Atlantische Hurrikansaison 2012
Alle Stürme der Saison | |
| Aktive Systeme | Ernesto, TD 6 |
|---|---|
| Bildung des ersten Sturms |
19. Mai 2012 |
| Auflösung des letzten Sturms |
Saison noch nicht beendet |
| Stärkster Sturm | Chris – 987 hPa (mbar), 65 kn (120 km/h) |
| Tropische Tiefs | 6 |
| Stürme | 5 |
| Hurrikane | 1 |
| Schwere Hurrikane (Kat. 3+) | 0 |
| Opferzahl gesamt | 11 direkt, 4 indirekt |
| Gesamtschaden | ~ 42,5 Millionen $ (2012) |
| Atlantische Hurrikansaison 2010, 2011, 2012, 2013, 2014 | |
Die Atlantische Hurrikansaison 2012 beginnt offiziell am 1. Juni und endet am 30. November. Während dieser Periode bilden sich üblicherweise die meisten tropischen Stürme, da nur zu dieser Zeit geeignete Bedingungen existieren, wie etwa ein warmer Ozean, feuchte Luft und wenig Windscherung, um die Bildung von Tropischen Wirbelstürmen zu ermöglichen. Die Saison 2012 startete jedoch vorzeitig mit den Bildung des Tropischen Sturms Alberto am 19. Mai. Auch der zweite benannte Sturm der Saison, Beryl, entstand vor dem offiziellen Saisonbeginn am 26. Mai. Es war das erste Mal seit der atlantischen Hurrikansaison 1908, dass dies geschah.[1]
Stürme im Pazifischen Ozean sind im Artikel Pazifische Hurrikansaison 2012 gelistet.
Saisonprognosen
| Quelle | Datum | Stürme |
Anzahl der Hurrikane |
Kat. 3+ |
| CSU | Durchschnitt (1950–2000)[2] | 9,6 | 5,9 | 2,3 |
| NOAA | Durchschnitt (1950–2005)[3] | 11,0 | 6,2 | 2,7 |
| Rekordwerte (hoch) | 28 | 15 | 8 | |
| Rekordwerte (niedrig) | 4 | 2 | 0 | |
| –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | ||||
| TSR | 7. Dezember 2011[4] | 14 | 7 | 3 |
| WSI | 21. Dezember 2011[5] | 12 | 7 | 3 |
| CSU | 4. April 2012[6] | 10 | 4 | 2 |
| –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | ||||
| Tatsächliche Aktivität | ||||
Voraussagen über die Aktivität der kommenden Hurrikansaison werden jedes Jahr durch die Hurrikanexperten Philip J. Klotzbach und William M. Gray und ihren Mitarbeitern an der Colorado State University und separat durch die Meteorologen der NOAA sowie vom Konsortium Tropical Storm Risk erstellt.
Klotzbachs Team definierte die durchschnittliche Anzahl von Stürmen pro Saison im Durchschnitt (1950–2000) auf 9,6 tropische Stürme, 5,9 Hurrikane und 2,3 schwere Hurrikane (also solche, die auf der Saffir-Simpson-Hurrikan-Skala zumindest in die Kategorie 3 eingestuft werden).[2] Eine normale Saison, wie sie durch die NOAA festgelegt wurde, besteht aus 9–12 benannten Stürmen, von denen 5–7 Hurrikanstärke erreichen und 1–3 schwere Hurrikane werden.[3]
Prognosen vor Beginn der Saison
Am 7. Dezember 2011 gab Tropical Storm Risk (TSR), ein öffentliches Konsortium aus Experten für Versicherungen, Risikomanagement und saisonale Klimavorhersagen am University College London, eine mittelfristige Vorhersage aus, die für 2012 eine überdurchschnittliche Hurrikansaison annimmt. In dem Bericht stellte TSR fest. dass die tropische Zyklonaktivität etwa 49 % über dem Durchschnitt der Jahre 1950–2010 legen könnte, wobei 14,1 (± 4,2) tropische Stürme, 6,7 (± 3.0) Hurrikane und 3,3 (± 1,6) schwere Hurrikane und ein kumulierter ACE-index von 117 (± 58) erwartet wurden.[4]
