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Sonntag

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Vorlage:BKH1 Der Sonntag (althochdeutsch: sunnun tag, lateinisch: dies solis, griechisch: heméra Helíou = Tag der Sonne) ist nach deutscher Zählung (DIN 1355) seit 1.1.1976 der siebte Wochentag, nach christlich/jüdischer Zählung der erste, und in den vom Christentum geprägten Ländern wöchentlicher Feiertag.

Gesetzliche Regelungen

Praktisch alle europäischen Länder haben gesetzliche Einschränkungen der Sonntagsarbeit. Diese werden heute nicht mehr religiös, sondern sozial oder humanitär begründet.

Entwicklung des Sonntags

Frühes Christentum

Die ersten Christen waren Juden und hielten den in der Torah bzw. in den zehn Geboten vorgeschriebenen Sabbat als Ruhetag. "Gedenke des Sabbattages, daß du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke beschicken. Aber am siebenten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes, da sollst du kein Werk tun, weder du, noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Vieh, noch dein Fremdling, der in deinen Toren ist. Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer, und alles was darinnen ist. Aber am siebenten Tag ruhte er von allen seinen Werken. Darum segnete der Herr den Sabbattag und heiligte ihn." (2. Mose 20, 8-10) Parallel zum Sabbat trafen sie (Judenchristen und Heidenchristen) sich aber auch wöchentlich am Tag des Herrn, dem Sonntag (die Bibel erwähnt jedoch an keiner Stelle, dass der Sonntag der Tag des Herrn sei) , zu Schriftlesung, Gebet und Abendmahl. Johannes empfing die Offenbarung "an dem Herrn gehörenden Tag" (welcher nach Genesis 2,3 unverändert der Sabbat ist). An diesem Tag des Herrn (welcher ohne biblischen Bezug eingeführt worden ist) wurde die Auferstehung gefeiert, die nach den Evangelien am dritten Tage nach der Kreuzigung, d.h. am Ostersonntag, erfolgte. Die Bezeichnung Tag des Herrn lebt heute noch in vielen romanischen Sprachen als Bezeichnung des Sonntags fort: franz. Dimanche, ital. Domenica, spa. Domingo leiten sich von dies domini, der lateinischen Übersetzung des griechischen Kyriake heméra, ab.

Eine erste Erwähnung des Sonntags gibt es bereits in der Mitte des 1. Jahrhunderts bei Paulus im 1. Korintherbrief: Was aber die Sammlung für die Heiligen angeht: wie ich in den Gemeinden in Galatien angeordnet habe, so sollt auch ihr tun! An jedem ersten Tag der Woche lege ein jeder von euch bei sich etwas zurück und sammle an, soviel ihm möglich ist, damit die Sammlung nicht erst dann geschieht, wenn ich komme. (1. Korintherbrief Kapitel 16, Vers 2)

Die Bedeutung des Sonntags wird bereits für den Beginn des 2. Jahrhunderts durch die Didache (ca. 90), später auch durch Plinius, den Barnabasbrief, durch Ignatius von Antiochia um 110 in Asien, durch Justin den Märtyrer und durch Irenäus von Lyon (um 180) bezeugt.

