Lederer Ragnarsdóttir Oei
| Lederer+Ragnarsdóttir+Oei | |
|---|---|
| Rechtsform | GmbH & Co. KG |
| Gründung | 1979 |
| Sitz | Stuttgart, Deutschland |
| Leitung | Arno Lederer, Jórunn Ragnarsdóttir, Marc Oei |
| Mitarbeiterzahl | ca. 30 |
| Website | www.archlro.de |
Lederer+Ragnarsdóttir+Oei ist ein deutsches Architekturbüro mit Sitz in Stuttgart.
Geschichte
Das Büro wurde 1979 von Prof. Dipl.-Ing. Arno Lederer gegründet. Seit 1985 besteht die Büropartnerschaft mit Prof. Dipl.-Ing. Jórunn Ragnarsdóttir; 1992 kam Dipl.-Ing. (FH) Marc Oei als dritter Partner hinzu. Das Büro beschäftigt rund 30 Mitarbeiter (2011).
Haltung
Wichtige Bezugspunkte für die Arbeiten des Büros Lederer+Ragnarsdóttir+Oei sind – neben Le Corbusier und Louis I. Kahn – vor allem skandinavische Architekten wie Alvar Aalto, Sigurd Lewerentz, Klas Anshelm und Peter Celsing. Sowohl die hier zu entdeckende haptische Materialität als auch die körperhaft umschlossenen Räume, deren Wirkung durch eine gezielte Lichtführung unterstützt wird, stehen der architektonischen Haltung des Büros sehr nahe.
Die frühen Projekte wie die Wohn- und Geschäftshäuser, die Bibliothek und das Bankgebäude in der Stadtmitte Fellbach (1987) lassen mit ihrer kubischen Ästhetik und der Favorisierung des weißen Putzes zunächst noch eine Nähe zur Architektur der Klassischen Moderne erkennen. Auch das Haus Baur in Stuttgart (1992) folgt noch recht stark dem Formenkanon der Moderne. Demgegenüber entstehen in dieser Zeit jedoch auch erste Bauten, die sich durch ihre Kubatur, ihre Farb- oder Materialwahl spürbar davon entfernen. Beispielhaft hierfür stehen das in kräftigem Blau verputzte, von einem flach geneigten Satteldach umschlossene Wohnhaus Zeller in Stuttgart (1988) oder auch der sanft geschwungene Kindergarten „Rübenloch“ in der Altstadt von Tübingen (1989), der durch seine weiß-gelb-blaue Fassade und das hohe Satteldach eine merklich andere Prägung erfährt. Entscheidend für das weitere Vokabular des Büros ist das 1991 realisierte Finanzamt in Reutlingen: Bereits hier wird die anthrazitfarbene, nur an gezielten Stellen geöffnete Klinkerfassade mit weißen Lagerfugen zu einem wichtigen Gestaltungselement. Die Körperhaftigkeit und räumliche Umschlossenheit werden insbesondere in der neuen Eingangshalle des Finanzamts spürbar. In derselben Haltung und Materialität entsteht 1997 die Hauptverwaltung der EnBW (Energie Baden-Württemberg) im Stadtzentrum von Stuttgart. Auch hier betonen die unterschiedlich gefärbten Stoß- und Lagerfugen des anthrazitfarbenen Klinkers die Horizontalität und Schwere des Gebäudes.
Beim Salem International College in Überlingen am Bodensee (2000) sowie bei der Schule mit Sporthalle in Ostfildern (2002) besteht die Fassade erstmals aus grob vermörteltem Ziegelmauerwerk. Dieser Eindruck des Neuen und gleichzeitig Vertrauten, der sich direkt von den skandinavischen Vorbildern ableitet, wird zu einem prägenden Element dieser Schulbauten.
Ein Schlüsselwerk für Lederer+Ragnarsdóttir+Oei ist die Grundinstandsetzung des Hessischen Staatstheaters in Darmstadt (2006), bei der aus einem im Geiste der autogerechten Stadt konzipierten „Drive-in-Theater“ aus den frühen 1970er Jahren ein zur Stadt offenes Theater mit einem neuen, organisch geformten Eingangsbauwerk entsteht.
