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Zyklon B

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Zyklon B-Behälter

Zyklon B war der Handelsname für ein Schädlingsbekämpfungsmittel mit dem Wirkstoff Blausäure (chemisch Cyanwasserstoff, Summenformel HCN). Es wurde im NS-Reich auch zur Ermordung von Menschen genutzt.

Produkt

Das Zellgift Blausäure ist wegen seines niedrigen Siedepunktes gefährlich zu handhaben. Zyklon B bestand aus einem Substrat (Discoids aus Zellstoff, die wie Bierdeckel aussehen) oder Pellets (erbsengroßen gipshaltigen sog. Erco-Würfeln ), die mit der Blausäure sowie dem Riechstoff Bromessigsäuremethylester (als Warnfaktor) getränkt waren und aus denen die Blausäure langsam und kontrolliert austrat. Vor 1938 wurde die Blausäure für eine sicherere Handhabung auch in Kieselgur gebunden. Zyklon B enthielt zudem einen Stabilisator; die Haltbarkeit wurde für die Dauer von drei Monaten nach Auslieferung garantiert.

Eine Sonderform war Zyklon B ohne Warnstoff, das zur Behandlung von Lebensmitteln und anderen anfälligen Stoffen hergestellt wurde.

Hersteller

Der Wirkstoff wurde von den "Dessauer Werken für Zucker-Raffinerie GmbH", Dessau, und "Kaliwerke AG" in Kolín, Tschechien (CZ) im Auftrag der "Deutschen Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung mbH" ("Degesch") hergestellt, einer Tochterfirma der Degussa und der IG Farben, und über die Handelsfirmen Tesch & Stabenow ("Testa") und Heerdt Lingler ("HeLi") vertrieben.

Verwendung in Vernichtungslagern

Jean-Claude Pressac recherchierte von 1979-1985 detailliert die Verwendung von Zyklon B in Vernichtungslagern. Dabei stellte er fest:

Verwendung als Giftgas

Anfängliche Experimente mit Blausäure als Giftgas im Ersten Weltkrieg durch Frankreich schlugen fehl, da das Gas zu flüchtig ist.

Zyklon B wurde hauptsächlich im KZ Auschwitz-Birkenau verwendet, um Lagerinsassen massenhaft in Gaskammern zu ermorden. Erste Versuche dazu hatten schon Ende 1941 im KZ Auschwitz I (Stammlager) stattgefunden. In weitaus geringerem Maße wurde Zyklon B auch in den Lagern KZ Majdanek, KZ Mauthausen, KZ Sachsenhausen, KZ Ravensbrück, KZ Stutthof und KZ Neuengamme zu Tötungszwecken benutzt.

Durch kriegsbedingten Mangel wurde der Anteil des Warn- und Reizstoffes im Zyklon B herabgesetzt; ab Juni 1944 entfiel der Zusatz gänzlich. Bereits ab Juni 1943 gab es Lieferungen von Zyklon B ohne Warnstoff nach Auschwitz.

Strafverfolgung

Bei der Beschaffung im Konzentrationslager Auschwitz war der gelernte Exportkaufmann, SS-Obersturmführer und Adjutant des Kommandeurs im Konzentrationslager Auschwitz Robert Mulka tätig, der u.a. deswegen bei dem Frankfurter Auschwitz-Prozess dafür verurteilt wurde. Auch die Verantwortlichen der Lieferfirmen "Degesch / HeLi" und "Testa" standen vor Gericht.

Literatur

  • Jean-Claude Pressac: Auschwitz. Technique and operation of the Gas Chambers. (Beate Klarfeld Foundation) New York 1989 - Dieses Buch dürfte das ausführlichste (ca. 550 Seiten DIN-A3) zur Thematik sein. Leider ist eine gedruckte Ausgabe sehr schwer zu bekommen. Eine Kopie steht online unter [1].
  • Jean-Claude Pressac: Die Krematorien von Auschwitz: Die Technik des Massenmordes. Piper Verlag, Neuauflage München 1995, ISBN 3-492-12193-4
  • Jürgen Kalthoff, Martin Werner: Die Händler des Zyklon B. Tesch & Stabenow. Eine Firmengeschichte zwischen Hamburg und Auschwitz. VSA-Verlag, Hamburg 1988, ISBN 3-87975-713-5

Siehe auch: Cyanwasserstoff