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Kienzle Uhren

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Kienzle Uhren GmbH

KIENZLE Logo
Rechtsform GmbH
Gründung 1822
Sitz Hamburg, Deutschland
Leitung Stefano Blasin, Max Imgrüth, Thomas Morf
Website www.kienzleuhren.de

Kienzle Uhren ist ein deutsches Unternehmen mit Hauptsitz in Hamburg. Die Firma ist eine der ältesten deutschen Uhrenmarken [1].

Geschichte

Kienzle wurde 1822 in Schwenningen am Neckar als Deutsche Uhrenfabrik vom Uhrmachermeister Johannes Schlenker gegründet. Zu Beginn vertrieb Schlenker als Hausierer handgefertigte Schwarzwalduhren. Unter seinem Enkel Karl Johannes Schlenker und dessen 1883 eingeheirateten Schwager Jakob Kienzle entstand eine serienmäßige Fabrikation von Weckern und Regulateurwerken unter der Signatur Schlenker & Kienzle. Die jährlich 20.000 hergestellten Wand- und Pendeluhren wurden ausschließlich manuell gefertigt.[1][2] 1893 wurden bereits 162.000 Uhren und Wecker pro Jahr hergestellt.

Jakob Kienzle

Ab 1894 wurden mithilfe der industrialisierten Produktion vorgefertigte, standardisierte Einzelteile und durchbrochene Platinen verwendet, um unter anderem das Gewicht und die Kosten bei Weckern und Wanduhren zu reduzieren. Diese Prozessoptimierung in der Produktion war zu diesem Zeitpunkt innovativ.

Ab 1897 wurde Jakob Kienzle Alleininhaber, und der Name des Unternehmens wurde nach einiger Zeit in die heutige Form Kienzle umgewandelt. Die Uhrenfertigung wurde erweitert und modernisiert, die internationalen Aktivitäten ausgebaut. In den folgenden Jahren wurden neben einer Fabrik in Böhmen auch Niederlassungen in Mailand, Paris und London gegründet.[3]

1900 brachte das Unternehmen die Stechuhr auf den Markt, gefolgt von preiswerten Taschenuhren, Reiseweckern und Armbanduhren für Damen. Und auch die ersten Borduhren für Automobile wurden gefertigt.

Einer der ersten Kienzle-Busse
D.R.P „Auslandspass“ für den 16-jährigen polnischen Zwangsarbeiter bei Kienzle Uhren, Benon Tuszyński

Nach dem Ersten Weltkrieg brachte das Unternehmen 1931 die Strapazier-Armbanduhr auf den Markt. Durch ihre Konstruktion war diese Uhr sehr belastbar und wurde mit weit über 25 Millionen Exemplaren verkauft.[4]

Ende der 1930er Jahre begann das Unternehmen mit der Fertigung zweier Tischuhr-Typen, die in der gehobenen Preiskategorie einzuordnen waren: die Sternzeichenuhr und die Weltzeituhr. Ab 1936 wurden in eigens umgebauten Bussen die Produkte deutschlandweit präsentiert.[5] Als Weiterentwicklung der Autouhr entstand in den 1930er Jahren die 8-Tage-Fliegeruhr, die im Armaturenbrett der Flugzeug-Cockpits eingebaut wird.

Die Unternehmensgeschichte setzte sich unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg fort. Ab 1956 wurde die sogenannte Volksautomatik für die Produktion verwendet. Dabei versorgte ein Rotor, der sich in beide Drehrichtungen aufzog, den Mechanismus mit Energie. Der Anker wurde mit Stahlstiften bestückt.[6]

Kienzle-Uhr

In den 1960er und 1970er Jahren entwickelte sich das Unternehmen zum Marktführer in Deutschland. 1972 wurden die erste Solaruhr („Heliomat“), die erste batteriebetriebene Uhr und das erste Quarzwerk produziert.[7] In den darauf folgenden Jahren stellte Kienzle als erstes Unternehmen eine Quarz-LED-Armbanduhr her und präsentierte den ersten quarzbetriebenen Reisewecker.[8]

Auch die 1986 entwickelte Solaruhr mit ihrem geringeren Lichtbedarf und polykristallinem Solargenerator war ein Novum. Zu Beginn der 1990er Jahre entwickelte das Unternehmen eine bis 12.000 Meter Tauchtiefe wasserdichte Uhr und präsentierte die erste Funkweckuhr der Welt mit analoger Weckzeiteinstellung.

1996 brachte das Unternehmen ein neues Funkuhrwerk auf den Markt. Das kleine zweimotorige Einbauwerk, das mit Funk gesteuert wurde, stellte sich schneller als andere Werke ein und war damit eine Weltneuheit.[9]

Gegenwart

1997 wurde Kienzle von der Gruppe Highway Holdings übernommen.[10][11] 2002 kehrte das Unternehmen mit der Gründung der Kienzle AG nach Deutschland zurück. Seitdem befindet sich der Unternehmenssitz in Hamburg.[7] So kaufte das Unternehmen unter anderem die Markenrechte und begann mit der Entwicklung und Fertigung von drei neuen Uhrenkollektionen in unterschiedlichen Preiskategorien.[12] 2008 verlegte das Unternehmen seinen Firmensitz in ein altes Hamburger Kaufmannshaus in Hamburg-Harvestehude.[1][7]. Anfang 2010 musste Kienzle Insolvenz anmelden, es erfolgte eine Umstrukturierung.

Seit 2011 wird die Marke unter einer neuen Gesamtleitung und mit einer neuen Strategie neu aufgebaut und soll an die früheren Erfolge anknüpfen.

Literatur

  • Hans-Heinrich Schmid: Lexikon der Deutschen Uhrenindustrie 1850–1980: Firmenadressen, Fertigungsprogramm, Firmenzeichen, Markennamen, Firmengeschichten. Förderkreis Lebendiges Uhrenindustriemuseum e. V., Villingen-Schwenningen 2005, ISBN 3-927987-91-3
  • Jan Lehmhaus, Tim Stefan Schmidt und Peter Welchering: Kienzle. Band 1. Füssli, Zürich, 2008. ISBN 978-3-280-05331-7

Einzelnachweise

  1. a b c Armband Uhren. Heel, Königswinter 2009. ISSN 1431-3677. Seite 55
  2. Lehmhaus, Schmidt, Welchering, Seiten 11fff.
  3. Lehmhaus, Schmidt, Welchering, Seite 12
  4. Lehmhaus, Schmidt, Welchering, Seite 14
  5. Lehmhaus, Schmidt, Welchering, Seite 16
  6. Lehmhaus, Schmidt, Welchering, Seite 19
  7. a b c Lehmhaus, Schmidt, Welchering, Seite 35
  8. Lehmhaus, Schmidt, Welchering, Seite 36
  9. Lehmhaus, Schmidt, Welchering, Seite 37
  10. Lehmhaus, Schmidt, Welchering, Seite 35ff
  11. Beitrag 1997:Übernahme des Unternehmens durch die Gruppe Highway Holdings, Hongkong.
  12. Chronos Edition: Uhren 2008. Ulm, Ebner 2007. ISBN 978-3-87188-089-6 und ISBN 978-3-87188-091-9. Seite 84.
Commons: Kienzle Uhren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien