Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945
Die fränkische Stadt Würzburg gehört zu den Städten, die noch in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs dem Bombenkrieg zum Opfer fielen. Der schwerste Angriff auf Würzburg erfolgte am Abend des 16. März 1945.
60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges und der weitgehenden Öffnung der alliierten Archive, können viele Fragen, auf die bislang keine oder nur unzureichende Antworten zu Strategie und Hintergründen des Luftkrieges gegen Deutschland möglich waren, zum größten Teil beantwortet werden.
So kann auch die bislang kontrovers diskutierte Frage nach der rechtlichen und moralischen Qualifizierung der westalliierten Flächenbombardements auf deutsche Städte vor allem in der Endphase des Krieges mit einem klaren Ergebnis abgeschlossen werden. Exemplarisch sei hierfür der „Untergang des alten Würzburg“ (Max Domarus) durch den vernichtenden Angriff der britischen Royal Air Force (RAF) geschildert. Die nachfolgende Darstellung stützt sich im wesentlichen auf die grundlegenden Arbeiten von Heinrich Dunkhase („Würzburg, 16. März 145, 21.25 Uhr – 21.42 Uhr“, Mainfränkische Jahrbücher 32, 1980) und Ursula R. Moessner („Neue Erkenntnisse zum Luftkrieg der Alliierten 1944/45“, Mainfränkische Jahrbücher 46, 1994).
Vorgeschichte
Mit dem Angriff am 12.Mai 1940 auf Mönchengladbach begann ein dreiviertel Jahr nach der britischen Kriegserklärung vom 03. September 1939 an Deutschland die Bombardierung deutscher Städte durch die RAF. Der am 10.Mai 1940 zeitgleich mit dem Beginn des Westfeldzuges neu ernannte britische Premierminister Winston Churchill erweiterte als Vorsitzender des britischen Kriegskabinetts die Luftkriegsziele auf alle deutschen Einrichtungen und löste damit die seit dem 04. September 1939 auf militärische Ziele beschränkte Luftkriegsstrategie ab. Mit der Ernennung von Arthur Harris zum Oberkommandierenden des „Bomber Command“ der RAF im Februar 1942 und dem Ausbau der Bomberflotte in quantitativer und qualitativer Hinsicht, wurden die Angriffe immer mehr intensiviert und in ihrer Effektivität gesteigert. Zur Reduzierung eigener Verluste und aufgrund der noch ungenauen Zieleinrichtungen, beschränkte sich die RAF auf Flächenangriffe zur Nachtzeit. Harris als radikalster Verfechter eines Luftkrieges gegen die Zivilbevölkerung („moral bombing“) steigerte die Wirkung dieser Flächenangriffe durch die Strategie des „area bombing“; d.h. die Bomber warfen ihre todbringende Last in einer möglichst kurzen Zeit auf ein eng begrenztes Flächenziel. Mit der „Pfadfindertechnik“ wurden die Flächenziele durch den Hauptangriffsverband vorausfliegende Maschinen lokalisiert und mittels Leuchtzeichen markiert. Die Angriffsziele mußten von ihrer Bausubstanz und geographischen Lage her ausreichend Zündstoff und räumliche Enge für einen Brandangriff bieten. Dabei durfte die bebaute und noch unzerstörte Stadtfläche nicht kleiner als 1,4 qkm (350 acres) sein. Die militärische Bedeutung der Zielobjektive war irrelevant. Angriffsziele des „moral bombing“ waren ja nicht militärische oder rüstungsindustrielle Einrichtungen, sondern explizit die Zivilbevölkerung, die in möglichst großen Zahl getötet werden sollte, um – so die Vorstellung der Täter - deren Widerstand gegen die eigene Staatsführung zu erzwingen. Sprengbomben rissen als erstes die Dächer auf, ließen die Fenster zerbersten und bereiteten so die Brandstätte für die Entzündung durch die nachfolgenden Brandbomben vor. Die räumliche Enge der meist aus Fachwerk bestehenden Altstadtkerne kombiniert mit der ungeheureren Sogwirkung des konzentrierten Brandherdes (Kamineffekt) und entfachte einen bis dahin nicht bekannten Feuersturm, in dem alles Lebendige verbrannt, erschlagen oder durch Sauerstoffmangel erstickt bzw. durch Kohlenmonoxydentwicklung vergast wurde. Als erste Stadt wurde Lübeck am 29. März 1942 ein Opfer dieser Konzeption.
