj, der Fürst von Böhmen, gestorben und Svätopluk wurde zusätzlich der Herrscher von Böhmen im Namen Borivojs minderjähriger Söhne. 890 hat Arnulf von Kärnten auf dem “Omuntesperch” (Amandhegy-Pannonhalma oder Omuntesdorf ) in einem kurzlebigen Frieden Svätopluks Oberherrschaft über Böhmen anerkannt. Svätopluk hat anschließend gleich auch die Lausitz annektiert. Im Juli 892 ist ein neuer großer Konflikt entstanden, bei dem Arnulf bayerische, fränkische und schwäbische Truppen, sowie Truppen des Fürsten Braslav gegen Svätopluk schickte. Nachdem sich herausstellte, dass diese Truppen nicht genug sind, hat Arnulf auch noch ungarische Reiter angeheuert. Dennoch wurden alle von den großmährischen Truppen geschlagen. Konfikte mit Arnulf gab es dann wieder 892 und 893.
Mojmír II
894 ist Svätopluk, der größte König von Groß-Mähren gestorben und mit ihm auch die Blütezeit seines Reiches. Die Ostfranken (Deutschen) waren froh ihren stärksten Gegner losgeworden zu sein. Svätopluk hat noch auf dem Totenbett die Seinen aufgefordert, keinen Frieden zu halten, sondern den Kampf gegen die Deutschen weiter zu führen. Sein Sohn Mojmír II wurde zum neuen König und sein anderer Sohn Svätopluk II wurde mit dem Neutraer Fürstentum beliehen. Ein Jahr später ist zwischen den beiden Söhnen ein Streit ausgebrochen, der in der Folge das gesamte Groß-Mähren schwächte. Svätopluk II wurde dabei von Bayern unterstützt. Die Streitigkeiten zwischen den beiden Brüdern entstanden zum Teil unter dem Einfluss des bayerischen Grafen Aribo(n) und seines Sohnes Isanrich, die sich oft am fürstllichen Hof in Groß-Mähren aufhielten. Nach manchen Quellen hatte Svätopluk auch einen dritten Sohn namens Predslav (Predeslaus), der mit Gebiet von Bratislava beliehen wurde und dieser Stadt nach neueren Auffassungen ihren deutschen Namen Brezalauspurc (d. h. eigtl. Predslavburg) gab (siehe 907). 897 hat Svätopluk II Arnulf von Kärnten in Worms besucht und wurde sein Verbündeter. 898 hat Mojmír II Svätopluk II angegriffen, aber Arnulf hat bayerische Truppen geschickt, die dann Mojmír II vorübergehend geschlagen haben.
Nach Svätopluks Tod hat Groß-Mähren die vorher angeschlossenen Gebiete verloren. 894 hat Mojmír II nach Plünderungen durch ungarische Reiter auf das Gebiet von Pannonien zugunsten von Arnulf von Kärnten verzichtet. 895 hat sich Böhmen bei der erstbesten Gelegenheit von Groß-Mähren losgerissen und wurde zum Vassalen von Arnulf von Kärnten. 896 haben die alten Ungarn, die gerade definitiv durch die Karpaten ins heutige Ungarn gekommen waren, das großmährische Theiß-Gebiet erobert. 897 hat sich die Lausitz nach einem Angriff der sächsichen Liudolphinen losgerissen und wurde zum Vassalen von Arnulf von Kärnten. 899 haben die ungarischen Stämme das Theiß-Gebiet verlassen und haben einen großen Feldzug gegen die Lombardei unternommen. Sie wurden dabei entweder von bayerischen Truppen oder von großmähirschen Truppen unterstützt. Im Frühling 900 sind die Ungarn dann nicht mehr in das Theiß-Gebiet zurückgekehrt, sondern haben sich in Pannonien oberhalb des Plattensees angesiedelt.
898 hat sich Mojmír II mit der Bitte an den Papst in Rom gewandt, die kirchliche Unabhängigkeit der großmährischen Provinz wieder zu stärken, da nach dem Tod von Erzbischof Method (siehe unten) und dem Verlust von Wiching, dem ersten Bischof von Neutra (siehe unten), Groß-Mähren wieder unter den Einfluss der bayerischen Kleriker gelangte. Im Winter 898/899 haben daraufhin die mit dieser Bitte empörten Bayern Groß-Mähren geplündert und nach dem Abzug der Bayern wurde der von Bayern unterstützte Svätopluk II von Mojmir II in irgendeiner Burg umzingelt. Die Bayern sind zurückgekehrt, haben Svätopluk II befreit und nach Bayern mitgebracht. 899 sind dann aufgrund der Bitte Mojmirs II päpstliche Gesandte in Groß-Mähren angekommen und haben vier lokale Bischöfe und einen Erzbischof geweiht. Von diesen Personen ist nur bekannt, dass eine von ihnen wieder in Neutra ihren Sitz hatte.
Obwohl noch im Sommer 900 Groß-Mähren zusammen mit den ungarischen Stämmen Bayern geplündert hat, haben 901 angesichts des neuen gemeinsamen Feindes - der Ungarn - das Ostfrankenreich (Ludwig das Kind) und das Großmährische Reich (Mojmir II) einen Friedensvertrag geschlossen. Dieser Frieden beendete auch die seit 895 andauernden Konflikte zwischen Groß-Mähren und dem ostfränkischen Vasallenstaat Böhmen. 902 haben die Ungarn zum ersten Mal das Zentrum Groß-Mährens angegriffen, sie wurden aber geschlagen. 904 haben wiederum die bayerischen Truppen die Ungarn westlich vom Wiener Wald aufgehalten. Bei den anschließenden Verhandlungen haben die Bayern aber den ungarischen Stammesführer Kusala getötet, was zum einen eine schreckliche ungarische Rache nach sich zog (siehe unten) und zum anderen die Position eines der ungarischen Stammesführer - Arpad (Begründer der Arpaden Dynastie) - stärkte.
Der Fall des Großmährischen Reiches
Nach dem Raffelstetten Zolltariff hatten die Ungarn 905-906 noch keinen Einfluss in Groß-Mähren. 906 wurden die Ungarn von Groß-Mähren in mehreren Schlachten geschlagen. Dabei sind wahrscheinlich Mojmr II sowie der wahrscheinlich 901 aus Bayern zurückgekehrte Svätopluk II ums Leben gekommen. Andereseits ist es den Ungarn gelungen die Bayern zu bezwingen und auf einem Feldzug nach Sachsen durch Groß-Mähren zu ziehen. Im Sommer 907 folgten dann die entscheidenden drei Schlachten von Brezalauspurc (heute:Bratislava), die auch als der Bayerisch-Ungarische Krieg bekannt sind. Die Bayern wurden total geschlagen und die Ostmark wurde dann von den Ungarn bis 955 besetzt. Die meisten historischen Quellen erwähnen in diesem Zusammenhang Groß-Mähren nicht, eine Quelle besagt jedoch, dass die großmährischen Truppen zusammen mit den Bayern kämpften. Da im Zusammenhang mit der letzten Schlacht (am 9. August) zudem indirekt erwähnt wird, dass das ungarische Gebiet in der südwestlichen Slowakei an der Donau endete, wird erst dieses Datum als das Ende der Zentralmacht in Groß-Mähren betrachtet.
Cyrill und Method
Hauptartikel: Kyrill und Method in Groß-Mähren
Externe Links
- Eine ausführliche Timeline (auf Englisch) [[pl:Pa%F1stwo wielkomorawskie]]