Polen
Staatsflagge | Staatswappen |
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Flagge Polens: Weiß-Rot | ![]() |
(Details) | (Details) |
Amtssprache | Polnisch |
Hauptstadt | Warschau (Warszawa) |
Staatsform | Republik |
Staatspräsident | Aleksander Kwaśniewski, ab 23. Dezember 2005 Lech Kaczyński |
Ministerpräsident | Kazimierz Marcinkiewicz |
Unabhängigkeit | 11. November 1918 |
Fläche | 312.685 km² |
Einwohnerzahl | 38.626.349 (Stand: Juli 2004) |
Bevölkerungsdichte | 123,5 Einwohner pro km² |
Währung | Złoty |
BIP | 199,6 Mrd. € (2002) |
Zeitzone | UTC+1 |
Nationalhymne | Mazurek Dąbrowskiego |
Kfz-Kennzeichen | PL |
Internet-TLD | .pl |
Vorwahl | +48 |
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Die Republik Polen (poln. Rzeczpospolita Polska) ist ein Staat in Mitteleuropa. Polen grenzt an Deutschland im Westen, an Tschechien und die Slowakei im Süden, an die Ukraine und Weißrussland im Osten, an Litauen und die russische Exklave Kaliningrad (Oblast Kaliningrad) im Nordosten sowie an die Ostsee im Norden.
Geographie
Das Gebiet Polens ist zum überwiegenden Teil von der Eiszeit geformtes Tiefland und bildet ein Übergangsgebiet zwischen dem Tiefland Osteuropas und dem Norddeutschen Tiefland.
Die landschaftliche Gliederung ähnelt jener Deutschlands; auf die wenig gegliederte Küste im Norden folgt Flachland mit den Seenplatten (u. a. Pommersche Seenplatte, Masurische Seenplatte) des Baltischen Landrückens, das Mittelpolnische Urstromtal, Mittelgebirge (die Polnische Platte) und schließlich das Hochgebirge (Sudeten und die zu den Karpaten gehörende Hohe Tatra).
Der mit 2.499 m höchste Berg Rysy (Meeraugspitze) mit seinem hochgelegenen See Morskie Oko (Meeresauge) liegt in der Hohen Tatra. Die längsten Flüsse sind die Weichsel (Wisła), der Grenzfluss Oder (Odra) und die Warthe (Warta). 28% des Landes sind von Wald bedeckt.
Der mit 2 m unter N.N. am tiefsten gelegene Punkt befindet sich bei Raczki Elbląskie in der Nähe von Elbląg.
Das Klima ist gemäßigt und wird nach Osten und Südosten immer kontinentaler.
In den Wäldern leben Nieder- und Hochwild (Rotwild, Rehwild, Schwarzwild, Wisent, Elche und Biber).
Siehe auch: Polnische Inseln, Nationalparks, Großpolen, Masowien, Ermland-Masuren, Pommern, Schlesien, Kleinpolen, Podlasien.
Größte Städte
(Stand: 31. Dezember 2004)
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Siehe auch: Liste der Städte in Polen, Liste deutscher Bezeichnungen polnischer Orte
Bevölkerung
Polen ist flächenmäßig fast so groß wie die Bundesrepublik Deutschland, hat aber mit 40 Millionen Einwohnern nur eine halb so große Bevölkerungszahl.
Polen ist ethnisch betrachtet ein äußerst homogener Staat: Die Polen stellen mit 99,3 % die Mehrheitsbevölkerung. Die verbleibende Minderheitsbevölkerung in Polen setzt sich nach der Volkszählung von 2002 aus Deutschen (ca. 150.000), Weißrussen (ca. 49.000) und Ukrainern (ca. 30.000) sowie Tataren, Litauern, Roma, Lemken, Russen, Karäern, Slowaken und Tschechen zusammen. Unter den ausländischen Staatsangehörigen stellen Vietnamesen die größte ethnische Gruppe, gefolgt von Griechen und Armeniern.
