Offene Handelsgesellschaft
Eine offene Handelsgesellschaft (Abkürzung: OHG oder oHG) ist eine Personengesellschaft, in der sich zwei oder mehr natürliche Personen und/oder juristische Personen zusammengeschlossen haben, um unter einer gemeinsamen Firma ein Handelsgewerbe zu betreiben.
Firma
Es kann eine Personen-, Sach- oder Fantasiefirma sein oder eine gemischte Firma + OHG sein. Die Firma einer OHG muss die Bezeichnung "offene Handelsgesellschaft" oder "OHG" enthalten.
Kapitaleinlage
Eine bestimmte Kapitaleinlage muss nicht geleistet werden.Sie verpflichten sich aber mit Abschluss des Gesellschaftsvertrags zur Leistung der vereinbarten Kapitaleinlage.
Eintragung im Handelsregister
Die Gesellschafter der OHG müssen die OHG im Handelsregister eintragen lassen. Auch der Ein- oder Austritt eines Gesellschafters, die Änderung der Firma oder die Sitzverlegung der OHG müssen zur Eintragung ins Handelsregister angemeldet werden. Der Eintrag ist aber nur deklaratorisch.
Geschäftsführung/Vertretung nach Außen
Zur Führung der Geschäfte sind grundsätzlich alle Gesellschafter berechtigt und verpflichtet, es sei denn, im Gesellschaftsvertrag ist etwas anderes vereinbart. Die Geschäftsführergehälter für die Gesellschafter sind steuerlich nicht als Betriebsausgabe abzugsfähig; sie sind bei der steuerlichen Gewinnverteilung dem jeweiligen Gesellschafter als Vorwegvergütung zuzurechnen.
Gewinn und Verlustverteilung
Die Aufteilung von Gewinn und Verlust auf die Gesellschafter ist gewöhnlich im Gesellschaftsvertrag geregelt. Fehlt eine vertragliche Vereinbarung, gilt die gesetzliche Regelung aus dem HGB. Hiernach bekommt jeder Teilhaber 4 % des eingebrachten Kapitals. Der Rest des Gewinns wird nach "Köpfen" verteilt. Ein Verlust wird nach "Köpfen" verteilt.
Rechtsfähigkeit der OHG
Eine OHG kann unter ihrer Firma Rechte erwerben und Verbindlichkeiten eingehen; sie kann Eigentum und andere dingliche Rechte an Grundstücken erwerben und vor Gericht klagen und verklagt werden.
Haftung der Gesellschafter
Die Gesellschafter einer OHG haften für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft den Gläubigern als Gesamtschuldner persönlich. Jeder haftet unmittelbar, unbeschränkt und solidarisch. Scheidet ein Gesellschafter aus, haftet er für die bis dahin begründeten Verbindlichkeiten weiter (nur 5 Jahre).
Auflösung einer OHG
Eine OHG wird aufgelöst
- wenn sie für eine bestimmte Zeit eingegangen worden ist, durch Zeitablauf,
- wenn die Gesellschafter ihre Auflösung beschließen,
- wenn das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Gesellschaft eröffnet wird,
- durch gerichtliche Entscheidung.
Ein Gesellschafter scheidet aus der OHG aus,
- durch Tod des Gesellschafters,
- durch Eröffnung des Insolvenzverfahrens über sein Vermögen,
- durch Kündigung des Gesellschafters,
- durch Kündigung durch einen Privatgläubiger des Gesellschafters,
- durch Beschluss der Gesellschafterversammlung,
- durch Eintritt der im Gesellschaftsvertrag vereinbarten Ausscheidungsgründe.
Rechnungslegung der OHG
Eine OHG ist Kaufmann im Sinne des Handelsgesetzbuchs. Ein Kaufmann ist verpflichtet, Bücher zu führen und in diesen seine Handelsgeschäfte und die Lage seines Vermögens nach den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung (GoB) ersichtlich zu machen. Ein Kaufmann hat zur Begründung seines Handelsgewerbes und für den Schluss eines jeden Geschäftsjahres einen das Verhältnis seines Vermögens und seiner Schulden darstellenden Abschluss (Eröffnungsbilanz, Bilanz) aufzustellen.
Steuerliche Behandlung einer OHG
Sonderbetriebsvermögen
Wirtschaftsgüter, die ein Gesellschafter einer OHG für Zwecke der OHG nutzt, gehören zum Sonderbetriebsvermögen des Gesellschafters; sie müssen in einer sog. Sonderbilanz ausgewiesen werden.
Gewerbesteuer
Die OHG ist idR gewerbesteuerpflichtig. Die von der OHG zu zahlende Gewerbesteuer wird entsprechend dem Gewinnverteilungsschlüssel auf die Einkommensteuer der Gesellschafter angerechnet. Bei der Ermittlung des Gewerbeertrags wird ein Freibetrag von 24.500 Euro abgezogen.
Einkommensteuer
Ein Gesellschafter einer OHG erzielt aus seiner Beteiligung an der OHG Einkünfte aus Gewerbebetrieb. Einkommensteuerpflichtig ist nicht die OHG, sondern jeder einzelne Gesellschafter.
Umsatzsteuer
Die OHG ist Unternehmer iSd Umsatzsteuergesetzes.
Erbschaftsteuer
Bei der Übertragung eines Betriebs im Wege der Schenkung oder Erbfolge auf einen Nachfolger wird bei der Erbschaftsteuer ein spezieller Freibetrag für Betriebsvermögen gewährt.
Besonderheiten
Kennzeichnend für eine OHG ist, dass jeder Gesellschafter mit seinem gesamten Vermögen für die Verbindlichkeiten der OHG haftet.
Kosten
Bei der Eintragung einer OHG fallen mehrere Kosten an:
Eintragungsanmeldung durch einen Notar in das Handelsregister : ca. 100 €
Eintragung durch das Amtsgericht (inkl. vorgeschriebenen Bekanntmachungen) : ca. 300 €
Vorgeschriebene Mitgliedschaft in der IHK: 50 € - 150 € p.A. Mindestsatz, auf Antrag Ratenzahlung möglich
Siehe auch
Einzelunternehmen, Kommanditgesellschaft, Gesellschaft bürgerlichen Rechts, Partnerschaftsgesellschaft, Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung, Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Kapitalgesellschaft, Genossenschaft