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Dickblättriger Schwärz-Täubling

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Dickblättriger Schwärz-Täubling

Dickblättriger Schwärz-Täubling (Russula nigricans)

Systematik
Klasse: Basidiomycetes
Unterklasse: Agaricomycetidae
Ordnung: Täublingsartige (Russulales)
Familie: Täublingsverwandte (Russulaceae)
Gattung: Täublinge (Russula)
Art: Dickblättriger Schwärz-Täubling
Wissenschaftlicher Name
Russula nigricans
Fr.

Der Dickblättrige Schwärz-Täubling (Russula nigricans) ist ein Pilz aus der Familie der Täublingsverwandten.

Merkmale

Fruchtkörper des Dickblättrigen Schwärz-Täublings (R. nigrescens) im Längsschnitt mit typischer rötlicher Fleischverfärbung
Farbtafel von James Sowerby aus „Coloured Figures of English Fungi or Mushrooms“ (1797)

Der Dickblättrige Schwärz-Täubling ist ein großer, stattlicher Pilz. Sein Hut ist zwischen (5) 7–17 (25) cm breit. Jung ist er blass weißlich und konvex, verflacht aber schon bald und verfärbt sich gräulich bis rußig braun. Später ist er nahezu schwarz und in der Mitte niedergedrückt. Die Huthaut platzt im Alter oft auf und ist etwa zu 2/3 abziehbar.

Die Lamellen stehen sehr weit auseinander. Sie können am Rand einen Abstand von 5 mm und mehr haben. Auch sind sie ungewöhnlich dick und starr. Beim jungen Pilz sind die Lamellen gelblich weiß, im Alter werden sie dann bräunlich schwarz. Unter Druck splittern sie sofort und laufen ziegelrot an, bis sie nach einiger Zeit gräulich-schwarz werden. Die Lamellen sind bis zu 15 mm hoch und stark mit Zwischenlamellen untermischt. Sie sind ausgerandet oder abgerundet am Stiel angewachsen.

Der ist Stiel ist meist kurz (3–8 cm lang) und sehr dick (1,5–3 cm breit), glatt, fest und verfärbt sich wie der Hut. Er meist zylindrisch geformt oder zur Basis hin verdickt.

Das Fleisch ist ungewöhnlich fest, und weißlich. Bricht oder schneidet man ein Stück vom Hut oder Stiel ab, verfärbt sich der Pilz innerhalb von wenigen Minuten rötlich. Später verfärbt sich der Pilz innerhalb von Stunden erst gräulich, dann schwärzlich. Der Pilz schmeckt meist mild, manchmal auch leicht schärflich. Der Geruch ist unauffällig. Junge Pilze riechen oft ein wenig fruchtig, während ältere einen dumpfen Geruch haben. Das Sporenpulver ist weiß[1][2]

Mikroskopische Merkmale

Die Sporen sind breit-elliptisch bis fast kugelig, 8–9 µm lang und 6–7 µm breit und haben eine feine Netzzeichnung. Die Warzen sind wenig ausgeprägt. Sie sind kaum 0,5 µm hoch und nur teilweise netzartig miteinander verbunden.[3][4]

Verwechslungsmöglichkeiten

Aufgrund seiner dicken, sehr entfernt stehenden Lamellen und des erst rötenden und dann schwärzenden Fleisches ist der Dickblättrige Schwärz-Täubling mit keinem anderen Täubling zu verwechseln.

Ökologie

Als Mykorrhizapilz geht der Dickblättrige Schwärz-Täubling mit ganz unterschiedlichen Baumarten eine Symbiose ein. So kommen Fichten, Tannen, Birken, Buchen, Hainbuchen und Eichen als Wirt in Frage. Man findet den Pilz daher zwischen Juni bis Oktober sowohl in Laub- als auch in Nadelwäldern. Auch an den Boden stellt er keine Ansprüche. Er bevorzugt zwar eher saure Böden, wie Sand, Lehm-/Ton- und Silikatböden, kommt aber auch mit Kalksteinböden zurecht. Meist er kommt gesellig vor.[5]

Der Dickblättrige Schwärz-Täubling ist nicht nur Mykorrhizapartner von Bäumen, er übernimmt auch als Wirt für einige parasitische Pilze eine wichtige ökologische Funktion. Seine festen Fruchtkörper sind so stabil, dass sie kaum verfaulen, sondern eher vertrocknen und langsam zerfallen. Sie werden dabei völlig schwarz und sehen wie verkohlt aus. Auf diesen überständigen Fruchtkörpern findet man nicht selten kleine Kolonien von weißen, parasitischen Pilzen. Meist handelt es sich dabei meist um den Stäubenden Zwitterling (Asterophora lycoperdoides) oder den Beschleierten Zwitterling (Asterophora parasitica).[4][2]

Verbreitung

Der Dickblättrige Schwärz-Täubling ist in ganz Europa weit verbreitet und häufig. Er kommt auch in Mittel- und Nordamerika (Kanada, USA, Mexico, Costa Rica,) Nordafrika (Marokko) und Nordasien (Japan, Korea) vor.