Mit der „Casablanca Direktive“ vom 21. Januar 1943 wurde eine gemeinsame auf einander abgestimmte Bomberoffensive von britischer und amerikanischer Luftwaffe beschlossen. Dabei übernahm die 8. US-Luftflotte die systematische Zerstörung von Infrastruktur und Schlüsselindustrien, vor allem jedoch der Treibstoffherstellung und –versorgung in Deutschland durch Tagesangriffe. Das britische „Bomber Command“ führte nach wie vor seine nächtlichen Terrorbombardements fort.
Im November 1944 beschloß das „Strategic Headquarter Allied Expeditionary“ (SHAEF) die Flächenangriffe zugunsten vermehrter Präzisionsangriffe zu reduzieren, da neben den zwischenzeitlich verbesserten Zieleinrichtungen der Bomber, sich auch bei den militärischen Entscheidungsträgern die Einsicht – übrigens gegen den Widerstand von Luftmarschall Arthur Harris, der mit seinem Rücktritt drohte – breit gemacht hatte, daß zu einem schnellen Kriegsende nicht die Tötung von Zivilisten entscheidend beiträgt, sondern die Unterbindung der deutschen Treibstoffversorgung und Zerstörung der Verkehrsinfrastruktur.
Der vom britischen „Ministry of Economic Warfare“ (MFW) erstellte sog. „Bomber Baedecker“ kennzeichnete Würzburg als Stadt von geringer Bedeutung für die deutsche Rüstungsindustrie. Dementsprechend wurde Würzburg mit den Zielcodechiffren „GH 646“ für ein Eisenbahnzentrum geringer Wichtigkeit und „GH 5566“ für Transportanlagen bedacht.
Würzburg hatte also ab November 1944 gute Chancen von einem Flächenbombardement verschont zu bleiben, da diese sich nicht zur Ausschaltung von Verkehrs- und Transporteinrichtungen eigneten. Zum Verhängnis wurde der Stadt jedoch eine von Winston Churchill Ende Januar 1945 vor seinem Treffen auf Jalta am 04. – 11. Februar 1945 mit Roosevelt und Stalin veranlaßte Änderung der Bombenkriegsstrategie. Dieser forderte eine Wiederaufnahme der Flächenbombardements für Mittel- und Ostdeutschland um die Versorgung der Ostfront zu stören, Panik unter der Bevölkerung und den nach Westen strömenden Flüchtlingsmassen auszulösen und sich durch eine solche Demonstration zur Unterstützung des sowjetischen Vormarsches eine verbesserte Verhandlungsposition gegenüber Stalin zu sichern. Zugleich sollte damit auch die Macht der anglo-amerikanischen Luftflotten unter Beweis gestellt werden. Ende Januar 1945 wurden somit die Flächenangriffe durch die RAF wieder aufgenommen und Harris konnte sein unterbrochenes Programm der Terrorangriffe auf die deutsche Zivilbevölkerung fortsetzen.
Von der auf den 22. November 1944 datierenden Liste von Zielen für allgemeine Flächenangriffe, die sog. „filler targets“ darstellten, d.h. „Füllziele“ nachrangiger Bedeutung, wurden sieben Zielstädte gestrichen und zusammen mit drei weiteren Städten auf eine spezielle Liste für die von Churchill geforderten Flächenbombardements in Mittel- und Ostdeutschland gesetzt. Auf der allgemeinen Flächenangriffszielliste befanden sich nunmehr nur noch sechs Zielstädte. Das „Combined Strategic Target Commitee“ (C.S.T.C), also das Zielauswahlgremium, setzte daher elf neue Zielstädte auf eine neue Liste mit Datum vom 08. Februar 1945. Das Zielkommitee orientierte sich dabei u.a. an einer älteren Liste vom 23. Januar 1945 für potentielle Flächenangriffsziele. Auf dieser Liste war zum ersten Mal der Name Würzburg aufgetaucht. Von dieser älteren Liste wurde Würzburg an 10. Stelle in die neu ergänzte Liste für „filler targets“ vom 08. Februar 1945 aufgenommen (Public Record Office, AIR 40/1514 99503). Der Stellvertreter von Harris, Luftmarschall Saundby, versah außerdem alle für Flächenbombardements geeigneten deutschen Städte mit einem sog. „Fishcode“. Würzburg erhielt von 94 hierfür ausgewählten Städten die Bezeichnung „Bleak“ (Ukelei). Auch hiermit wurde dokumentiert, daß Würzburg nur für Flächenangriffe vorgesehen war.
Zur Verschleierung der eigentlichen Absichten, reine Terrorangriffe durchzuführen, wurden die Ziele dieser Liste als „industrial area targets“ bezeichnet. Solche Ziele von Industriegebieten wurden jedoch auf eigenen Ziellisten für Präzisionsangriffe geführt. Auf solchen Listen taucht Würzburg nicht auf.
