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Drohnen der Bundeswehr

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Die Bundeswehr schafft die europäische Version EuroHawk der amerikansichen RQ-4B Global Hawk an

Die Drohnen der Bundeswehr sind unbemannte Flugobjekte mit Aufklärungsmitteln an Bord und dienen dem Auskundschaften von Gegnern und gegnerischen Objekten. Die deutsche Luftwaffe betreibt große Aufklärungsdrohne (HALEs), die Heeresaufklärung setzt zur Zielbestimmung kleine und mittlere Systeme ein und die Deutsche Marine möchte Kleindrohnen auf ihren K130 Korvetten einsetzten.

Derzeit prüft die Bundeswehr die Anschaffung und den Einsatz bewaffneter Drohnen. Laut dem ARD Magazin "Panorama" besteht über die Anschaffung bewaffneter Drohnen bei der Bundeswehr bereits grundsätzlich Konsens.[1] Dieses Kriegsmittel ist in der deutschen Öffentlichkeit stark umstritten.

Geschichte

CL 289 - Blick von hinten auf das Starttriebwerk und das Marschtriebwerk
Start einer CL-289. Das System war eine der ersten deutschen ferngelenkten Drohnen und war von 1990 bis 2009 im Einsatz.
"Zieldarstellungsdrohne" als Flugziel bei der Ausbildung Flakkanoniere aus den 1980er Jahren

Die Entwicklung von Drohnen (UAVs) begann bei der deutschen Bundeswehr sowohl zu Aufklärungszwecken bei der Luftwaffe, als auch zur Zielerkennung und Aufklärung des Heeres.

Die Bundeswehr setzte in den 1980er Jahren sogenannte "Zieldarstellungsdrohne" als Flugziel bei der Ausbildung Flakkanoniere mit der 20mm Flag ein.

Bereits in den 1990er wurde die bis heute eingesetzte Drohne für die Heeresaufklärung entwickelt. Das Unternehmen STN Atlas Elektronik, Dynamit Nobel und French/UK Matra BAe Dynamics hatten sich zum Konsortium GIE Eurodrone zusammengeschlossen. Die Entwicklung wurde zu 60 Prozent von Deutschland und zu 40 Prozent von Frankreich finanziert. Ab der Serienvorbereitung wurde KZO als "nationales Programm" des Deutschen Heeres weitergeführt und 2001 vom Bundestag beschlossen. Bis 2008 wurden 6 Gesamtsysteme mit je 10 Drohnen im Gesamtwert von 300 Millionen Euro beschafft. Das erste Seriensystem wurde der Bundeswehr am 28. November 2005 in Bremen vom heutigen Generalunternehmer Rheinmetall Defence Electronics (RDE) übergeben.

Bereits 1990 wurde die Drohne Canadair CL-289 als Aufklärungsdrohne angeschafft. Die von Canadair und Dornier entwicklete Dḥrohne verfügt über eine Reihenbildkamera und einem Abtastgerät im Spektrum der Infrarotstrahlung (Infrarot-Linienscanner, kurz IRLS-Infrared Line Scanning). Die Komponenten zur Bilddatendirektübertragung stammen von der französischen Firma SAT (heute Sagem). Das Aufklärungssystem startet mithilfe einer Feststoffrakete; der Booster hat einen Schub von 32 kN. Im Flug selbst wird die Drohne von einem Rolls-Royce T-117 Turbojet-Triebwerk angetrieben. Dieses kompakte Einwellentriebwerk hat einen Schub von 1,03 kN. Wie auch die kleineren Bundeswehrdrohnen fliegt das Gerät selbständig einen vorher programmierten Kurs. Die Navigation erfolgte georeferenziert mit Global Positioning System (GPS)-Stützung. Nach dem Flug landet die Drohne an einem Fallschirm auf zwei Landekissen. Am 18. März 2009 fand auf dem NATO-Truppenübungsplatz Bergen letzte Flug der Drohne CL-289 statt. Das System wurde bis Ende des Jahres 2009 ausser Dienst gestellt. Das Aufklärungssystem wurde sowohl in der Bundeswehr (Heer) wie auch in der französische Armee verwendet.


