Zum Inhalt springen

Edo-Zeit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. November 2005 um 21:53 Uhr durch ErikDunsing (Diskussion | Beiträge) (typo). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Nijubashi des alten Edo

Als Edo-Zeit (jap. 江戸時代) wird ein Abschnitt der japanischen Geschichte von 1603 - 1867 bezeichnet, nach der damaligen Hauptstadt Edo (heute Tōkyō). 1603 errichtete hier Shōgun Tokugawa Ieyasu den Sitz seiner Regierung, dem Bakufu (幕府). Nach der blutigen Einigung des Reichs unter seinen Vorgängern Oda Nobunaga und Toyotomi Hideyoshi sollte nun eine lange Zeit der Stabilität eintreten, bis das Land im Jahr 1854 durch den Freundschaftsvertrag von Kanagawa geöffnet wurde. Dieser Vertrag wurde auf Grund des Drucks von Commodore Matthew Perry und seiner Flotte, die in Japan auch als "schwarze Schiffe" bekannt sind, mit den USA abgeschlossen. Dies war der erste Riss in der konsequenten Abschließungspolitik der Tokugawa. Weitere Veträge mit anderen Nationen folgten in den Jahren danach.

Um die Stabilität zu sichern, ersann der Shōgun ein komplexes Machtgleichgewicht. Durch die Verlegung der Hauptstadt weit weg vom Kaiserhof in Kyōtō wurde dessen Einfluß auf ein Minimum reduziert. Die Daimyō wurden in drei Gruppen aufgeteilt. Diejenigen, die in der Schlacht von Sekigahara auf seiner Seite gestanden hatten, neutrale und ehemalige Gegner. Die Provinzen wurden so aufgeteilt, dass zwischen potentiellen Gegnern der Tokugawa immer ein Verbündeter seine Besitzungen hatte. Die besten Provinzen sicherte sich das Haus Tokugawa selbst, aus dem Land der besiegten Feinde.

Die Bevölkerung wurde in vier Stände eingeteilt: Die Kuge, Angehörige des Hofes in Kyōto bildeten die Oberschicht. Die Samurai, der Schwertadel, wurden von Kriegsherren zu Beamten, die das Land verwalteten und Steuern in Form von Reis kassierten. Die Bauern bildeten den dritten Stand, darunter standen die Händler und Handwerker. Ganz aus dem System fielen die sogenannten Eta und Hinin, fahrendes Volk, Berufe die nach dem Shintoismus und Buddhismus als unrein galten (Metzger, Totengräber), sowie Prostituierte.

Um die Bauern zu befrieden, wurden Schwerter konfisziert, nur die Samurai durften Klingen tragen, die länger als ein Kurzschwert waren. Pro Provinz durfte nur eine Burg errichtet werden, alle anderen wurden abgerissen. Die Schusswaffen, die von den Europäern nach Japan gebracht wurden, wurden verboten und zerstört. Die Daimyō wurden gezwungen, die Hälfte des Jahres in der Hauptstadt zu verbringen, die Hofhaltung dort verschlang gewaltige Geldmittel, die die Daimyō nicht für einen Aufstand nutzen konnten.

Um den Buddhismus als Machtpfeiler zu stärken, wurde das Christentum verboten. Christen wurden gezwungen abzudanken, wer sich weigerte wurde getötet. Alle ausländischen Missionare (Spanier und Portugiesen) wurden des Landes verwiesen.