Didache (ca. 90): Wenn ihr aber am Herrentag zusammenkommt, dann brecht das Brot und sagt Dank, nachdem ihr zuvor eure Übertretungen bekannt habt, damit euer Opfer rein sei.
Barnabasbrief, Alexandria (um 100): Deshalb begehen wir auch den achten Tag (= den Sonntag, den ersten Tag der neuen Woche) in Freude, an dem auch Jesus von den Toten auferstanden und, nachdem er sich geoffenbart hatte, in den Himmel aufgestiegen ist.
Plinius, Kleinasien (um 110): Sie pflegten sich an einem bestimmten Tage vor Sonnenaufgang zu versammeln, Christus als ihrem Gott einen Wechselgesang zu singen... Hernach seien sie auseinandergegangen und dann wieder zusammengekommen, um Speise zu sich zu nehmen...
Justin der Märtyrer, Rom, 1. Apologie (um 150): An dem nach der Sonne benannten Tage findet die Zusammenkunft von allen, die in Städten oder auf dem Lande herum weilen, an einem gemeinsamen Ort statt. Es werden die Aufzeichnungen der Apostel und die Schriften der Propheten vorgelesen, soweit es die Zeit erlaubt. Wenn dann der Vorleser aufgehört hat, hält der Vorsteher eine Ansprache, in der er ermahnt und auffordert, diesen schönen Lehren und Beispielen nachzufolgen. Sodann stehen wir alle zusammen auf und schicken Gebete zum Himmel * für uns selbst ... und für alle anderen auf der ganzen Welt, auf daß wir würdig werden, ... auch in Werken als gute ... Menschen und als Beobachter der Gebote befunden zu werden, um so das ewige Heil zu erlangen. Nachdem wir die Gebete beendet haben, grüßen wir einander mit einem Kusse. Dann wird dem Vorsteher der Brüder Brot gebracht und ein Becher mit einer Mischung von Wasser und Wein. Dieser nimmt es, sendet durch den Namen des Sohnes und des Heiligen Geistes Lob und Preis zum Vater aller Dinge empor und verrichtet eine lange Danksagung dafür, daß wir dieser Gaben von ihm gewürdigt wurden. Ist er mit den Gebeten und der Danksagung zu Ende, stimmt das ganze anwesende Volk ein, indem es spricht: Amen. Nachdem der Vorsteher die Dankhandlung vollbracht und das ganze Volk eingestimmt hat, reichen die Diakone, wie sie bei uns heißen, jedem Anwesenden vom dankgesegneten Brot und vom mit Wasser vermischten Wein zum Genuß dar und bringen davon auch den Abwesenden.

Während die Einzelheiten bezüglich des Sonntags (Tag des Herrn) in christlichen Gruppen im 2. Jahrhundert variierten (parallel zum Sabbat, ohne Sabbat, als sabbatähnlicher Ruhetag, als Arbeitstag mit Gottesdienst am Abend), gab es keine christliche Gruppe, die den Tag des Herrn nicht feierte. Auch gab es bereits im zweiten Jahrhundert keinen Hinweis darauf, dass der Tag des Herrn als solcher je irgendwie umstritten gewesen war oder neu eingeführt wurde. Daraus lässt sich schließen, dass der Brauch bereits zur Zeit der ältesten Schriftquellen verbreitet war. Was sich allerdings nicht daraus schließen lässt, ist eine durchgehende "Heilighaltung" des Sonntags im Sinne einer Arbeitsruhe. Eher scheint es sich bei den meisten Christen um ein Sammeln der Gaben vor der Geschäftstätigkeit am ersten Tag der Woche (bei Paulus) und um eine geistliche Stärkung vor Beginn der Arbeit (Sonntag als Arbeitstag) gehandelt zu haben. Auch Jesus ruhte nicht am ersten Tag bei seiner Auferstehung (Lukasevangelium Kapitel 24).

Ab dem 3. Jahrhundert gab es außer den Ebioniten noch mehrmals uns wenig bekannte Gruppen, die parallel zum Tag des Herrn auch den Sabbat feierten, wie z.B. die Albigenser.

Die orthodoxe Kirche hält bis heute an besonderen biblischen Lesungen und während der Fastenzeiten erleichtertem Fasten sowohl für den Samstag wie auch für den Sonntag fest. Die Hauptliturgie findet allerdings auch hier am Sonntag statt, und dieser ist auch in den orthodoxen Ländern der traditionelle Tag der Arbeitsruhe.

Spätes Römisches Reich

Im Jahre 321 erklärte Konstantin I. den dies solis zum Feiertag. Dieser von den Christen als Tag des Herrn gefeierte Tag war auch bei den Anhängern des Mithraskults der heilige Tag. Konstantin konnte mit diesem Edikt also gleich zwei wichtigen Religionen einen Gefallen tun (und offen lassen, welche er besonders meinte).

Alle Richter und Einwohner der Städte, auch die Arbeiter aller Künste, sollen am ehrwürdigen Tag der Sonne ruhen.

Dringende landwirtschaftliche Arbeit ist bei Konstantin ausgenommen.