Religion
Die polnische Bevölkerung ist überwiegend katholisch (über 90 % römisch-katholisch, davon etwa 70 % praktizierend); 0,5 % Polnisch-Orthodoxe; 1,4 % Protestanten, 0,1 % Altkatholiken und religiöse Minderheiten von Zeugen Jehovas, Muslimen (unter anderem die Tataren bei Białystok) und Juden. Die heute polnischen Regionen Niederschlesien, Ost-Brandenburg, Westpreußen, Hinterpommern und Ostpreußen waren vor der Vertreibung der ansässigen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg mehrheitlich evangelisch-lutherisch.
Ein besonders hohes Ansehen in Polen besitzt der verstorbene Papst Johannes Paul II., der vor seiner Papstwahl als Karol Wojtyła Erzbischof von Krakau war und eine bedeutende politische Rolle während des Zusammenbruchs des Ostblocks inne hatte.
Siehe auch: Konfessionen in Polen
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte Polens
Gründung, Mittelalter und Neuzeit
Um das Jahr 960 trat Polen aktiv auf die politische Bühne Europas. Das Land, dessen Name sich vom westslawischen Stamm der Polanen ableitet, ist als Herzogtum im frühen 10. Jahrhundert von Posen und Gnesen aus gegründet worden. Es wurde von 960 bis 992 vom Herzog Mieszko I. aus der Dynastie der Piasten regiert.
966 wurde das Land dann schließlich nach römisch-katholischem Ritus christianisiert. Das Territorium erreichte durch kurzfristig anhaltende Eroberungen unter Mieszko I. und seinem direkten Nachfolger und Sohn Boleslaw I. dem Tapferen Grenzen, die den heutigen Staatsgrenzen sehr nahe kamen. Um 997 schloss Polen ein enges politisch-militärisches Bündnis mit dem Heiligen Römischen Reich, während des Staatsakts zu Gnesen im Jahr 1000 wurde die Übereinkunft vom polnischen Herrscher Boleslaw I. und Kaiser Otto III. bestätigt. Mit der Krönung Boleslaws im Jahr 1025 wurde Polen in den Stand eines Königreiches erhoben.
Während der Regentschaft Herzogs Kasimir I., wurde die Hauptstadt von Gnesen nach Krakau verlegt und die Teilfürstentümer verlangten höhere Mitspracherechte. Von 1138 bis 1295, nach dem Tod von Boleslaw Schiefmund, brach in Polen die Zeit des Partikularismus an, die zu einer starken politischen Schwächung Polens im 13. Jahrhundert führte. Polen zerfiel in mehrere de facto unabhängige Provinzen, darunter auch Pommern und Schlesien. Hinzu kamen Eroberungen verschiedener Völker (Kgr. Böhmen, Mgf. Brandenburg, Deutscher Orden), die Polen wieder kleiner werden ließen. Auch der Mongolensturm des Jahres 1241, und die nachfolgenden großen Plünderungszüge der Tartaren, ließen das politisch zersplitterte Polen militärisch immer schwächer werden.
Anfang des 14. Jahrhunderts wurde Polen unter der Regentschaft von Wladyslaw Ellenlang wiedervereinigt. Sein Sohn, Kasimir der Große, setzte den väterlichen Kampf um die Einheit fort und leitete erfolgreich soziale und wirtschaftliche Reformen ein, die Polen zu einer machtvollen Position in Mitteleuropa verhalfen. 1386 heiratete der litauische Großfürst Jagiello die polnische Königin Jadwiga von Anjou. Er schuf als polnischer König Wladyslaw II. Jagiello, den mächtigen Doppelstaat Polen-Litauen, der für die nächsten 300 Jahre die Geschicke Mittel- und Osteuropas entscheidend beeinflußte. Im 15. Jahrhundert, nach der politischen Ausschaltung des Deutschen Ordens, stieg das aus Polen und Litauen hervorgegangene Großreich zu einer der führenden Kontinentalmächte und war lange Zeit der größte Staat Europas mit Einflußsphären vom Baltischen- zum Schwarzen Meer und von der Adria bis an die Tore Moskaus. Es war der erste moderne Staat Europas mit einem adelsrepublikanischen System .
