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Aldi

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Moderne Aldi Nord Filiale
Filiale von Aldi Süd in Neusäß
Aldi (Süd) Einkaufstüte

Aldi ist ein Unternehmen, das 1913 als Familienunternehmen in Essen gegründet und später von Karl und Theo Paul Albrecht übernommen wurde. Der Firmenname steht für Albrecht-Diskount. Die Brüder führten damit die Discount-Idee in Deutschland ein und expandieren weltweit mit Erfolg.

Das Unternehmen

Gründung

Nach dem 2. Weltkrieg übernahmen die beiden Brüder das elterliche Lebensmittelgeschäft. Es handelte sich um ein kleines Ladengeschäft von 35 m². Im Essener Ortsteil Schonnebeck eröffneten sie schließlich ein größeres Geschäft. Sie expandierten weiter und hatten es bis 1950 bereits auf eine kleine Lebensmittelkette von dreizehn Geschäften herkömmlicher Prägung gebracht. Es ging in schnellen Schritten voran, 1960 waren es bereits 300 Läden mit einem Umsatz von 90 Millionen D-Mark. Zur Zeit besteht allein Aldi Süd aus ca. 30 rechtlich selbstständigen Gesellschaften mit ca. 1.600 Filialen in West- und Süddeutschland.

Geschäftsidee

Die Konsumgenossenschaften konnten bis zum Erlass des Rabattgesetzes ihren Mitgliedern ihre Gewinne als Rabatt zurück erstatten. Das war für ihre Mitglieder wie ein zusätzliches Weihnachtsgeld. 1933 begrenzte das Rabattgesetz der NS-Regierung diese Ausschüttungen auf 3%.

Die Idee der beiden Brüder Albrecht war es nun, den nunmehr überschaubar gewordenen Rabatt von 3% von vornherein vom Preis abzuziehen. Somit war die Ware gleich billiger als bei der genossenschaftlichen Konkurrenz. Weiterhin wurde das gesamte Warensortiment rigoros zusammengestrichen. Außerdem wurde an allem gespart, was teuer war oder nur unnötige Kosten verursacht hätte. Der Sparstift radierte aufwändige Dekoration und Ladenausstattung weg, strich teure Reklame und kostenintensive Frischwaren aus dem Programm. Nicht zuletzt sparte ALDI auch bei der Ladenmiete, indem die Verkaufsfläche der Läden verhältnismäßig klein gehalten wurde. Die dadurch gewonnene Kostenreduktion wurde an die Endverbraucher in Form niedrigerer Preise weitergegeben. Geschäftlich wie auch privat sparten die Albrechts alles Unnötige und Überflüssige ein.

Aufspaltung

Weil sie sich nicht über die Aufnahme von Tabakwaren in das Sortiment einigen konnten, teilten die Brüder Aldi 1960 in die eigenständigen Konzerne Aldi Nord und Aldi Süd auf. Gleichwohl sind die Konzerne freundschaftlich verbunden und treten gelegentlich gemeinsam auf, z.B. mit gemeinsamen Handelsmarken oder gegenüber Lieferanten. Rechtlich, organisatorisch und seit 1966 auch finanziell sind beide Konzerne völlig unabhängig.

Die Grenze zwischen Aldi Nord und Aldi Süd, manchmal scherzhaft auch Aldi-Äquator genannt, verläuft vom Niederrhein über Mülheim an der Ruhr, Remscheid, Marburg, Siegen, Gießen nach Osten bis hinter Fulda. Ostdeutschland ist – bis auf die Filiale im thüringischen Sonneberg – vollständig Aldi-Nord-Gebiet.

Die Aldi-Fan-Page enthält eine Karte, die die Vielzahl der Filialen und die Grenze zwischen Aldi Nord und Aldi Süd in Deutschland zeigt.

Finanzen

Umsätze und Erträge der Gruppe wurden bis zum Jahr 2000 nicht veröffentlicht. Ab dem Jahr 2001 werden die Zahlen zumindest für die Gesellschaften Nord im Bundesanzeiger veröffentlicht. Der Umsatz im Jahr 2003 wird für die Gruppe in Deutschland von Experten auf ca. 23,5 Mrd. € taxiert, die Umsatzrendite auf ca. 3,0 % bis 4,0 %. Aldi Nord und Süd befinden sich vollständig in Familienbesitz. Die Kapitalausstattung wird als sehr solide bezeichnet; es wird vermutet, dass Nord und Süd auf Bankenkredite und andere langfristige Verbindlichkeiten verzichten können. Soweit bekannt, ist Aldi Nord über seine Immobilientochter Eigentümer sämtlicher Logistikzentren. Der Filialbestand ist ebenfalls größtenteils Eigentum, gemietete Objekte werden verstärkt durch eigene Objekte im Zuge des Flächentausches und der -Vergrößerung ersetzt. Aldi Süd ist ebenfalls Eigentümer fast aller Gebäude (Märkte, Logistikzentren) und Grundstücke, hat kürzlich aber auch Fremdkapital aufgenommen, um die weitere Immobilienexpansion finanzieren zu können. Damit verläßt zumindest Aldi Süd den bisherigen Weg der totalen Unabhängigkeit von Kreditgebern durch das Vermeiden von Fremdkapital. Die Finanzstrategie divergiert damit zwischen Nord und Süd.