Chinesische Dschunke in Japan (Holzschnitt um 1650)

Der Außenhandel stellte einen potentiellen Machtfaktor für die Daimyō auf Kyushu dar, die in der Geschichte Japans oft Gegner der Zentralregierung waren. Daher wurde das Land ab Mitte des 17. Jahrhunderts vom Ausland isoliert, eine Politik, die als "Abschließung" (sakoku 鎖国) bezeichnet wurde. Nur das Kaiserreich China und die Niederländische Ostindien-Kompanie hatten das Recht, sich in Japan aufhalten zu dürfen. Die Holländer waren im Gegensatz zu Spaniern und Portugiesen Protestanten und hatten nicht das Ziel, aktiv zu missionieren. Auf Dejima im Hafen von Nagasaki wurde eine künstliche Insel errichtet, auf der eine holländische Kolonie entstand. Die Holländer durften diese Insel nicht verlassen. Pro Jahr durfte nur ein einziges Schiff auf der Insel einlaufen. Trotzdem herrschte ein reges Interesse am Westen, und die Holländer mussten den Japanern regelmäßig Bücher mit westlichem Wissen (jap. 蘭学 rangaku, "Hollandstudien") liefern, das eifrig studiert wurde.

Wirtschaftliche Entwicklung

Trotz der Isolation erreichte Japan in der Edo-Zeit einen Wirtschaftsaufschwung. Nach Jahren der kriegerischen Verwüstung waren die Daimyō im Frieden gezwungen, ihre Ziele nicht mehr auf die Eroberung von Land, sondern auf die Entwicklung der eigenen Provinz zu lenken. Ihre Steuerabgaben an die Zentralgewalt waren fest, und so konnten sie ihren eigenen Reichtum steigern, wenn sie Land urbar machen ließen und den Ertrag der Felder steigerten.

Im Laufe der Edo-Zeit setzte eine Verstädterung ein, vermehrter Transport von Handelswaren, einen bedeutenden Anstieg des Inlands- und (bis zur Abschließung) Auslandshandels, sowie eine Verbreitung von Handels- und Handwerksunternehmen. Mitte des 18. Jahrhunderts hatte Edo eine Bevölkerung von über 1 Million, Ōsaka und Kyōto je mehr als 400.000 Einwohner. Viele andere Schlossstädte wuchsen eben so schnell. Ōsaka und Kyōto wurden geschäftige Handels- und Handwerkszentren, während Edo das Zentrum für die Versorgung mit Nahrungsmitteln und wichtigen städtischen Verbrauchsgütern war. Die Feudal-Clans (Han) verwalteten zunehmend die steigende landwirtschaftliche Produktion und bäuerlichen Tätigkeiten.

Die eigentlichen Gewinner des Wirtschaftsaufschwungs waren aber nicht die Daimyō, sondern eine Klasse, die eigentlich sozial ganz unten stand, die Händler. Die Samurai hatten nur Einnahmen in Naturalien, den Reis, den sie verkaufen mußten um Geld einzunehmen. Viele verschuldeten sich bei Händlern, um einen ausschweifenden Lebensstil zu finanzieren. Das Shōgunat ließ diese Schulden regelmäßig annullieren, was dazu führte, dass Händler die Zinsen hoch ansetzten, um nicht bankrott zu gehen. Banken entstanden, viele Bankhäuser wurden von Sakebrauern gegründet. Im Handwerk entwickelte sich ein spezialisiertes, vorindustrielles Manufakturwesen. Durch diese Vorbedingungen war es Japan möglich, sich nach der Öffnung so schnell zu industrialisieren.

Geistige Strömungen

Wakizashi-Schwert aus der Edo-Zeit

Das Aufblühen des Neo-Konfuzianismus war die hauptsächliche geistige Entwicklung in der Edo-Zeit. Die Lehren des Konfuzius wurden zwar lange durch buddhistische Geistige lebendig gehalten, aber während der Edo-Zeit löste sich der Konfuzianismus von der buddhistischen religiösen Kontrolle. Dieses Denksystem legte eine immer weltlichere Sicht auf die Menschen und die Gesellschaft. Die ethische humanistische, rationale und historische Perspektive der neo-konfuzianistischen Doktrin wurden immer ansprechender für die herrschende Klasse. Mitte des 17. Jahrhunderts war der Neo-Kunfuzianismus Japans vorherrschend gültige Philosophie und trug direkt zur Entwicklung der Kokugaku (国学, Nationalstudien)-Denkschule bei.