Die Bezeichnung „Terrorangriffe“ für Flächenangriffe, besonders 1945 kurz vor dem absehbaren Ende des Krieges, ist auch nicht etwa eine nachträgliche Bewertung aus Opfersicht, sondern entspricht exakt der Absicht und dem Sprachgebrauch der obersten britischen Führung. So spricht Churchill in seinem Telegramm vom 28. März 1945 an die Stabschefs der RAF von „acts of terror“, die durch andere, vorgeschobene Gründe verschleiert wurden (Public Record Office, AIR 20, 3725). Churchill in diesem Telegramm wörtlich: „ It seems to me that the moment has come, when the questions of bombing of German cities simply for the sake of increasing the terror, though under other pretexts, should be reviewed“. Ein Mitglied des „Head of USSAF Intelligence“ sprach in einem Protestschreiben an SHAEF vom „Geschäft des bewußt ausgeführten Kindermordes, der Ausrottung von Zivilisten und das Schleifen von Städten“.
Kleinere Angriffe
Kleinere Angriffe auf Würzburg fanden vor den Vernichtungsangriff vom 16. März 1945 insgesamt sieben statt. Bereits diesen Bombenangriffen fielen 427 Menschen zum Opfer.
1.
Freitag, 21. Juni 1944
Acht Maschinen der RAF werfen 50 schwere Bomben auf das Stadtgebiet zwischen Löwenbrücke, Leistenstraße und Nikolausstraße
42 Tote und zahlreiche Schwerverletzte
2. Sonntag, 04. Februar 1945 Zwei „Mosquitos“ werfen je eine Luftmine in den Main nahe der Löwenbrücke und im Bereich von Schiestlstraße und Neumannstraße im Grombühl 10 Tote
3. Montag, 05. Februar 1945 Vier „Mosquitos“ werfen vier Luftminen von insgesamt 4 t im Bereich der Innenstadt und den Zeller Hafenanlagen 6 Tote
4. Montag, 12. Februar 1945 Vier „Mosquitos“ werfen vier Luftminen von insgesamt 7 t im Bereich des Greinbergs, des Zeller Verladebahnhofs und außerhalb von Unterdürrbach ab
5. Montag, 19. Februar 1945 Sechs RAF-Bomber werfen 11 t Luftminen im Bereich der Innenstadt sowie von Rotkreuz- und Harfenstraße ab 112 Tote
6. Freitag, 23. Februar 1945 „Fliegende Festungen“ der „United States Strategic Air Force (USSAF) zerstören die Bahnanlagen zwischen Grombühlbrücke und Bahnpostamt. Bomben fallen auch im Bereich von Grombühl, Haugerglacisstraße und Neutorstraße 171 Tote
7. Samstag, 03. März 1945 31 „Mosquitos“ der RAF werden 47 t Sprengbomben auf alle Stadtviertel 86 Tote
Auch nach dem Großangriff vom 16. März 1945 fanden noch zwei kleinere Angriffe statt:
1. Sonntag, 18. März 1945 Amerikanische Jabos bombardieren das Kasernengelände im Stadtteil Zellerau
2. Donnerstag,22. März 1945 Acht schwere US-Bomber werfen ca. 80 Sprengbomben auf den Stadtteil Zellerau und zerstören viele Wohnhäuser
Vernichtungsangriff
Bis März 1945 lebte Würzburg noch weitgehend in der Illusion, von einem Großangriff verschont zu bleiben. Die Stadt wurde aufgrund der vielen Kliniken und Krankenhäuser als „Lazarettstadt“ angesehen. Außerdem befand sich keine nennenswerte Rüstungs- oder sonst kriegswichtige Industrie in der Stadt. Bahnhof und Bahngelände waren als Eisenbahnknotenpunkt bereits durch einen Präzisionsangriff der USSAF am 23. Februar 1945 zerstört bzw. in ihrer Funktion erheblich beeinträchtigt worden.
Die Einwohnerzahl Würzburgs betrug zu diesem Zeitpunkt ca. 110.000. Weiter befanden sich ca. 20.000 Menschen in den Lazaretten, Kasernen und ausgelagerten Dienststellen und ca. 10.000 Evakuierte aus bombardierten Städten in der Stadt, so daß zum fraglichen Zeitpunkt ca. 140.000 Menschen in Würzburg lebten.
