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Sarg

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Sarg in der Trauerhalle
Sarkophag eines Abtes

Ein Sarg (etymol. Verkürzung v. griech. sarkophagos, Siehe: Sarkophag) ist ein Behältnis für den Transport, die Aufbahrung und die Beisetzung eines Leichnams. In der Regel wird der Sarg zur Bestattung in der Erde oder für die Feuerbestattung im Krematorium verwendet.

Geschichte

Die Form eines Begräbnisbehältnisses ist seit mindestens 9.000 Jahren im Vorderen Orient bekannt und später aus allen Teilen der Welt belegt. Ägypter bestatteten ihre Toten in korbähnlichen Gebilden aus geflochtenen Zweigen (griechisch: kophinos = Korb, ist enthalten im englischen Wort für Sarg coffin).

Zeitweise diente der Sarg bei Begräbnissen armer Leuten lediglich als Transportmittel. Nur begüterte Personen wurden in ihren teils kostbaren Särgen begraben. Andere wurden im Leichenhaus herausgenommen und in einem Tuch verhüllt in die Erde gelegt. In einigen Ordensgemeinschaften, wie etwa bei den Kartäusern hat sich der Brauch erhalten, die Toten ohne Sarg, auf einem Holzbrett liegend, in der Erde beizusetzen.

Sargmaterialien

Särge werden aus unterschiedlichen Materialien gefertigt, meistens aus Holzbrettern hergestellt. Aus der Bronzezeit sind auch Särge aus einem ganzen Baumstamm (Baumsarg) bekannt. Daneben gibt es Särge aus Stein (Sarkophag, griech. „Fleischfresser“) und Steinkisten, die vor allem in der späten Stein- und frühen Bronzezeit verwendet wurden. Aber auch Keramik, Kupfer, Blei, Stahlblech, Pappe oder andere Materialien werden für den Sargbau benutzt. Zur Überführung von Toten in die rechtsmedizinischen Institute werden oft Kunststoff- oder Zinksärge verwendet. Im Vorderen Orient waren Bestattungen in großen Krügen häufig. Für die internationale Überführung sind Metallkisten vorgeschrieben, die in einem Holzsarg unverrutschbar fixiert sind.

Holzsarg

In Deutschland ist aufgrund von Umweltschutzbestimmungen als Material für Särge zur Bestattung nur Holz erlaubt. Diese Vorschrift ist in vielen Friedhofsordnungen durch die Forderung nach holzähnlichem und leicht verrottbarem Material ergänzt.

Aus religiösen Gründen können Bestattungen in Metallsärgen oder im bloßen Leichentuch erwünscht sein, dies ist in Deutschland nur mit behördlicher Genehmigung erlaubt. Der Transport erfolgt im geschlossenen Sarg, aber teilweise darf ersatzweise die Beerdigung im offenen Sarg erfolgen. Für die Kremation ist ein Holzsarg vorgeschrieben. Ausnahmeregelungen für Särge aus Pappe oder anderen verbrennbaren Materialien können in einzelnen Krematorien möglich sein.

Zinksarg

Für den Leichentransport eines Verstorbenen über die Staatsgrenze hinweg werden besondere Bedingungen an den Sarg gestellt. Der Transport kann auf dem Landweg, per Eisenbahn, per Luftfracht oder über Wasser erfolgen. Solche Transportpapiere werden Leichenpass genannt. Der Leichnam muss in einem hermetisch abgeschlossenen Behälter liegen, im Allgemeinen einem sogenannten Zinksarg. Dieser Behälter muss mit einem Flüssigkeit absorbierenden Stoff (Sägemehl, Hobelspäne, Torf) gefüllt sein. Für den Druckausgleich mit der Umgebung muss der Behälter ein Ventil besitzen, das die aus dem Leichenraum austretende Luft reinigt. Ein zugelöteter Zinkbehälter ist üblicherweise mit einem Holzsarg umgeben. Die Wände des Holzsarges müssen mindestens 20 Millimeter dick sein. Ist der Holzsarg von außen mit verlötetem Zinkplatt oder mit einem anderen auflösenden Material versehen, sind 30 Millimeter Holzstärke nötig. Gleichfalls ist die Anzahl und Abstand der Verschraubungen vorgeschrieben. Der gesamte Transportbehälter wird in einer neutralen Kiste transportiert, sodass nicht erkennbar ist, dass sich ein Sarg im Inneren befindet. Der sogenannte Zinksarg ist der eigentliche Behälter für den Transport, zur Bestattung wird der Tote in den meisten Fällen umgebettet. Zink besitzt an sich bakterizide Eigenschaften, im Zusammenhang mit dem Abschluss des Luftzutritts beugt dies einer zu schnellen Verwesung vor. Der Sargtransport erfolgt grundsätzlich im Gepäckabteil, sodass ein Beisein von Hinterbliebenen nicht möglich ist.[1][2][3]