Fortgeschrittene Studien und wachsende Anwendung des Neo-Konfuzianismus trugen zum Übergang der sozialen und politischen Ordnung von feudalen Normen zu Praktiken bei, welche sich an Klassen und größeren Gruppen orientierten. Die Herrschaft des Volkes bzw. der Vertreter des Konfuzianismus wurden allmählich durch Rechtsstaatlichkeit ersetzt. Neue Gesetze wurden entwickelt und neue administrative Instrumente eingesetzt. Eine neue Theorie der Regierung und neue Vision der Gesellschaft kamen auf als ein Mittel zur Rechtfertigung der umfassenderen Regierung durch das Bakufu (Militärregierung). Jede Person hatte einen bestimmten Platz in der Gesellschaft und sollte arbeiten, um seine oder ihre Mission im Leben zu erfüllen. Das Volk wurde mit Güte von jenen regiert, deren Pflicht es war zu herrschen. Die Regierung war allmächtig, aber verantwortungsbewusst und human. Obwohl das Klassensystem durch den Neo-Konfuzianismus beeinflusst wurde, war es nicht identisch mit ihm. Während Militär und Geistlichkeit ganz unten im chinesischen Modell standen, bildeten einige von ihnen in Japan die herrschende Elite.

Mitglieder der Samurai-Klasse befolgten die Traditionen der Bushi mit einem neuen Interesse an japanischer Geschichte und an der Kultivierung der Wege der konfuzianischen Lehrmeister, so dass das Konzept des Bushidō (武士道, Weg des Kriegers) entwickelt wurde. Ein anderer besonderer Lebensweg – der Chōnindō – entstand ebenfalls. Chōnindō (町人道, Weg der Bürger) war vornehmlich eine Kultur, die in Städten wie Ōsaka, Kyōto und Edo entstand. Es ermutigte zum Streben nach den Qualitäten des Bushidō - Fleiß, Ehrlichkeit, Ehre, Loyalität und Genügsamkeit - wobei Überzeugungen des Shintō, Neo-Konfuzianismus und Buddhismus mit einflossen. Studien von Mathematik, Astronomie, Kartographie, Ingenieurwesen und Medizin wurden ebenfalls gefördert. Besonderer Wert wurde auf die Qualität der Arbeitsausführung gelegt, besonders in der Kunst. Zum ersten Mal hatte die Stadtbevölkerung die Mittel und Freizeit eine neue Massenkultur zu fördern. Ihre Suche nach Vergnügen wurde als Ukiyo (浮世, Fließende Welt), eine ideale Welt für Mode und volkstümliche Unterhaltung, bekannt. Professionelle weibliche Unterhalter (Geishas), Musik, berühmte Geschichten, Kabuki und Bunraku (Puppentheater), Dichtung und Kunst, zum Beispiel die wunderschönen Holzblockdrucke Ukiyo-e (浮世絵), waren alle Teil dieser aufblühenden Kultur. Die Literatur gedieh ebenfalls, beispielsweise in den Werken des Dramatikers Chikamatsu Monzaemon (1653-1724) oder des Essayisten und Reiseschriftstellers Matsuo Basho (1644-1694).

Buddhismus und Shintō waren beide immer noch wichtig im Tokugawa-Japan. Er gab, kombiniert mit Neo-Konfuzianismus, Standards für das soziale Verhalten vor. Obwohl nicht mehr so mächtig wie in der Vergangenheit, war der Buddhismus mit den oberen Klassen vermählt. Von der Ächtung des Christentums profitierte er 1640, als das Bakufu jeden anwies, sich bei einem Tempel zu registrieren. Die strikte Trennung der Tokugawa-Gesellschaft in Lehensgüter (Han), Dörfer, Stadtbezirke und Haushalte stärkte die Bindung zum örtlichen Shintō. Der Shintō sorgte für spirituelle Unterstützung der politischen Ordnung und war ein wichtiges Band zwischen dem Individuum und der Gesellschaft. Auch half er ein Nationalbewusstsein zu erhalten.