Nach dem dritten kleineren Angriff vom 05. Februar 1945 ließ allerdings Gauleiter Dr. Otto Hellmuth als Reichsverteidigungskommissar am darauf folgenden Tag in der „Mainfränkischen Zeitung“, dem amtlichen Organ der NSDAP und der Staats- und Gemeindebehörden, eine deutliche Warnung im Stil einer von Ohnmacht geprägten NS-Propaganda verkünden: „Der haßerfüllte Feind ist hemmungslos in seinem Vernichtungswillen. Sein Luftterror macht weder Halt vor Frauen und Kindern noch vor alten Kulturstätten. Mehr denn je ist es unsere Pflicht, für den Ernstfall das Menschenmögliche vorzubereiten. Wir haben keinerlei Grund mehr anzunehmen, daß die Luftpiraten Würzburg verschonen.“
Beim „Bomber Command“ der RAF in High Wycombe, westlich von London, war inzwischen die Entscheidung gefallen, aufgrund der vorausgesagten günstigen Witterungsverhältnisse am 16. März 1945 das bis dahin noch relativ unzerstörte Würzburg als „filler target“ für einen Flächenangriff auszuwählen. Die von vielen Fachwerkbauten bestimmte Bausubstanz und die räumliche Enge der Altstadt im Kessel des Maintals, versprachen die Auslösung eines wirkungsvollen Feuersturmes. Beauftragt mit diesem Angriff wurde die „No. 5 Bomber Group“ mit Hauptquartier in Swinderby, die als eine der erfahrensten Einheiten der RAF galt und mit spektakulären Terrorangriffen gegen deutsche Großstädte wie Darmstadt, Kassel, München usw. berühmt-berüchtigt war. Bei der Vernichtung Dresdens am 12./13. Febaruar 1945, bei dem mindestens 35.000 Menschen getötet wurden, flog die „No. 5 Bomber Group“ den ersten und entscheidenden Angriff.
Am 16. März 1945 starteten zwischen 17.00 Uhr und 18.00 Uhr ca. 500 Bomber des viermotorigen Typs „Lancaster“ der „No. 1, 5 und 8 Bomber Group“ von ihren Flughorsten zum Sammelpunkt Reading, westlich von London. Dort formierten sie sich zum Flug auf die Angriffsziele Würzburg und Nürnberg. Der Bomberstrom vermied aus Sicherheitsgründen einen Direktflug, sondern bewegte sich auf einer gewundenen Route über die Mündung der Somme, Reims und den Vogesen auf sein Ziel zu. Der Rhein wurde südlich von Rastatt überquert. Gegen 21.00 Uhr passierten die für Würzburg bestimmten ca. 230 Bomber unter dem Kommando von Oberst Dean den Raum Lauffen am Neckar. Die Bomber mit dem Ziel Nürnberg nahmen einen etwas südlicheren Kurs.
In Würzburg wurde bereits gegen 19.00 Uhr öffentliche Luftwarnung („Kleinalarm“) und gegen 20.00 Uhr Vollalarm ausgelöst. Aufgrund einer Meldung des Funk-Horchdienstes im Limburg a.d.L. an die Befehlsstelle des mainfränkischen Gauleiters, wurde die Würzburger Bevölkerung um 21.07 Uhr über Radio zur äußersten Vorsicht aufgefordert und von dem höchstwahrscheinlich bevorstehenden Angriff in Kenntnis gesetzt.
Mit dem Abwurf der ersten Markierungsbomben um 21.25 Uhr begann der Ablauf einer präzise geplanten Vernichtungstechnik durch eine auf Flächenbombardements spezialisierte „Bomber Group“. Als Angriffszeit „H“ (Hour) war für Würzburg 21.35 Uhr festgelegt worden. Die Zeit über dem Zielgebiet – das ist die gesamt Innenstadt – wurde mit „H + 7 min.“ = 21.42 Uhr vorgegeben. Dem Angriffszeitpunkt „H“ ging die Zielmarkierung voraus. Hierzu wurde das Stadtgebiet zum oben erwähnten Zeitpunkt („H – 9 min.“) durch die „627 Squadron“ aus „Mosquito“-Flugzeugen mit grünen Leuchtbomben markiert. Die Erleuchtung des Zielgebietes für die Bombenflugzeuge erfolgte dann durch „flares“ (Leuchtsignale) genannte Leuchtbomben, im Deutschen als „Christbäume“ bezeichnet. Als Markierungspunkt für die Bomber wurden die Sportplätze an der Mergentheimer Straße in Höhe des Judenbühlweges bestimmt. Dieser Punkt wurde um 21.28 Uhr mit roten Zielmarkierungsbomben kenntlich gemacht. Die Bombardierung erfolgte sodann mit Zeitverzögerung in Sektoren („sector bombing“). Hierzu mußten die Bomber den Markierungspunkt überfliegen, eine speziell für jedes Flugzeug zugewiesene Flughöhe und Flugbahn einnehmen und ihre Bombenlast zu einem bestimmten Zeitpunkt nach Überflug des Markierungspunktes auslösen. Das Ziel wurde also fächerförmig überfolgen und durch die unterschiedlichen Auslösezeiten für die Bombenlasten wurde eine flächendeckende Wirkung sichergestellt. Überwacht wurde der bis ins kleinste Detail geplante Ablauf vom sog. „master bomber“, der mit dem Befehl „attack the red target indicator as planned“, endgültig das Urteil der obersten britischen Führung für 5000 Frauen, Männer, Kinder, Verwundete, Flüchtlinge und Evakuierte in Würzburg exekutierte.