Kundschaft

Bis Anfang der 1980er Jahre hatte Aldi den Ruf eines Billigheimers, bei dem vorwiegend soziale Randgruppen und einkommensschwache Schichten einkaufen. Aldi-Produkte galten als minderwertig. So bildete sich hauptsächlich im norddeutschen Raum der ironische Begriff Feinkost Albrecht. Das Schmuddel-Image haftet Aldi mittlerweile nicht mehr an. Einerseits konnte Aldi mit positiven Testergebnissen bei der Stiftung Warentest punkten. Später trug auch die wirtschaftliche Lage in Deutschland nach der Wiedervereinigung dazu bei, aufgrund derer breite Bevölkerungsschichten inzwischen bemüht sind, Konsumgüter des täglichen Bedarfs kostengünstig zu erwerben.

Laut einer Forsa-Umfrage kaufen 95% der Arbeiter, 88% der Angestellten, 84% der Beamten und 80% der Selbstständigen bei dem Discounter.

Philosophie

Eine klare flache Organisationshierarchie und ebenso einfache klare Unternehmensgrundsätze bilden die Unternehmensphilosophie. Die teilweise günstigen Preise bei Aldi sind auf eine effiziente Struktur, basierend auf rigoroser Mitarbeiterführung (bei allerdings deutlich überdurchschnittlicher Bezahlung), straffer Logistik, eine starke Position gegenüber Lieferanten und spartanischer Darbietung der Waren zurückzuführen.

Sortiment

Die Grundidee ist, nur Produkte im Sortiment zu haben, die bei einem gewissen Mindestumsatz eine hohe Warenumschlagshäufigkeit aufweisen. Das Sortiment ist somit verhältnismäßig schmal und besteht aus ca. 700 Artikeln, die vorwiegend für den Durchschnittskunden interessant sind. Aldi-Nord verkauft erst seit 2004 loses Obst und Gemüse, das – anders als bei "Aldi-Süd" – an der Kasse abgewogen wird. Seit Anfang 2005 baut Aldi-Nord seine größeren Filialen von vier auf fünf Gänge um. Dadurch wurden die Gänge zwar schmaler, jedoch konnte das Sortiment auf ca. 750 Artikel aufgestockt werden. Markant sind die zusätzlichen Regale über den Tiefkühltruhen, die installiert wurden, um zusätzliche Stellflächen zu gewinnen. Damit griff Aldi-Nord eine Idee des Mitbewerbers Lidl auf. Im Jahr 2005 wurde das Sortiment deutlich aufgestockt. Unter anderem wurden über 100 neue Artikel aufgenommen und der Engpaß Kasse (Preis/dreistellige PLU) durch den Einsatz von Scannerkassen entschärft. Eingelistet wurden Obst, Körperpflegemittel und Kühlware. Und mit Ferrero hat Aldi Süd – neben Haribo – nun weitere Produkte von Markenherstellern im Sortiment.

Um auf den massiven Preisdruck von Aldi zu reagieren, sind alle großen Wettbewerber dazu übergegangen, für jedes Produkt bei Aldi ein gleichwertiges Produkt zum absolut gleichen Preis anzubieten. Damit soll es den Aldi-Kunden ermöglicht werden, auf einen Besuch bei Aldi zu verzichten und sämtliche Güter des täglichen Bedarfs in einem Geschäft kaufen zu können und gleichzeitig auf Markenprodukte als Alternative zugreifen zu können. Dennoch hat Aldi bei den Kunden den Nimbus der Preisführerschaft noch nicht verloren.


Die Aldi-Gruppe ist der neuntgrößte Textilvermarkter in Deutschland; in diesem Segment wird der Umsatz auf über 960 Mio. /Jahr geschätzt (2002). Sehr erfolgreich sind Nord und Süd im Kaffeegeschäft: Der gesamte Röstkaffee wird in eigenen Röstereien hergestellt. Aldi hat auch den größten Weinabsatz in Deutschland und ist in vielen anderen Warengruppen ebenfalls Marktführer.