Schließlich nahm der Shintō eine geistige Form an, die von neo-konfuzianistischen Rationalismus und Materialismus geprägt wurde. Die Kokugaku-Bewegung entstammt diesen beiden Glaubenssystemen. Kokugaku trug zum kaiserzentrierten Nationalismus des modernen Japan und des Wiederauferstehens des Shintō als Nationalglaubensbekenntnis im 18. und 19. Jahrhundert bei. Die Kojiki, Nihongi und Man'yoshu wurden auf der Suche nach dem japanischen Geist von neuem studiert. Einige Puristen in der Kokugaku-Bewegung kritisierten selbst die konfuzianistischen und buddhistischen Einflüsse wegen ihrer Kontaminierung der antiken japanischen Wege aufgrund ihrer eigentlich ausländischen Herkunft. Japan war das Land der Kami (Götter) und hatte deswegen ein besonderes Schicksal.

Wissen über den Westen war in der frühen Edo-Zeit beschränkt auf eine kleine Denkschule namens Rangaku (蘭学, Hollandstudien). Sie war hauptsächlich in Nagasaki ansässig, wo sich der niederländische Außenposten auf der Insel Deshima befand.

Niedergang der Tokugawa

Das Ende dieser Periode wurde Spätes Tokugawa-Shogunat (1853-1867) genannt. Die Gründe für das Ende dieser Periode sind kontrovers, aber es wurde eingeläutet durch die erzwungene Öffnung Japans zur westlichen Welt durch Commodore Matthew Perry der U.S. Navy, dessen Flotille (bekannt als „die schwarzen Schiffe“) auf die Bucht von Tōkyō feuerte. Einige künstliche Landmassen, die geschaffen wurden, um die Reichweite der Armada zu blockieren, bilden heute den Odaiba-Bezirk.

Die Herrschaft der Tokugawa brach nicht einfach wegen Fehlern im Innern zusammen. Äußere Einflüsse führten einen komplexen politischen Machtkampf zwischen dem Bakufu und der Koalition, ihren Kritikern, herbei. Die fortwährende Anti-Bakufu-Bewegung Mitte des 19. Jahrhunderts stürzte die Tokugawa. Von Anfang an versuchten die Tokugawa, die Anhäufung von Reichtum der anderen Familien einzuschränken und pflegten eine „zurück zur Erde“-Politik, in welcher der Bauer, der ultimative Produzent, die ideale Person in der Gesellschaft war. Trotz dieser Bemühungen den Reichtum einzuschränken, und teilweise wegen der außergewöhlich langen Zeit des Friedens, stieg der Lebensstandard der ländlichen und städtischen Bewohner erheblich an. Bessere Ernterträge, Transport, Wohnwesen, Nahrungsmittel und Unterhaltung waren verfügbar, ebenso mehr Freizeit, zumindest für Stadtbewohner. Der Analphabetismus war niedrig für eine präindustrielle Gesellschaft, kulturelle Werte wurden neu bestimmt und breit vermittelt in den Klassen der Samurai und Chōnin (Bürger, Händler). Trotz des Wiedererscheinens der Gilden und deren restriktiver Natur liefen die wirtschaftlichen Aktivitäten gut, das Gewerbe breitete sich aus und die Geldwirtschaft entwickelte sich. Obwohl die Regierung die Händler schwerst einschränkte und als unproduktive und wuchernde Mitglieder der Gesellschaft sah, wurden die Samurai, die immer mehr von ihren ländlichen Bindungen getrennt wurden, immer abhängiger von Händlern und Künstlern wegen Konsumgütern, Kunstinteresse und Darlehen. Auf diesem Weg vollzog sich ein subtiler Umsturz der Kriegerklasse, und die Chōnin nahmen deren Platz ein.