Teilung und neue Unabhängigkeit Polens
Durch zahlreiche Kriege mit Schweden, dem Osmanischen Reich, Russland, Brandenburg-Preußen, Siebenbürgen im 17. und 18. Jahrhundert, fehlende politische Reformen, sowie innere Unruhen in der Adelsrepublik, die sich durch Bildung von Magnaten Konföderationen gegen die Interessen des Staates und des Königs, Kosakenaufstände und dauerhafte Konfrontation mit den Krim-Tataren in den ostsüdlichen Wojewodschaften kennzeichneten - im Kampf gegen die Tataren zeichnete sich im 16. Jahrhundert besonders der deutsche Schlesier Bernhard von Prittwitz als Terror Tartarorum aus -, schwächten das Land beträchtlich und es verschwand als Staat zeitweise ganz von der europäischen Landkarte. In den drei Teilungen Polens 1772, 1793 und 1795 wurde Polens innere Schwäche ausgenutzt, welches gleichzeitig von Preußen, Österreich und Russland überfallen, und am Ende rechtswidrig liquidiert wurde.

Nach dem Ersten Weltkrieg 1918 gewann Polen seine Souveränität zurück. Aber bereits 1919 kam es zu von Polen ausgehenden kämpferischen Auseinandersetzungen zwischen polnischen, ukrainischen und sowjetisch-russischen Kräften. Im Frühjahr 1919 eroberten die Bolschewiken vorher von deutschen Truppen besetzte oder von ukrainischen Partisanen verteidigte Gebiete in Ostgalizien, die von Österreich-Ungarn aufgegeben wurden. Der Friedensvertrag von Riga am 18. März 1921, nach dem Polnisch-Sowjetischen Krieg, verschob Polens Ostgrenze im Vergleich zur polnischen Sprachgrenze um ca. 250 km nach Osten. Diesem Erfolg Marschall Piłsudskis war ein Sieg über die Rote Armee vorausgegangen, und ging in die Historie als das "Wunder an der Weichsel" ein. Gleichwohl verfehlte Piłsudski sein Ziel, die polnische Staatsgrenze entsprechend dem Jahr 1772 weitere 200 km östlich zu ziehen. Ihm gelang es auch nicht, die Ukraine als unabhängigen „Pufferstaat“ zu Russland zu etablieren, was einer der Schwerpunkte der polnischen Politik war. In Riga erkannte Polen die Ukraine als Teil der Sowjetunion unter Mykoła Skrypnyk an.
Im annektierten Gebiet östlich des Westlichen Bugs, bildeten die Polen 1919 ca. 25% der Bevölkerung, 1939, nach der Amtszeit Piłsudskis waren es etwa 38%. Polnische Sprachinseln im mehrheitlich ukrainisch und weißrussischen Umland waren die Regionen Vilnius und Lviv. Die Förderung der Ansiedlung von Polen durch begünstigte Vergabe öffentlicher Ämter und von Grundstücken bewirkte örtliche Ressentiments gegen die polnische Minderheit.
Kurz bevor Polen selbst vom nationalsozialistischen Deutschland überfallen wurde, stellte Polen im Zuge des Münchener Abkommens territoriale Forderungen an die Tschechoslowakei. Im Oktober 1938 annektierte Polen, im Verbund mit Adolf Hitler, gegen den Willen der Prager Regierung, aufgrund dieses Abkommens, das Olsagebiet, welches 1919 von der Tschechoslowakei besetzt wurde.
Im September 1939 wurde Polen gemeinsam vom Dritten Deutschen Reich, der Slowakei unter Jozef Tiso und der Sowjetunion überfallen. Zuerst besetzten Truppen des Deutschen Reichs und der Slowakei das Land und am 17. September, unter dem Vorwand des „Schutzes“ der weißrussisch-ukrainischen Bevölkerung, die Truppen der Sowjetunion. Die Annexion und Aufteilung des polnischen Staatsgebietes war zuvor in einem geheimen Zusatzprotokoll zum Hitler-Stalin-Pakt von den Diktatoren beschlossen worden. Damit nahm der Zweite Weltkrieg seinen Anfang, in dem Millionen von Menschen ihr Leben verlieren sollten.
