Messerschmitt Bf 109
Die Messerschmitt Bf 109 bzw. Me 109 war ein einsitziges deutsches Jagdflugzeug der 1930er und 1940er Jahre, das in einer Stückzahl von über 33.000 produziert wurde. Als Antrieb wurde zunächst ein Junkers Jumo-Vergasermotor mit 600 - 700 PS, später ein per Kompressor aufgeladener Daimler-Einspritzmotor mit anfangs ca. 1000 PS, am Ende des Krieges bis zu 2000 PS verwendet. Der Erstflug fand 1935 statt.
Der erste Kampfeinsatz der Bf 109 erfolgte im Spanischen Bürgerkrieg. Die zuvor eingesetzten Heinkel He 51 Doppeldecker-Jäger hatten die Luftüberlegenheit an die von den Republikaner verwendeten modernen sowjetischen Eindecker vom Typ Polikarpow I-16 verloren. Mit der Bf 109 wurde die Luftüberlegenheit der Nationalisten wiederhergestellt.
Die Me 109 wurde von der Luftwaffe als Luftüberlegenheitsjäger, als Abfangjäger gegen alliierte Bomber sowie als Jagdbomber (Tiefflieger) gegen Bodenziele eingesetzt. In der Luftschlacht um England erlitt die Luftwaffe eine Niederlage gegen die Royal Air Force, deren wichtigste Jägertypen die Hawker Hurricane sowie in geringerer Zahl die leistungfähigere Supermarine Spitfire waren.
In taktischer Hinsicht war die Bf 109 bis 1940 den englischen Jägern überlegen oder zumindest ebenbürtig. In mittleren und großen Höhen war sie schneller als die Spitfire, und in allen Höhen deutlich schneller als die Hurricane. Mit einer Bewaffnung von zwei 20-mm-Kanonen vom Typ MG FF/M und zwei 7,92 mm Maschinengewehren verfügte sie außerdem über eine weit größere Feuerkraft als die englischen Jäger mit ihrer Batterie von acht 7,7 mm MGs.
Anders als vom Luftfahrtautor Len Deighton dargelegt, besaß die Bf 109E keinen engeren Wendekreis als die englischen Jäger. Zwar wies die Bf 109E einen höheren Auftriebsbeiwert und ein geringeres Gewicht auf als die Spitfire, aber aufgrund ihrer deutlich kleineren Tragfläche konnte wies sie bei gleicher Geschwindigkeit trotzdem einen ca. 20% größeren Wendekreis auf. Andererseits war die Bf 109 aufgrund der besseren Leistung ihres Motors der Spitfire in in mittleren und großen Höhen in ohne Energieverlust geflogenen Kurven ebenbürtig oder sogar leicht überlegen.
Ein weiterer Vorteil des Daimler-Einspritzmotors, war die Möglichkeit, hart in einen Sturzflug zu drücken, ohne daß der Motor aussetzte (Defensivmanöver in der Luftkampftaktik). Die britischen Flugzeuge mit Vergasermotoren mußten den Sturzflug mit einer zeitraubenden halben Rolle einleiten und konnten daher nicht schnell genug folgen.
Ursachen der Niederlage der Luftwaffe in der Luftschlacht um England waren verfehlte Vorstellungen über die Möglichkeiten eines strategischen Luftkrieges, die schlechte Einsatztaktik des deutschen Oberkommandos sowie das leistungsfähige, radargestützte britische Jägerleitsystem.
Um den wachsenden Bomberverlusten über England entgegenzuwirken, sollten die Bf 109 Piloten engen Begleitschutz um die Bombergeschwader fliegen. So verloren die deutschen Jäger die taktische Initiative, weil sie aus dieser Position nicht im Sturzflug angreifen und ihren Hauptvorteil, die überlegene Geschwindigkeit, nutzen konnten. Ein weiteres Handicap der Bf 109 war ihre unzureichenden Treibstoffreserven. Die Bf 109 hatte maximal 30 min Kampfzeit über England und konnten die deutschen Bomber nicht weiter als bis London begleiten.
Im späteren Kriegsverlauf konnte die Entwicklung der Bf 109 zunächst mit der Entwicklung der alliierten Jäger Schritt halten. Erst Ende 1943/Anfang 1944 übertrafen die alliierten Jäger, vor allem die North American P-51, die Gesamtleistung der Bf 109 erheblich. Der Leistungsnachteil der Bf 109 war auf den Mangel an konkurrenzfähigen Hochleistungsmotoren zurückzuführen. Erst Ende 1944 standen wieder dem alliierten Leistungsniveau entsprechende Motoren zur Verfügung.
