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Wappen von Aš
Aš (Tschechien)
Aš (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Karlovarský kraj
Bezirk: Cheb
Fläche: 5586 ha
Geographische Lage: 50° 13′ N, 12° 12′ OKoordinaten: 50° 13′ 26″ N, 12° 11′ 42″ O
Höhe: 666 m n.m.
Einwohner: 12.804 (1. Jan. 2023)[1]
Postleitzahl: 352 01
Kfz-Kennzeichen: K (alte CH)
Verkehr
Bahnanschluss: Aš–Adorf
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 9
Verwaltung
Bürgermeister: Dalibor Blažek (Stand: 2007)
Adresse: Kamenná 52
352 01 Aš
Gemeindenummer: 554499
Website: www.muas.cz
Lage von Aš im Bezirk Cheb

(deutsch Asch) ist eine Stadt mit 13.413 Einwohnern (Stand 2011) in Nordwestböhmen in der Tschechische Republik.

Geographie

Rathaus

Die Stadt liegt nahe der äußersten Spitze Nordwestböhmens, im tschechischen Teil des Elstergebirges.[2] Sie ist Zentrum des Ascher Ländchens (tschechisch: Ašsko), auch böhmisches Vogtland genannt. Auf die geografische Lage und die Form der Grenzziehung blickend, gibt es auch die Bezeichnung Ascher Zipfel, denn sowohl im Westen und Nordwesten als auch im Osten grenzt das Stadtgebiet von Aš an Deutschland und ragt wie ein Finger in das deutsche Staatsgebiet hinein. Zum Ascher Ländchen beziehungsweise zum Ascher Zipfel zählen die selbstständigen Gemeinden Hranice (deutsch: Roßbach), Krásná (deutsch: Schönbach b. Asch) und Podhradí (deutsch: Neuberg), die weiter nordwestlich im Ascher Zipfel liegen.

Verwaltungsmäßig gehört die ehemalige Bezirksstadt zum Okres Cheb und Aš gehört der grenzüberschreitenden Mikroregion Freunde im Herzen Europas an. Es hat einen Grenzübergang nach Wildenau bei Selb in Bayern, einen weiteren nach Bad Elster und Ebmath in Sachsen und für Fußgänger, auch mit Fahrrädern bestehen Grenzübergänge zum Stadtteil Neuhausen in Rehau und nach Bad Brambach.

Stadtgliederung

Zu Stadt Aš gehören die Ortsteile Dolní Paseky (Niederreuth), Doubrava (Grün), Horní Paseky (Oberreuth), Kopaniny (Krugsreuth), Mokřiny (Nassengrub), Nebesa (Himmelreich, früher auch Egrisch Reuth), Nový Žďár (Neuenbrand) und Vernéřov (Wernersreuth).

Geschichte

Goethedenkmal vor dem Rathaus

Die Besiedlung des Ascher Ländchens begann etwa im 11. Jahrhundert durch deutsche Kolonisten aus dem Nordgau (Bayern). Die Mundart in der Stadt Asch war – im Gegensatz zum südlich angrenzenden Egerlandoberpfälzisch, welches auch als nordbayrisch bezeichnet wird. Im nördlich angrenzenden sächsischen Vogtland im Freistaat Sachsen wird diese Mundart in den Ortschaften nahe der tschechischen Grenze in Adorf, Markneukirchen und deren Umgebung gesprochen; noch ausgeprägter in der Umgebung von Bad Brambach. Hier wird sie Südvogtländisch bezeichnet.

Erste nachweisbare Lehensherren des Gebietes um Asch waren die Vögte von Weida, daher wird dieses auch das böhmische Vogtland oder Ascher Ländchen bezeichnet. 1281 übergab der Kaiser des Deutschen Reiches den Vögten von Weida das Gebiet als Reichslehen, welches 1331 an Johann von Böhmen verkauft wurde. Weitere Lehensträger folgten. 1394 starb Konrad von Neuberg ohne männliche Nachkommen. Durch die Heirat seiner Tochter Hedwig von Neuberg mit Konrad von Zedtwitz kam die Herrschaft Asch 1400 in den Besitz der Herren von Zedtwitz und umfassle Asch und vierzehn Dörfer. 1557 wurde das Gebiet um Asch durch Dekret von Ferdinand I. ein reichsunmittelbares Lehen des Königreich Böhmen. Das Gebiet war durch drei Generationen von 1555 bis etwa 1630 evangelisch-lutherisch, genau wie das südlich angrenzende Egerland mit der Stadt Eger (Cheb]. In der Rekatholisierung in Böhmen während des Dreissigjähriger Krieg um 1631 wurde Eger und das Egerland wieder römisch-katholisch.