Die Vernichtung traf Würzburg in drei Wellen in der Zeit von 21.25 Uhr bis 21.42 Uhr. Die Dächer der Altstadt werden von 256 schweren Sprengbomben im Gesamtgewicht von 395,5 t abgedeckt, die Fenster und Türen herausgerissen, um so die Brandstiftung mittels 300.000 Stabbrandbomben im Gewicht von 581,6 t vorzubereiten. Innerhalb kürzester Zeit entstand aus vereinzelnden Brandherden ein flächendeckender Brandherd, der sich zum einem ungeheueren Feuersturm mit Temperaturen bis zu 2.000 º C entwickelte. Die Menschen konnten mangels Luftschutzbunkern nur in provisorisch vorbereiteten Kellerräumen versuchen sich vor dem Inferno zu schützen. Unbeschreibliche Szenen spielten sich in den Kellern und Straßen der Stadt ab. Um nicht verschüttet zu werden oder zu ersticken, stürzten die Menschen ins Freie und versuchten das Mainufer oder den Stadtrand zu erreichen. Etwa 5.000 Menschen jedoch gelang es nicht auch nur ihr blankes Leben zu retten; sie wurden Opfer einer mörderischen Luftkriegsstrategie. Während die Feuerwehren einen aussichtslosen Kampf aufnahmen, der sich nur noch der Rettung von Menschen durch die Schaffung von "Wassergassen" widmen konnte, da eine Löschung der Brände völlig unmöglich war, konnten die Bomber nahezu ungestört ihr Vernichtungswerk durchführen. Eine Flakverteidigung von Würzburg gab es nicht. Lediglich eine „Lancaster“ wurde während des Angriffs über Würzburg von einem deutschen Nachtjäger abgeschossen. Ein weiterer Abschuß erfolgte auf dem Rückflug. Die Verlustquote durch deutsche Abwehr lag damit unter 1 %.
Noch in einer Entfernung von ca. 240 km konnten die Bomberbesatzungen den Feuerschein des brennenden Würzburgs erkennen. Gegen 02.00 Uhr früh am 17. MÄrz 1945 kehrten die letzten Bomber auf ihre Heimatflughorste zurück. Der Abschlußbericht von „No. 5 Bomber Group“ vom 10. April 1945 bemaß den Zerstörungsgrad der Innenstadt mit 90 % und für die Randbezirke mit 68 %. Der durchschnittliche Zerstörungsgrad wurde somit mit 82 % festgestellt. Konkret bedeutete dies 21.062 zerstörte Wohnungen und 35 eingeäscherte Kirchen in Würzburg. Etwa 2,7 Mio. cbm Trümmerschutt konnten erst bis 1964 geräumt werden.
Literatur
- Oppelt, Hans: Würzburger Chronik des denkwürdigen Jahres 1945, Würzburg 1947
- Domarus, Max: Der Untergang des alten Würzburg, Würzburg 1950
- Dunkhase, Heinrich: Würzburg, 16. März 145, 21.25 Uhr – 21.42 Uhr. Hintergründe, Verlauf und Folgen des Luftangriffs der No. 5 Bomber Group, Mainfränkische Jahrbücher 32, 1980
- Moessner, Ursula R. : Neue Erkenntnisse zum Luftkrieg der Alliierten 1944/45, Mainfränkische Jahrbücher 46, 1994
- Schott, Herbert: Heimatkrieg – Das Gebiet zwischen Margetshöchheim und Gelchsheim im Luftkrieg, Mainfränkische Jahrbücher 44, 1992
- Otremba, Heinz (Hsgb.): Würzburg 1945, Würzburg 1995
- Weismantel, Leo: Totenklage über eine Stadt, Würzburg 1985
- Rockenmaier, Dieter W.: Als Feuer vom Himmel fiel, Würzburg 1995
- Höynck, Klaus M., Schellenberger, Eberhard (Hsgb.): 16. März 1945, Würzburg 2005