Hastig ausgebildetete Nachwuchspiloten kamen mit dem anspruchsvollen Flugzeug, seinem problematischen Roll- und Startverhalten (bedingt durch das schmalspurige Fahrwerk und den Drehmoment des starken Triebwerks) und der sehr sparsamen Instrumentierung (es gab z. B. keinen künstlichen Horizont, ohne den das Fliegen bei schlechter Sicht sehr schwierig ist) nur schwer zurecht.
Die seitlich angeschlagenen Haube konnte zum Absprung in Notsituationen gemeinsam mit dem feststehenden hinteren Haubenteil abgeworfen werden. Der Abwurf der Haube wurde auch vor einer Bauchlandung durchgeführt, um im Falle eines Überschlags aus der Kabine entkommen zu können.
Mit keinem anderen Flugzeugmuster wurden so viele Abschüsse erzielt wie mit der Bf 109 bzw. Me 109. So erzielte z. B. Erich Hartmann 352 Luftsiege ausschließlich in verschiedenen Modellen der Me 109.
Die letzte Version der Me 109, die Me 109K gehört zweifelsohne zu den besten im 2. WK gebauten Flugzeugen.
Versionensübersicht (vereinfacht)
Typ | Triebwerk (Volldruckhöhe) | Leistung [1] | Tankinhalt | Bordwaffen | Unterflügelwaffen |
---|---|---|---|---|---|
Bf 109A | Jumo 210B/D | 720 PS | 235 L | 2 x MG17 (7,92 mm) | - |
Bf 109B | Jumo 210D | 720 PS | 235 L | 3 x MG17 (7,92 mm) | - |
Bf 109C | Jumo 210G | 730 PS | 337 L | 4 x MG17 (7,92 mm) | - |
Bf 109D | Jumo 210D | 720 PS | 337 L | 4 x MG17 (7,92 mm) | - |
Bf 109E-1 | DB601A-1 (4,0 km) | 1050 PS | 400 L | 4 x MG17 (7,92 mm) | - |
Bf 109E-3 | DB601A-1 (4,0 km) | 1050 PS | 400 L | 2 x MG17 (7,92 mm), 2 x MG FF (20 mm) | - |
Bf 109E-4 | DB601A-1 (4,5 km) | 1050 PS | 400 L | 2 x MG17 (7,92 mm), 2 x MG FF/M (20 mm) | - |
Bf 109E-4/N | DB601N | 1050 PS [2] | 400 L | 2 x MG17 (7,92 mm), 2 x MG FF/M (20 mm) | - |
Bf 109E-7 | DB601A-1/DB601Aa [3] | 1050 PS | 400 L | 2 x MG17 (7,92 mm), 2 x MG FF/M (20 mm) | - |
Bf 109F-2 | DB601N | 1175 PS [2] | 400 L | 2 x MG17 (7,92 mm), 1 x MG151 (15 mm) | - |
Bf 109F-4 | DB601E | 1350 PS | 400 L | 2 x MG17 (7,92 mm), 1 x MG151/20 (20 mm) | - |
Bf 109G-2 | DB605A | 1475 PS | 400 L | 2 x MG17 (7,92 mm), 1 x MG151/20 (20 mm) | 2 x MG151/20 (20 mm) |
Bf 109G-6 | DB605A | 1475 PS | 400 L | 2 x MG131 (13 mm), 1 x MG151/20 (20 mm) | 2 x MG151/20 (20 mm) |
Bf 109G-10 | DB605D | 1475 PS | 400 L | 2 x MG131 (13 mm), 1 x MK108 (30 mm) | 2 x MG151/20 (20 mm) |
Bf 109K-4 | DB605D | 1800 PS | 400 L | 2 x MG131 (13 mm), 1 x MK108 (30 mm) | - |
[1] Bei Start-/Notleistung (für 5 min zulässig)
[2] Start-/Notleistung war für den DB601N gesperrt. 1050 PS waren für 30 min zulässig.
[3] Eine Bf 109E-7 (Werk-Nr. 3523) mit DB601Aa (Werk-Nr. 11220) wurde 2003 aus einem russischen See geborgen.
Technische Daten
Bf 109G-10: | |
Kenngröße | Daten |
---|---|
Länge | 8,95 m |
Flügelspannweite | 9,97 m |
Höhe | 8,95 m |
Antrieb | 1 Daimler DB 605D V-12-Zylinder-Motor mit 1.475 PS durch Wasser-Methanol-Einspritzung für kurze Zeit 1800 PS |
Höchstgeschwindigkeit | 685 km/h in 7.400 m Höhe |
Reichweite | 560 km |
Besatzung | 1 Mann |
Dienstgipfelhöhe | 12.500 m |
Leergewicht | 1.970 kg |
Fluggewicht | 3.500 kg |
Bewaffnung | zwei 13 mm MG und eine 20-mm-BMK 151 oder eine 30-mm-BMK MK 108 |
Siehe auch: Liste von Flugzeugtypen