Vulvodynie
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Vulvodynie – lat. auch als Vulvodynia benannt – ist die Bezeichnung für chronische Schmerzzustände im Bereich der äußeren, primären Geschlechtsorgane einer Frau, für die in der Regel keine erkennbaren Ursachen gefunden werden können.
Definition
Die Schmerzen werden meist als brennend erlebt, erstrecken sich über die gesamte Haut der äußeren Geschlechtsorgane (oder Teile davon) und breiten sich manchmal bis in den After aus. Druck- und Zugbelastung sowie Berührung können so unangenehm erlebt werden, dass es den Frauen nicht möglich ist, Unterwäsche zu tragen und schon das Gehen als Belastung empfunden wird.
Die Untersuchung einer repräsentativen Gruppe von Frauen aus den USA ergab, dass 16 % der Frauen in ihrem Leben länger als 3 Monate Vulvabeschwerden hatten, 7 % litten zum Zeitpunkt der Befragung daran (Harlow 2003).
Ursachen
Die genaue Ursache von Vulvodynie ist nicht bekannt. Einige Faktoren, die beteiligt sein können, schließen ein:
- Häufige Pilzinfektionen und -medikation
- Häufiger Gebrauch von Antibiotika
- Eingriffe in den Hormonhaushalt, wie Antibabypille
- Hautreizungen, Ausschläge oder Allergien auf Seifen, Pflegemittel, Intimpflegemittel oder auch Reinigungsmittel der Kleidung.
- Vorhergehende Laser- oder allgemeine chirurgische Behandlungen des externen Genitales
- Vorhandene oder abgeheilte Feigwarzen (Kondylome)
- Entzündungen der Nerven des kleinen Beckens oder auch häufige Muskelkrämpfe.
- Überempfindlichkeitsreaktion auf Nahrungsmittel, insbesondere Oxalsäure (Rhabarber, Nüsse, Spinat u. a.) und Geschmacksverstärker (besonders Glutamate)
- Vitamin-B6-Mangel
- Depressionen, Stress
Diagnose
Die Diagnostik einer Vulvodynie ist meistens eine sogenannte Ausschlussdiagnose. Es werden Untersuchungen auf einen Infekt durchgeführt. Dazu gehören: Pilze, Bakterien und gegebenenfalls auch auf Feigwarzen (Kondylome).
Bei unauffälligen Befund kann eine Gewebsprobe unter kolposkopischer Sicht entnommen werden, um z. B. eine Autoimmunerkrankung des Gewebes auszuschließen. In seltenen Fällen kommt z. B. eine Neurodermitis der Vulva vor.
Anhand der genauen Beschreibung des Schmerzes (dumpf, stechend, ausstrahlend oder nicht, örtlich genau begrenzt oder wandernd, gleichbleibend, pulsend, tageszeitabhängig, zyklusabhängig oder -unabhängig, (un-/)abhängig von körperlicher Belastung, ohne äußere Anzeichen oder mit Rötung/Schwellung/..., psychisch sofort stark belastend oder ignorierbar) kann unter Umständen eingegrenzt werden, um welche Art von Schmerzursache (gereizter Nerv, Entzündungsreaktion, Druck von Muskeln/Gewebe, gereizte Mastzellen, ...) es sich handeln kann.
Es können in letzterem Fall oft erhöhte Histaminwerte im Urin, insbesondere nach dem Verzehr von oxalat- oder glutamathaltigen Speisen, gemessen werden.
Therapie
Die Behandlung hängt von der Ursache der Vulvodynie ab.
Sollte ein Pilzinfekt dahinterstecken, wird dieser entsprechend mit Antimykotika behandelt. Bei immer wiederkehrenden Infekten eventuell auch als Tablettenbehandlung, damit die häufig anzuwendenden Cremes nicht durch ihre Inhaltsstoffe zu einer Verschlechterung der Missempfindung der Haut führen.
Sollten bakterielle Infekte die Ursache sein, werden diese gezielt nach Ermittlung des Bakteriums und einer Empfindlichkeitsprüfung durch ein Antibiotikum behandelt.
Sollte eine Nervenreizung (z. B. Pudendus) die Ursache sein, ist diese entsprechend zu behandeln.
Ist es ein Histaminschmerz aus einer Überreaktion (sensibilisierter Mastzellen) auf Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln oder Medikamenten, kann eine Auslassdiät Aufschluss und Linderung oder Heilung bringen.