Sozialismus bis Beitritt in die Europäische Union
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 wurden die Grenzen des vormaligen polnischen Staatsgebietes von der Sowjetunion nach Westen verschoben: Polen verlor das mehrheitlich von Weißrussen und Ukrainern bewohnte Drittel seines bisherigen Staatsgebietes an die Sowjetunion, in welchem sich auch das Gebiet der bisherigen polnischen Siedlungsenklave Lemberg (Lwów) - heute Teil der Ukraine - und Vilnius (Wilna) - heute Litauen, befand. Im Westen und Norden wurden Polen die deutschen Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie, die ein Drittel des deutschen Reichgebiets darstellten, zugesprochen. Etwa 4,7 Millionen waren gegen Kriegsende von dort geflohen und wurden durch Einreiseverbot an einer Rückkehr gehindert (Schließung der Oder-Neiße-Übergänge für Rückkehrende am 30. Juni 1945). Aus den Ostgebieten wurden nach dem Krieg weitere 5 Millionen Menschen vertrieben. Die Gebiete wurden später überwiegend mit Bürgern aus Zentralpolen (3 Mio.) und mit Vertriebenen aus den ehemaligen polnischen Ostgebieten (ca. 1,8 Mio.) besiedelt. Einige Oberschlesier, Masurer und Deutsche blieben als Minderheit zurück.
Die neuen Grenzen wurden mit dem Potsdamer Abkommen vom August 1945 geregelt. Im Widerspruch zu den Regelungen in diesem Abkommen, die bis zum Abschluss eines Friedensvertrages die Grenzziehung westlich von Swinemünde und dann entlang von Oder und Neiße festschrieben, besetzte Polen mit Unterstützung Stalins auch die westlich der Oder gelegene Stadt Stettin und westlich angrenzende Gebiete, um sich diesen wichtigen Ostseehafen zu sichern. Mit dem Görlitzer Abkommen zwischen der neu entstandenen DDR und Polen vom 6. Juli 1950 wurde diese Grenzziehung dann auch vertraglich zumindest von der DDR akzeptiert.
Auf die deutsche Besatzung während des Zweiten Weltkrieges folgte die kommunistische Diktatur. Das Land kam in den Einflussbereich der Sowjetunion und wurde dessen Satellitenstaat. Durch mehrere Aufstände äußerte die polnische Bevölkerung immer wieder ihren Unmut gegenüber der kommunistischen Führung (z. B. Posener Aufstand). Die Gründung der Gewerkschaft Solidarność führte schließlich zu einem gesellschaftlich-politischen Umschwung im Land und zu den revolutionären Ereignissen von 1980 bis 1989, an deren Ende mit der Auflösung des sogenannten Ostblocks und der Sowjetunion das kommunistische Regime durch eine demokratische Regierungsform ersetzt wurde.
Polen entwickelte sich während des Dritten Golfkrieges und in der Nachkriegszeit neben Großbritannien, Italien und Spanien zum wichtigsten Verbündeten der USA in Europa. Während der Kriegshandlungen entsandte Polen 400 Spezialkräfte der Einheit GROM, die aktiv an den Kämpfen um die irakische Stadt Umm Kasr beteiligt waren. Auch im Nachkriegs-Irak nahm Polen eine wichtige Rolle ein. Es bekam eine eigene Besatzungszone zugesprochen und hat seit dem 1. September 2003 das Oberkommando über ca. 10.000 Soldaten aus Ländern wie Spanien (nach Amtsantritt Zapateros abgezogen), Ukraine, Bulgarien, Mongolei und weitere kleinere Truppenkontingente. Aufgrund der Haltung der polnischen Regierung während des Irak-Konflikts kam es zu schweren Misstönen im Verhältnis zu Deutschland und Frankreich. Zu weiteren Verstimmungen führten Äußerungen der Verbände Heimatvertriebener, die in Polen Sorgen um deutsche Besitzansprüche auslösten. Diese aus deutscher Sicht völlig abwegige Vorstellung wird in Polen durch eine teilweise einseitige Berichterstattung über Deutschland verstärkt. Anders als etwa in Deutschland werden revisionistische Aussagen konservativer Vertriebenenverbände in den polnischen Medien sehr wohl ausgebreitet. Die Namen von Vertretern dieser Verbände sind in Polen häufig sehr viel bekannter als in Deutschland. Im Gegenzug werden selbst deutsche Politiker aus dem linken Lager als deutschnational dargestellt. So entsteht der Eindruck, einer größeren Gruppe innerhalb Deutschlands würde solche Besitzansprüche an polnischem Gebiet erheben. Ein nationalistisches Deutschlandklischee wird in den polnischen Medien häufig bedient, z. T. sogar mit Bemerkungen auf die Zeit des Nationalsozialismus.