Am 21. Dezember 2011 gab Weather Services International (WSI) eine Vorhersage heraus, die von eine nahezu durchschnittlichen Hurrikansaison 2012 ausgeht. In dieser Vorhersage wies WSI darauf hin, dass eine seit einem Jahrzehnt nicht mehr verzeichnete kühlere North Atlantic Oscillation im Zusammenspiel mit der sich abschwächenden La Niña zu einem durchschnittlichen Saisonverlauf führen würde, mit 12 benannten Stürmen, darunter sieben Hurrikane, von denen drei die Kategorie 3 öder höher erreichen könnten. Diese Vorhersage ging des Weiteren von einer fast durchschnittlichen Wahrscheinlichkeit eines Hurrikans mit Landfall in den Vereinigten Staaten aus, wobei das Risiko für die Golfküste leicht höher und für die Ostküste der Vereinigten Staaten leicht niedriger als durchschnittlich errechnet wurde.[5]
Stürme
Tropischer Sturm Alberto
| Tropischer Sturm | |||
|---|---|---|---|
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| Dauer | 19. Mai – 22. Mai | ||
| Intensität | 50 kn (95 km/h) (1-minütig), 995 hPa | ||
Der erste tropische Sturm der Saison im Atlantik bildete sich am 19. Mai um 17 Uhr Ortszeit (21 Uhr UTC) vor der Küste des US-Bundesstaates South Carolina und erhielt den Namen Alberto.[7] Seine Windgeschwindigkeit im Zentrum betrug 75 km/h bei einem Luftdruck von 1007 hPa. Das System bewegte sich zunächst in südwestlicher Richtung und erreichte noch am gleichen Tag mit 95 km/h Windgeschwindigkeit und minimalen Luftdruck von 995 hPa seine größte Stärke.[8] Alberto ist der früheste tropische Sturm der Saison im Atlantik seit Ana im Jahr 2003. Und zum ersten mal in der Geschichte der Aufzeichnungen bildete sich sowohl im Atlantik als auch im östlichen Pazifik ein tropischer Sturm vor dem offiziellen Saisonbeginn am 1. Juni.[9] Am 21. Mai kam Alberto mit seiner Südwest-Bewegung in Höhe von Jacksonville, Florida zum Stillstand, drehte um und bewegte sich in nordöstlicher Richtung weiter, während er an Stärke verlor.[10] Am Abend des gleichen Tages wurde Alberto zu einem tropischen Tiefdruckgebiet herabgestuft.[11] Einen Tag später wurde Alberto außertropisch.[12]
Tropischer Sturm Beryl
| Tropischer Sturm | |||
|---|---|---|---|
|
| |||
| Dauer | 25. Mai – 30. Mai | ||
| Intensität | 60 kn (110 km/h) (1-minütig), 992 hPa | ||
Am 23. Mai entwickelte sich ein längliches Tiefdruckgebiet über der nordwestlichen Karibik und bewegte sich nach Nordosten.[13] Zunächst gab es kein klares Zentrum und die Windscherung war ungünstig für die Entwicklung.[14] Am nächsten Tag befand sich das System in der Floridastraße, und das Nationale Hurricane Center wies auf mögliche günstigere Bedingungen innerhalb von zwei Tagen hin.[15] Das System zog weiter nach Nordosten und entwickelte eine gutdefinierte Zirkulation mit Konvektion, die sich unter einem Höhentief befand. Am 26. Mai erklärte das NHC das Tiefdruckgebiet deswegen zum Subtropischen Sturm Beryl. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Beryl 490 km östlich von Charleston, South Carolina.[16] Ein Hochdruckrücken lenkte Beryl dann westwärts und danach in südwestlicher Richtung. Einen Tag später verstärkte sich Beryl in einen vollwertigen tropischen Sturm und erreichte seinen Höhepunkt mit Windgeschwindigkeiten von 110 km/h und einem minimalen Luftdruck von 992 hPa. Mit dieser Intensität machte Beryl an diesem Tag Landfall in der Nähe von Jacksonville Beach, Florida. Kurz danach schwächte er sich zu einem tropischen Tiefdruckgebiet ab. Während der beiden folgenden Tage zog das System über Land zunächst nach Südwesten, nach Norden und schließlich nach Nordosten und lud dabei über Nordflorida, dem Osten von Alabama und dem Süden Georgias hohe Regenmengen ab.
Beryl's Landgang am 28. Mai geht in die US-Geschichte ein. Es war dort nämlich der stärkste Landgang eines Sturms, der sich nicht in der Saison bildete.