Sollte keine spezifische Ursache zu finden zu sein, kann eine Therapie mit Trizyklischen Antidepressiva erfolgen. Auch eine Behandlung mit Antikonvulsiva (z. B. Pregabalin) ist möglich. Diese Mittel bewirken eine Herabsetzung der Empfindsamkeit für den Schmerz-/Juckreiz. Muskelverspannungen oder Schmerzen können durch ein Beckenbodentraining gelockert werden, in Einzelfällen durch die zusätzliche Gabe von Muskelrelaxantien (die Muskelspannung herabsetzenden Medikamente). Ein Biofeedbacktraining kann ebenso helfen, dieses wird aber nur durch ausgewiesene Zentren gewährleistet.
Vorbeugung – Eigenbehandlung
Einige der folgenden Maßnahmen weisen einen Erfolg auf, der individuell aber sehr unterschiedlich ist. Nicht alle dieser Empfehlungen sind in ihrer Wirksamkeit wissenschaftlich nachgewiesen.
- Seife im genitalen Bereich vermeiden. Eine Wäsche mit Wasser reicht völlig aus und fördert den Aufbau eines körpereigenen Gleichgewichts.
- Keine Cremes, Salben, oder auch Gele auf Paraffinbasis verwenden.
- Keine Schaumbäder, Badeöle oder Intimsprays oder Lotionen benutzen.
- Möglichst kurz und lauwarm duschen oder baden, um die natürliche Hautbarriere nicht zu strapazieren.
- Beim Duschen Acht geben, dass das Shampoo oder die Duschlotion nicht in den Intimbereich läuft.
- Regelmäßig den Intimbereich nur mit Wasser, auch nach dem Toilettengang oder dem Geschlechtsverkehr waschen.
- Nur Intimhygienemittel benutzen, welche ungebleicht und unparfümiert sind, wenn überhaupt
- Keine lokalen Verhütungsmittel wie spermizide Gele, Pessare, Schaume, Kondome mit Spermizidbeschichtung oder auch Verhütungsmittel, welche stärkeren Ausfluss verursachen können, wie eine normale Spirale oder den Verhütungsring verwenden.
- Nur Baumwollunterwäsche aus 100 % Baumwolle, welche nur mit Waschmitteln ohne Parfüm-/Aufheller-/ oder Imprägnierungsstoffen gewaschen werden, verwenden. Die Wäsche sollte nach der Maschinenwäsche noch einmal in klarem Wasser per Hand gewaschen werden, damit Seifenreste entfernt werden.
- Die Unterwäsche sollte möglichst locker getragen werden, damit diese die Schleimhaut durch Scheuern oder Reiben nicht reizt.
- Unterkühlungen, aber auch stauende Hitze und Feuchtigkeit vermeiden. Atmungsaktive Kleidung wählen.
- Nasse Badekleidung nie für einen längeren Zeitraum tragen.
- Bei dem Verdacht auf eine Infektion sofort den Arzt konsultieren, damit eine Infektion sich nicht ausbreiten kann. Jede Infektion, aber auch der übertriebene Einsatz von Antibiotika und Pilzmedikation kann die Schmerzen aufflammen lassen.
- Oxal(Klee-)säurehaltige Nahrungsmittel und Fertigspeisen meiden, in asiatischen Restaurants glutamatfreie Speisen wählen.
- Eventuell eine Auslassdiät durchführen: Zwei Wochen lang nur wenige, wahrscheinlich unkritische Lebensmittel wie Reis, Kartoffeln, gedünstete Gemüse, gute Speiseöle ... ohne Geschmacksverstärker verzehren und falls dadurch Besserung eintritt, einzelne Lebensmittel nach und nach auf ihre Wirkung innerhalb 40 Minuten nach dem Verzehr testen.
- (Pro-)Vitamin A, Zink und andere Vitamine und Minerale können helfen, Haut und Schleimhäute zu schützen. Vitamin C hilft beim Abbau von Histamin, das manchmal für die Schmerzen verantwortlich sein kann. Der Bedarf an B-Vitaminen und Magnesium ist bei Stress (Schmerzen) unter Umständen erhöht, ein Mangel fördert die Schmerzempfindlichkeit. In Absprache mit dem Arzt oder Apotheker und vielleicht einem Ernährungsberater kann eine achtsame Ernährung zur Schmerzlinderung und seelischer Widerstandskraft beitragen.
- Salben mit einem Lokalanästhetikum können Linderung bringen (bsp: Lidesthesin aus der Apotheke – diese kann nach dem Auftragen für kurze Zeit brennen und darf nicht gleichzeitig mit Kondomen gebraucht werden)
- Vaginalgele können Linderung bringen (bsp: Majorana Vaginalgel von Wala aus der Apotheke, Multi Gyn aus der Apotheke, beide können ebenfalls nach dem Auftragen für kurze Zeit brennen und dürfen nicht gleichzeitig mit Kondomen gebraucht werden)
Weblinks
- What is Vulvodynia? – Informationen der National Vulvodynia Association (englisch)