Lutherdenkmal in Aš (1883), einziges Lutherdenkmal in Böhmen

Nach dem Westfälischen Frieden von 1648 blieb Asch evangelisch-lutherisch und Anhänger der Reformation. Nach den vergeblichen Versuchen von 1736 und 1746 wurde die Herrschaft Asch am 16. Dezember 1774 von Kaiserin Maria Theresia von Österreich nach langem Widerstand der Herren von Zedtwitz mediatisiert. Dadurch verlor das Ascher Ländchen seine Unabhängigkeit und wurde 1806 in das Königreich Böhmen eingegliedert. Der evangelisch-lutherischen Region Asch im römisch-katholischen Böhmen wurde von der österreichischen Kaiserin Maria Theresia Glaubensfreiheit zugesichert, die durch die Toleranzpatente ihres Sohnes Joseph II. bestätigt wurden.

Im Jahr 1854 wurde in Asch nach der Bauernbefreiung und dem Ende der Erbuntertänigkeit im Jahr 1848 ein Kreisgericht eingerichtet. Die Rechte der von Zedtwitz aus der Feudalzeit, die fast 500 Jahre das Gebiet beherrscht hatten, wurden aufgehoben. 1864 wurde Asch an die Bahnstrecke Eger–Oberkotzau angeschlossen. 1885 wurde die später nach Adorf weitergeführte Lokalbahn nach Roßbach eröffnet. Durch die florierende Textilindustrie wuchs die Bevölkerung des Ortes. Asch wurde 1872 zur Stadt erhoben.

1918 nach Ende des Erster Weltkrieg hatte ein Soldatenrat der Tschechoslowakei die politische Macht in Asch und lehnte Forderungen der deutschen Partei aus Eger ab, die in Erinnerung an die Zugehörigkeit des Gebietes zum Nordgau (Bayern) den Anschluss an Bayern forderten. Eine nachfolgende Inflation des Geldwährung im Jahr 1923 und eine Wirtschaftkrise in den Jahren 1929 und 1930 setzte der Textilwirtschaft in Asch bis zu Konkursen von Betrieben zu. Im Mai 1938 erhielt die Sudetendeutsche Partei von Konrad Henlein, der längere Zeit in Asch als Lehrer tätig war, die Mehrheit der abgegebenen Stimmen. Nach dem Münchner Abkommen wurde Asch am 21. September 1938 vom deutschen Truppen besetzt. Die Stadt kam zum Landkreis Eger im Reichsgau Sudetenland und wurde in das Deutsche Reich eingegliedert. Zahlreiche tschechische Bewohner verliessen die Stadt Asch, die 1939 etwa 23.000 Einwohner hatte.

Zu Ende des Zweiter Weltkrieg am 20. April 1945 wurde Asch durch US-amerikanische Truppen auf dem Vormarsch nach Westböhmen besetzt und kam im November 1945 nach der Übergabe an russisch-sowjetische Besatzungstruppen unter russische Militärverwaltung. Tschechische Personengruppen begannen seit Juni 1945 die deutschen Haus-, Grundeigentümer- und Firmeninhaber zu enteignet und den Besitz zu übernehmen. In Folge dieser Vertreibung der Deutschböhmen, durch die Beneš-Dekrete legitimiert, verringerte sich die Zahl der Bewohner von Asch nach dem Kriegsende 1945 etwa um die Hälfte. Durch den Zuzug zahlreicher Tschechen aus dem Landesinneren, Repatrianten, Angehörigen der Volksgruppen der Roma, der Slowaken und Vietnamesen nahm die Anzahl der Bewohner von Asch wieder zu. In den 1950er Jahren zur Zeit des Sozialismus in der Tschechoslowakei kam es durch die desolate Wirtschaftslage in Asch, erleichtert durch die Grenzlage mit ihren Fluchtmöglichkeiten, zu einer erneuten Verringerung der Bewohnerzahl. Werkstätten und Fabriken wurden betriebsunfäig.

Wirtschaftliche Entwicklung

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich in der Stadt Asch die Textilindustrie zu einer Haupteinahmequelle, als mechanische Webstühle eingeführt wurden. Zunächst wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf Handwebstühlen baumwollene Kopf- und Halstücher, Musseline und Schleier, seit 1830 auch Tischtücher und Möbelstoffe, seit 1842 halb-, und reinwollene Damenkleiderstoffe, Halbseidenstoffe und Flanelle hergestellt.. In Hranice u Aše (Rossbach), dessen Weber schon seit 1833 auf Jacquardmaschinen arbeiteten, stellten die Betriebe zumeist Textilien für Abnehmer in Indien und in Spanisch-Amerika her, unter anderem Brochês, preiswerte Nachahmungen von Kaschmirschals. In der Zeit der Tschechoslowakei nach 1918 und dem Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 erlitt die Textilinindustrie im Ascher Ländchen durch die wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen in der ersten tschechoslowakischen Republik große Verluste, von welchen sich die Stadt Asch bis heute, auch in der Tschechei nicht erholt hat. Zur Zeit haben einige kleine Textilbetriebe und metallverarbeitende Werkstättem die schwierige Zeit als Arbeitgeber überstanden.