Seit 2003/2004 bietet nun auch Aldi Süd in Deutschland Tabakwaren an.

Aldi bietet in Deutschland seit Juli 2005 einen Online-Fotoservice, bei dem Papierabzüge von Digitalbildern nach Hause bestellt werden können.

Marketing

Aldi besitzt keine offizielle PR-Abteilung und hat in der gesamten Unternehmensgeschichte zu keinem Zeitpunkt Geld für externe Marketingagenturen ausgegeben. Die wöchentlichen „Schlagzeilen“ in den lokalen Zeitungen lauten seit Jahren immer gleich und weisen schlicht und ohne große Werbeslogans auf aktuelle Angebote hin. Allerdings sind Nord und Süd in den vergangenen Jahren bei der Anzeigengestaltung innovativer geworden. Die Zeitungsanzeigen wurden nicht nur größer (1/1 Seite), sondern auch farbig. Weiterhin wurde begonnen, in den Märkten Flugblätter mit den Angeboten der nächsten Woche auszulegen. Während Süd in die Vollen ging, und Themenwochen kreierte, bedingt durch zwei Aktionen pro Woche zu einem mehrseitigen Flyer zusammengefaßt, beschränkt sich Nord auf ein schlichtes doppelseitiges Flugblatt. Aldi Nord läßt die Flyer ebenso wie die Zeitungsanzeigen von einer konzerneigenen Werbeagentur vorbereiten und schalten, die für den Konzern europaweit tätig ist.

Kundenabfertigung

Lange Zeit erfolgte die Abfertigung bei "Aldi-Nord" durch Eingabe einer dreistelligen Artikelnummer, während bei "Aldi-Süd" die DM-Preise direkt eingegeben wurden. Allerdings wurde im Laufe der Zeit das Produktsortiment auch bei Aldi größer und bei der Euro-Bargeldeinführung änderten sich sämtliche Preise, so dass eine Umstellung des Kassensystems notwendig war. "Aldi Süd" stellte zur Euro-Bargeldeinführung endgültig komplett auf Scannerkassen um. Damit die Kassierer(in) die Ware nicht drehen muss und schneller "scannen" kann, läuft der Barcode bei allen von Aldi vertriebenen Produkten einmal komplett um die Verpackung. "Aldi-Nord" folgte sukzessive etwas später. Tests mit der Bezahlung per EC-Karte erfolgten 2004 in Filialen von "Aldi-Nord". Ab April 2005 folgt die flächendeckende Einführung der Zahlung per EC-Karte bei Aldi-Nord und -Süd, die bis Ende Oktober 2005 abgeschlossen sein soll. Die Umstellung wird durch das amerikanische Dienstleistungsunternehmen NCR durchgeführt. Ab September 2005 bekamen die Kassen von "Aldi-Nord" eine zusätzliche Funktion. Frischfleisch, welches kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums steht, wird an den Kassen automatisch im Preis um 30 % reduziert. Auch hier greift der Discounter eine Idee des Mitbewerbers Lidl auf.

In der zweiten Jahreshälfte 2005 wird Aldi-Nord testweise Leergutautomaten einführen um eine schnellere Abwicklung an der Kasse zu gewährleisten. Auch die neue Pfandregelung ab 2006, die alle Einzelhändler dazu zwingt, sämtliches Leergut aller Mitbewerber anzunehmen, zwingt das Unternehmen zu diesem Schritt. Derzeit kann man in u.a. in Haltern, Lünen und Olfen drei verschiedene Typen der Automaten im Einsatz sehen. In diesen Testläden versucht das Unternehmen herauszufinden, welches System in der Praxis die größte Effizienz zeigt. Mittlerweile testet Aldi-Süd ebenfalls Leergutautomaten. So genannte Outdoorlösungen werden zur Zeit in Kerpen und Aachen erprobt.

Aldi international

Verteilung von Aldi Süd (orange) und Nord (blau) in Europa

Die Aldi Gruppe betreibt rund 6.600 Filialen auf der ganzen Welt (Gesamtzahl schwankt je nach Quellenangabe). Jede Woche kommt im Schnitt eine Filiale irgendwo auf der Welt hinzu.

