Trinität
Dreifaltigkeit, Dreieinigkeit oder Trinität ist die christliche Kirchenlehre (Dogma) von der Dreiheit der göttlichen Personen (Vater, Sohn (Jesus Christus) und Heiliger Geist) in der Einheit des Göttlichen Wesens.
Trinität ist die Lehre, die Kirchenväter, Theologen und Kirchenhistoriker verwenden, um die in ihrer Sicht in der Bibel beschriebene Gottheit von Jesus Christus und dem Heiligen Geist auszudrücken. Die Lehre gehört zu jedem bedeutenden Glaubensbekenntnis in der Geschichte der Christenheit und wurde von Kirchenvätern, Konzilien und allen größeren Konfessionen anerkannt.
Das Wort trinitas ist nicht biblisch, sondern wurde im 2. Jahrhundert von dem lateinischen Theologen Tertullian eingebracht. Auch die Begriffsverwendung Person im Zusammenhang mit dem Vater, Jesus Christus oder dem Heiligen Geist findet sich nicht in der Bibel. Von einem Teil der Christen kann die biblische Basis des Dogmas neben dem unbiblischen Vokabular auch inhaltlich nicht gesehen werden (s.u.).
Nicht nur weil die Lehre von der Trinität schwer vermittelbar ist, sondern vor allem weil sie über die natürliche Einsicht der Vernunft hinausgeht und nur als von Gott offenbarte Wahrheit im Glauben angenommen werden kann, wird sie zu den christlichen Mysterien gezählt. Verschiedene Kirchenväter und Theologen haben mit Zugangsmodellen versucht, die Lehre zu veranschaulichen.
Geschichte
Während aus der frühen Kirche weder ein einheitliches Glaubensbekenntnis noch eine ausformulierte Trinitätslehre überliefert ist ? von Anfang an bezeugt ist jedenfalls die trinitarische Taufformel (vgl. Mt 28,19) ?, sind seit dem ersten Jahrhundert einteilige, zweiteilige und dreiteilige Bekenntnisse bezeugt, die offensichtlich nebeneinander im Gebrauch waren, so in der Didache, bei Justinus dem Märtyrer, Irenäus von Lyon, Tertullian, und Hippolytus. Auch das altrömische Glaubensbekenntnis redet von Gott Vater, dem Sohn Jesus Christus und dem Heiligem Geist.
Fragen nach der Beziehung zwischen Gott dem Vater, Jesus Christus und dem Heiligen Geist sowie nach deren Eigenschaften wurden schon in den ersten Jahrhunderten diskutiert.
Die Fragen entwickelten sich zu heftigen theologischen Kontroversen (insbesondere im Arianismus), und führten im vierten Jahrhundert zeitweise zu einer faktischen Spaltung der Kirche zwischen Trinitariern und Arianern. Streitpunkte waren dabei u.a.:
- Ist Jesus Christus ganz Gott oder das erste Geschöpf?
- Ist der Heilige Geist eine eigenständige "Person" und ganz Gott?
- Kann der Begriff Gott im Sinn der Bibel für den Vater, für Jesus Christus als Sohn und den Heiligen Geist verwendet werden?
Nach langen intensiven Auseinandersetzungen wurde auf dem Konzil von Konstantinopel im Jahre 381 das Dogma von der Dreifaltigkeit in Form des nicäisch-konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnisses formuliert und als verbindlicher Glaubenssatz festgelegt:
- Dies aber ist der rechte Glaube, dass wir einen einigen Gott in drei Personen und drei Personen in einer Gottheit ehren. Und nicht die Personen ineinander mengen, noch das göttliche Wesen zertrennen.
Tertullian verwendete erstmals den Begriff trinitas und die Metapher Person (von lat. persona = Maske des Schauspielers) für den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, die er vom Theater von Karthago übernahm, wo die Schauspieler Masken vor ihr Gesicht hielten, je nach der Rolle, die ihnen zukam. Er verstand die Personen der Trinität als drei "Masken", als drei "Rollen" eines einzigen "Schauspielers", also Gottes.
Die klassische Lehre von der Trinität ist als Vorstellung von "drei Personen in einer einzigen göttlichen Wesenheit" konzipiert. Sie kann aber in zwei Richtungen entfaltet werden, die dann vom ursprünglich intendierten Gehalt in ein Missverständnis abgleiten:
- Das Missverständnis von den drei Göttern im Christentum (Tritheismus).
- Das Missverständnis von den drei Formen oder Erscheinungsweisen ("modi") Gottes, hinter denen er sich den Menschen zeigt (Modalismus). Das zweite Mißverständnis kann dann sogar zu einer Art Vier-Gott-Vorstellung führen: Gott als "eigentlicher" Gott UND als Vater UND als Sohn UND als Geist.
Aus derartig anders entwickelten Auffassungen vom Wesen Gottes haben sich eine Reihe christlicher Häresien entwickelt.