Am 31. Januar 2007 hatte das das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) und die in Friedrichshafen ansässige EuroHawk GmbH als auftragnehmende Agentur der Konzerns EADS und Northrop Grumman einen Vertrag zur Lieferung eines Prototyps des modifizierten Hawk Systems (RQ-4E) im Jahr 2010 erhalten. darin war auch die Option vorgesehen, vier weitere Systeme in der Zeit von 2011 bis 2014 mit der EADS SIGINT-Ausrüstung auszustatten und in Einsatz zu bringen. Der Auftrag hatte bei Abschluss ein Volumen von 430 Millionen Euro, andere Quellen sprachen gar von von 1,3 Milliarden Euro. Der Flugbetrieb soll durch das Aufklärungsgeschwader 51 "Immelmann" vom Fliegerhorst Jagel durchgeführt werden.

Die RQ-4E wird in Palmdale/Lancaster in Kalifornien in den Skunk Works gebaut und zur Ausrüstung ohne das SIGINT-System nach Deutschland geflogen. Die Endausrüstung, Erprobung und Übergabe an die Bundeswehr erfolgten dann am EADS-Standort Manching. Am 21. Juli 2011 traf die erste Maschine zur Einrüstung der Aufklärungselektronik in Manching ein und am 12. Oktober 2011 wurde die Aufklärungsdrohne Euro-Hawk dort der deutschen Öffentlichkeit vorgestellt. Bisher befindet sich nur der Prototyp im Einsatz der Bundeswehr.

Die israelische Drohne Heron war Mitte 2009 neben dem US-amerikanischen RQ-1 Predator in der Auswahl zur beschleunigten Beschaffung einer Aufklärungsdrohne für den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan. Die Bundeswehr entschied sich, drei Heron (Luftwaffen-Bezeichnung Heron 1) ab Anfang 2010 für 110 Millionen Euro für drei Jahre von einem Konsortium (bestehend aus Rheinmetall und IAI) zu leasen. Danach sollen alle drei Flugzeuge wieder an den Hersteller zurückgegeben werden.[2] Entsprechend der dreijährigen Leasingdauer wird der Vertrag am 31. Oktober 2012 auslaufen. Eine Verlängerung um weitere zwei Jahre gilt jedoch als wahrscheinlich, da die Beschaffung eines eigenen HALE-UAV wird bis dahin kaum möglich sein wird.

Zukünftige Entwicklung

EuroHawk nach dem Überführungsflug von der Edwards Air Force Base zur WTD61 in Manching. Die SIGINT-Ausrüstung war zu dem Zeitpunkt noch nicht eingebaut.
EADS Talarion

Die EADS-Tochter Cassidian arbeitete 2012 an der Entwicklung einer europäischen Drohne, der sogenannten "Talarion". Sie soll sowohl zu militärischen als auch zu zivilen Zwecken eingesetzt werden.

Das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung hatte 2008 einen Wettbewerb ausgelobt, um zu ermitteln, welche der existierenden MALE Drohnen Bestandteil der UAV Programme der Bundeswehr werden solle. Das Programm für die unbemannten Drohnen setzt sich laut des Bundeswehrplans 2008 aus mehreren Komponenten zusammen. Zur Bedeutung und Zukunft der Drohnen für die Bundeswehr heißt es im Bundeswehrplan: Durch die technologische Entwicklung bei unbemannten Luftfahrzeugen/Drohnen und autonomen Unterwasserfahrzeugen kann künftig ein breites Fähigkeitsspektrum mit konzeptioneller Bedeutung mit diesen Systemen abgedeckt werden (...) Nicht nur als Aufklärer und Sensorträger sondern auch als Waffenträger werden diese Systeme eine immer größere Rolle spielen.

Laut dem BWB soll das deutsche UAV Programme aus verschiedenen Teilen bestehen. Bis 2014 soll die Euro Hawk Drohne als HALE UAV die bisherigen bemannten Überwachungsflugzeuge des Typs BR-1150 ("Breguet Atlantic") ablösen. Die Hawk soll wie das Flugzeug für SIGINT Missionen eingesetzt werden, also zum Abfangen von Funk- und Radarsignalen. Es handelt sich um den gleichen Typ, der auch im Zuge des Bodenaufklärungsprogramms der Nato Alliance Ground Surveillance (AGS) eingesetzt werden soll. Das System kostet 430 Millionen Euro und hat mit einer Tragflächenspannweite von etwa 40 Metern fast die Ausmaße des Luftwaffen-Airbus A310 der Flugbereitschaft des Bundesverteidigungsministeriums. Die Hawk kann bis zu 35 Stunden lang in einer Höhe von 19.000 Metern operieren. Sie fliegt damit nicht nur weitaus höher und länger als jede herkömmliche Verkehrsmaschine, sondern legt auch größere Distanzen zurück. Die US-Armee setzte die Drohne unter der Bezeichnung "Global Hawk" bereits im Irak und in Afghanistan ein. Diese Drohne wird mittelfristig die teuren Awacs-Aufklärungsflüge sukzessive ergänzen und irgendwann ersetzen.

