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Schweres akutes Atemwegssyndrom

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Über das Schwere Akute Atemnotsyndrom (Severe Acute Respiratory Syndrome, SARS) ist bis jetzt (15. April 2003) nicht sehr viel bekannt. Laut dem Tropeninstitut in Hamburg entspricht das klinische Bild einer atypischen Lungenentzündung (Pneumonie). Der Ursprung der Krankheit und der Erreger von SARS ist bis jetzt unbekannt. Bakterielle Erreger wie Chlamydien, Mykoplasmen oder Legionellen, welche normalerweise die atypische Lungenentzündung versursachen, wurden bisher nicht gefunden. Deshalb vermuten die Ärzte, dass die Ursache ein Virus ist. Dafür spricht auch die Tatsache, dass die Erkrankten auf eine Behandlung mit Antibiotika nicht ansprechen.


Laut den Tagesthemen vom 18. März 2003 wurden zunächst Paramyxoviren als Ursache von SARS vermutet. Um den 26. März 2003 erhärtet sich der Verdacht auf Coronaviren. Es wird vermutet, dass ein bekanntes Coronavirus entweder mutiert ist oder dass eine Virusart, die bisher nur Tiere befallen hat, auf den Menschen "übergesprungen" ist. Die derzeitigen Untersuchungen konzentrieren sich daher auf Coronaviren und als weitere Faktoren auf Chlamydien und Paramyxoviren. Bisher sei nichts gefunden worden, "was gegen die ursächliche Rolle des Coronavirus spricht", doch seien die Wissenschaftler "weit von einer Bestätigung entfernt", heißt es aus Fachkreisen. Kanadischen Forschern gelang es kürzlich, das Genom des Coronavirus zu entschlüsseln, was Hoffnungen auf die baldige Entwicklung eines Impfstoffes weckt.

Einige Experten glauben, das Virus hinter der asiatischen Lungenkrankheit könnte von seltenen wilden Tieren stammen, die in Südchina gerne als Delikatesse verzehrt werden. Letzteres wird durch Berichte in der chinesischen Tageszeitung «Lianhe Wanbao» unterstützt, wonach die Krankheit vom Koch eines Spezialitätenrestaurants für wilde Tiere in Shenzhen in Südchina ausgegangen sein könnte. Auch Virologen eines WHO-Teams halten diese Theorie für plausibel.

Die Inkubationszeit beträgt 2 bis 7 Tage. Symptome sind laut Weltgesundheitsorganisation (WHO):

Die Krankheit überträgt sich wohl überwiegend durch Tröpfcheninfektion und damit bei engem Kontakt mit hustenden und niesenden Infizierten.

Die Lungenkrankheit geht nach Angaben der WHO mit Sicherheit von der chinesischen Provinz Guangdong aus. Beobachtet wurde das erste Auftreten der Krankheit in Hanoi, Vietnam am 26. Februar 2003. Bis Mitte März 2003 wurden der WHO 150 weitere Krankheitsfälle, meistens aus den asiatischen Ländern China, Vietnam, Hong Kong, Indonesien, Singapur, Thailand und den Philippinen, gemeldet. Es gibt seit dem 18. März 2003 zwei bestätigte Fälle in Deutschland. Inzwischen sind aber auch mehrere Fälle in Kanada aufgetreten. Auch in Japan wurden bei Personen, die in die betroffenen asiatischen Regionen gereist waren, die ersten SARS-Verdachtsfälle registriert. Am 12. April wird gemeldet, dass sogar in der chinesischen Inneren Mongolei erstmals zwei Menschen an SARS gestorben sind. Zudem hätten sich in der abgelegenen Region weitere acht Menschen mit dem Virus infiziert. In Großbritannien und Deutschland wurden bis zum 14. April je sechs Fälle einer SARS-Infektion gemeldet. Erstmals wurde auch innerhalb Europas ein Mensch mit SARS angesteckt, ohne dass er nach Südostasien gereist war. Der betroffene britische Geschäftsmann wird auf der Intensivstation eines Londoner Krankenhauses behandelt.

