Die Welt
| Die Welt
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|---|---|
| Beschreibung | deutsche Tageszeitung |
| Verlag | Axel Springer AG, Berlin |
| Erstausgabe | 2. April 1946 |
| Erscheinungsweise | montags - samstags |
| Verkaufte Auflage | 91.091[1] Exemplare |
| (IVW 3/2025, Mo–Fr) | |
| Reichweite | 0,71 Mio. Leser |
| (Vorlage:Ma) | |
| Chefredakteur | Jan-Eric Peters |
| Herausgeber | Thomas Schmid |
| Weblink | www.welt.de |
| Artikelarchiv | Mai 1995 ff. |
| CODEN | WLTTAV |
issn veraltet, nur noch print/online


Die Welt (Eigenschreibweise: DIE WELT, nicht unbedingt kursiv) ist eine deutsche überregionale Tageszeitung der Axel Springer AG. Von den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs in der Britischen Besatzungszone in Hamburg gegründet, erschien sie erstmals am 2. April 1946 und wurde 1953 von Axel Springer übernommen.
Das Blatt wird dem bürgerlich-konservativen Spektrum zugerechnet. Wirtschaftspolitisch ist sie deutlich wirtschaftsliberal eingestellt.[2] Die Welt beinhaltet tägliche Regionalausgaben in Berlin und Hamburg, 1997 bis 2002 auch in Bremen und 2002 kurzzeitig in Bayern. Die Zentralredaktion von Welt und Welt am Sonntag befindet sich in Berlin. Hier wird ebenfalls die Berliner Morgenpost erstellt. Ab 2002 wurde die Zusammenlegung der drei Redaktionen umgesetzt.[3]
Die Welt wird in 130 Ländern verkauft und erscheint im Nordischen Format. Ihre Hauptkonkurrentinnen sind die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Rundschau. Zusammen mit der nicht einzeln ausgewiesenen Welt Kompakt hat die Welt eine verkaufte Auflage von 91.091 Exemplaren.[4]
Die Welt ist Gründungsmitglied der European Dailies Alliance (EDA), in der sie zurzeit mit den ausländischen Tageszeitungen Daily Telegraph, Le Figaro und ABC in der internationalen Berichterstattung redaktionell zusammenarbeitet und kooperiert.
Geschichte
Die Welt erschien zum ersten Mal am 2. April 1946 zum Preis von 20 Pfennig. Das Konzept der Zeitung war, Fakten scharf von Kommentaren zu trennen, in den Leitartikeln kamen gegensätzliche Standpunkte zur Sprache. Unter dem seit Frühjahr 1946 amtierenden Chefredakteur, dem SPD-Mitglied und ehemaligen Insassen des KZs Bergen-Belsen Rudolf Küstermeier, kollidierte das Blatt mehrmals mit den britischen Besatzungsbehörden, die die Welt als PR-Organ nutzen wollten. Die Auflage stieg bis auf eine Million Exemplare, so dass beim anstehenden Verkauf 1952 an Interessenten kein Mangel herrschte. Für zwei Millionen DM erhielt Axel Springer den Zuschlag.
Unter dem ersten Springer-Chefredakteur, dem rechtskonservativen Hans Zehrer (der bereits 1946 kurzzeitig das Blatt geleitet hatte, aufgrund seiner Vergangenheit aber von den Briten abgesetzt worden war), wandelte sich das einst liberale Blatt zur „großen nationalen Zeitung“, wie sie 1965 offiziell tituliert wurde. Autoren wie Ilse Elsner, Sebastian Haffner und Erich Kuby beendeten allmählich die Mitarbeit. Für die Welt arbeiteten Journalisten wie Winfried Martini, Friedrich Zimmermann oder der ehemalige Pressechef im NS-Außenministerium Paul Karl Schmidt alias Paul Carell, der von 1958 bis 1979 für die Welt schrieb.[5] Dessen damaliger Mitarbeiter Hans-Georg von Studnitz sowie konservative Schreiber wie Matthias Walden und William Schlamm prägten kurzfristig den Charakter der Zeitung.
Bei der Springer-Kampagne während der Studentenprotesten in den 1960er Jahren gegen Axel Springer wurde auch Die Welt Zielscheibe von Kritik. Die Zentralredaktion der Welt zog 1975 von Hamburg nach Bonn und 1993 nach Berlin, die der Welt am Sonntag folgte 2001 von Hamburg nach Berlin.[6]
Seit Herbst 1998 gibt es eine wöchentliche Literaturbeilage, die nach der 1925 von Willy Haas gegründeten Literaturzeitschrift Die literarische Welt benannt ist. Die Welt erhielt in den Jahren 2002 und 2005 jeweils eine Rüge vom Deutschen Presserat.[7] Nach 40 Jahren schrieb Die Welt 2007 erstmals wieder schwarze Zahlen.