Während Aldi Nord seine niederländischen und belgischen Tochtergesellschaften Combi und Lansa mittlerweile in Aldi umfirmiert hat, ist Aldi Süd um regional gefärbte Marktauftritte bemüht und tritt in Deutschland explizit als Aldi Süd, in der Schweiz als Aldi Suisse und in Österreich und Slowenien als Hofer auf. Grund für diesen Namen ist die damalige Übernahme eines bereits bestehenden Discounters namens Hofer. In Österreich mischt Hofer mittels Kooperationen auch im Reise- (Hofer-Reisen) und Mobilfunk-Segment (YESSS!-Diskont-Telefonkarten in jeder Filiale) mit.

Land Name Aldi Konzern Seit ~Filialen
Deutschland Aldi Nord 1946 2.200
Aldi Süd Süd 1946 1400
Schweiz Aldi Suisse Süd 27.10.2005 8
Österreich Hofer Süd 1968 340
Belgien Aldi Nord ca. 1973 380
Niederlande Aldi Nord ca. 1975 390
Luxemburg Aldi Nord ca. 1990 11
Frankreich Aldi Nord 1988 620
Spanien Aldi Nord 2002 130
Portugal Aldi Nord 2005 ?
Dänemark Aldi Nord ? 230
Slowenien Hofer Süd ? ?
Großbritannien und Nordirland Aldi Süd 1989 >300
Irland Aldi Süd 1989
USA Aldi Süd 1976 >700
Australien Aldi Süd Januar 2001 >80

Im Mannheimer Stadtteil Waldhof erprobt Aldi Süd derzeit ein neues Marktkonzept mit dem Namen 1001 Gelegenheit. Dort wird bisher nicht abgesetzte Aldi-Aktionsware zu nochmals stark ermäßigten Preisen verkauft.

Weiterhin wird die amerikanische Supermarktkette Trader Joe's (bestehend seit 1979) vom Aldi-Nord-Inhaber Theo Albrecht, völlig unabhängig vom normalen Aldi-Konzept und den amerikanischen Aldi-Süd-Filialen, betrieben.

Kritik

Das neue Schwarzbuch Markenfirmen kreidet Aldi an, dass eine gewerkschaftliche Organisierung weitgehend vermieden werde [1], so gebe es keinen Gesamtbetriebsrat. Hierbei ist anzumerken, dass Aldi Nord in jeder deutschen Regionalgesellschaft einen Betriebsrat akzeptiert, der aus mindestens 2 hauptamtlichen, freigestellten Betriebsräten sowie weiteren Betriebsräten besteht. Weiterhin ist die Vergütung für alle Beschäftigungsgruppen überdurchschnittlich gut. Gezahlt wird grundsätzlich Tarifgehalt zuzüglich Leistungsprämien. Hinzu kommen ein volles 13. Gehalt zum Jahresende (tarifl: 62,5%) sowie Fahrgelderstattungen und vermögenswirksame Leistungen. Dafür erwartet Aldi allerdings auch überduchschnittliche Leistungen seiner Mitarbeiter. Auch übt Aldi einen extremen Preisdruck auf seine Zulieferer aus; Allerdings hält der Konzern sich grundsätzlich an die abgeschlossenen Kontrakte und erwartet von seinen Lieferanten keine Zugeständnisse bei sinkenden Verkaufspreisen oder Werbekostenzuschüsse, Jubiläums-Rabatte oder Logistik-Optimierungsrabatte, wie in der Branche üblich. Weiter wird Aldi wegen seines unökologischen Angebots billiger Garnelen auf Kosten der Mangrovenwälder kritisiert (Robin Wood 97/1).

Siehe auch

Literatur

  • Dieter Brandes: Die 11 Geheimnisse des ALDI-Erfolgs. Campus, Frankfurt/Main 2003, ISBN 3-593-37294-0
  • Hannes Hintermeier: Die Aldi-Welt. Nachforschungen im Reich der Discount-Milliardäre. Goldmann, München 2000, ISBN 3-442-15063-9
  • Astrid Paprotta, Regina Schneider: Aldidente. 30 Tage preiswert schlemmen. Ein Discounter wird erforscht. Eichborn, Frankfurt/Main 1998, ISBN 3-8218-1589-2
  • Klaus Werner: Das neue Schwarzbuch Markenfirmen. Die Machenschaften der Weltkonzerne. Deuticke Verlag, Wien 2003, ISBN 3-216-30715-8
  • Franz Kotteder: Die Billig-Lüge. Die Tricks und Machenschaften der Discounter. Droemer/Knaur, München 2005, ISBN 3-426-27371-3
  • Hans Weiss, Ernst Schmiederer: Asoziale Marktwirtschaft. Insider aus Politik und Wirtschaft enthüllen, wie die Konzerne den Staat ausplündern. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2005, ISBN 3-462-03643-2