Mittelalter

Während im Frühmittelalter Sonntagsruhe im heutigen deutschen Sprachraum noch kein Thema war, entwickelten sich im Laufe des Mittelalter kirchliche Gebote: Christen hatten am Gottesdienst teilzunehmen, der Sonntagsfrevel (Sonntagsarbeit) gefährde das Seelenheil. Gleiches galt auch für eine allmählich immer weiter zunehmende Zahl von kirchliche Feiertagen.

Reformation

In der Reformation war der absolut arbeitsfreie Sonntag nicht wesentlich, es ging bei der Sonntagsheiligung in erster Linie um den Gottesdienstbesuch. Die meisten anderen kirchlichen Feiertage wurden abgeschafft.

Martin Luther, Großer Katechismus: Darum geht nun dies Gebot nach dem groben Verstand uns Christen nichts an, denn es ein ganz äußerliches Ding ist, wie andere Satzungen des Alten Testaments, an sonderliche Weise, Person, Zeit und Stätte gebunden, welche nun durch Christum alle frei gelassen sind. Aber einen christlichen Verstand zu fassen für die Einfältigen, was Gott in diesem Gebot von uns fordert, so merke, daß wir Feiertage halten nicht um der verständigen und gelehrten Christen willen, denn diese bedürfen nirgends zu, sondern erstlich auch um leiblicher Ursache und Notdurft willen, welche die Natur lehrt und fordert für den Gemeinden Haufen, Knechte und Mägde, so die ganze Woche ihrer Arbeit und Gewerbe gewartet, daß sie sich auch einen Tag einziehen, zu ruhen und erquicken. Darnach allermeist darum, daß man an solchem Ruhetage (weil man sonst nicht dazu kommen kann) Raum und Zeit nehme, Gottesdienstes zu warten; also daß man zu Haufe komme, Gottes Wort zu hören und handeln, darnach Gott loben, singen und beten.
Heidelberger Katechismus: 103. Was will Gott im vierten Gebot? -- Zum Ersten will Gott, daß das Predigtamt und die Schulen erhalten werden und ich besonders am Feiertage regelmäßig zur Gemeinde Gottes komme, um das Wort Gottes zu lernen, die heiligen Sakramente zu gebrauchen, den Herrn öffentlich anzurufen und das christliche Almosen zu geben. Zum Zweiten will er, daß ich alle Tage meines Lebens von meinen bösen Werken feiere, den Herrn durch seinen Geist in mir wirken lasse und so den ewigen Sabbat in diesem Leben anfange.

Neuzeit

Im 17. Jahrhundert kommt durch die von den Puritanern beeinflussten Pietisten wieder eine sabbatähnliche Sonntagsheiligung auf, die in den folgenden Jahrhunderten durch die Industrialisierung immer weniger eingehalten wird.

Erst Ende des 19. Jahrhunderts kommen wieder erste Arbeitsgesetze, die die Arbeit am Sonntag einschränken (z.B. Schweizer Fabrikgesetz von 1877).

Die Weimarer Reichsverfassung legte 1919 fest: Der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage bleiben als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erbauung gesetzlich geschützt. Nach dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland von 1949 ist dieser Artikel der Weimarer Verfassung "Bestandteil dieses Grundgesetzes".

Gegenwart

Der wirtschaftliche Druck durch Maschinen, deren Auslastungszeit möglichst 24 Stunden am Tag betragen soll, setzt sich sowohl gegen die traditionell-religiösen als auch gegen die sozialen und humanitären Gründe durch. Neuere Arbeitsgesetze lassen für den Sonntag wieder mehr und mehr Ausnahmen zu.

Neben dem Christentum kennen auch das Judentum und der Islam den siebentägigen Feiertagsrhythmus. Zum Judentum siehe Schabbat. Im Islam nimmt der Freitag die Rolle des Sonntags ein, wobei der Tag jedoch früher nicht komplett arbeitsfrei war, sondern nur aus religiösen Gründen jedermann der mittägliche Besuch der Moschee ermöglicht werden sollte. Der Wochenbeginn ist jedoch auch im Islam am Sonntag. Arbeitsfreier Tag wurde der Freitag in einigen islamischen Ländern im 20. Jahrhundert -- analog zum Sonntag in westlichen Ländern.

In den USA beginnen Kalenderwochen immer am Sonntag. Damit wird die Christusbezogenheit der amerikanischen Gesellschaftsordnung bekräftigt.

Siehe auch

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