Ein Kampf kam auf im Angesicht der politischen Beschränkungen, die der Shōgun der Unternehmerklasse auferlegte. Das Ideal der Regierung einer Agrargesellschaft hielt einem Vergleich mit der Wirklichkeit der Bedeutung des Gewerbes nicht mehr stand. Eine gigantische Regierungsbürokratie hatte sich entwickelt, welche jetzt aufgrund der Diskrepanz zur entstehenden neuen sozialen Ordnung stagnierte. Insgesamt stieg die Bevölkerung während der ersten Hälfte der Tokugawa-Periode erheblich an. Obwohl das Ausmaß und die Wachstumsraten ungewiss sind, ermittelte die erste landesweite Volkszählung 1721 mindestens 26 Millionen Gemeine und ungefähr 4 Millionen Mitglieder und Angehörige der Samurai-Familien. Dürre, gefolgt von Fehlernten und Hungertod, führten zu 20 großen Hungersnöten zwischen 1675 und 1837. Der Unmut der Kleinbauern stieg, und im späten 18. Jahrhundert standen Massenproteste wegen Steuern und Lebensmittelknappheiten an der Tagesordnung. Neue landlose Familien wurden Farmpächter, während die verdrängten bäuerlichen Armen in die Städte zogen. Als das Glück der vorher Gutbetuchten schwand, kamen andere an ihre Stelle, häuften Land an, und eine neue wohlhabende Bauernklasse entstand. Die davon profitierenden Menschen fächerten ihre Produktion weit und stellten Arbeiter ein, während andere unzufrieden blieben. Viele Samurai erlebten eine schwere Zeit und waren zu Handwerks- und Lohnarbeiten für Händler gezwungen.

Westliche Einmischungen erreichten im frühen 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt. Russische Kriegsschiffe und Händler drangen auf Karafuto (während russischer und sowjetischer Herrschaft Sachalin genannt) und den Kurilen ein, deren südlichste Inseln von den Japanern als nördliche Inseln von Hokkaidō angesehen werden. 1808 lief ein britisches Kriegsschiff auf der Suche nach einem feindlichen niederländischen Schiff in den Hafen von Nagasaki ein. Andere Kriegsschiffe und Walfänger wurden in den 1810ern bis 1820ern vermehrt in japanischen Gewässern gesichtet. Walfänger und Handelsschiffe der USA erreichten ebenfalls japanische Küsten. Obwohl die Japaner kleinere Zugeständnisse und einige Anlandungen erlaubten, wurde im Allgemeinen versucht, alle Ausländer draußen zu halten, manchmal auch mit Gewalt. Die Rangaku wurden sehr wichtig, nicht nur zum Verständnis der ausländischen „Barbaren“, sondern auch, um das westliche Wissen zu nutzen sie abzuwehren.

Während der 1830er befand sich das Land Japan in einer schweren Krise (Tempō-Krise). Hungersnöte und Naturkatastrophen trafen das Land schwer, Unmut führte 1837 zu einem Aufstand der Kleinbauern gegen Beamte und Händler in Ōsaka. Obwohl er nur ein Tag dauerte, hinterließ der Aufruhr einen dramatischen Eindruck. Heilmittel kamen in Form von traditionellen Lösungen, die eher versuchten den moralischen Zerfall, als institutionelle Probleme anzusprechen. Die Berater des Shōgun drängten zu einer Rückbesinnung auf den Kampfgeist, mehr Einschränkungen des Auslandshandels und -kontakte, Unterdrückung der Rangaku, Zensur der Literatur und Beseitigung des „Luxus“ in Regierung und Samurai-Klasse. Andere versuchten die Tokugawa zu stürzen und unterstützten die Doktrin des Sonnō jōi (尊皇王攘夷, Verehrt den Kaiser, weist die Barbaren aus!), d.h. für Einheit unter kaiserlicher Herrschaft und Widerstand gegen ausländische Einmischung. Das Bakufu hielt durch, inmitten einer Zeit wachsender Bedenken über die westliche Erfolge koloniale Enklaven in China während des 1. Opium-Kriegs (1839-1842) zu errichten. Es wurden mehr Reformen angeordnet, besonders im wirtschaftlichen Bereich, um Japan gegen die westliche Bedrohung zu stärken.

