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Neumünster

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Wappen Karte
Wappen von Neumünster Lage der kreisfreien Stadt Neumünster in Deutschland
Basisdaten
Bundesland: Schleswig-Holstein
Kreis: Kreisfreie Stadt
Fläche: 71,57 km²
Einwohner: 78.508 (31. März 2005)
Bevölkerungsdichte: 1.097 Einwohner je km²
Arbeitslosenquote: 15.3% (2005)
Höhe: 22 m ü. NN
Postleitzahlen: 24534, 24536, 24537, 24539
Vorwahl: 04321
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Kfz-Kennzeichen: NMS
Gemeindeschlüssel: 01 0 04 000
Stadtgliederung: 9 Stadtteile/Stadtbezirke
Adresse der
Stadtverwaltung:
Großflecken 59
24534 Neumünster
Offizielle Website: www.neumuenster.de
E-Mail-Adresse: stadt@neumuenster.de
Politik
Oberbürgermeister: Hartmut Unterlehberg (SPD)
Stadtpräsident: Hatto Klamt (CDU)

Neumünster ist eine kreisfreie Stadt im Herzen von Schleswig-Holstein am historischen Ochsenweg.

Geografie

Neumünster liegt inmitten einer weiten Sanderebene des holsteinischen Geestrückens. Es grenzt an die Kreise Plön, Rendsburg-Eckernförde und Segeberg.

Datei:Neumuenster.jpg
Ortseingangsschild Neumünsters

Geschichte

Das Stift Neumünster wurde im Jahre 1127 von dem Missionar und späteren Bischof von Oldenburg und Heiligen Vicelin gegründet, urkundlich erwähnt unter dem Namen "Wippendorf im Gau Faldera". Der heutige Name ist auf das von Vicelin erbaute Kloster "Novum Monasterium" (das "neue Münster") zurückzuführen.

1498 gründen Augustiner-Nonnen ein Kloster auf der sogenannten Klosterinsel, wo sich heute der Renck's Park befindet.

Für die Fischzucht und den Betrieb von Mühlen wird etwa 1503 durch Mönche erstmals die Schwale angestaut. Der Mühlenteich in der heutigen Innenstadt entsteht dabei. Ein Jahr darauf brennt der Flecken, heute Kleinflecken ab.

1637 kommt es in Neumünster zu einem Großbrand unbekannter Ursache, bei dem der Großteil aller Häuser vernichtet wird.

Die große Zeit als Stadt für Tücher wurde 1760 mit Gründung der "Privilegierten Wollzeugfabrique" auf der Klosterinsel eingeleitet. Es ist überhaupt die erste Fabrik, die in Neumünster ensteht.

Der Großflecken löste 1769 den Kleinflecken gänzlich als Marktplatz ab. Bis 1948 finden hier nun alle Märkte, darunter der seit 1764 einmal in der Woche erlaubte Markt, der vorher nur einmal im Jahr am Todestag von Johannes d. Täufer stattfand.

1780 kommt es zu einem weiteren Großbrand, der alle Häuser an der Plöner Straße und einen Teil der Häuser am Großflecken (insgesamt 46 Häuser)zu Asche verwandelt.

Im Jahre 1808 nehmen spanisch-französchische Truppen Quartier in Neumünster. Durch ihre hohen Ansprüche belasten sie die Stadt stark.

Die Schulpflicht gibt es in Neumünster seit 1813. Zunächst wurden zwei "Vorbereitungsschulen" eingerichtet.

Die Post, die ein großer Wirtschaftfaktor der Stadt ist, beschließt 1816 in Neumünster eine "Extrapoststation" und Anschlußstellen an die schnellen Postkutschen u.a. nach Kiel und Altona einzurichten. Der Tuchmacher Renck baut im gleichen Jahr die erste vollstufige Tuchfabrik auf und sammelt damit alle Produktionschritte im selben Haus. Täglicher Postverkehr kurz darauf eingeführt. Reiter und Kutscher liefern jeden Tag bis zu 5 Zustellungen.

Auch 1817 entflammt ein Brand. Dieses Mal am Großflecken, wo einige Häuser zwischen Teich und Lütjenstraße den Flammen zum Opfer fallen.

In Neumünster zieht die Industrialisierung 1824 ein, als die Tuchfabrik Renck eine Dampfmaschine aus England importiert. Nur drei Jahre später wird die gleiche Tuchfabrik von einem Feuer vernichtet, woraufhin 150 Menschen ihre Arbeit verlieren. Die Fabrik wird aber wieder aufgebaut und arbeitet noch bis 1884.

Der Grundstein für die Vicelinkirche, wie sie heute am Kleinflecken zu sehen ist, wurde 1828 gelegt. Der Baumeister war F. Hansen. Gleichzeitig wird eine Armenschule für Kinder sozial schwacher Eltern eingerichtet. Es gibt auch eine sogenannte Fabrikschule für Kinder die Kinderarbeit verrichten müssen. Am 11. Mai 1834 wird die Vicelinkirche schließlich eingeweiht.

Der Industrielle Renck setzt sich sehr für eine Eisenbahnverbindung zwischen Neumünster und Rendsburg ein. Zwar dauert es über fünf Jahre, am Ende ist der Fabrikant aber erfolgreich. 1845 geht die Strecke in Betrieb, nachdem 1844 die erste neumünsterraner Bahnverbindung überhaupt, die Strecke Kiel - Neumünster - Altona, eröffnet wurde.

Um diese Zeit wird auch die Holstenschule als Privatschule für Jungen aus dem höheren Bürgerstand gegründet. Die Gründung der privaten höheren Mädchenschule, die heute Klaus-Groth-Schule heißt und seit 1925 staatlich ist, fällt genau so in diese Zeit.

Nachdem am 20.07.1846 einige Kieler Professoren auf dem Großflecken die Bevölkerung dazu aufriefen, sich gegen die dänische Obrigkeit aufzulehnen, ensteht bis 1848 nach und nach das vaterländische Aufbegehren gegen die dänische Fremdherrschaft. Preußen gewährte Holstein und Schleswig nicht die erbetene Hilfe und so unterliegen die Fürstentümer zwischen den Meeren 1850 dem dänischen Herr.

Die erste Wasserleitung beendet 1852 wenigstens teilweise, dass das Wasser weiterhin aus Brunnen oder Flüssen geholt werden muss. Der Renck's Park wird 1857 auf der Klosterinsel angelegt. Zunächst ist es eine Anlage im Privatbesitz von Tuchfabrikanten. Erst 1921 wird der Park allen Bürgern zugänglich gemacht, nachdem die Stadt ihn 1915 gekauft hat.

1860 werden in Neumünster Hausnummern eingeführt. Ein Jahr darauf wird das Eisenbahnausbesserungswerk angesiedelt, das sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem der stärksten Arbeitgeber in der Stadt entwickelt.

Im Jahre 1870 erhielt Neumünster das Stadtrecht; 1901 wurde Neumünster kreisfreie Stadt. Die Entwicklung der Stadt im 19. Jahrhundert wurde wesentlich geprägt durch die Textil-und Lederindustrie und den Ausbau zu einem Eisenbahnknotenpunkt im Herzen Holsteins.

Das erste große Waren- oder Kaufhaus siedelt sich 1891 an. 1903 wird die Volksbank eG Neumünster und 1910 die Badeanstalt in der Klosterstraße eröffnet.

Im Ersten Weltkrieg ist Neumünster wegen seiner Tuch-, Leder- und auch Metallindustrie bedeutend. Im Steckrübenwinter 1917 verhungern dennoch viele Menschen.

Unter der nationalsozialistischen Herrschaft wird Neumünster 1934 Garnisonstadt. Das Infanterie-Regiment Nr. 46 bezieht die alte Sick- und die neue Hindenburg-Kaserne. Die Holstenhalle, heute eine moderne Mehrzweckhalle, in der unter anderem die jährliche Baumesse stattfindet, wird 1939 zunächst als Viehversteigerungshalle gebaut, dann aber als Flugzeugmontagehalle benutzt. Einen Bombenangriff aus der Luft erlebt Neumünster erstmals 1941. Bis zum 25.04.1945 folgen sieben weitere Luftangriffe. Der schwerste davon fand am 13.04.1945 statt.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges erlebt Neumünster eine Flüchtlingsflut. 1947 hat Neumünster 66.945 Einwohner; davon sind 16.375 Vertriebene oder Flüchtlinge (also fast jeder vierte).


Einwohnerentwicklung

(jeweils zum 31. Dezember)



Wirtschaft

Verkehr

Als einzige der vier kreisfreien Städte des Landes hat Neumünster keinen Zugang zum Meer, liegt dafür sowohl an der Bundesautobahn 7 im Kreuzungspunkt der Bundesstraßen 205 und 430 als auch der Bahnstrecken von Hamburg nach Kiel und Flensburg, welche von hier abzweigen, und damit an den Hauptverkehrsadern nach Skandinavien.

Neumünster hat 4 Bahnhöfe im Stadtgebiet:

  • Neumünster (ICE, EC, IC und EN sowie Halt regionaler Züge)
  • Neumünster Süd (Strecke der AKN und der Nordbahn)
  • Neumünster Stadtwald (Strecke der SHB)
  • Neumünster Einfeld (Strecke der NOB)


Die Regionalbahn Schleswig Holstein fährt Neumünster mit Regionalexpreß- und Regionalbahnzügen stündlich oder 2-stündlich an.

Die AKN fährt von Neumünster aus über Bad Bramstedt , Kaltenkirchen nach Hamburg-Eidelstedt und zeitweise weiter nach Hamburg Hbf mit ihren Triebwagen.

Seit dem 15. Dezember 2002 fährt die Nordbahn zwischen Neumünster, Bad Segeberg und Bad Oldesloe im Stundentakt. Die Bahnstrecke nach Bad Segeberg wurde deshalb im nach etwa 20 Jahren im Dezember 2002 wieder eröffnet. Die nordbahn ist eine Tochtergesellschaft der AKN.

