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Karl May

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Karl Friedrich May (* 25. Februar 1842 in Ernstthal; † 30. März 1912 in Radebeul; eigentlich Carl Friedrich May) war ein deutscher Schriftsteller.

Leben

Villa Bärenfett

Karl May entstammt einer sehr armen Weberfamilie. In seiner Jugend wurde er wegen Diebstahls (u.a. von Kerzenresten) und wegen Hochstapelei mehrmals verurteilt, im Gefängnis entstanden seine ersten literarischen Versuche. Karl May machte 1896 Radebeul zu seinem Wohn- und Arbeitsort.

Zur Schreibweise des Namens

Die Schreibweise seines Vornamens mal mit C, mal mit K (wie auch bei anderen Personen seiner Zeit) erklärt sich durch die erst im Laufe seines Lebens festgelegten verbindlichen Regeln für Orthographie und Namensgebung (Einführung des Personenstandswesens 1875). Die Ursachen für die allgemeine Änderung des C in ein K sind eventuell zusätzlich noch politischer Natur. Carl Friedrich May wurde auf jeden Fall unter diesem Namen geboren, in den letzten 20 Jahren seines Lebens unterzeichnete er jedoch mit Karl (Friedrich) May.

Sein Werk

Er schrieb auch unter mehreren Pseudonymen: Unter anderem Capitain Ramon Diaz de la Escosura, M. Gisela, Hobble-Frank, Karl Hohenthal, D. Jam, Prinz Muhamêl Lautréamont, Ernst von Linden, P. van der Löwen, Emma Pollmer, Richard Plöhn, Oberlehrer Franz Langer.

Bekannte Figuren aus seinen Romanen:

Indianer; Foto

Karl May ist einer der erfolgreichsten Autoren von Kolportageromanen und Trivialliteratur des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Seine Abenteuerromane wurden in 33 Sprachen übersetzt und erreichten eine Gesamtauflage von über 200 Millionen. Sie schildern Reisen zu exotischen Schauplätzen, wie den Wilden Westen und den vorderen Orient (die er entgegen seinen Behauptungen erst in seinem letzten Lebensjahrzehnt als bereits erfolgreicher Schriftsteller angetreten hat). Dabei wendet er sich auf christlicher Basis dem Schicksal der unterdrückten Völker zu.

In seinem Spätwerk erreicht er auch literarische Beachtung und schafft dem Surrealismus nahestehende Symbolromane mit pazifistischer Tendenz. ("Ardistan und Dschinnistan" (1909), "Und Friede auf Erden" (1904)) Eine sehr große Bedeutung hatte in diesem Zusammenhang die Künstlerfreundschaft zu dem Jugendstilmaler und Bildhauer Sascha Schneider. Schneider schuf neben einer Serie von Deckelillustrationen für die Bände Karl May's auch ein großes Wandgemälde ("Der Chodem") für den Empfangssalon des Schriftstellers in dessen Villa in Radebeul.

Karl Mays letzte Lebensjahre sind gezeichnet von verschiedenen Prozessen, in denen ihm nachgewiesen werden sollte, dass seine Reisegeschichten erfunden sind.

Er selbst betonte immer wieder die Wichtigkeit seines Spätwerks.

Einige seiner Romane wurden verfilmt, andere werden auf Freilichtbühnen aufgeführt. Die bekanntesten Inszenierungen sind die jährlich stattfindenden Karl-May-Festspiele in Bad Segeberg. Auch die in Radebeul beheimateten Landesbühnen Sachsen führen regelmäßig Stücke nach Karl May auf der Felsenbühne Rathen in der Sächsischen Schweiz auf.

Der Verlag

Der Karl-May-Verlag wurde am 1. Juli 1913 von Klara May (der Witwe des Autors), Friedrich Ernst Fehsenfeld (dem Hausverleger Karl Mays) und dem Juristen Dr. Euchar Albrecht Schmid gemeinsam gegründet und verlegt bis heute die Werke Karl Mays. Neben den Gesammelten Werken, den klassischen Grünen Bänden, gibt er auch ein umfangreiches Reprintprogramm heraus. Die Gesammelten Werke sind zum Teil in unterschiedlichem Umfang bearbeitet. Einige Bände enthalten nur geringere inhaltliche sowie stilistische Veränderungen (zum Beispiel Tilgung von Fremdwörtern), in anderen hingegen wurden nicht nur Handlungstränge umgestellt, Personen umbenannt, sondern auch Teile gestrichen oder neu eingefügt. In den letzten Jahren wurden einige Bände teilweise "rückbearbeitet", wer jedoch Karl May im Originaltext lesen will, sollte auf die Reprintbände zurückgreifen.

Mays Werke werden heute nicht nur vom Karl-May-Verlag veröffentlicht. Im Auftrag der Karl-May-Stiftung entsteht die "Edition Karl Mays Werke". Der Weltbild-Verlag veröffentlicht eine illustrierte Ausgabe. Beide Ausgaben bieten verlässliche Texte nach Mays Manuskripten bzw. den von ihm betreuten Drucken, sind aber zurzeit (April 2004) noch nicht abgeschlossen. Die Karl-May-Gesellschaft veröffentlicht (für ihre Mitglieder) ebenfalls eine Reprint-Reihe (überwiegend Zeitschriften-Veröffentlichungen). Die Karl-May-Gesellschaft beschäftigt sich mit Leben, Werk und Wirkung des Schriftstellers. Sie ist einer der größten deutschsprachigen literarischen Vereine.