Kampfdrohnen

Österreichischer Camcopter für den möglichen Einsatz bei der Marine vorgesehen
Korvette Magdeburg (F 261) als mögliche Einsatzbasis für das Camcopter System
IAI bzw. TP-Heron kann auch Waffensysteme tragen

2012 wurde in Millitärkreisen der Kauf von Kampfdrohnen diskutiert. Dabei wurde erwogen die amerikanischer Drohnen des Reaper für die deutsche Bundeswehr anzuschaffen. Das Verteidigungsministerium holte ein Angebot für die Beschaffung ein. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen (Stand Juli 2012) und man prüfe mehrer Optionen. Die Drohne soll evtl. die gelasten Heron 1 erstezen. Sowohl der Reaper als auch die Beschaffungsalternative das Heron-Nachfolge-Modell Heron TP können mit Luft-Boden-Raketen ausgerüstet werden.

Dass in der Bundeswehrführung konkrte absichten zur einführung waffentragender Systeme vorliegen belegt der fakt dass der Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft (IABG), einer der wichtigsten privaten Dienstleister der Bundeswehr für 2013 mit der Durchführung einer entsprechenden Studie betraut wurde. Thema: "Wirksamkeit von unbemannten Luftangriffsflugzeugen".[3]

Der Konzern Rheinmetall Defence Electronics hatte mit der Drohne Taifun bereits ein Waffen-tragendes System im Umfeld der Bundeswehr entwickelt. Sie sollte zur Suche, Identifikation und präzisen Bekämpfung militärischer Einzelobjekte dienen. Das 160 kg schwere Fluggerät hätte eine mittlere Missionsgeschwindigkeit von 200 km/h gehabt und der Einsatz mit Infrarot-Kamera oder mit Radarsuchkopf hätte auch bei Nacht oder schlechtem Wetter die sichere Zielidentifikation anhand hoch aufgelösten Bildmaterials ermöglicht. Die Bilddaten wären dazu von der Drohne über eine abhörsichere Funkverbindung an die Bodenstation gesendet worden. Das Fluggerät hatte eine vorgesehene Nutzlastkapazität von ca. 50 kg, eine maximale Flughöhe von 4.000 m und eine maximale Gesamtflugdauer von vier Stunden. Kern der Fähigkeiten der Drohne wäre aber die autonome Verarbeitung der Informationen durch den Bordcomputer gewesen, was eine autonome Erfassung vorprogrammierter Zieltypen ermöglicht hätte. Technische Probleme, hohen Kosten und die völlig ungeklärte Rechtslage bei einer autonomen Angriffsentscheidung durch ein unbemanntes System führten zur Einstellung des Projekts. allerdisng arbeitet die Firma an einem system mit dem Entwicklungsnamen Tactical Advanced Recce Strike System, das komplett durch eine bemannte Bodenstation zu steuern sein soll.

Die Deutsche Marine plant als Ergänzung für den Nahbereich und im Niedrigflug-Segment der Luftraumüberwachung den Camcopter S-100 von Schiebel anzuschaffen. Er soll künftig auf den K130 Korvetten der Deutschen Marine eingesetzt werden. Das Modell kann auch mit Leicht-Raketenwerfern ausgerüstet werden. Der Mini-Helikopter, kann mit bis zu 50 kg Zuladung z. B. mit verschiedenen Kameras und dem Thales Raketenwerfer ausgestattet werden. Neben den Vereinigten Arabischen Emiraten wurden die kampffägigen geräte an Khamis Brigade, der ehemaligen Leibwache von Muammar Gaddafi in Libyen und an die chinesische Volksbefreiungsarmee verkauft.

Typen

Die Bundeswehr verfügt über mehrere Modelle von kleinen (MAV) und mittlerenen (MALE) Drohnen.

MAVs

Die Bundeswehr startete mit den leichten Drohnen ihre unbemannte Luftaufklärung. Die sogenannten Micro Air Vehicle (MAV) sind Drohne oder ein kleines Luftfahrzeug von maximal 50cm Größe. Anwendungsbereiche für MAVs sind vor allem die nachrichtendienstliche und militärische Aufklärung. Sie sind au Grund ihrer geringen Größe schwer zu entdecken.