Die Schleswig-Holstein-Bahn (SHB), auch eine Tochtergesellschaft der AKN, fährt seit 14.12.2003 auf einer weiteren Bahnstrecke von Neumünster über Hohenwestedt, Albersdorf und Heide (Holstein) nach Büsum.

Es fährt weiter alle Stunde die Nord-Ostsee-Bahn NOB von Neumünster nach Kiel über Bordesholm und Flintbek und zurück.

Bis Dezember 2005 fährt die NOB alle 2 Stunden auch den "Flensburg-Express" von Padborg(DK) nach Hamburg Hbf mit Halt in Flensburg, Tarp, Schleswig, Rendsburg, Nortorf, Neumünster und Elmshorn und zurück.


In Neumünster ist ein Werk zur Fahrzeuginstandhaltung der Deutschen Bahn AG und ein Standort des DB Museums ansässig.

Wirtschaftsdaten

Hauptbranchen: Maschinen- und Apparatebau, Kommunikationselektronik, Elektrotechnik, EDV und Softwareentwicklung, Chemiefaser- und Druckindustrie, Stahl- und Leichtmetallbau, Feuerverzinkerei und Metallveredelung, Eisenguss, Kunststoff- und Teppichindustrie, Recycling, Transportwesen und Logistik, Groß- und Versandhandel sowie großflächiger (Fach-)Einzelhandel. Darüber hinaus gibt es das Frachtpostzentrum im Industriegebiet Süd, wo die Deutsche Post AG eines ihrer bundesweit 22 Frachtpostzentren unterhält, und ein Eisenbahnausbesserungswerk.

Beschäftigungsstruktur:

1. Versicherungspflichtig beschäftigte Arbeitnehmer 30 734 (Stand 30. Juni 2000) davon in der Wirtschaftsabteilung: - Land- und Forstwirtschaft 304 - Energie, Bergbau/Verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe 10 203 - Handel/Verkehr und Nachrichtenübermittlung 8864 - Kreditinstitute und Versicherungsgewerbe/Dienstleistungen, soweit nicht anderweitig genannt/Organisationen ohne Erwerbscharakter und privat Haushalte/Gebietskörperschaften und Sozialversicherung 11 372

2. Verarbeitendes Gewerbe (Betriebe mit im allgemeinen 20 und mehr Beschäftigten): 60 Betriebe mit 5974 Beschäftigten (Stand: 31.12.2001)

3. Bauhauptgewerbe (Betriebe mit im allgemeinen 20 und mehr Beschäftigten): 18 Betriebe mit 959 Beschäftigten (Stand: 31.11. 2000)

Sport

Sport in allen Sparten spielt in Neumünster eine besondere Rolle. Dies zeigt sich nicht nur zu den vielen Veranstaltungen, Wettkämpfen und Turnieren, sondern auch zum jährlichen Ball des Sports, der im Januar stets über 2.500 Besucher in die Holstenhallen lockt. 58 Sportvereine und -verbände sind in der Stadt organisiert. Die größten und bekanntesten Vereine sind VfR Neumünster 1910, SV Tungendorf, MTSV Olympia Neumünster, Polizeisportverein Neumünster (PSV), SC Gut Heil Neumünster, Turn- und Sportverein Einfeld, Blau-Weiß Wittorf.

Eine vollständige Liste aller Sportvereine findet sich auf der Website der Stadt Neumünster.

Städtepartnerschaften

Partnerstädte Neumünsters sind:

Eine Patenschaft wurde 1954 mit dem Kreis und der Stadt Giżycko (Lötzen) in Polen (ehemals Ostpreußen) eingegangen.

Stadtgliederung

Neumünster ist in folgende Stadtteile eingeteilt:

  • Böcklersiedlung-Bugenhagen (7.236 Einwohner)
  • Brachenfeld-Ruthenberg (12.196)
  • Einfeld (7.234)
  • Faldera (9.654)
  • Gadeland (5.524)
  • Gartenstadt (6.352)
  • Stadtmitte (21.849)
  • Stör (2.375)
  • Tungendorf (10.774)
  • Wittorf (6.903)


Kultur und Sehenswürdigkeiten

Regelmäßige Veranstaltungen

Seit 1975 findet alljährlich im Juni die Holstenköste statt. Sie dauert von Donnerstag bis Sonntag und lockt mit einem großen Angebot von Bands, die auf Bühnen innerhalb der Stadt auftreten, etwa 200.000 Besucher aus ganz Schleswig-Holstein an.


Seit 1981 vergibt die Stadt alle zwei Jahre den Hans-Fallada-Preis.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Parteien

  • Bündnis 90/Die Grünen (3 Sitze), CDU (20 Sitze), FDP (2 Sitze) und SPD (18 Sitze) sind im Rat vertreten.

Sonstiges

In der Nähe von Neumünster in Ehndorf betreibt die Deutsche Telekom AG einen Mittelwellensender für den Deutschlandfunk. Obwohl die Anlage sich auf dem Gebiet der Gemeinde Ehndorf befindet, wird dieser Sender oft als "Sender Neumünster" bezeichnet.