Hurrikan Chris
| Kategorie-1-Hurrikan | |||
|---|---|---|---|
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| Dauer | 19. Juni – 22. Juni | ||
| Intensität | 65 kn (120 km/h) (1-minütig), 987 hPa | ||
Am 17. Juni entwickelte sich aus einer stationären Front in der Nähe von Bermuda ein Gebiet niedrigen Luftdrucks. Über dem warmen Wasser des Golfstroms und infolge geringer Windscherung eignete sich das System am folgenden Tag allmählich tropische Eigenschaften an, und am Nachmittag des 19. Juni, nachdem die tiefe Gewittertätigkeit eine ausreichend lange Zeit Bestand gehabt hatte, klassifizierte das National Hurricane Center das System als tropischen Sturm und nannte diesen Chris.[17] Am 21. Juni verstärkte sich Chris, obwohl sich der Sturm über relativ kühlem Wasser von weniger als 22 °C Oberflächentemperatur bewegte,[18] zum ersten Hurrikan der Saison, doch nur 6 Stunden später schwächte er sich wieder zu einem tropischen Sturm ab. Einen Tag später wurde Chris von einem extratropischen Tiefdruckgebiet absorbiert.
Tropischer Sturm Debby
| Tropischer Sturm | |||
|---|---|---|---|
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| Dauer | 23. Juni – 27. Juni | ||
| Intensität | 50 kn (95 km/h) (1-minütig), 990 hPa | ||
Mitte Juni entstand in der zentralen Karibik ein Gebiet niedrigen Luftdrucks, dass am 22. Juni die Yucatán-Halbinsel überquerte und Richtung Norden in den Golf von Mexiko zog. Das Gebiet verstärkte sich am nächsten Tag in einen tropischen Sturm, der den Namen Debby erhielt. Debby bewegte sich am 24. und 25. Juni sehr langsam und war fast stationär und konnte sich nicht mehr sonderlich verstärken. Der Sturm befand sich am 25. Juni stationär 140 km südlich von Apalachicola, Florida. Am folgenden Tag schwächte sich Debby beim Annähern der Westküste Floridas zu einem schwachen tropischen Sturm ab, der Windgeschwindigkeiten von 65 km/h besitzt und dennoch einen ungewöhnlich niedrigen Luftdruck von 992 hPa vorzeigt. Später am 26. Juni macht Debby Landfall über Taylor County, Florida mit Windgeschwindigkeiten von 65 km/h. Kurz nach dem Landfall schwächt sich Debby zu einem tropischen Tiefdruckgebiet ab und verlor fast ihre gesamte Konvektion. Am 27. Juni wurde Debby außertropisch. Die Reste des Sturms zogen Richtung Nordosten in den offenen Atlantik und lösten sich am 30. Juni vollständig auf.
Debby ist der im Saisonverlauf früheste vierte Sturm, der je im Atlantik beobachtet wurde – der zuvor früheste vierte Sturm bildete sich 2005 mit Hurrikan Dennis am 5. Juli.
Tropischer Sturm Ernesto
| Tropischer Sturm | |||
|---|---|---|---|
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| Dauer | 1. August – aktiv | ||
| Intensität | 50 kn (95 km/h) (1-minütig), 1001 hPa | ||
Ab dem 30. Juli beobachtete das National Hurricane Center eine tropische Welle und stellte fest, dass das System gute Anzeichen auf eine weitere Entwicklung zeigte. Aufgrund der günstigen Bedingungen organisierte sich langsam Konvektion. Nachdem das System Anzeichen einer Zirkulation aufwies, begann das National Hurricane Center am 1. August mit der Ausgabe von Warnungen zum Tropischen Tiefdruckgebiet Fünf. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Tiefdruckgebiet etwa 1305 km östlich der Inseln über dem Winde und bewegte sich west-nordwestwärts. In den der Bildung folgenden zwölf Stunden war das System aufgrund westlicher Windscherung nicht gut organisiert, doch am 2. August wurden bei einem Flug der Hurricane Hunters Windgeschwindigkeiten in Sturmstärke festgestellt, sodass das National Hurricane Center das System zu einem tropischen Sturm hochstufte und diesem den Namen Ernesto gab. Am nächsten Tag bewegte sich der Sturm sehr nah an St. Lucia vorbei. Die Station auf der Insel meldete Höchstgeschwindigkeiten von 100 km/h.
