Gobelin-Manufaktur
Der Gobelin, auch Wandteppich genannt, ist ein textiler Wandbehang mit meist eingewirkten Bilddarstellungen, schon im Altertum als Schmuck von Wohn- und Festräumen verwendet. In der Spätantike und Byzanz wird der Bildteppich zu großen figürlichen Bildkompositionen entwickelt. In der Renaissance und Barock werden auch Motive nach berühmten Gemälden oder Entwürfen großer Meister wie z.B. Raffael, Francisco de Goya, oder van der Weyden übertragen. Seit dem Klassizismus herrscht die reine Übertragung beliebter Bildmotive der Tafelmalerei vor. Mit Bildteppichen sind bis in die Rokoko-Zeit hinein Wände der Räumlichkeiten der wohlhabenden Schichten in Europa gestaltet wurden. Bei Gobelins handelt es sich meist um Bildteppiche. Die Kunst der Herstellung von Gobelins nennt man Tapisserie. Die einzige noch vollständig erhaltene Sammlung an Gobelins hängt im Großmeisterpalast in Valletta auf Malta und zeigt Motive der Karibik.
Der Begriff leitet sich vom Namen der Familie Gobelin ab, die Anfang 1400 in Faubourg Saint-Marcel, bei Paris eine Scharlachfärberei besaß. 1607 begann man dort mit der Herstellung von Bildteppichen. Im Jahr 1630 betrieb der Niederländer Marc de Commans die Manufaktur für Wandteppiche in den Räumen der Gobelins.
1662 gründete Minister Jean-Baptiste Colbert im Auftrag von Ludwig XIV. die "Manufacture royale des tapisseries et des meubles de la Couronne" in welche die "Königliche Goblin-Wandteppich-Manufaktur" eingegliedert wurde. Aufgabe der Firma war es, die Einrichtung der königlichen Schlösser herzustellen. Die Künstlerische Leitung übernahm der Hofmaler Charles Lebrun. In diesen Jahren beschäftigete die Manufaktur ca. 250 Handwerker der verschiedensten Gewerke. Nach dem Tod des einflussreichen Colberts bekamen die Widersacher Lebruns am Hofe Ludwigs Oberhand. Dadurch ging der Betrieb langsam zugrunde, bis er 1694 aus Geldmangel geschlossen wurde, 1697 jedoch aufgrund der großen Nachfrage als reine Tapisserie wieder eröffnete.
Im weiteren wurde der Betrieb für die Dauer der Französischen Revolution geschlossen und 1871 durch die Kommunisten in Brand gesteckt, jedoch nicht vollständig vernichtet.
Die Manufaktur ist derzeit im Besitz des Französischen Staates und kann besucht werden. 42 avenue des Gobelins, 75013 Paris
Bei so genannten "unechten Gobelins" handelt es sich um Jacquardweberei. Die Gobelinmalerei ist eine Nachahmung der gewirkten Gobelins durch farbige Bemalung eines dem Gobelin ähnlichen gewebten Stoffes. Die Gobelinstickerei versucht den echten Gobelin mittels eines besonderen Flachstiches auf Leinwand mit Wolle oder Seide gestickt nachzuahmen. Eine Sonderform des Bildteppichs ist der seit dem Mittelalter gebräuchliche, in Nadelarbeit hergestellte Wandbehang.
Der Bildteppich oder Wandbehang als traditionelle Technik der Bilderstellung spielt in der heutigen Bildenden Kunst wegen der von Künstlern befürchteten Nähe zum Kunsthandwerk eine geringe Rolle. Mit den neuen Möglichkeiten des Digital Drucks und anderen textilen Herstellungsverfahren erfährt die der Wandbehang eine Renaissance bei zeitgenössischen Künstler.
Auf Französisch bedeutet "gobelin" auch Kobold.
Siehe auch: Verdüre
Weblinks
- http://www.raumausstattung.de/2999/2353.html - Weitere Informationen
- http://www.opitzhess.de/html/gobelin.html - Gobelin-Stickerei
- http://www.monum.fr/visitez/decouvrir/indexd.dml?id=77&lang=en - Adresse der Manufacture
- http://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/teppiche-3/index.htm - Tapisserien aus bayerischen Schlössern und Museen