Zunkunftsplanungen

Ein Investitionsplan der Investorengruppe BCD Holdings aus dem Jahr 2007 unter Gesprächsführung von Sarah Klein sorgte in Asch für Aufsehen, als eine beachtliche Fläche an Baugrund in Aš gekauft wurde, um einen neuen Industriepark zu gründen. [3] Vorher hatte die BCD-Gruppe versucht, in den Ausbau des in der Nähe von Asch zwischen Plauen und Hof (Saale) liegenden Flughafens Hof/Plauen zu investieren.[4]

In dem neu aufzubauenden Industriepark in Aš sollen, den Gesprächen und Mitteilungen der örtlichen Presse nach, bis zu 13.000 Arbeitnehmer beschäftiget werden. Die Kleinstadt Asch selbst hat mit ungefähr gleich viel Einwohnern keine Möglichkeit, diese Arbeitsplätze zu besetzen. Der Zuzug von Gastarbeitern ist erforderlich. In das Gesamtprojekt dieses Industrieparks mit fast utopischen Ausmassen beiderseits der Westumgehung der Stadt Asch soll eine Milliarde Euro investiert werden. Als Gesamtfläche der Planung auf 70 Hektar und einer Betriebsfläche von 60 Hektar erscheint die Summe als nicht zu gering, vielleicht sogar als zu knapp. Es soll ein Kasino mit Hotel, ein Einkaufszentrum, ein Kongresszentrum, eine private Poliklinik und vier 103 m hohe Wohngebäude für Angestellte errichtet werden; außerdem sind noch Hallen für High-Tech-Industrie der Computerbranche, eine Spedition, ein Vergnügungspark, ein Bürogebäude und weitere drei Wohnhäuser geplant.[5]

Die Umsetzung der Pläne einen Industriepark in Asch in Westböhmen zu errichten, verzögerte sich erneut. Dem zweiten Bürgermeister von Aš Pavel Klepáček liegt kein aktueller Flächennutzungsplan vor, die Bauabschnitte und die Finanzierung des Projekt sind unsicher. Nur eine Umgehungsstraße in Richtung Cheb und Hof (Saale) wurde feriggestellt. Die Stadtverwaltung fürchtet weitere Kosten. Für den Fall, dass das Projekt Industriepark bis zu einer bestimmten Zeit nicht realisiert werden sollte, hat sich die Stadt Aš das Recht für einen Rückkauf der Grundstücke gesichert. Nach Bürgermeister Pavel Klepáček hat die Verwaltung aus finanziellen Erwägungen kein Interesse die Flächen zurück zu kaufen. Es gibt Skeptiker, die vermuten, dass das Projekt Industriepark nur ein Trick ist, um Fördergelder der Europäischen Gemeinschaft zu erhalten.[5]

Sehenswürdigkeiten

Kirche St. Nikolaus
Stadtmuseum

Denkmäler

Ehemalige Denkmäler:

Partnerstädte

Mitglied bei

Söhne und Töchter der Stadt

Wissenswertes

Die Buchstabenfolge A-S-C-H wurde von Robert Schumann im Klavierzyklus Carnaval verarbeitet. Schumanns Jugendliebe Ernestine von Fricken stammte aus Asch.

Literatur

  • Karl Alberti: Beiträge zur Geschichte der Stadt Asch und des Ascher Bezirkes, 4 Bände, 1935 ff
  • Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien und rechtsunmittelbaren Territorien vom Mittelater bis zur Gegenwart, Herrschaft Asch, Seite 24, Verlag C.H.Beck München, 6. Auflage 1999, ISBN 3 406 443338
  • Magdalena Šmrhová: Asch und Umgebung in alten Ansichten. Hosivice 2011. ISBN 978-80-86914-34-3.
  • Asch im Spiegel der Zeit. 2005.
Commons: Asch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  2. Ascher Ländchen
  3. MdB Joachim Günther - Vogtland
  4. Anneke Hudalla: In diesem Grenzgebiet zwischen Tschechien, Sachsen und Bayern besteht die Absicht der Investoren, 700 Millionen Euro zu verbauen. (Süddeutsche Zeitung vom 16. November 2007; Seite 23)
  5. a b Frankenpost 194. Jg./204; Samstag/Sonntag, 30./31. August 2008; B2940A; Ausg. N; Seite 4 "Oberfranken und Bayern" Seither verzögert sich der Baubeginn des Grossprojektes Industriepark Asch. Der Termin im Sommer 2009 verstrich. Die Stadtverwaltung in Asch hofft, dass der Traum vom Industriepark mit all den zu erwartenden Einkünften aus Steuern usw. wahr wird, doch es gibt auch Zweifler an der Machbarkeit des Angebotes. Die BCD Holdings erwägt einen Antrag auf Fördergelder der Europäischen Gemeinschaft in Brüssel. Von Thomas Hanel

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