Ausstattung

Die Ausstattung und Art des Sarges wird vom Totenfürsorgeberechtigten bestimmt. Ausgeschlagen ist der Sarg mit einer Lage biologisch abbaubarem Bitukrepp (Doppelkrepp-Papier mit einer Bitumenschicht). Aus dem Leichnam austretende Körperflüssigkeit wird so aufgenommen. Preiswerter ist die Auskleidung mit einer Folie. Diese undurchlässige Auskleidung hat den Nachteil, dass Flüssigkeiten im Sarg verbleiben. Eine Schicht aus saugfähigem Füllmaterial dämmt den Ausfluss ebenfalls. Dazu werden Matratzen mit Hohlfaser, Sägespäneeinstreu oder Papierschnitzel aus dem Reißwolf eingesetzt. Die Matratze ist mit einer Sargbespannung aus matter Baumwolle oder glänzender Viskose mit elastischen Fäden überspannt. Ein Zierband, in der Fachsprache „Lotband“, ist aus dekorativen Gründen aufgelegt. Beim Abschied am offenen Sarg wird der Körper meist mit Stützen und Polstern plastisch gelagert.

Feuerbestattung

Einen besonderen Sarg für Feuerbestattungen gibt es nicht. Jeder Sarg der aus Holz besteht und in Deutschland zugelassen ist, darf kremiert werden.

Sargformen

Hausdachform

Bei der verbreiteten Hausdachform ist das Oberteil höher als das Unterteil. Am Sargunterteil verlaufen die Seiten nicht senkrecht, sondern in einem stumpfen Winkel nach unten. Außerdem kann diese Sargform eine konische Form haben, das heißt, der Sarg ist am Kopfende breiter als am Fußende.

Truhensarg

Bei einem Truhensarg ist, im Gegenteil zur Hausdachform, das Unterteil höher als das Oberteil. Außerdem verlaufen die Seitenteile des Unterteils senkrecht. Truhensärge haben in der Regel ein doppelt aufgesetztes Deckblatt auf dem Oberteil. Hier gibt es auch eine leichte Abwandlung, den Kuppeltruhensarg. Er hat dieselben Eigenschaften wie die Truhe, mit dem Unterschied, dass das Oberteil eine Rundung aufweist.

Amerikanischer Truhensarg

Aufgrund der Tatsache, dass in den Vereinigten Staaten die Verabschiedung am offenen Sarg die Regel ist, hat dieser Sarg (neben den Eigenschaften eines Truhensarges) ein zweiteiliges Oberteil, von denen sich eines an einem Scharnier zurückklappen lässt, damit man den Oberkörper des Verstorbenen sehen kann.

Körperformsarg

Der Körperformsarg ist daran zu erkennen, dass er am Kopfende schmaler ist als im Schulterbereich. Ab dem Schulterbereich wird der Sarg wieder schmaler, sodass er am Fußende so breit ist wie am Kopfende. Das Oberteil ist sehr flach.

Gebeinkiste

Die Gebeinkiste ist eine sargförmige Holzkiste. Sie dient dem erneuten Beisetzen der Gebeine nach einer Umbettung oder dem anderweitigen Transport. Die Gebeine sind nach Ablauf der gesetzlichen Ruhezeiten, je nach örtlichen Bedingungen, nicht unbedingt zersetzt. Im Falle der Neubelegung einer abgelaufenen Grabstelle werden die unzersetzten Gebeine üblicherweise in Tieflage gebracht, also unter die folgende Bestattung. Mitunter wird der vorher Verstorbene erneut in einer Gebeinkiste bestattet. Insbesondere bei der Umlagerung von Gebeinen der Opfer der Weltkriege in zentrale Soldatenfriedhöfe werden für diese Bestattung Gebeinkisten benutzt.

