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Procon-ten

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Procon-ten (von programmed contraction und tension) war eine Marke[1] für ein System zur Erhöhung der passiven Sicherheit in Kraftfahrzeugen, das bei einem Frontalaufprall die Lenksäule zurückzieht und die Sicherheitsgurte strafft. Das System wurde in den 1980er Jahren von Audi entwickelt und als Marke eingetragen, welche 2002 gelöscht wurde.

Das mechanisch arbeitende Procon-ten besteht aus Stahlseilen, die die Lenksäule sowie die vorderen Sicherheitsgurte über Umlenkrollen im Bereich der vorderen Radaufhängungen mit dem Motorblock verbinden. Bei einem Frontalaufprall wird in der Anfangsphase der Motorblock zwischen den Vorderrädern hindurch in Richtung der Fahrgastzelle geschoben. Durch die Umlenkung der Seile wird diese Verschiebung genutzt, um die Lenksäule in entgegengesetzter Richtung vom Fahrer wegzuziehen und die Sicherheitsgurte zu spannen.

Zweck des Systems ist vor allem, die Gefahr von Kopfverletzungen durch Aufschlagen auf das Lenkrad zu verringern. Die Gurtstraffer verringern das Verletzungsrisiko zusätzlich. Mittlerweile ist Procon-ten durch sensorgesteuerte Airbags und Gurtstraffer ersetzt worden.

Heckscheibenaufkleber mit Procon-ten-Logo

Nachteile

Das Lenkrad wird durch das Stahlseil, das um Motorblock und Getriebe liegt während des Aufprallvorgang in das Armaturenbrett gezogen. Dies Geschehen dauert in der Regel nur wenige Millisekunden. Der Motorblock nimmt ebenso in der Geschwindigkeit die neue Position ein wie das Lenkrad. Die gesamten Kräfte, die auf den Motorblock wirken, werden somit über das Stahlseil in Negativ-Richtung an das Lenkrad abgegeben. Somit können innerhalb von wenigen Millisekunden mehrere Kilonewton am Lenkrad ziehen, was fatale Folgen haben kann:

Bei größer gebauten Menschen können die Knie bei einem Aufprall verletzt werden, wenn das Lenkrad ruckartig in das Armaturenbrett gezogen wird. In besonders schweren Fällen eines Aufpralls (mit mehr als den damals üblich getesteten 30 bis 45 km/h) wird der Fußraum des Fahrers bei einer Frontabdeckung von 40 % stark verkleinert. Beim Einsetzen des Procon-ten kann es bei Menschen, die größer als 1,80 m sind, durch das Zurückschnellen des Lenkrades und die zusätzliche Verkleinerung des Fußraumes durchaus zu schweren Verletzungen kommen; im schlimmsten Fall besteht die Möglichkeit des Trümmerbruchs der Knie und Unterschenkel des Fahrers. Da die Stahlseile, die zu den Gurten geführt sind, enorme Druckkräfte auf die Fahrgastzelle ausüben, kann diese auch etwas verformt werden, so dass sich nach einem Unfall die Türen nicht mehr öffnen lassen.

Einstellung der Entwicklung

Auf massiven Druck der Kfz-Versicherungen hin wurde Procon-ten von Audi aufgegeben. Ein Fahrzeug, bei dem das Procon-ten-System zu seinem unter Umständen lebensrettenden Einsatz kam, war mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Totalschaden, welcher nur noch wenig Restwert hatte, da das mit dem Seil verbundene Getriebe, das Armaturenbrett, die Schweller und die Lenkung auf jeden Fall zerstört bzw. schwer beschädigt waren. Das Gerücht, dass Audi die Procon-ten-Stahlseile anlässlich der routinemäßigen Inspektion der Wagen heimlich kappen ließ, hat sich nicht bewahrheitet, da in vielen Audi 80 und 100 die Stahlseile noch vorhanden waren. Heute haben sich die Sicherheitslenksäule mit Sollbruchstelle(n) und der Sicherheitsgurt durchgesetzt. Es werden keine Neuwagen mehr mit der Procon-ten-Technik ausgerüstet.

Einzelnachweise

  1. Markenregister procon-ten