Für die Artillerie- und Heeresaufklärungstruppe des Deutschen Heeres wurde das KZO (Kleinfluggerät Zielortung, früher: Brevel) zur zeitnahen Zielortung unterstützt entwickelt. Die mit einem Propeller angetriebene Drohne ist allwetterfähig und liefert über Funk Bilder in Echtzeit an eine Bodenstation. Die Plattform verfügt über eine IR-Kamera und liefert auch nachts hochaufgelöste Videos. Die Reichweite des Drohnensystems wurde so gewählt, dass ihr Einsatzradius die Reichweite moderner Artilleriesysteme wie z. B. der Panzerhaubitze 2000 übertrifft.

Die Drohne wird von einem Startfahrzeug aus einem Behälter mittels eines Feststoff-Raketentriebwerkes (Booster) gestartet. Der Kurs der Drohne ist fest programmiert. Der Flugkurs kann aber auch während des Fluges von der Bodenkontrollstation per Funk geändert werden. Die Kamera wird von der Bodenstation aus gesteuert. Die Landung erfolgt an einem Fallschirm. Beim Aufsetzen auf dem Boden dämpfen Airbags den Aufprall. Das Fluggerät ist nach wenigen Stunden wieder einsatzbereit. Jedes System besteht aus 2 Bodenanlagen, 5 Bergungsanlagen und 10 Drohnen.

MALEs

LUNA auf dem Truppenübungsplatz Baumholder im Jahr 2007

Bald schaffte die Bundesehr aber auch MALE ("medium altitude, long-endurance") Drohnen an, also Geräte, die entweder eine Startbahn benötigen oder ein Katapult als Abschussplattform. Sie fliegen in mittlerer Flughöhe von ca. 10 bis 15 Kilometer und erreichen maximal 24 bis 48 Stunden kontinuierlicher Flugdauer.

Das Heer schaffte 2003 die Drohne EMT LUNA an. LUNA steht für Luftgestützte Unbemannte Nahaufklärungs-Ausstattung. Die Drohne wurde ab Oktober 1997 in einer Kooperation der deutschen Firma EMT und dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung entwickelt. 2000 folgte der erste Einsatz im Kosvo und 2003 wurde das System regulär in Dienst der Bundeswehr gestellt. 2009 wurd der 5000. Einsatz mit dem System geflogen.

Die Drohne LUNA dient der abbildenden Aufklärung im Nahbereich von bis zu 40 km und soll als wesentliche Fähigkeiten das Entdecken, Orten, Identifizieren und Verfolgen stationärer und beweglicher Objekte und Ziele am Boden erreichen. Vier LUNA Systeme wurden bereits von der Bundeswehr beschafft, bis 2012 sollen wurde ihre Zahl auf insgesamt acht Systeme gesteigert. Ein LUNA System besteht aus dem Start-Katapult, einer Bodenkontrollstation und drei bis vier Drohnen. Die LUNA Drohne kann aus einer Höhe von vier Kilometern drei bis vier Stunden lang mittels SAR-Radar und digitalen Foto-, Video- und Infrarot-Kameras Echtzeit-Überwachungsaufnahmen zur Bodenstation übertragen.

Eine weitere MALE-Drohne des Heeres ist die EMT Aladin, ebenfalls eine Aufklärungsdrohne der deutschen Firma EMT. Der Name Aladin ist ein Akronym ihrer Beschreibung und steht für "abbildende luftgestützte Aufklärungsdrohne im Nächstbereich". Nachdem im März 2005 die Heeresaufklärungstruppe 115 Drohnensysteme bestellt hat, wurde diese Drohne entwickelt. Am 19. Oktober 2005 erfolgte die Übergabe des ersten Seriensystems ALADIN an die Panzertruppenschule in Munster.

HALEs

Heron I der Bundeswehr

Darüber hinaus verfügt die Bundeswehr über HALE (high altitude longe endurance) Drohnen, die bis zu 20 Kilometer hoch fliegen. Sie haben ein Flugradius von mehreren hundert Kilometern.

Die Bundeswehr verfügt derzeit über die Aufklärungsdrohnen vom Typ Heron 1 aus Israel. Diese Geräte wurden für den Afghanistan-Einsatz geleast. Zugeteilt sind alle drei Heraon 1 dem Aufklärungsgeschwader 51 „Immelmann“ (AG 51).