Japan lehnte eine Forderung der USA ab, die dabei war ihre eigene Präsenz in der asiatisch-pazifischen Region großflächig auszudehnen, diplomatische Beziehungen aufzunehmen, als Commodore James Biddle in der Edo-Bucht im Juli 1846 mit zwei Kriegsschiffen erschien. Als jedoch Commodore Matthew Perry's 4-Schiff-Geschwader im Juli 1853 auftauchte, geriet das Bakufu in Aufruhr. Der Vorsitzende der Senior-Ratsmitglieder Abe Masahiro (1819-1857) war verantwortlich für die Verhandlungen mit den Amerikanern. Da es keinen Präzedenzfall gab, mit dieser Bedrohung der nationalen Sicherheit umzugehen, versuchte Abe die Balance zwischen den Wünschen der Senior-Ratsmitglieder nach einem Kompromiss mit den Ausländern, dem des Kaisers, der die Ausländer abweisen wollte, und dem des Daimyō nach einem Krieg zu halten. Da es keinen Konsens gab, entschied Abe sich zu einem Kompromiss, er akzeptierte Perry's Forderung nach einer Öffnung Japans für ausländischen Handel, während er gleichzeitig militärische Vorbereitungen traf. Im März 1854 wurde ein Friedens- und Freundschaftsvertrag (Vertrag von Kanagawa) geschlossen, zwei Häfen für amerikanische Schiffe geöffnet, die um Proviant ersuchten, eine Garantie gegeben, schiffbrüchige amerikanische Seeleute gut zu behandeln, und einem amerikanischen Konsul erlaubt sich in Shimoda, einem Seehafen auf der Izu-Halbinsel südwestlich von Edo, niederzulassen. Ein Handelsvertrag zur Öffnung weiterer Gebiete für amerikanischen Handel wurde dem Bakufu 5 Jahre später aufgezwungen.

Der dadurch vom Bakufu erlittene Schaden war immens. Debatten über Regierungspolitik waren ungewöhnlich und führten zu öffentlicher Kritik am Bakufu. In der Hoffnung, Unterstützung von neuen Alliierten zu bekommen, beriet sich Abe, zur Bestürzung der Fudai, mit den Shimpan- und Tozama-Daimyō, wodurch das schon geschwächte Bakufu untergraben wurde. In der Ansei-Reform (1854-1856) versuchte Abe dann das Regime zu stärken, indem er niederländische Kriegsschiffe und Bewaffnung bestellte und neue Hafenverteidigungen errichten ließ. 1855 wurde eine Marineausbildungsschule mit niederländischen Lehrern in Nagasaki und eine westlich ausgerichtete Militärschule in Edo geschaffen. Im darauffolgenden Jahr ließ die Regierung westliche Bücher übersetzen. Innerhalb der Fudai-Kreise, die gegen die Öffnung der Bakufu-Räte für Tozama-Daimyō waren, stieg der Widerstand gegen Abe und er wurde 1855 als Vorsitzender der Senior-Ratsmitglieder durch Hotta Masayoshi (1810-1864) ersetzt.

An der Spitze der regimekritischen Fraktion stand Tokugawa Nariaki, der lange eine streitbare Loyalität zum Kaiser mit anti-ausländischen Stimmungen begrüßte und seit 1854 für die nationale Verteidigung verantwortlich war. Die Mito-Schule hatte, basierend auf neo-konfuzianistischen und Shintō-Prinzipien, die Wiederherstellung der kaiserlichen Institution, die Abwendung vom Westen und die Begründung eines Weltreiches unter der göttlichen Yamato-Dynastie zum Ziel.