Während sowohl die östliche und die westliche Tradition der Kirche die Trinität als festen Bestandteil ihrer Lehre sehen, gibt es doch Unterschiede: in der östlichen Tradition wird etwas mehr Wert auf die drei Personen gelegt, die westliche Tradition betont eher die Einheit. Die unterschiedliche Auffassung führte schließlich zum Filioque-Streit, der eine der Ursachen für das Morgenländische Schisma war und bis heute nicht beigelegt ist.
Einige germanische Völker, z.B. die Goten, wurden in der Zeit des Arianischen Streits von Arianern missioniert und kamen erst im 6. Jahrhundert zur trinitarischen Lehre.
Immer wieder gab es Gruppen in christlicher Tradition, welche die Dreifaltigkeit nicht akzeptieren, sich aber dennoch (bedingt) als christlich verstehen (z.B. die Quäker, Unitarier, Mormonen, Zeugen Jehovas). 1548 - 1574 entstanden in Polen antitrinitarische, arianische Gemeinden, auch Unitarier genannt, die in ganz Europa verfolgt wurden. Im 17. Jh. bildeten sich auch in England und im 19. Jh. in den USA unitarische Gemeinden.
Auch von einigen liberalen Theologen wird die Trinität abgelehnt.
Zugangsmodelle
Analogien zur Trinität, die von Kirchenvätern verwendet wurden:
Tertullian gebrauchte für die Trinität die Bilder eines Baums: Wurzeln, Stamm und Zweige und des Wassers, das von der Quelle zum Bach und dann zum Fluss fließt.
Gregor Thaumaturgus und Augustinus von Hippo verglichen die Trinität mit der dreifachen Stufung der Natur des Menschen in Körper, Seele und Geist.
Basilius von Caesarea verglich das Konzept der Trinität mit dem Regenbogen: Sonne, Sonnenlicht und Farben.
Aus neuerer Zeit gibt es die Analogie von Clive Staples Lewis, der die Trinität mit einem Würfel in seinen drei Dimensionen verglich.
Der Theologe David Clemens verglich die Trinität mit dem mathematischen Konzept von 1 x 1 x 1 = 1.
Andere Beispiele sind die Sonne, ihr Licht und ihre Kraft oder die drei Weisen, wie Wasser erlebt werden kann: als kühlendes Eis, als erfrischendes Wasser, als wärmender Dampf.
Eine andere Vorstellungsmöglichkeit ist die Gottheit in drei Personen, die von daher Liebe und Kommunikation inhärent als unverzichtbaren Teil ihres Wesens hat.
Dreifaltigkeitsfest
Das Fest der Heiligen Dreifaltigkeit wird zu Trinitatis, am Sonntag nach Pfingsten gefeiert.
Theologische Auseinandersetzung
Die Dreifaltigkeit wurde und wird jedoch auch von manchen Christen abgelehnt, die darin einen Widerspruch zum biblischen Monotheismus oder zur Logik sehen. Abgestritten wird das Dogma z.B. im Arianismus, Sozinianismus, Deismus, von den Zeugen Jehovas, Mormonen, Unitariern sowie vom Judentum und Islam aus unterschiedlichen Gründen.
Nichttrinitarier führen unter anderem folgende Argumente auf:
- "Gott" werde in der Bibel als Titel verwendet (im Sinn von Unterordner) und habe verschiedene Träger wie Jesus (Heb 1,8), Mose (2. Mose 4,16), andere Menschen (Ps 82,8; Joh 10,34), z.B. Richter (2. Mose 21,6) oder der eigene Körper (Phil 3,19). Nicht alle Träger des Titels seien also gleichzusetzen, wie es das Dogma meint. In absoluter Form ohne Einschränkung (also als Gott über alle und alles) sei aber immer nur der Vater gemeint: Gott sei nicht teilbar, Er ist Einer (Röm 3:30), ein Gott und Vater aller (Eph 4,6). Für uns ist nur einer Gott, der Vater (1. Kor 8,6).
- Trinitarier sehen auch, dass Gott in der Bibel auf unterschiedliche Weise verwendet wird, aber weisen auf konkrete Bibelstellen, wo Jesus als einziger dem Schöpfer gleichgesetzt wird, z.B. Joh 1,1ff oder Phil 2,5ff. Ebenso sei das Wort kyrios(Herr) zu beachten, das in der Septuaginta für Gott verwendet wird, und im Neuen Testament für Gott und für Jesus, wobei kyrios (Jesus) im Neuen Testament öfters im gleichen Kontext steht wie kyrios (Gott) im Alten Testament (vgl. Jes 45,23 und Phil 2,10, Joel 2,32 und Röm 10,13, Jes 8,13 und 1 Petr 3,15).
- Der Heilige Geist sei in der Bibel nicht genauso unabhängig vom Vater wie der Sohn und dürfe nicht als eigenständige "Person" betrachtet werden. "Geist" werde in der Bibel zwar des Öfteren personifiziert (Gottes Geist, also der Heilige Geist: Römer 8:9, 14; Christi Geist: 1. Petrus 1:11 und selbst Marias Geist: Lukas 1:47), Personifizierung beweise aber nicht Persönlichkeit. Auch die Weisheit müsste so nach Sprüche 1:20-33; 8:7-15, Mat. 11:19 und Lukas 7:35 eine Person sein. Ebenso wie die Sünde (Römer 5:14, 17, 21; 6:12), der Tod oder die Liebe (nach 1. Kor.13).