Verbundsysteme

Unter der Bezeichnung WABEP ("Wirkmittel zur abstandsfähigen Bekämpfung von Einzel- und Punktzielen") firmiert ein Verbundsystem von Aufklärungs- und Kampfdrohne. Dieses System ist bei der Bundeswehr offenbar bereits seit längerem im Einsatz. Dabei wird das KZO ("Kleinfluggerät Zielortung") aus dem Hause Rheinmetall mit der Kampfdrohne der israelischen Partnerfirma IAI (Heron) gekoppelt. Dies geht aus einer Erklärung der Bundesregierung hervor, in der dieser Umstand anderweitigtig erklärt wird "Das nicht mehrfach verwendbare Wirksystem zur abstandsfähigen Bekämpfung von Einzel- und Punktzielen (WABEP) ist kein UAV, sondern ein Wirkmittel (Munition), das dem 'Schützen' ermöglicht, bis kurz vor dem Einschlag das Ziel zu beobachten, nachzurichten und notfalls den Angriff abzubrechen."[4]

Einsatzzwecke

  • Optische Aufklärung (EMT LUNA, EMT Aladin, Heron 1)
  • Zielerfassung (KZO (Kleinfluggerät Zielortung))
  • Signal Intelligent (Heron 1)
  • Waffensystemträger (Heron 1 möglich, Euro-Hawk möglich)

Dokumentierte Einsätze

Erste Versuche mit UAV startete die Bundeswehr im Kosovo-Einsatz ab 2000. In größeren Maßstab kommen Bundeswehr-Drihnen im ISAF Einsatz in Afghanistan zu Anwendung.

Kosovo

In den Jahren 1998 und 1999 setzte die Bundeswehr im Kosovokrieg Aufklärungsdrohnen erstmals außerhalb Deutschlands ein. Zunächst kam die Drohne vom Typ CL 289 zum Einsatz ein. Zudem wurde diee Heeresdrohne KLO eingesetzt.

Mazedonien

Die LUNA wurde auch in Mazedonien eingesetzt.

Neben der Bundeswehr nutzt auch Pakistan die Drohne, um die schwer zugänglichen Stammesgebiete im Nordwesten Pakistans zu überwachen.[5]

ISAF Afghanistan

Seit Ende Juli 2009 wird das Drohnensystem KZO im Raum Kunduz in Afghanistan eingesetzt. Das Beobachtungs-Panzerartillerie-Bataillon 131 aus Mühlhausen/Thüringen ist die erste Einheit, die im Ausland das KZO-System einsetzte. Es folgte ab Januar 2010 das Artillerielehrregiment 345 aus Kusel.

Im Februar 2010 wurde die die erste Heron 1 nach Afghanistan verlegt und kam am 18. März 2010 zum erfolgreiche Ersteinsatz durch das Einsatzgeschwader Mazar-e Sharif. Nach der Landung auf dem Flughafen Masar-e Scharif kollidierte die Heron beim Rollen zur Parkposition mit einer abgestellten Transall C-160, nachdem die Drohne plötzlich beschleunigt hatte. Bei dem Unfall wurde die Heron 1 zerstört und die Transall leicht beschädigt.[6] Aufgrund der Beschaffung als Leasinggeschäft ist die Industrie verpflichtet, das beschädigte UAV zu ersetzen.

Im Januar 2011 wurde eine Heron 1 im Rahmen des "graduellen Aufwuchses des Systems" (das Synthetic Aperture Radar stand nicht von Anfang an zur Verfügung) zum ersten Mal via Satellitenübertragung gesteuert. Damit wurde der Einsatzradius des UAV deutlich erweitert und das volle Leistungsspektrum der Drohne ausgenutzt. Anfang Juni 2011 waren insgesamt 4000 Flugstunden an über 400 Einsatztagen mit dem Heron-System erreicht.[7]

Rechtliche Lage

Der Einsatz amerikanischen Drohnen gegen mutmaßliche Terroristen in Pakistan ist politisch und völkerrechtlich heftig umstritten. Bei diesen Einsätzen kommen teilweise auch Zivil isten um, was bisher ohne jegliche Konsequenzen für die Verantwortlichen Militärs oder Geheimdienstler blieb. Mit Kampfdrohnen ist die gezielte Tötung einzelner Menschen möglich, ohne das es zu einem Kampf kommt oder der Beschossene den Angreifer überhaupt im Vorfeld wahr nimmt. Dies kommt einer Exekution gleich, was zu schwerwiefenden moralischen und ethischen Problemen führt. Nach deutschem Recht sind solche Angriffe nur in Notwehr tollerierbar und bleiben dann straffrei.