Viele seiner Bücher sind aus der Ich-Perspektive des Protagonisten (Helden) geschrieben. Karl May behauptete, die von ihm beschriebenen Orte selbst besucht zu haben, was jedoch erst gegen Ende seines Lebens teilweise der Fall war. Ihm wurde in diesem Zusammenhang Hochstapelei und Pseudologie (Zwanghaftes Lügen) vorgeworfen. Die in seinen Büchern beschriebenen Fakten hat er jedoch sehr gewissenhaft recherchiert.

Das Museum

In Radebeul wurde am 1. Dezember 1928 in der Villa Bärenfett ein Karl-May-Museum eröffnet. Ein weiteres Museum wurde im Geburtshaus in Hohenstein-Ernstthal eingerichtet. Neben der Dauerausstellung gibt es dort jährlich zwischen dem 25.2. und dem 30.3. eine große Sonderausstellung.

Bekannte Bücher

Lieferungsromane (Auswahl)

Waldröschen (pseudonym, 1882-84, Verlag H. G. Münchmeyer, Dresden)
Die Liebe des Ulanen (1883-85, Verlag H. G. Münchmeyer, Dresden)
Der verlorne Sohn (pseudonym, 1884-86, Verlag H. G. Münchmeyer, Dresden)
Deutsche Herzen, Deutsche Helden (pseudonym, 1885-87, Verlag H. G. Münchmeyer, Dresden)
Der Weg zum Glück (pseudonym, 1886-88, Verlag H. G. Münchmeyer, Dresden)

Reiseerzählungen

Durch Wüste und Harem bzw. Durch die Wüste (1892)
Durchs wilde Kurdistan (1892)
Von Bagdad nach Stambul (1892)
In den Schluchten des Balkan (1892)
Durch das Land der Skipetaren (1892)
Der Schut (1892)
Winnetou I-III (1893)
Orangen und Datteln (1893) bzw. Sand des Verderbens
Am Stillen Ocean (1894)
Am Rio de la Plata (1894)
In den Cordilleren (1894)
Old Surehand I (1894)
Old Surehand II (1895) bzw. Kapitän Kaiman
Im Lande des Mahdi I-III (1896)
Old Surehand III (1897) bzw. Old Surehand II
Satan und Ischariot I-III (1896/97)
Auf fremden Pfaden (1897)
"Weihnacht!" (1897) bzw. Weihnacht im Wilden Westen
Im Reiche des silbernen Löwen I-II (1898)
Am Jenseits (1899)
Im Reiche des silbernen Löwen III-IV (1902/03)
Und Friede auf Erden! (1904)
Ardistan und Dschinnistan I-II (1909)
Winnetou IV (1910) bzw. Winnetous Erben

Jugenderzählungen

Der Sohn des Bärenjägers (1887) bzw. Unter Geiern (1. Teil)
Der Geist des Llano estakado (1888) bzw. Unter Geiern (2. Teil)
Kong-Kheou, das Ehrenwort (1888/89) bzw. Der blaurote Methusalem
Die Sklavenkarawane (1889/90)
Der Schatz im Silbersee (1890/91)
Das Vermächtnis des Inka (1891/92)
Der Oelprinz (1893/94)
Der schwarze Mustang (1896/97) bzw. Halbblut

Gedichte

Himmelsgedanken (1900)

Drama

Babel und Bibel (1906)

Autobiografie

Mein Leben und Streben (1910)


Karl May trat auch als Komponist in Erscheinung. Er komponierte zwei weit bekannte romantische Chorlieder, "Ave Maria" und "Vergiss mich nicht". Vor allem das erstgenannte gehört zum Repertoire zahlreicher Gesangvereine im ganzen deutschsprachigen Raum. Es wurde auch auf Schallplatte aufgenommen.

Seine Bücher sind so populär, dass es viele Fortsetzungen anderer Autoren gibt. Schon zu Lebzeiten wurde May parodiert oder unverhohlen kopiert. Jetzt erscheinen auch noch "neue Romane" mit seinen Helden. Bekannt wurden die Fortsetzungen von Franz Kandolf, Reinhard Marheinecke, Edmund Theil und Jörg Kastner.

Siehe auch: Indianer und Deutsche; Klaus Dill (Buchillustrator)


Literatur

  • Hans Wollschläger: Karl May. Grundriß eines gebrochenen Lebens, 1965 (2. Aufl. 1976, 3. Aufl. Göttingen 2004).
  • Arno Schmidt: Sitara oder der Weg dorthin
  • Christian Heermann: Winnetous Blutsbruder, Biografie, 2002 Karl-May-Verlag
  • Gert Ueding (Hrsg.): Karl-May-Handbuch, 2. erw. u. bearb. Aufl. Würzburg, 2001