In den letzten Jahren der Tokugawa erhöhten sich die ausländischen Kontakte, und mehr Zugeständnisse wurde gewährt. Das Abkommen mit den USA von 1859 öffnete weitere Häfen für diplomatische Abgesandte, gestattete nicht überwachten Handel an vier weiteren Häfen und den Aufenthalt von Ausländern in Ōsaka und Edo. Es verkörperte auch das Konzept der Extraterritorialität (Ausländer waren nur den Gesetzen ihres Landes verpflichtet, nicht den japanischen). Hotta verlor die Unterstützung der wichtigsten Daimyō und als Tokugawa Nariaki sich gegen das neue Abkommen stellte, ersuchte Hotta kaiserliche Maßnahmen. Die Hofbeamten, welche die Schwäche des Bakufu wahrnahmen, wiesen Hottas Forderung ab, und verwickelten damit plötzlich Kyōto und den Kaiser zum ersten Mal seit Jahrhunderten in Japans interne Konflikte. Als der Shōgun ohne Erben starb, rief der Nariaki den Hof zur Unterstützung seines eigenen Sohnes Tokugawa Yoshinobu (oder Keiki), einem Kandidaten der von den Shimpan- und Tozama-Daimyō favorisiert wurde, als Shōgun an. Die Fudai gewannen jedoch das Kräftemessen, setzten Tokugawa Yoshitomi ein, arrestierten Nariaki und Keiki, exekutierten Yoshida Shōin (Ein führender Sonnō-jōi-Intellektueller, der gegen die Verträge mit den Amerikanern war und eine Revolution gegen das Bakufu plante), unterzeichneten Abkommen mit den USA und fünf anderen Nationen und beenden damit mehr als 200 Jahre Isolation.

Die strengen Maßnahmen, die das Bakufu unternahm, um seine Vorherrschaft wieder geltend zu machen, erwiesen sich als unzureichend. Extremisten, die den Kaisers als Symbol der Einheit verehrten, brachten Gewalt und Tod über das Bakufu, die Clan-Behörden und Ausländer. Ausländische Vergeltungsmaßnahmen führten 1865 zu weiteren konzessionierten Handelsabkommen, aber Yoshitomi war unfähig, die Abkommen durchzusetzen. Eine Bakufu-Armee wurde 1866 besiegt, nachdem sie ausgesandt wurde, Dissidenten in den Satsuma- und Chōshū-Clans zu vernichten. Als schließlich 1867 der Kaiser starb und sein jüngerer Sohn Mutsuhito ihn beerbte, wurde Keiki widerwillig der Kopf des Tokugawa-Clans und Shōgun. Er versuchte, die Regierung unter dem Kaiser zu reorganisieren und gleichzeitig die Führungsrolle des Shōguns zu bewahren. Da die wachsende Macht der Satsuma- und Chōshū-Daimyō von den anderen Daimyō gefürchtet wurde, forderten sie die Übergabe der politischen Macht der Shōgune an den Kaiser und einem Rat der Daimyō, dem der frühere Tokugawa-Shōgun vorsitzen sollte. Keiki akzeptierte den Plan Ende 1867, dankte ab und rief die „kaiserliche Restauration“ aus. Die Satsuma, Chōshū, andere Clan-Führer und radikale Höflinge rebellierten jedoch, besetzten den kaiserlichen Palast und riefen ihre eigene Restauration am 3. Januar 1868 aus. Das Bakufu wurde abgeschafft, Keiki wurde herabgestuft zu einem gewöhlichen Daimyō und die Tokugawa-Armee gab kampflos auf (obgleich andere Tokugawa-Kräfte bis November 1868 kämpften und Bakufu-Marinekräfte weitere 6 Monate aushielten).

Ereignisse in der Edo-Zeit