Seit dem 1. Mai 2004 ist Polen, zusammen mit neun weiteren Staaten, Mitglied der Europäischen Union. Polen ist unter den neuen Mitgliedstaaten das bevölkerungsreichste und flächenmäßig größte Land. Während des Konfliktes um die Präsidentschaftswahlen im Nachbarstaat Ukraine im November/Dezember 2004 engagierte sich der polnische Präsident Aleksander Kwaśniewski als Vermittler zwischen den Konfliktparteien, während die polnische Öffentlichkeit und die Medien in noch nie dagewesenem Ausmaß Solidarität mit Wiktor Juschtschenko übten.
Siehe auch: Geschichte Polens, Liste der Herzöge und Könige von Polen, Realer Sozialismus, Liste der Präsidenten Polens, Liste der Premierminister Polens
Politik
Die Republik Polen ist nach dem Zusammenbruch des Ostblocks eine parlamentarische Demokratie geworden. Zwei Kammern, Sejm (460 Abgeordnete) und Senat (100 Abgeordnete), bilden das Parlament, welches die Legislative innehat. Die im Parlament vertretenen polnischen Parteien gruppieren sich in eine Regierungskoalition und die Opposition. Die Exekutive wird von einem Ministerpräsidenten und einem Ministerrat ausgeführt, die ihrerseits vom Staatspräsidenten ernannt werden und mit diesem gewisse Kompetenzen (Landesverteidigung, Außenpolitik) teilen, aber dem Parlament verantwortlich sind.
Polen war bis 1989 in den RGW und den Warschauer Pakt eingebunden. Seit der politischen Wende orientiert sich Polen stark an der EU und mehr noch an den USA. Polen ist seit dem 12. März 1999 NATO-Mitglied. Nach der Entscheidung auf dem EU-Gipfeltreffen am 13. Dezember 2002 in Kopenhagen wurde Polen zum 1. Mai 2004 mit neun weiteren ost-, ostmittel-, nordost- und südeuropäischen Staaten in die Europäische Union aufgenommen. Die Innenpolitik ist geprägt von einem sich dynamisch verändernden Parteienwesen und der Auseinandersetzung um die Reformen, die notwendig scheinen, um Polen als Mitglied in der EU (seit 1. Mai 2004) wettbewerbsfähig zu machen.
Der von 2001 an amtierende Ministerpräsident Leszek Miller ist nach der Serie von Korruptionsskandalen und Kritik im Bereich Innenpolitik am 2. Mai 2004 zurückgetreten, also unmittelbar nach dem EU-Beitritt seines Landes. Als Nachfolger für das Amt des Regierungschefs wurde Marek Belka ernannt und am 26. Juni 2004 vereidigt.
Auseinandersetzungen gibt es um die EU-Verfassung. Enttäuscht von einer dramatisch angestiegenen Arbeitslosigkeit und Verarmung, bedingt durch fehlende soziale Sicherungssysteme, sowie eine übermäßige Korruption in den Staatsorganen und der Wirtschaft, projizieren die von der „Wende“ enttäuschten, arbeitslosen Menschen („offizielle“ Arbeitslosenquote ca. 18 %, womit Polen einen Rekord in der Arbeits- und Verarmungsstatistik der EU darstellt) ihren Unmut offenbar auf die EU-Verfassung. Hervorzuheben sind hier die ultrakonservative, kirchennahe LPR (Liga Polskich Rodzin - Liga polnischer Familien) sowie die von dem Populisten Andrzej Lepper angeführte Samoobrona (Selbstverteidigung). Die meisten Polen setzen sich hingegen für die Ratifizierung des Vertrages ein, trotz der großen Enttäuschung über den Inhalt des Dokumentes.