Josephinischer Gemeindesarg

In Österreich verwendete man im 18. Jahrhundert für kurze Zeit den wiederverwendbaren „Josephinischen Gemeindesarg“ (im Volksmund auch „Klappsarg“ genannt), der nach unten aufklappbar war. Er wurde mit der Leiche über die offene Gruft gestellt und geöffnet. Die in einem Leinensack befindliche Leiche fiel in die offene Grube und wurde mit gelöschtem Kalk bedeckt. So konnte der Sarg wiederverwendet werden. Diese Vorgehensweise scheiterte aber am massiven Widerstand der örtlichen Bevölkerung und wurde nach einem halben Jahr wieder zurückgenommen. (Siehe hierzu Josephinische Reformen).[4]

Regionale Sonderformen

Besondere Formen der Särge sind aus einigen Regionen in Ghana bekannt, in denen die Verstorbenen vor ihrem Tod die Sargform bestimmen können. Diese figürlichen Särge können in Form von Colaflaschen, Fischen oder Autos gestaltet sein.

In Mexiko sind durch die Tradition bedingt geschlossene Särge verbreitet, in denen eine Glasscheibe als Sichtfläche oberhalb des Gesichtes des Toten eingesetzt ist. Die traditionelle offene Bestattung wird dadurch im (praktisch) geschlossenen Sarg möglich.

Gläserner Sarg

Reliquienschrein Papst Johannes XXIII. (1958-1963)

Im Petersdom in der Vatikanstadt befindet die Ganzkörperreliquie des seligen Papstes Johannes XXIII. in einem gläsernen Reliquienschrein.

Glassarg im Märchen

Gläserner Sarg[5]

Der gläserne Sarg kommt häufig in Märchen und der Metaphorik vor, da Glas früher als kostbar galt. In Der gläserne Sarg befreit ein armer Schneider ein Mädchen aus dem Behältnis,[6] in Schneewittchen erweckt ein Prinz die Königstochter.[7][8] Aus Bayern stammt eine Sage, in der vier Zwerge einen gläsernen Sarg in den Wellen versenken.[9] In Gerhart Hauptmanns Hanneles Himmelfahrt legen vier Jünglinge das tote Hannele in einen gläsernen Sarg.[10] Der volkstümliche Schriftsteller Wilhelm Schäfer benutzte die metaphorische Wendung in den gläsernen Sarg der lateinischen Bildung gelegt.[11]

Glassarg als Metapher

Die Bekanntheit des Glassarges führte für eine Reihe von Gebrauchsgegenständen mit mehr oder weniger durchsichtigen Abdeckungen zum Begriff „Schneewittchensarg“ für diese; darunter auch Fahrzeuge wie der Messerschmitt Kabinenroller oder der Volvo P1800 ES.

Aktuelle Entwicklungen

Aufgrund einer Veränderung der Bestattungskultur in Westeuropa, des gestrichenen Sterbegeldes in Deutschland, höheren Holzkosten und stagnierenden bis sinkenden Sterbezahlen werden zunehmend billigere Särge aus Osteuropa importiert. Der Marktanteil liegt bei 45 Prozent in Deutschland.[12] Die deutsche Sargindustrie reagiert darauf mit einer Qualitätsoffensive und hat 2008 ein Vollholz-Siegel eingeführt.

Siehe auch

Steinkiste

Wiktionary: Sarg – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Särge – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bestimmungen des Internationalen Abkommens über Leichenbeförderung
  2. Europarat-Übereinkommen über die Leichenbeförderung
  3. Arbeitsrichtlinie Leichentransporte
  4. Der Weg alles Irdischen aus dem Lexikon der Wiener Zeitung abgerufen am 5. November 2008
  5. Illustration zu einer isländischen Schneewittchen-Ausgabe, 1852
  6. Jacob und Wilhelm Grimm: Kinder- und Hausmärchen (Nr. 163). Göttingen 1850, 6. Auflage, Band 2, S. 355
  7. Jacob und Wilhelm Grimm: Kinder- und Hausmärchen (Nr. 53). Göttingen 1850, 6. Aufl., Bd. 1, S. 306.
  8. Zur Motivanalyse Theodor Ruf: Die Schöne aus dem Glassarg. Schneewittchens märchenhaftes und wirkliches Leben. Würzburg 1994
  9. Alphons Steinberger: Bayrischer Sagenkranz. Ein Buch für Haus und Schule. München 1897, S. 64
  10. Gerhart Hauptmann: Sämtliche Werke. Frankfurt a. M./Berlin 1966, Band 1, S. 577
  11. Wilhelm Schäfter: Die dreizehn Bücher der deutschen Seele. München 1922, S. XVI
  12. n-tv: Billige Importe – Sargindustrie reagiert