Tabelle mit europäischen Ländern, in denen der Dickblättriger Schwärz-Täubling nachgewiesen wurde.[5][6]
Süd-/Südosteuropa Westeuropa Mitteleuropa Osteuropa Nordeuropa
Spanien,
Italien,
Slowenien,
Kroatien,[7]
Montenegro,[8]
Mazedonien,
Bulgarien,[9]
Griechenland[10]
Frankreich,
Niederlande,[11]
Belgien,[12]
Luxemburg,
Großbritannien,
Irland
Schweiz,
Deutschland,
Österreich,
Tschechien,
Polen,
Ungarn
Estland,[13]
Slowakei,
Ukraine[14]
Dänemark,
Schweden,
Finnland

In Deutschland ist der Dickblättrige Schwärztäubling weit verbreitet und einer der häufigsten Täublinge.

Systematik

Das lateinische Artattribut (Epitheton) "nigricāns", bedeutet schwärzlich oder schwarz werdend.[15]

Infragenerische Einordnung

Der Dickblättrige Schwärz-Täubling gehört zur Untergattung Compactae und hier in die Subsektion Nigricantinae, in der Täublinge zusammengefasst werden, deren Fleisch bei Verletzung rötet, graut oder schwärzt. Er ist nahe verwandt mit dem Dichtblättrigen Schwärz-Täubling (Russula densifolia), dem Schwarzanlaufenden Täubling (Russula albonigra) und dem Rauchbraunen Schwärz-Täubling (Russula adusta).[1]

Verwendung

Der Dickblättrige Schwärz-Täubling ist ein ausgesprochen minderwertiger Speisepilz, der nur im ganz jungen Zustand gegessen werden sollte.

Quellen

Literatur

  • Hans E. Laux (Hrsg.): Der Kosmos PilzAtlas. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-440-10622-5, S. 184.
  • H. Romagnesi: Russula nigricans. In: In: Les Russules d'Europe et d'Afrique du Nord (1967). MycoBank, the Fungal Website, abgerufen am 8. Mai 2011 (frz.).
  • Russula nigricans. CBS Fungual Biodiversity Centre, abgerufen am 8. Mai 2011.

Einzelnachweise

  1. a b Marcel Bon (Hrsg.): Pareys Buch der Pilze. Franckh-Kosmos Verlag,, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-09970-9, S. 54.
  2. a b Westfälische Pilzbriefe: Pilze rundum www.pilzbriefe.de/pilze_rundum (Beschreibung des Dickblättrigen Schwärz-Täubling auf Seite 178)
  3. Russula nigricans unter www.rogersmushrooms.com
  4. a b Artbeschreibung von Russula nigricans in Singer „Monographie der Gattung Russula“; erschienen in "Beihefte zum Botanischen Centralblatt", Herausgeber A. Pascher (1932) Seite 368 und Seite 369
  5. a b Russula nigricans. Pilzoek-Datenbank, abgerufen am 8. Mai 2011. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „pilzoek“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  6. Weltweite Verbreitung von Russula nigricans. In: data.gbif.org. Abgerufen am 21. August 2011.
  7. Z. Tkalcec & A. Mešic: Preliminary checklist of Agaricales from Croatia V:. Families Crepidotaceae, Russulaceae and Strophariaceae. In: Mycotaxon. Band 88, 2003, ISSN 0093-4666, S. 293 (cybertruffle.org.uk [abgerufen am 31. August 2011]).
  8. Gordana Kasom & Mitko Karadelev: Survey of the family Russulaceae (Agaricomycetes, Fungi) in Montenegro. In: Warsaw Versita (Hrsg.): Acta Botanica Croatica. Band 71, Nr. (2), 2012, ISSN 0365-0588, S. 1–14 (online [PDF]).
  9. Cvetomir M. Denchev & Boris Assyov: Checklist of the larger basidiomycetes in Bulgaria. In: Mycotaxon. Band 111, 2010, ISSN 0093-4666, S. 279–282 (online [PDF; abgerufen am 31. August 2011]).
  10. Elias Polemis et al.: Mycodiversity studies in selected ecosystems of Greece: 5. (PDF) Basidiomycetes associated with woods dominated by Castanea sativa (Nafpactia Mts., central Greece). In: Mycotaxon 115 / mycotaxon.com. 2008, S. 16 ff, abgerufen am 22. August 2011.
  11. NMV Verspreidingsatlas | Russula nigricans. In: verspreidingsatlas.nl. Abgerufen am 7. Mai 2012.
  12. Belgian Species List 2012 - Russula nigricans. In: species.be. Abgerufen am 7. Juni 2012.
  13. Estonian eBiodiversity Species description Russula nigricans. In: elurikkus.ut.ee. Abgerufen am 13. Juni 2012 (englisch).
  14. T.V. Andrianova et al.: Russula nigricans. Fungi of Ukraine. In: www.cybertruffle.org.uk/ukrafung/eng. , abgerufen am 3. Mai 2012 (englisch).
  15. nigricans : Deutsch » Latein : PONS.eu Sprachportal. Abgerufen am 6. Juni 2012.

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Commons: Russula nigricans – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien