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Invalidenhaus Berlin

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Invalidenhaus

Das Invalidenhaus Berlin (heute Stiftung Invalidenhaus Berlin) kann auf eine 250jährige Tradition zurückblicken. Es handelt sich um eine der wohl ältesten Einrichtungen einer Art Kriegsopferfürsorge oder Kriegsopferversorgung im deutschsprachigen Raum.


Invalidenhaus

Das Invalidenhaus Berlin (heute Stiftung Invalidenhaus Berlin) kann auf eine 250jährige Tradition zurückblicken. Es handelt sich um eine der wohl ältesten Einrichtungen einer Art Kriegsopferfürsorge oder Kriegsopferversorgung im deutschsprachigen Raum.

Die erste Anregung zur Gründung des Invalidenhauses Berlin als Vorläufer der heutigen Invalidensiedlung in Berlin-Frohnau geht auf König Friedrich I. von Preußen zurück, der im Jahr 1705 nach französischem Vorbild den Plan zum Bau besonderer Unterkünfte für ausgedient und kriegsinvalide Soldaten fasste. Zur Ausführung des Vorhabens kam es jedoch erst einige Jahrzehnte später unter der Regierung Friedrich II. von Preußen (des Großen), der nach Beendigung des zweiten schlesischen Krieges die Anweisung zur Errichtung der „Invalidenhäuser“ Berlin, Stolp und Carhafen erteilte und die notwendigen Mittel zur Verfügung stellte. Im Jahre 1748 war das Invalidenhaus Berlin, das weit vor den Toren der Stadt in Richtung Westen lag, fertig gestellt und wurde am 15.November 1748 auf Anordnung des Königs bezogen. Dieser Tag gilt als der eigentliche Stiftungstag(15.11.1748).

Das Invalidenhaus Berlin hatte nach Willen des Königs gleich den anderen Invalidenhäusern ein ausgesprochen militärisches Gepräge. Für die innere Ausgestaltung und Organisation hatte der König die überlieferte „Instruction vor den Commendanten der Invalidenhauses vom 31.08.1748“ erlassen, von der wir die erste und letzte Seite des Originales als Kopie im Anhang haben.

Es war Aufgabe der Institution, kriegsbeschädigten Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften ein Unterkommen, Verpflegung, Kleidung und ärztliche Betreuung kostenlos zur Verfügung zu stellen. Zu diesem Zweck war das Invalidenhaus von Friedrich II. den Großen nicht nur mit umfangreichen Landbesitz (528 Morgen) und Dotationen (Ausstattungen) in Bargeld ausgestattet worden, sondern die für die Invaliden tätigen Handwerker und Händler genossen auch Freiheit von Steuern und Abgaben, damit sie ihre Erzeugnisse besonders „wohlfeil“ an Insassen abgeben konnten. Der König wollte auf diese Weise erreichen, dass sich das Invalidenhaus aus dem vorhandenen Grund- Sachvermögen selbst erhalten konnte und dem Staatshaushalt nicht zur Last fiel.

Im Invalidenhaus waren insgesamt Plätze für 631 Personen, davon 13 Offiziere und 126 Frauen, vorgesehen.

Das Königliche Invalidenhaus im 18. Jahrhundert

Die Organisation war auf dem Verhältnis von Über- und Unterordnung aufgebaut und einer militärischen Einheit nachgestaltet. Die Invaliden waren in 3 Kompanien eingeteilt, die aus je 190 Mann, 10 Unteroffizieren, 1 Fähnrich, 2 Leutnants bestanden.

Das gesamte Invalidenhaus unterstand einem Kommandanten. Sämtliche Insassen wurden etatmäßig nach ihren Dienstgraden besoldet. Sie trugen auch außerhalb des Dienstes Uniform, hatten im Bezirk des Invalidenhauses Wachdienst zu verrichten und an der sonntäglichen Kirchenparade teilzunehmen.