Auf der linken politischen Seite haben sich postkommunistische und sozialdemokratische Kräfte (SLD, UP und SdPl) zu einer Regierungskoalition zusammengeschlossen. Die bürgerlichen-konservativen Parteien der rechten Opposition sind: Platforma Obywatelska (bürgerliche Plattform), die aus der ehemaligen Freiheitsunion hervorgegangen ist, und Prawo i Sprawiedliwość (Recht und Gerechtigkeit). Die ehemals starke, populäre Gewerkschaft Solidarność hingegen, wie auch ihr ehemaliger Anführer und Staatspräsident Polens, Lech Wałęsa, spielen im Polen des 21. Jahrhunderts keine nennenswerte Rolle mehr und versanken in der „freien Marktwirtschaft“ Polens, bedingt durch Korruption und Unglaubwürdigkeit, in der völligen politischen Bedeutungslosigkeit.
Polen ist Verbündeter der USA im Irak-Krieg und unterstützt mit eigenen Soldaten die multinationale Koalition von 35 Staaten.
Siehe auch: Parteien in Polen, Außenpolitik Polens
Nationale Feiertage
- Am 11. November wird der Erlangung der Unabhängigkeit Polens im Jahr 1918 gedacht.
- Am 3. Mai wird die Verfassung vom 3. Mai 1791 gefeiert.
- Der 1. Mai ist der „Staatsfeiertag“, informell auch Tag der Arbeit genannt.
- Bis 1989 war auch der 22. Juli ein Feiertag, zur Erinnerung an das am 22. Juli 1944 publizierte Manifest des Polnischen Komittees der nationalen Befreiung (PKWN).
Bildungswesen
Nach der Bildungsreform 1999 besteht in Polen Schulpflicht bis zum 18. Lebensjahr. Das Schulsystem ähnelt dem französischen und hat drei Stufen.
Obligatorisch und für alle Kinder gemeinsam sind
- 6 Jahre Grundschule ("Szkoła podstawowa")
- 3 Jahre Gymnasium - Mittelstufe, nicht vergleichbar mit dem deutschen Gymnasium
Danach werden die Schüler getrennt. Es stehen folgende Möglichkeiten zur Wahl:
- Berufsschule ("Szkoła zawodowa") - Berufsausbildung, 2-3 Jahre
- Allgemeinbildendes Lyceum ("Liceum ogólnokształcące") - mit der deutschen gymnasialen Oberstufe vergleichbar, Dauer: 3 Jahre, Abschluss: Abitur
- Technikum - Doppelqualifikation, Abitur + Berufsausbildung, Dauer: 4 Jahre, das Technikum wird das bisherige Berufliche Lyceum ("Liceum zawodowe") ersetzen
- Profil Lyceum ("Liceum profilowane") - Abitur + beruflich orientierte Grundbildung, Dauer: 3 Jahre
Nach dem Ablegen des Abiturs kann man studieren. Die staatlichen Hochschulen haben in den letzten 10 Jahren aber vemehrt Konkurrenz bekommen durch private Universitäten. Der Zugang zu den Universitäten wird fast überall durch eine Eingangsprüfung geregelt. Bachelor und Magisterstudiengänge gibt es in letzter Zeit verstärkt.
Weit verbreitet ist auch die berufsbegleitende Ausbildung am Wochenende.
In Polen gibt es ein Notensystem mit Noten von 6-1: 6 ist die beste Note, während 1 die schlechteste Note ist.
Militär
Seit 1999 ist Polen Mitglied der NATO. In Polen besteht Wehrpflicht.
Verwaltungsgliederung
Seit dem 1. Januar 1999 ist Polen in 16 Provinzen, so genannte Woiwodschaften, eingeteilt. Sie haben alle ein eigenes Parlament, ein von der Zentralregierung ernanntes Oberhaupt (Wojewoda), der die von der Zentralregierung in Warschau den Woiwodschaften zugeteilten Finanzen verwaltet, und einen vom Parlament gewählten Woiwodschaftsmarschall (Marszałek), der einer Regierung vorsteht.
