Zum Inhalt springen

Harald Seubert

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 31. Juli 2012 um 20:45 Uhr durch Malgorzata Grzywacz (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Datei:Harald-Seubert.jpg
Harald Seubert, Dresden 2010

Harald Seubert (* 12. Mai 1967 in Nürnberg) ist ein deutscher Philosoph und promovierter sowie habilitierter Hochschullehrer.

Werdegang

Harald Seubert ist der Sohn des Verlegers Helmut Seubert. Seine Kindheit verbrachte er in Nürnberg und Inzell in Oberbayern. Von 1974 bis 1987 besuchte er die Schule in Nürnberg, gefolgt vom Studium der Philosophie, Geschichte, Literaturwissenschaft, der Gesellschafts- und Sozialwissenschaften und evangelischen Theologie in Erlangen, München, Würzburg, Frankfurt am Main, Tübingen und Wien. Von 1992 bis 1999 war er Lehrbeauftragter für Religionsphilosophie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg. In den Jahren 1993 bis 1999 war er an derselben Universität zugleich Lehrbeauftragter für Neuere Literaturwissenschaften. Im März 1998 erfolgte dort die Promotion mit einer Dissertation über Martin Heidegger, die zwei Jahre später in einer Kurzfassung im Böhlau Verlag erschien. Wichtige akademische Lehrer waren für Seubert: Manfred Riedel, Rudolph Berlinger, Robert Spaemann (Ritter-Schule), Dieter Henrich, Werner Beierwaltes, Hans Maier, Theodor Verweyen, Michael Stürmer, Wolfhart Pannenberg, Reinhard Slenczka und Friedrich Mildenberger. Er arbeite unter anderem mit Walter Sparn, Michael Stürmer und Hans Maier zusammen.

1998 wurde Seubert Lehrbeauftragter für Philosophie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, von 1999 bis 2004 wissenschaftlicher Assistent bei Manfred Riedel. Im Sommer 2002 wurde seine Habilitationsschrift Polis und Nomos. Untersuchungen zu Platons Rechtslehre angenommen. Von 2003 bis 2009 lehrte er als Privatdozent an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

2006 bis 2011 ständiger Gastprofessor für Philosophie, insbesondere Religionsphilosophie, an der Theologischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg. Seit 2009 ist er Privatdozent für Philosophie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und lehrt seit 2010 Religionsphilosophie am Guardini-Lehrstuhl München. Seit 2010 ist er Lehrbeauftragter an der Hochschule für Politik München. Zum Sommersemester 2011 hat er auch eine Lehrtätigkeit an der Katholischen Universität Eichstätt aufgenommen.

Im Sommersemester 2005 war Seubert als DAAD-Dozent für Kulturwissenschaft und Ideengeschichte des Deutschen Sprachraums an der Adam-Mickiewicz-Universität Posen (UAM) tätig. Vom 1. Oktober 2006 bis 30. Juni 2010 war Seubert als Außerordentlicher Professor profesor nadzwyczajny[1] in der Abteilung für die Kultur des deutschen Sprachraumes des Instituts für Germanische Philologie und seit August 2010 als Gastprofessor (profesor wizytujący) am Kolleg für Fremdsprachen (Kolegium Języków Obcych) der Universität beschäftigt. Das Fremdsprachenkolleg stellt mit dem Ende des akademischen Jahres 2011/12, am 30. September 2012, seine Arbeit als selbständige Institution innerhalb der UAM ein.[2]

Seit 2010 ist Harald Seubert in der Tradition des deutsch-jüdischen Ideenhistorikers Hans-Joachim Schoeps Präsident des Preußeninstituts. Auf der Website des Preußeninstituts heißt es unter "Erbe und Auftrag": "Preußeninstitut und Zollernkreis fordern das Bekenntnis zur preußischen und deutschen Geschichte mit ihren Höhen und Tiefen. Wie alle anderen Völker sollten wir uns zu unserer ganzen Geschichte bekennen." [3]

Im Jahr 2011 wurde Seubert einstimmig zum Präsidenten des Studienzentrum Weikersheim gewählt, aus dem er, wie er angekündigt hat, einen liberal-konservativen Think Tank von europäischem Format und internationaler Ausstrahlung machen will.

Am 25. Mai 2012 wurde Harald Seubert zum 1. September 2012 von der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel zum Professor für Philosophie und Religionswissenschaft berufen.

Harald Seubert ist verheiratet und hat zwei Söhne. Er lebt und arbeitet vorwiegend in Nürnberg und Oberbayern.