Am 15. März 2003 wurde von der WHO eine Reisewarnung ausgesprochen, was als sehr drastische Maßnahme angesehen werden kann. Reisende, die nach dem Besuch betroffener Regionen Symptome bemerken, sollen sofort medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Doch braucht niemand in Panik zu verfallen. Nur etwa 5 Prozent aller Infizierten sterben an der Virusinfektion. Reisende, die in Südostasien unterwegs sind, sollten jedoch Vorsichtsmaßnahmen beachten und etwa Menschenansammlungen meiden und in Verkehrsmitteln einen Mundschutz tragen. Obwohl die WHO auch die Übertragung durch Tiere nicht ausschließt, ist die wichtigste Infektionsquelle vermutlich die Tröpfcheninfektion über die Atemluft. Das heißt, Personen können sich z.B. über den Husten von Infizierten in einem Umkreis von rund einem Meter anstecken. Daneben kann das Virus auch indirekt übertragen werden, vor allem über Gegenstände, die Infizierte angefasst haben. Doch ist das Virus an der Luft nicht sehr resistent. Es überlebt nur drei bis sechs Stunden außerhalb des menschlichen Körpers. Eine Übertragung über Klimaanlagen hält man daher für nicht sehr wahrscheinlich. Bedenkt man ferner, dass nach derzeitigen Erkenntnissen das Virus offenbar erst in größeren Mengen und ab einem bestimmten Entwicklungsstadium der Krankheit ansteckend ist, dürfte es angesichts der getroffenen Sicherheitsmaßnahmen zu einer Ausbreitung von SARS in Deutschland nicht kommen. Es gibt aber auch einige neuere Hinweise darauf, dass das Virus doch stärker über die Umwelt verbreitet werden könnte, als man bisher dachte.

Das Lungenvirus hat bislang (15. April) rund 150 Menschen getötet, davon 56 in Hongkong und 64 in den 5 chinesischen Provinzen. Je 13 SARS-Tote gab es in Kanada und Singapur, 5 in Vietnam, 2 in Thailand und einer in Malaysia. Fast 3000 Personen sind mittlerweile weltweit infiziert, vor allem in asiatischen Ländern. In China wird die Zahl der Erkrankten mit 1.435 angegeben. Das Zentrum der Epidemie ist Guangdong mit rund 1200 Kranken und 44 Toten. In Hongkong sind über 1200 Personen infiziert. Besonders verbreitet ist das Virus hier unter Klinikmitarbeitern. Erstmals starb auch ein Ausländer in China am akuten Atemnotsyndrom. Es handelt sich dabei um einen 53jährigen Finnen, der für die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in Peking eine Konferenz vorbereitet hatte. Der deutsche Online-Dienst Stern.de meldete unter Berufung auf Krankenhausärzte, in Peking habe es weit mehr Todesfälle gegeben, als von den chinesischen Behörden offiziell eingeräumt wird.

Am 29. März 2003 starb der italienische Arzt Carlo Urbani, der als erstes auf die Lungenkrankheit aufmerksam gemacht hatte, selbst in Thailand an dem Virus. Der erste bekannte deutsche SARS-Patient im sauerländischen Hemer ist nach Auskunft seiner Ärzte "klinisch gesund".

Spezielle Behandlungsmaßnahmen gibt es bisher keine. Ärzte verabreichen zunächst das Anti-Viren-Medikament Ribavirin sowie Steroide. Danach erhalten die Betroffenen meist einen Cocktail aus verschiedenen Antibiotika, um die begleitende Entzündung der Atemwege durch Bakterien abheilen zu lassen. Die zusätzliche bakterielle Infektion macht nämlich die Lungenentzündung erst so gefährlich.