Das Invalidenhaus hatte besondere Geistliche beider Konfessionen und war mit eigenem Parochialrecht ausgestattet. Die Invaliden bildeten außerdem eine selbstständige Gemeinde mit eigener Zivil- und Strafgerichtsbarkeit.

Diese Ausgestaltung behielt das Invalidenhaus im wesentlichen bis zum Ende des 1. Weltkrieges, wenn auch im Laufe der Zeit gewisse Änderungen eintraten. So hießen die Invaliden später „Pfleglinge“, und die Zahl der untergebrachten Soldaten sank zugunsten einer größeren Aufnahme von ganzen Familien, so dass der Wohncharakter mehr in den Vordergrund trat. Die Bedingung für die Aufnahme waren in einem Erlass des preußischen Kriegsministeriums vom Jahr 1907 zusammengefasst.

Nach dem 1. Weltkrieg verlor das Invalidenhaus sein militärisches Gepräge. Mit der Übernahme der Versorgung der Kriegsbeschädigten durch das Reichsarbeitsministerium aufgrund der Verordnung vom 05.10.1919 ging auch die Dienstaufsicht über die Invalidenhäuser, die bis daher dem Preußischen Kriegsministerium unterstanden, auf die Arbeitsverwaltung über.

Trotz der Umgestaltung der Verhältnisse des Invalidenhauses blieb der ursprüngliche Zweck in vollem Umfang gewahrt. Angenommen werden durften nur Schwerkriegsbeschädigte, die unmittelbar vor dem Feinde gestanden hatten.

Mit dem Beginn der Wiederaufrüstung und Wiedererrichtung der Wehrmacht trat der militärische Charakter des Invalidenhauses stärker hervor. Am 01.04.1937 wurde das Invalidenhaus der Aufsicht des Reichsarbeitsministeriums entzog und dem Reichskriegsministerium, später dem Oberkommando der Wehrmacht, unterstellt. Als 1938 die militärische Akademie erweitert und dazu die Baulichkeiten des Invalidenhauses herangezogen wurden, errichtete die Wehrmacht für die Insassen als Ausgleich die Invalidensiedlung in Berlin-Frohnau. Sie wurde vom Reichsfiskus (Heer) der Stiftung „Invalidenhaus Berlin“ übereignet. Noch im Jahr 1938 erfolgte der Umzug der Insassen, die sich damals nur ungern von dem im Stadtkern liegenden Invalidenhaus trennten.

Kommandant des Invalidenhauses war seit 1937 Oberst Wilhelm Staehle. Er und auch seine Gattin waren entschiedene Gegner des nationalsozialistischen Unrechtregimes. Staehles unterhielten rege Kontakte zu Goerdeler, Beck und anderen Widerstandskämpfern, halfen Zwangsarbeiter, versteckten Juden und unterstützten holländische Untergrundgruppen. Die mehrfache Anwesenheit zum Beispiel von Goerdeler konnten einige ältere Siedlungsbewohner bezeugen. Im Zusammenhang mit den Ereignissen des 20. Juli 1944 wurde Staehle verhaftete und am 23. April 1945, also wenige Tage vor Kriegsende, ohne vorangegangene Gerichtsverhandlung von der SS erschossen.

Auf Betreiben von Probst Grüber und Dr. Heger wurde die Straße zur Invalidensiedlung 26 Jahre nach seiner Ermordung am 32.04.1971 in Staehleweg umbenannt. Die Verdienste und Leistungen sowie der Lebensweg dieses Offiziers und Widerstandskämpfers sind von dem holländischen Historiker Ger van Ron in den Buch „Ein Leben auf der Grenze“ beschrieben worden. Als weitere Ehrung wurde für Oberst Staehle in der Invalidensiedlung eine Erinnerungsstätte errichtet. Es handelt sich hierbei um einen Glockenturm mit der alten Glocke aus dem Invalidenhaus und einer Gedenktafel mit folgender Inschrift:

Oberst Wilhelm Staehle Geb. 20.11.1877 gest. 23.04.1945

Dem Kommandanten der Invalidensiedlung, der wegen seiner Teilnahme am Widerstand gegen das Hitler-Regime unmittelbar vor Ende des Krieges von den Nationalsozialisten ermordet wurde, zum Gedenken.