- Trinitarier sehen auch, dass es in der Bibel durchaus verschiedene Personifizierungen von Abstrakta gibt, weisen aber darauf hin, dass es im konkreten Fall eine Frage der Auslegung ist, ob es sich um eine solche handelt oder nicht, und dass gerade die Stellen über den Geist Gottes von vielen Exegeten nicht als Personifizierungen von Abstrakta verstanden werden (ebenso wie manche Stellen wo Weisheit oder Wort Gottes, die als Ausdrücke für Jesus ausgelegt werden können - also eine konkrete Person meinen).
- Jesus Christus sei nicht genauso "Gott" wie sein Vater und ihm damit gleichrangig. Schon mit dem Ausspruch Jesu "Der Vater ist größer als Ich" (Joh. 14:28) sehen Nichttrinitarier die Annahme der Gleichrangigkeit zwischen dem Vater und seinem Sohn widerlegt.
- Trinitarier halten dem entgegen, dass die freiwillige Unterordnung von Jesus unter Gott sich auf die Menschheit Christi und nicht auf ein unterschiedliches göttliches Wesen bezieht.
- Nichttrinitarier meinen, dass durch das Dogma der Trinität unnötige Unklarheiten und Mißverständnisse geschaffen worden seien, die die einfache Botschaft vom allmächtigen Gott und von Seinem einziggeborenen Sohn, der einen besonderen Auftrag bekommen hat, verschleiern. Unwahr ist so nach ihrer Sicht der Bibel, dass der Gott und Schöpfer des Alls hilfloser Mensch wurde und am Kreuz gestorben sei (wenn Jesus Gott gewesen wäre, hätte er in nichttrinitarischer Sicht auch nicht sterben können, denn Gott ist unsterblich - nach 1. Tim. 6:16). Ihrer Meinung nach wurde mit der Trinität ein altes heidnisches Konzept ins Christentum integriert.
- Trinitarier halten dem entgegen, dass die Ablehnung der Trinität auch die Ablehnung der Gottheit Jesu Christi und daher auch die Ablehnung des Evangeliums sei: nur Gott selbst konnte die Welt mit sich versöhnen (Kol 1,17ff); für ein Geschöpf wäre das nicht möglich gewesen, und sie weisen auf die hohe Christologie, die bereits im Neuen Testament vielerorts bezeugt ist.
Aus der Sicht des trinitarischen Glaubens ist jedenfalls die absolute Geistigkeit Gottes zu betonen: Der Sohn wird vom Vater gezeugt nicht auf körperliche, sondern auf geistige Weise. Ebenso geht der Heilige Geist aus der Liebe von Vater und Sohn auf geistige Weise hervor. Gott ist weder männlich noch weiblich, und entsprechende Personnamen dürfen nicht in einseitiger Weise auf das männliche oder aber (wie in der feministischen Theologie) auf das weibliche Geschlecht bezogen werden. Der menschgewordene Sohn Gottes Jesus Christus ist als Mensch freilich männlichen Geschlechts, was freilich nicht als einseitige Bevorzugung dieses Geschlechts durch Gott zu deuten ist.
Heidentum
Das christliche Konzept der Trinität ist nicht das gleiche wie eine Triade oder Modalismus.
Göttliche Triaden (Dreiheiten, d.h. drei verschiedene, zusammengehörende Gottheiten), bestehend aus Vater, Mutter und Kind (wobei das Kind der Erlöser ist), sind aus den meisten Mythologien bekannt, wie im Römischen Reich Jupiter, Juno und Minerva oder im Hinduismus die Triade ("Trimurti") aus den Göttern Brahma (dem Schöpfer), Vishnu (dem Bewahrer) und Shiva (dem Zerstörer).
Daneben gibt es auch das Konzept des Modalismus: Eine Gottheit erscheint in verschiedenen (oft auch drei) Gestalten: So wurden vorchristliche Göttinnen im asiatischen, kleinasiatischen und europäischen Raum (wie z.B. die keltische Morrigan) oft als drei verschiedene Personen abgebildet: als Jungfrau ("Liebesgöttin"), als Mutter ("Fruchtbarkeitsgöttin") und als Altes Weib ("Todesgöttin") - jeweils zuständig für den Frühling, den Sommer und den Winter - alles Manifestationen derselben Göttin.
Weblinks
- Gregor von Nazianz, die fünf theologischen Reden (englisch) Die Predigten aufgrund derer die Bevölkerung von Konstantinopel von den Arianern zu den Trinitariern wechselte.
- Augustinus, Über die Trinität, 15 Bücher (englisch)
- Katechismus der katholischen Kirche, Art. 232-267
- Calvin, Institutio, Buch 1 Kapitel 13 über die Trinität (englisch)
- (Katholischer Erwachsenenkatechismus der deutschen Bischöfe: S. 83-85)