Denken

Durch seinen Doktorvater Manfred Riedel ist Seubert in der Tradition der Praktischen Philosophie wie von Phänomenologie und Hermeneutik geprägt worden. Historische Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind die antike Philosophie (vor allem Platon, die spekulative Metaphysik und Mystik des Mittelalters (Meister Eckhart und Nikolaus von Kues), der deutsche Idealismus (Kant, Hegel, Schelling, Fichte) und die Philosophie der Moderne seit Nietzsche, Husserl und Heidegger. Seubert arbeitet auf dem Feld von Metaphysik und Ontologie und in allen Bereichen Praktischer Philosophie, insbesondere der Rechtsphilosophie und Politischen Philosophie. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf Fragen der Ästhetik, der Interkulturellen Philosophie, der Überwindung des abstrakten Gegensatzes zwischen Osten und Westen, und der Religionsphilosophie. Methodisch wendet sich Seubert gegen eine Methodenlinearität und ein reduktiv szientistisches Paradigma der Philosophie. Die „Solidarität mit der Metaphysik im Augenblick ihres Sturzes“ (Theodor W. Adorno) ist ein Leitfaden seiner Arbeiten. Ein wichtiger Akzent gilt der rationalen Rekonstruktion spekulativer Denkformen wie der Dialektik und der Freilegung gemeinsamer Wurzeln von Phänomenologie und analytischer Philosophie. Seubert sieht die Philosophie als Weltwissenschaft, nicht allein als formale Schuldisziplin. Kenntnisse der Weltliteratur, Kunstgeschichte und anderer Disziplinen bilden für ihn den Horizont, in dem Philosophie im Aristotelischen und Husserlschen Sinne die gesuchte Erste Wissenschaft bleibt. Die Rekonstruktion des Zusammenhangs von Kunst, Wissenschaft und Philosophie ist Seubert in der Folge der Traditionen der romantischen und klassisch idealistischen Philosophie ein Anliegen. Seubert überschreitet auch immer wieder den akademischen Diskurs, in der Richtung auf essayistische und literarische Formen sowie Lecture Performances. Ein von Toleranz und dem Dialog mit anderen Religionen geprägtes Johanneisches Christentum ist Teil seines Denkens. Dass Denken und Leben eine – mitunter strittige – Einheit bilden, ist seine Überzeugung. Harald Seubert betätigt sich auch als politischer Publizist, der das „Urrecht von Freiheit“ und das Gedächtnis des Gewesenen im Blick auf die Zukunft anmahnt. Politik ist für ihn immer ein Vorletztes, „no politics“ das – freilich kaum erreichbare – Ziel philosophischer Existenz. Neben seiner akademischen Forschungs- und Lehrtätigkeit betätigt sich Seubert als Publizist, Berater und Vortragender[4] in verschiedenen europäischen Ländern.

Publizistische Tätigkeiten

Seubert publiziert nicht nur in Kulturzeitschriften wie MERKUR, MUT, sondern auch in Tages- und Wochenzeitungen wie NZ, MZ, DIE WELT, Junge Freiheit und TAGESPOST. Zudem erscheinen Texte von ihm in deutschen und internationalen Fachperiodika wie u.a. Perspektiven der Philosophie, Philosophisches Jahrbuch, Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Zeitschrift für Politik, Der Staat, psycho-logik, Sezession, Sozialwissenschaftliche Literatur-Rundschau sowie in Periodika von Theologie, Architektur, Psychoanalyse, in Sammelbänden, Festschriften und Lexika.

Selbstreflexion

Als Vorabveröffentlichung der Publikation in Vorbereitung Harald Seubert: Über sich selbst hat der Verlag Andreas Mascha den Essay von Harald Seubert "Über mich selbst" online gestellt.

Werke

Monographien

Herausgeberschaft

  • Natur und Kunst in Nietzsches Denken. Böhlau, Köln 2002, ISBN 3-412-09502-8.
  • Heideggers Zwiegespräch mit dem Deutschen Idealismus. Böhlau, Köln 2003, ISBN 3-412-09602-4.
  • Zwischen Philosophie, Medizin und Psychologie. Heidegger im Dialog mit Medard Boss (mit Manfred Riedel und Hanspeter Padrutt). Böhlau, Köln 2003, ISBN 3-412-04003-7.
  • Walter Falk: Wissen und Glauben um 2000. Zu einer weltbewegenden Problematik und ihrer Herkunft. Schöningh, Paderborn 2003, ISBN 3-506-72330-8.
  • Geschichte in Wissenschaft und Politik. Festschrift für Michael Stürmer zum 65. Geburtstag (mit Ulrich Schlie und Eckart Conze). Nomos, Baden-Baden 2003, ISBN 3-8329-0363-1.
  • Verstehen in Wort und Schrift. Europäische Denkgespräche für Manfred Riedel. Böhlau, Köln 2004, ISBN 3-412-17503-X.
  • Die Auflösung des abendländischen Subjekts und das Schicksal Europas (mit Beatrix Vogel). Buch & Media, München 2005, ISBN 3-86520-120-2.
  • Tamen! Gegen den Strom. Günter Rohrmoser zum 80. Geburtstag (mit Rolf Peter). Neinhaus, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-87575-027-0.
  • Günter Rohrmoser: Kulturrevolution in Deutschland. Philosophische Interpretationen der geistigen Situation unserer Zeit. Resch, Gräfelfing 2008, ISBN 978-3-935197-91-5.
  • Günter Rohrmoser: Glaube und Vernunft am Ausgang der Moderne. Hegel und die Philosophie des Christentums. EOS, St. Ottilien 2009, ISBN 978-3-8306-7361-3.
  • Manfred Riedel: Bürgerliche Gesellschaft. Eine Kategorie der klassischen Politik und des modernen Naturrechts. (zusammen mit Friedemann Sprang), Steiner, Wiesbaden 2011.

Verweise

  1. http://www.uni-bamberg.de/philosophie/leistungen/forschung/prof-dr-harald-seubert/forschungsprojekte/
  2. http://www.staff.amu.edu.pl/~kjo/
  3. http://raptorusrex.wordpress.com/kategorie-zwo/
  4. http://www.uni-bamberg.de/philosophie/leistungen/forschung/prof-dr-harald-seubert/publikationen-vortraege-auswahl/wissenschaftliche-vortraege/