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Grand Hotel Russischer Hof

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Das Grand Hotel Russischer Hof ist ein Hotel in Weimar.

Zu seinen Gästen zählten u.a. Franz Liszt, Richard Wagner, Johann Wolfgang Goethe, Zar AlexanderI. und Giacomo Meyerbeer.

Geschichte

Die klassizistische Fassade des Russischen Hofes lässt erahnen, dass er zu den ältesten Hotels Weimars zählt. Tatsächlich stand der historische Teil des eleganten Gebäudes schon im Jahre 1805. Damals erwarben die Gräfin Henkel und Frau von Egloffstein ein unvollendetes Haus am Rande des alten Stadtkerns, dem ehemaligen Schweinemarkt, um es zu einem Gasthof auszubauen.

Zur gleichen Zeit schrieb das Hoffräulein Luise von Göchhausen an den Gymnasialdirektor Böttiger:

Der Zufluß an Fremden ist so groß, dass ich glaube, dies ist die Veranlassung, dass zwei der angesehensten hiesigen Damen sich entschlossen, einen Gasthof anzulegen., … , Dies soll ein brillanter Gasthof werden und Hotel de Russie oder Der Russische Hof genannt werden.

Ein Jahr zuvor, 1804, war mit feierlicher Prachtentfaltung eine russische Zarentochter in Weimar eingezogen, Maria Pawlowna. Sie wurde die Schwiegertochter von Herzog Carl August, dem Freund und Vertrauten Goethes. Sie galt seinerzeit als eine der schönsten Frauen in europäischen Adelskreisen. Nun entzückte ihr Charme den Weimarer Hof. Der Bruder der jungen zukünftigen Herzogin herrschte als Zar Alexander über Russland. Ihm zu Ehren wurde das neue Hotel stolz „Alexanderhof“ genannt.

Aber schon die Hochzeitsfeiern waren überschattet. Napoleons Eroberungsfeldzüge erreichten Deutschland mit einer kampfentschlossenen Armee. 1806 kam es bei Jena und Auerstedt zu einer Entscheidungsschlacht, in der die preußische Armee, der auch thüringische Landeskinder angehörten, eine katastrophale Niederlage erlitt.

Für die Behandlung der unzähligen Verwundeten wurde der „Alexanderhof“ zum Lazarett. Unter den freiwilligen Helferinnen befand sich auch die Mutter des späteren Philosophen Arthur Schopenhauer, Johanna Schopenhauer.

Um 1840 erscheint der Name „Russischer Hof“ wieder in der Historie und wird schließlich 1841 schriftlich niedergelegt.

Nach den Unruhen des Krieges zog die Postexpedition im Alexanderhof ein und blieb, mit Unterbrechungen, bis ins Jahr 1857. Noch heute zeugt die große Eingangstür von der ehemaligen Einfahrt zum Posthof mit seinen Stallungen. Bis zum Beginn der Rekonstruktion 1981 war die ursprüngliche Zweckbestimmung klar erkennbar.

Ein so großer Gasthof war vermutlich in der kleinen Stadt nicht immer ausgelastet, so dass er für die unterschiedlichsten Ausstellungen, Raum eröffnete. Das Spektrum reichte von der Präsentation exotischer Tiere bis zu künstlerischen Illustrationen von Szenen aus Goethes Faustdichtung. Die damalige Bürgergesellschaft „Harmonie“ initiierte diese Ausstellung mit Werken der Maler Liebe und Schwertgeburth.

Das Wachsen der Stadt war Anlass, den ehemaligen Schweinemarkt städtebaulich aufzuwerten und ihn mit Baumbepflanzung in den neuen Karlsplatz zu verwandeln. So lockte der „Russische Hof“ durch seine einladende Umgebung zahlreiche bedeutende Gäste an.

1841 war das Hotel die Bühne einer Begegnung zwischen Franz Liszt, Clara und Robert Schumann. Liszt, der in ganz Europa als Pianist, Triumphe feierte, erregte die höchste Aufmerksamkeit der anwesenden Gäste. Es war sein erster Aufenthalt in Weimar, ehe er ab 1848 als Hofkapellmeister die musikalische Leitung der Weimarer Oper übernahm.

Franz Liszt, der nicht nur durch die Erstaufführungen von Richard Wagners Werken, wie „Tannhäuser“, „Lohengrin“ oder „Der fliegende Holländer“ für Kontroversen sorgte, gründete 1854 den „Neu-Weimar-Verein“. Dort wirkten auch der Dichter Heinrich Hoffmann von Fallersleben, der Komponist Peter Cornelius, der Maler Friedrich Preller, der Geiger Joseph Joachim und der Schauspieler Eduard Genast engagiert „zur Abwehr feindseliger reaktionärer Zöpfe“ .

Der Russische Hof avancierte zum gesellschaftlichen Mittelpunkt der nachklassischen Zeit und war Gründungsstätte bürgerlicher Vereine, unter ihnen der Künstlerverein. Zu dessen Mitgliedern zählten zunächst die Meister der Weimarer Malerschule, später auch die Meister des Weimarer Bauhauses.

Die Zahl der berühmten prominenten Gäste ergänzten Friedrich Hebbel und der Bildhauer Ernst Rietschel, der Schöpfer des weltbekannten Goethe- und Schiller-Denkmals. Die Schauspielerin Eleonore Duse verweilte genauso im Russischen Hof, wie die russischen Dichter Turgenjew und Tolstoi.

Bereits 1847 war hier die „ Mittwochs – Gesellschaft“ gegründet worden, auch Schlüsselverein genannt. Ihr Zweck bestand in der wissenschaftlichen Unterhaltung und Konversation.

Das damals der Russische Hof kein Luxushotel war, beweist ein Brief Turgenjews, der sich bitter beklagte: „Die ganze Familie ist hier seit einigen Tagen- und friert! Die Kälte ist schneidend- die Häuser in Weimar sind aus alten Kartonbogen gebaut und mit Speichel karg zusammengekittet.“

Während der Zeit nationalsozialistischer Herrschaft wurde der "Russische Hof" in "Fürstenhof“ umbenannt.

Nachkriegsgeschichte

Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt das Hotel seinen alten Namen zurück und wurde Eigentum des damaligen Landesverbandes Thüringen der CDU. Von 1961 bis 1962 wurde es außen gründlich nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten renoviert, innen umgebaut und mit einem Anbau erweitert. Im Jahr 1997 wurde das Hotel von der Derag Hotel and Living übernommen. Es kooperiert 1. Januar 2010 mit der Best Western Hotelkette, die das Haus in "Best Western Premier Grand Hotel Russischer Hof zu Weimar" umbenannte.

Koordinaten: 50° 58′ 52,4″ N, 11° 19′ 29,3″ O