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Naturgeist

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Ein Naturgeist ist ein weder menschliches noch tierisches, aber auch nicht notwendig unkörperliches Wesen, welches in Verbindung mit einem natürlichen Zusammenhang (Pflanze, Fluss, bestimmmter Ort etc.) steht. Bekannt sind Naturgeister in der Mythologie und alten Überlieferungen.

Im Gegensatz zu den Haus- oder Herdgeistern, welche in Gebäuden leben, werden Naturgeister eher als menschenscheu, gleichwohl aber in ihrer äußeren Erscheinung oder ihrem Verhalten als menschenähnlich beschrieben. Der Rang einer Gottheit wird Naturgeistern im allgemeinen nicht beigemessen.

Zu unterscheiden sind die Naturgeister von den Totengeistern, siehe Gespenst.

Ein naturwissenschaftlicher Beweis für ihre Existenz scheidet aus.

Einteilung

Eine systematische oder gar abschließende Einteilung der Naturgeister scheitert an ihrer puren Vielfalt, die an diejenige der Natur anknüpft, an der sich menschliche Vorstellungskraft entzündet. Die Vorstellung von Naturgeistern ist im übrigen an regional oder lokal unterschiedliche Traditionen und Entwicklungen gebunden, so dass eine einheitliche Sichtweise ausscheidet. Heute entstehen durch die esoterische Anknüpfung an diverse Fantasy-Welten zudem immer neue Einzelwesen oder Unterteilungen.

Die nachstehenden Einteilungen verstehen sich daher als vorläufig:

Ein einziger Naturgeist

Im Bereich der Esoterik wird der Glaube an eine "Mutter Natur" oder an "Gaia", eine Art Muttergöttin, gepflegt. Hierbei handelt es sich wohl um die Vorstellung eines die gesamte Natur umfassenden Geistwesens, die jedoch die Existenz 'kleiner Geister' nicht ausschließt.

Elementargeister

An die klassische Vier-Elemente-Lehre (siehe dort) knüpft die Zuordnung an jeweils eines der vier Elemente an. Danach sind zu unterscheiden:

  • Erdgeister oder Gnome. Zu diesen zählen die Wurzelwichte oder Wurzelgnome (während andere Wichte oder Wichtel Hausgeister sind). Daneben weden hinzugezählt die Dämmerelben, Bergmännchen, Trolle und Irrwische, aber auch die Elfen, insbesondere die Baumelfen und Waldelfen, sowie die Blumenelfen, ferner auch die Feen. Aus der griechischen Mythologie stammen die Faune und Dryaden. Ob die Zwerge zu den Gnomen gerechnet werden sollen, ist umstritten.
  • Wassergeister oder Undine. In Regentropfen, Pfützen, Tümpeln, Teichen, Brunnen, Quellen, Bächen, Flüssen und Meeren lebend, zählen zu dieser Gruppe Wassermänner und Necker, Wasserfrauen, Meerjungfrauen und Nixen, womöglich auch die aus der griechischen Mythologie stammenden Nymphen, Najaden und Nereiden. Unter ihrem Schutz stehen Wasserpflanzen, Fische und andere Wassertiere. Einige meinen, dass die altern und vergänglich sind, andere sprechen insbesondere den für größere Gewässer zuständigen Wassergeistern jahrtausende dauernde Existenz zu.
  • Luftgeister oder Sylphen. Sie sind die Hüter der Luft. Die Bewegung des Windes und der Wolken unterliegt ihrer Obhut. Ihre Energie zeigt sich ebenso in der kleinsten Brise wie im mächtigsten Sturm. Zur gleichen Gattung sollen die Lichtelben, Sturmgeister und Devas gehören. Bekannteste Vertreter sind der in Shakespeares Sturm auftretende Ariel sowie Oberon aus dem Sommernachtstraum.
  • Feuergeister oder Salamander. Sie sind das Wesen des Feuers und aller Wärmeprozesse. Zu diesen sollen nicht nur der Feuersalamander, sondern alle Amphibien zählen, dazu auch Echsen, Schlangen und Drachen oder Lindwürmer.

Einteilung nach dem gedachten Lebensraum

In ähnlicher Weise können die Naturgeister weiter nach ihrem angenommenen "Lebensraum" unterteilt werden.

  • Dabei kann es sich um eine Pflanze handeln, wie bei den Baumgeistern oder wenn manche Elfen in Blumen hausen sollen.
  • Waldgeister wie die Waldschrate beschränken sich nicht auf einen einzigen Baum. Andere Schrate sind Wiesen- oder Bachschrate.
  • Spezifische Naturgeister sollen aber auch einem Tier oder einem unbelebten Gegenstand anhaften können.
  • Auf oder in Bergen findet man die Berggeister, unter denen Rübezahl der bekannteste Vertreter sein dürfte.

Natürlich kann man diese Einteilung auch in die vorangegangene integrieren, wenn man etwa die Berggeister zu den Erdgeistern zählt.

Bei dem Begriff "Kobold" handelt es sich um eine Sammelbezeichnung für verschiedene Haus- oder Naturgeister.

Herkunft und Eigenschaften

Naturgeister spielen in manchen Religionen eine Rolle, in vielen Volkssagen und Märchen, germanischen, keltischen und anderen Mythen und in der Esoterik. Bestimmte Ereignisse oder Erscheinungen werden diesen Geistern zugeschrieben.

Oft wird angenommen, dass Naturgeister die Natur verteidigen. Es gibt viele Geschichten, in denen sie den Menschen, die gut zur Natur sind, helfen, oder ihnen schaden, wenn sie sich oder das von ihnen geschützte Gut bedroht fühlen.