Mit dem Ende des 2. Weltkrieges erlebte die Invalidensiedlung die zweite Entmilitarisierung. Die Aufsicht über die Siedlung übernahm nunmehr das Verwaltungsamt für ehemaligen Reichsgrundbesitz. Im Jahre 1952 gab dann ein Schreiben des Bundesministers für Arbeit vom 18. April Anlass, die Rechtsverhältnisse der Siedlung zu überprüfen. Schließlich wurde nach längeren Verhandlungen die Siedlung der seinerzeitigen Senatsverwaltung für Arbeit und Sozialwesen durch Senatsbeschluss vom 29. Juni 1953 übertragen, die ihrerseits die Verwaltung entsprechend dem Rechtszustand von 1920 bis 1937 dem Landesversorgungsamt Berlin, später Landesamt für Zentrale Soziale Aufgaben, jetzt Landesamt für Gesundheit und Soziales übertrug. Am 16. Mai 1953 erfolgte die formelle Übernahme. Vorstand der Stiftung ist der jeweilige Leiter der genannten Behörden. Durch die Grenzziehung von 1945 war die Siedlung in eine schmerzliche Isolierung geraten. Sie wurde von drei Seiten von Stacheldraht umzogen und von ihrer natürlichen Verbindung zum unmittelbar angrenzenden Nachbarort Hohenneuendorf abgeschnitten. Die damit verbundene Belastung der Bewohner hat sich durch die Errichtung der Mauer erheblich verstärkt.

Vordringlich war, den nachteiligen Folgen dieser Isolierung entgegenzuwirken und über die wirtschaftliche Versorgung hinaus mit allen verfügbaren Mitteln die Rehabilitation zu fördern. Es war deshalb eine der ersten Maßnahmen, den stark in Mitleidenschaft gezogenen Festsaal im Gemeindehaus wieder herzurichten und damit einen kulturellen Mittelpunkt für die ca. 600 Bewohner der Siedlung zu schaffen. Im Festsaal wurde regelmäßig Gottesdienst abgehalten, im Saal und in den anliegenden so genannten Bauernstuben finden von Zeit zu Zeit kulturelle und gesellige Veranstaltungen statt.

Die Wohnsiedlung in 13465 Berlin, Am Staehleweg, besteht aus 51 Häusern mit 180 Wohnungen in 49 Mehrfamilienhäusern, einem Gemeinschaftshaus, einer Versehrtensporthalle und Nebengebäuden. Die Gesamtfläche der Siedlung beträgt fast 14 ha.

Die Stiftung Invalidenhaus Berlin ist eine rechtsfähige Stiftung des öffentlichen Rechts. Sie hat die Aufgabe, rentenberechtigten Kriegsbeschädigten oder subsidiär Schwerbehinderten im Sinne des Schwerbehindertengesetzes in der Invalidensiedlung Wohnraum zur Verfügung zu stellen, der durch seine Lage, Geräumigkeit oder sonstige Ausstattung dem Bedürfnis der Bewohner besonders gerecht wird.

Die Stiftung Invalidenhaus Berlin verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke. Sie nimmt daher alle sich daraus ergebenden Steuervergünstigungen und sonstigen Vorteile in Anspruch.

Für die innere Ausgestaltung und Organisation hatte der König die überlieferte „Instruction vor den Commendanten der Invalidenhauses vom 31.08.1748
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Lageplan Invalidensiedlung



siehe auch:Invalidität
siehe auch:Invalidenstraße
siehe auch:Invalidensiedlung 1
siehe auch:Invalidensiedlung 2


siehe auch:Casino ist jetzt ein Restaurant