2010 übernahm der vorherige Chefredakteur Thomas Schmid die Position des Herausgebers. Jan-Eric Peters wurde Chefredakteur aller Welt-Publikationen.[8]
Welt Online
Welt Online ist das Nachrichtenportal der Welt Gruppe im Internet.[9] Die Website der Zeitung wurde 1995 gestartet und bietet ein kostenloses elektronisches Zeitungsarchiv aller Artikel seit der Digitalisierung ab Mai 1995. Ein PDF-Ganzseitenarchiv erlaubt ferner das Herunterladen von einzelnen Seiten, ausgewählten Bereichen (z. B. „Titel“, „Deutschland“, „Ausland“) oder einer kompletten Ausgabe der seit dem 9. Januar 2001 erschienenen Nummern.
Welt-Literaturpreis
Seit 1999 verleiht Die Welt den internationalen Welt-Literaturpreis, mit dem sie an den Publizisten Willy Haas erinnern will. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird jährlich vergeben. Die bisherigen Preisträger sind:
- 1999: Bernhard Schlink
- 2000: Imre Kertész
- 2001: Pat Barker
- 2002: Leon de Winter
- 2003: Jeffrey Eugenides
- 2004: Amos Oz
- 2005: Yasmina Reza
- 2006: Rüdiger Safranski
- 2007: Daniel Kehlmann
- 2008: Hans Keilson
- 2009: Philip Roth
- 2010: Claude Lanzmann
- 2011: Albert Ostermaier
Chefredakteure
- Rudolf Küstermeier (1946–1953)
- Bernhard Menne (1950)
- Paul Bourdin (1950)
- Hans Scherer, Adalbert Worliczek, Adolf Helbig (1950–1952)
- Albert Komma (1952–1953)
- Hans Zehrer (1946 und 1953–1966)
- Herbert Kremp (1969–1985, mit zwei Unterbrechungen)
- Manfred Schell (1985–1992)
- Peter Gillies (1992–1995 und 1985–1988)
- Claus Jacobi (1993–1995)
- Thomas Löffelholz (1995–1998)
- Mathias Döpfner (1998–2000)
- Wolfram Weimer (2000–2002)
- Jan-Eric Peters (vom 1. Januar 2003 bis 31. Dezember 2006 gesamtverantwortlicher Chefredakteur, seit 1. April 2005 zusätzlich Herausgeber Die Welt / Berliner Morgenpost)
- Roger Köppel (2004–2007)
- Thomas Schmid (2007–2010)
- Jan-Eric Peters (seit 15. Februar 2010)
Bekannte Autoren
- Konrad Adam (bis 2007)
- Paul Badde
- Henryk M. Broder
- Wolfgang Büscher (bis 2005)
- Ivan Denes
- Eckhard Fuhr (Feuilleton-Chef seit 2000)
- Jeffrey Gedmin
- Hans Germani
- Dankwart Guratzsch
- Eckart Hachfeld
- Hellmuth Karasek
- Thomas Kielinger
- Tilman Krause
- Ulli Kulke
- Mariam Lau
- Wolf Lepenies
- Enno von Loewenstern
- Dirk Maxeiner
- Michael Miersch
- Armin Mohler
- Jost Nolte
- Gert von Paczensky
- Hanns-Georg Rodek (Filmredakteur seit 1995)
- Hans-Dietrich Sander
- Alan Posener
- Bruno Schirra
- Hannes Stein
- Carl Gustaf Ströhm
- Michael Stürmer
- Rolf Tophoven
- Gösta von Uexküll
- Lord George Weidenfeld
- Ulrich Weinzierl
- Friedrich Winz
- Uwe Wittstock
- Günter Zehm
- Hans Zippert (tägliche Kolumne)
- Holger Zschäpitz
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Mit Welt Kompakt
- ↑ Nicola Pünter: In den Fängen der Ökonomie? Ein kritischer Blick auf die Berichterstattung über Medienunternehmen in der deutschen Tagespresse. Diss. München 2009, Wiesbaden 2010, S. 153
- ↑ Umbau bei 'Berliner Morgenpost' und 'Die Welt'
- ↑ laut IVW, drittes Quartal 2025, Mo–Fr
- ↑ Christian Plöger: Von Ribbentrop zu Springer. Zu Leben und Wirken von Paul Karl Schmidt alias Paul Carell. Marburg 2009 (zugl.: Münster, Univ. Diss. 2009), S. 466 f.
- ↑ Marcus Schuster: Eine Frage des Standorts. (PDF, 246 kB)
- ↑ Presserat.info: Chronik der Rügen, abgerufen am 10. August 2010
- ↑ WELT-Gruppe bekommt neuen Chefredakteur. In: Die Welt online am 17. Dezember 2009, abgerufen am 12. Januar 2010
- ↑ axelspringer-mediapilot.de: WELT ONLINE