Kritisch wird ein Kampfdrohnen-Einsatz durch deutsche Militärkräfte auch deshalb gesehen, weil ein deutscher Staatsbürger mutmaßlich durch eine US-Drohne am 4. Oktober 2010 in Pakistan getötet wurde. Die Bundesanwaltschaft ermittelt in dem Fall ab 2012. Geklärt werden soll zunächst die Frage, ob der Drohneneinsatz im Einklang mit den Regeln des Konfliktvölkerrechts stand. Die Ermittlungen richten sich gegen "Unbekannt".

Politische Diskussion

Während die Zustimmung in der deutschen Öffentlichkeit für Kampfdrohnen gering ist, zeigten sich Verteidigungspolitiker von Unions-Regierung und Opposition 2012 offen für den Wunsch der deutschen Militärs, wie die USA, Großbritannien oder Italien bewaffnete Drohnen anzuschaffen. Das Bundesverteidigungsministerium unter Führung von Verteidigungsminister Thomas de Maiziere hatte Mitte 2012 erklärt, die Anschaffung bewaffneter Drohnen solle geprüft werden.

CDU/CSU Politiker befürworten solche Systeme mehrheitlich. Allerdings sprach sich auch der verteidigungspolitische Sprecher der SPD im Bundestag Reiner Arnold dafür aus: "Das ist ein Waffensystem, dem die Zukunft gehört. ... Auf längere Sicht wird an der Anschaffung von bewaffneten Drohnen kein Weg vorbeigehen."[8] Die Flugkörper sollten gemeinsam in Europa entwickelt werden. Sie könnten der Bundeswehr dann ungefähr ab dem Jahr 2020 zur Verfügung stehen.

Durch den als sehr undifferenziert wahrgenommenen Einsatz von Kampfdrohnen durch die USA, sollen nach dem willen de Politik der Bundeswehr hohe Hürden auferlegt werden, bevor die Opposition bereit ist dem Rüstungsprojekt zuzustimmen.

Gesellschaftliche Wirkung

Experten weißen auf die schwerwiegenden gesellschaftlichen Auswirkungen des zunehmenden Einsatzes unbemannter Flugkörper (Kampfdrohnen) in den derzeitigen Kriegen hin. Hierdurch sinke die politische Hemmschwelle für militärische Interventionen, da nicht mehr zu befürchten sei, eigene Soldaten bei Gefechten zu verlieren. Kritiker warnen zudem, Krieg werde in Zukunft als eine Art Computerspiel erscheinen und von der Bevölkerung der Krieg führenden Länder nicht mehr als bedrohlich wahrgenommen.

Verwiesen wird auch auf die Gefahr schwerer psychischer Erkrankungen bei soldaten, die Kampfdrohnen aus einer Entfernung von mehreren tausend Kilometern steuern. Während sie einerseits gezielte Tötungen vornähmen, gingen sie andererseits einem normalen Alltagsleben nach, was zu Realitätsverlust und permanentem Stress führe.

Ein weiteres Problem ist in der Entwicklung von Drohnen begründet. Zwar werden die Geräte teilweise speziell für die Bundeswehr entwickelt, jedoch exportieren die Hersteller die Geräte auch. Damit wird der Einsatz von Drohnen selbst bevölkerungsarmen Staaten mit einer schwachen regulären Armee interessant.

Einzelnachweise

  1. http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2012/drohnen101.html
  2. Warum „Heron 1“ doch gewann, Handelsblatt vom 21. Juni 2009
  3. http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=14985
  4. Bundestags-Drucksache 16/12481, 26.03.2009
  5. Süddeutsche: Nach Kämpfen in Pakistan - Jung kritisiert US-Angriffe. Abgerufen am 5. März 2012.
  6. http://www.flightglobal.com/articles/2010/03/19/339705/german-heron-uav-damaged-in-ground-collision.html German Heron UAV damaged in ground collision auf flightglobal.com]
  7. Luftwaffe: Heron erreicht 4000ste Flugstunde auf flugrevue.de
  8. http://www.fr-online.de/politik/drohnen---waffe-der-zukunft--bundeswehr-kann-auf-kampfdrohnen-hoffen,1472596,16751686.html