Tropisches Tiefdruckgebiet Sechs
| Tropisches Tiefdruckgebiet | |||
|---|---|---|---|
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| Dauer | 3. August – aktiv | ||
| Intensität | 30 kn (55 km/h) (1-minütig), 1008 hPa | ||
Am 1. August entstand eine tropische Welle an der Küste von Afrika. Am nächsten Tag begann das National Hurricane Center sie zu überwachen. Die Welle begann sich langsam zu organisieren und wurde spät am 3. August als Tropisches Tiefdruckgebiet Sechs klassifiziert.
Saisonverlauf

Sturmnamen
In der atlantischen Hurrikansaison 2012 werden die folgenden Namen verwendet. Diese Liste wird im Jahre 2018 wieder verwendet, vorbehaltlich der Namen, die durch die World Meteorological Organization im Frühjahr 2013 möglicherweise ersetzt werden. Diese Liste ist identisch mit der Liste für die Atlantische Hurrikansaison 2006.
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Siehe auch
- Pazifische Hurrikansaison 2012
- Pazifische Taifunsaison 2012
- Zyklonsaison im Nordindik 2012
- Zyklonsaisons im Südwestindik: 2011–2012, 2012–2013
- Australische Zyklonsaisons: 2011–2012, 2012–2013
- Südpazifische Zyklonsaisons: 2011–2012, 2012–2013
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Jeff Masters: Subtropical Storm Beryl forms. Weather Underground, 26. Mai 2012, abgerufen am 29. Mai 2011 (englisch). Referenzfehler: Ungültiger Parameter „jeff“ in
<ref>. Die unterstützten Parameter sind: details, dir, follow, group, name. - ↑ a b Philip J. Klotzbach and William M. Gray: Extended Range Forecast of Atlantic Seasonal Hurricane Activity and U.S. Landfall Strike Probability for 2009. (PDF) Colorado State University, 10. Dezember 2008, abgerufen am 15. Januar 2009 (englisch).
- ↑ a b Climate Prediction Center: BACKGROUND INFORMATION: THE NORTH ATLANTIC HURRICANE SEASON. National Oceanic and Atmospheric Administration, 8. August 2006, abgerufen am 22. Januar 2008.
- ↑ a b Mark Saunders: Extended Range Forecast for Atlantic Hurricane Activity in 2012. (PDF) Tropical Storm Risk, 7. Dezember 2011, abgerufen am 11. April 2012 (englisch).
- ↑ a b Linda Maynard: WSI: Cooler Atlantic, Waning La Nina Suggest Relatively Tame 2012 Tropical Season. WSI Corporation, abgerufen am 11. April 2012 (englisch).
- ↑ http://tropical.atmos.colostate.edu/forecasts/2012/apr2012/apr2012.pdf
- ↑ Genaue Position: 32.2°N 77.7°W
- ↑ Blake, Franklin: Tropical Storm ALBERTO Tropical Cyclone Update, NHC vom 19. Mai 2012
- ↑ Brennan: Tropical Storm ALBERTO Forecast Discussion 1, National Hurricane Center vom 19. Mai 2012
- ↑ Pasch: TROPICAL STORM ALBERTO ADVISORY NUMBER 9, NHC vom 21. Mai 2012
- ↑ Stewart: TROPICAL STORM ALBERTO ADVISORY NUMBER 10, NHC vom 21. Mai 2012
- ↑ Pasch: TROPICAL STORM ALBERTO ADVISORY NUMBER 12, NHC vom 22. Mai 2012
- ↑ Atlantic graphical weather outlook. National Hurricane Center, 23. Mai 2012, abgerufen am 29. Mai 2012 (englisch).
- ↑ Richard Pasch, Robbie Berg: Special Tropical Weather Outlook. (TXT) National Hurricane Center, 23. Mai 2012, abgerufen am 25. Mai 2012.
- ↑ Michael Brennan, Robbie Berg: Special Tropical Weather Outlook. (TXT) National Hurricane Center, 24. Mai 2012, abgerufen am 25. Mai 2012 (englisch).
- ↑ Todd Kimberlain: Subtropical Storm Beryl Discussion One. National Hurricane Center, 26. Mai 2012, abgerufen am 29. Mai 2012 (englisch).
- ↑ Tropical Storm CHRIS Forecast Discussion Number 1. National Hurricane Center, 19. Juni 2012, abgerufen am 20. Juni 2012.
- ↑ Tropical Storm CHRIS Discussion Number 7, National Harricane Center vom 21. Juni 2012