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Infrastruktur
Siehe auch den Artikel Verkehr in Polen
Polen ist ein Transitland von Nordeuropa auf den Balkan und von Westeuropa nach Osteuropa. Die größte Eisenbahngesellschaft ist die Polskie Koleje Panstwowe (PKP). Dem in Polen trotz wachsendem Individualverkehr immer noch sehr bedeutsamen öffentlichen Verkehr dient ferner ein ausgedehntes Überlandbusnetz. Das Straßennetz ist zwar mittlerweile sehr gut ausgebaut, es fehlen aber nach wie vor fast völlig die Autobahnen. Wichtigste Seehäfen sind Stettin (Szczecin), Gdingen (Gdynia) und Danzig (Gdańsk).
Der Grenzverkehr betrug Anfang 2004 etwa 21.000 Fahrzeuge pro Tag. Nach dem Beitritt in die EU stieg dieser zum Ende des Jahres auf etwa 33.000 an. Der LKW-Verkehr am Grenzübergang Frankfurt (Oder) verdoppelte sich in dem Zeitraum von 3.000 auf 6.000 LKW täglich.
Wirtschaft
Mit dem Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft ist in Polen ein struktureller Wandel verbunden. Dieser hat sich seit dem Beitritt des Landes zur EU im Jahr 2004 verschärft. Der befürchtete Niedergang der Landwirtschaft durch den bisher dominierenden Agrarsektor wegen mangelnder Produktivität und fehlender Konkurrenzfähigkeit, aber auch wegen des ohnehin in der EU stark subventionierten Angebots, blieb allerdings aus. Der Wegfall der Agrarzölle der EU für das Land machten Bauern und Lebensmittelindustrie Polens zu Gewinnern der EU. So entwickelten sich Backwaren zu einem wichtigen Exportartikel.
Trotz eines beachtlichen wirtschaftlichen Wachstums seit 2002 ist die Arbeitslosigkeit in Polen sehr hoch und liegt zur Zeit bei offiziell 17,6%. Insgesamt ist die Anzahl der Erwerbsarbeitsplätze seit 1989 um ein Drittel von ca. 18 Millionen auf ca. 12 Millionen zurückgegangen. Das größte ökonomische Problem ist die große Abhängigkeit des Landes von Investitionsentscheidungen transnationaler Konzerne und die mangelnde Kaufkraft der polnischen Haushalte aufgrund geringer, aber in den letzten Jahren stark steigender Löhne und Sozialleistungen. Dies ist auch der Grund dafür, warum der enorme Abbau von Industriearbeitsplätzen nicht durch neue Dienstleistungsarbeitsplätze kompensiert werden konnte.
Die Zukunft Polens ist ungewiss, aber auf gutem Wege. Zur Zeit deutet vieles darauf hin, dass das Land z. B. beim Durchschnittseinkommen noch ca. 14 Jahre warten muss, um sich an das westeuropäische Wohlstandsniveau anzugleichen. Die polnische Politik bemüht sich eine Brücke zwischen West- und Osteuropa herzustellen, was Polen einige Differenzen mit Russland einbringt.
Wichtigste Exportartikel Polens sind Maschinen (Montagewerke verschiedener Automobilfirmen), Elektroartikel, Textilien, und seit neuesten Lebensmittel, Möbel und Jugendbekleidung. Wichtigste Handelspartner sind die EU-Staaten, vor allem Deutschland, Frankreich und Italien.
Kultur
Hauptartikel: Kultur in Polen

Die polnische Kultur ist vielfältig und eng verknüpft mit der wechselvollen Geschichte Polens. In Bereichen wie in der Literatur, der Musik und der Kunst, versuchten immer wieder Künstler den Kampf um die Unabhängigkeit Polens mit ihren Mitteln zu unterstützen.
Als Beispiele hierfür können die nationalen Gedichte von Adam Mickiewicz, die Historienmalerei von Jan Matejko oder die frühen Klavierwerke von Frédéric Chopin genannt werden.