In einigen Märchen wird den Naturgeistern eine Affinität zu Menschenkindern unterstellt, welche sie gegen ihre eigenen Nachkommen nach der Geburt austauschen. Diese sogenannten Wechselbälger, die den Menschen untergeschoben wurden, zeichnen sich meist durch einen unangenehmen Charakter aus und quälen ihre Ersatzeltern durch ständiges Schreien etc.

Ein beliebtes Motiv der Romantik ist die Liebe zwischen einem Naturgeist (meist einer Nymphe oder einer Elfe) und einem Menschen, welche tragisch endet, da der jeweilige Traumpartner unerreichbar bleibt. Die Liebe zu einer Undine vermittelt dieser eine Seele.

Im allgemeinen scheint es sich bei den Naturgeistern um keine rein geistigen Wesen zu handeln. Vielmehr scheinen sie in der breiten Mehrzahl an eine feste körperliche Existenz gebunden zu sein. Hierin liegt ein Unterschied zu den Gespenstern, deren Gestalt in der Regel keine festen Strukturen aufweist.

Das schließt allerdings nicht aus, dass die Geister wechselnde äußere Gestalten annehmen, zumal sie nicht selten über Zauberkräfte verfügen.

Heutige Bedeutung

Für die Mehrzahl westlich geprägter Menschen dürfte die Beschäftigung mit Naturgeistern unterhaltenden Charakter haben, der aus spannenden oder romantischen Geschichten entsteht und zudem eine Ahnung der Vorstellungen und Ängste unserer Vorfahren vermittelt. Einige Menschen nehmen allerdings auch heute für sich in Anspruch, Naturgeister (und andere Geister) wahrnehmen oder mit ihnen kommunizieren zu können.

Island

Auf Island ist der Umgang mit den Naturgeistern heute noch so lebendig, daß spezielle Geisterkundige, man nennt sie Feenbeauftragte, vor Baumaßnahmen mit den Naturgeistern kommunizieren, da sonst bezeugte Probleme wie Maschinenausfälle oder Unfälle beim Bau auftreten. Daher gibt es auf Island oft scheinbar unsinnige Straßenverläufe, weil die Wohnstatt von Naturgeistern umgangen werden muß. Das Verhältnis zur Geisterwelt ist in Skandinavien lebendiger als in Mitteleuropa.

Tibet

Auch in der tibetischen vorbuddhistischen Urreligion Bön spielen Naturgeister und deren Besänftigung oder Beherrschung eine bedeutende Rolle. Einzelne Elemente dieser Kultur haben Eingang in den tibetischen Buddhismus gefunden. Zur Zeit der ersten Verbreitung des Buddhismus in Tibet war die Bezwingung der tibetischen Naturgeister durch den tantrischen Meister Padmasambhava zentrale Voraussetzung für die Verbreitung des Buddhismus im Lande. Viele der durch Padmasambhava bezwungenen Naturgeister wurden unter Eidesleistung als Schützer der Lehren Buddhas (sog. Dharmapala) installiert.

Schamanismus

Der Schamanismusforscher Mircea Eliade zum Umgang der Schamanen mit Tier-Geistern:

Es sieht so aus, als könnte diese Nachahmung von Tierbewegungen und Tierstimmen als »Besessenheit« gelten. Richtiger spräche man vielleicht von einem Besitzergreifen des Schamanen von seinen Hilfsgeistern; er selbst verwandelt sich in ein Tier, obwohl er ein ähnliches Resultat erreicht, wenn er eine Tiermaske anzieht. Man könnte auch von einer Identität des Schamanen sprechen; er wird Geistertier und »spricht«, singt oder fliegt wie ein Tier, ein Vogel. Die »Sprache der Tiere« ist nur eine Abart der »Geistersprache«, der schamanischen Geheimsprache."

(Mircea Eliade: "Schamanismus und archaische Ekstasetechnik", Seite 101, F.a.M. 1974)

Anthroposophie

Die Vorstellungen über Naturgeister aus dem alten Volksglauben werden von der Anthroposophie bestätigt sowie die Verbindung und Zusammenarbeit mit den Naturgeistern auf modernem Weg gesucht.

Esoterik und Fantasy

Der Glaube an die reale Existenz von Naturgeistern hat im Rahmen der Esoterik zugenommen. Hierbei werden die mythologischen Ansätze sehr gerne mit Einflüssen der Fantasy vermengt. Dies zeigt sich an den Suchergebnissen, welche z.B. Google bei der Suche nach den Begriffen "Naturgeist" oder "Naturgeister" liefert.

Literaturbeispiele

  • Marko Pogačnik: Elementarwesen. Die Gefühlsebene der Erde, Knaur Verlag, ISBN 3-426-86083-X
  • Esko Jalkanen: Der Heiler aus dem Norden, Flensburger Hefte Verlag, ISBN 3-926841-89-3
  • Was die Naturgeister uns sagen - Im Interview direkt befragt, Flensburger Hefte Nr. 79, Flensburger Hefte Verlag, ISBN 3-935679-09-2
  • Neue Gespräche mit den Naturgeistern, Flensburger Hefte Nr. 80, Flensburger Hefte Verlag, ISBN 3-935679-10-6
  • Naturgeister 3 - Von Rauchwesen, Wiesenwesen, Torfwesen und Maschinenwesen, FH-Sonderheft Nr. 21, Flensburger Hefte Verlag, ISBN 3-935679-17-3
  • Naturgeister 4 - Fragenkompendium, FH-Sonderheft Nr. 22, Flensburger Hefte Verlag, ISBN 3-935679-18-1