Heute ist die breit gefächerte Kultur Polens von Globalisierungstendenzen und finanziellen Problemen betroffen, andererseits kann sie, gerade in der Kulturszene größerer Städte eine eigene Identität erhalten. Besonders bedeutend ist der polnische Symbolismus und die polnische Plakatmalerei. Plakate polnischer Künstler mit ihren sehr spezifischen Eigenschaften sind auf der ganzen Welt bekannt.
Literatur zur über 1000-jährigen Kunstgeschichte von Polen: Stefan Muthesius: Kunst in Polen / Polnische Kunst 966 - 1990. Eine Einführung, Königstein i. Ts. 1994 ISBN 3-7845-7610-9 (deutsch) und ISBN 3-7845-7611-7 (englisch: Art, Architecture and Design in Poland 966 - 1990)
Siehe auch: Polnische Literatur - Comic in Polen - Polnische Küche
Deutsch-Polnisches Jahr
Am 30. April 2005 haben Bundespräsident Horst Köhler und sein polnischer Kollege Aleksander Kwaśniewski offiziell das Deutsch-Polnische Jahr eröffnet. In dessen Rahmen sollen bis zum Frühjahr 2006 mehr als 1.000 Veranstaltungen in beiden Ländern stattfinden, darunter Ausstellungen, Konzerte, Theater- und Filmaufführungen sowie wissenschaftliche Tagungen. Einen besonderen Stellenwert sollen dabei Begegnungen von Jugendlichen aus beiden Ländern haben.
Tourismus
Hauptartikel: Tourismus in Polen
Für Touristen sind einerseits die Städte, andererseits die teilweise noch unberührte Natur sehr attraktiv. Viele Städte, die nach 1945 zerstört waren, wurden originalgetreu wieder aufgebaut und bieten dem Betrachter heute wieder eine romantische Atmosphäre, besonders die Zentren um die alten Marktplätze. Erholungsgebiete finden sich im Norden Polens an der Ostseeküste und in Masuren. Im Süden des Landes laden die Berge zu Ski- und Wanderferien ein.
Für ausreichende Informationen dient das in Berlin ansässige Polnische Fremdenverkehrsamt. Für Diskotheken- und Nachtclubbesucher eignet sich neben Warschau (Warszawa) auch ein Besuch in Breslau (Wrocław), welches für seine zahlreichen Lokalitäten sehr bekannt ist. In der Hauptstadt finden sich zudem viele Cafés, Clubs und Diskotheken für Schwule und Lesben, die sich alle auf das Stadtzentrum konzentrieren. Sogar eine Schwulen-Pension ist ansässig. Das Schutzalter für Homo- und Heterosexuelle liegt bei 15 Jahren, in Deutschland bei 14 Jahren. (Stand 2004)
Polen bemüht sich zusammen mit der Ukraine um die Ausrichtung der Fußball-Europameisterschaft 2012.
Weitere Themen
Literatur
- Davies, Norman: Im Herzen Europas. Geschichte Polens. Warschau 2002. ISBN 3406467091
- Krzysztof Wojciechowski „Knigge für deutsche Unternehmer in Polen“, IHK Fankfurt (Oder), 2004
Bundeszentrale für politische Bildung
- Informationen zur politischen Bildung, Heft 273
- Jäger-Dabek, Brigitte, Polen
- Becher, Ursula A. J.; Borodziej, Wlodzimierz; Maier, Robert, Deutschland und Polen im 20. Jahrhundert
Weblinks

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- Seite der polnischen Regierung (mehrsprachig)
- Informationsseiten des Polnischen Fremdenverkehrsamtes (deutsch)
- Gemeinsame Website des Auswärtigen Amts und des Polnischen Außenministeriums
- Deutsch-Polnisches Jahr - offizielle Website
- Spiegel-Online Jahrbuch zu Polen
- MDR Polens Weg in die EU
- MDR "Knigge" für Polen
- ViaEuropa Seite des MDR rund um Polen
- Fragen und Antworten zu Polen und mehr
- Polen am Morgen (täglicher Nachrichtenüberblick aus der Wirtschaftspresse, erscheint seit 1998)
- polen-rundschau (Monatszeitung, erscheint seit 2004)