Die 2009 eingeweihte Erweiterung des Marianum Klosters in Hegne am Bodensee führt die Reihe der grob vermörtelten Ziegelbauten fort, die wie selbstverständlich in der gebauten Umgebung stehen. Beim Bildungszentrum Bestehornpark in Aschersleben aus 2010 besteht die Fassade des Neubaus erstmals aus geschlämmtem Mauerwerk.
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Gästehaus des Haupt- und Landgestüts Marbach, 2012
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Büro- und Geschäftshaus "Kaiserkarree" in Karlsruhe, 2011
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Georg-Büchner-Anlage am Hessischen Staatstheater in Darmstadt, 2010
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Bildungszentrum Bestehornpark in Aschersleben, 2010
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Kloster Hegne Marianum, Ansicht des Neubaus, 2009
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Duale Hochschule Baden-Württemberg in Lörrach, 2008
Wichtige Bauten und Projekte (Auswahl)
- 1991: Finanzamt in Reutlingen
- 1997: Hauptverwaltung der EVS (EnBW) in Stuttgart
- 1999: Katholische Akademie in Stuttgart-Hohenheim
- 2000: Salem International College in Überlingen am Bodensee
- 2002: Schule mit Sporthalle in Ostfildern bei Stuttgart
- 2003: Gustav-von-Schmoller-Schule in Heilbronn
- 2004: Sanierung und Erweiterung der Helvetia Direktion Deutschland in Frankfurt am Main
- 2006: Büro- und Geschäftsgebäude „Weißes Haus“ in Stuttgart
- 2006: Sanierung und Erweiterung des Hessischen Staatstheaters in Darmstadt
- 2007: Rathaus in Eppingen
- 2007: Empfangs- und Ausstellungsgebäude feco-Forum in Karlsruhe
- 2008: Erweiterung der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Lörrach
- 2009: Erweiterung des Marianums im Kloster Hegne (Allensbach) am Bodensee
- 2010: 1. Preis für den geplanten Umbau des Wilhelmspalais in Stuttgart zum Stadtmuseum
- 2010: Bildungszentrum Bestehornpark in Aschersleben (Salzlandkreis)
- 2010: Neugestaltung der Georg-Büchner-Anlage vor dem Hessischen Staatstheater in Darmstadt
- 2011: Temporärer Amtssitz des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe
- 2011: Rathaus in Brackenheim
- 2011: Büro- und Geschäftsgebäude „Kaiserkarree“ in Karlsruhe
- 2012: Gästehaus des Haupt- und Landgestüts Marbach
- 2013 (im Bau): Kunstmuseum Ravensburg
- 2013 (im Bau): Sanierung und Erweiterung des Bischöflichen Ordinariat Rottenburg
Auszeichnungen (Auswahl)
- 2000: Hugo-Häring-Preis des BDA für die Hauptverwaltung der EVS (EnBW) in Stuttgart
- 2001: Auszeichnung zum Deutschen Architekturpreis für die Schule mit Sporthalle in Ostfildern
- 2003: Hugo-Häring-Preis des BDA für die Schule mit Sporthalle in Ostfildern
- 2005: Auszeichnung guter Bauten des BDA für die Gustav-von-Schmoller Schule in Heilbronn
- 2005: Auszeichnung vorbildlicher Bauten im Land Hessen, Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen, für die Helvetia Direktion Deutschland in Frankfurt a.M
- 2006: Nominierung für den Mies van der Rohe Award for European Architecture, Fundació Mies van der Rohe in Barcelona, für das Hessische Staatstheater in Darmstadt
- 2008: Auszeichnung Guter Architektur in Hessen BDA; Joseph-Maria-Olbrich-Plakette für das Hessische Staatstheater in Darmstadt
- 2008: Auszeichnung guter Bauten des BDA für das Büro- und Geschäftshaus „Das Weiße Haus“ in Stuttgart
- 2008: Architekturpreis „Farbe – Struktur – Oberfläche“ für das Hessische Staatstheater in Darmstadt
- 2009: Hugo-Häring-Preis des BDA für das feco-Forum in Karlsruhe
- 2010: Nominierung für den Architekturpreis Große Nike des BDA für das Hessische Staatstheater in Darmstadt und das feco-Forum in Karlsruhe
- 2011: Auszeichnung vorbildlicher Bauten im Land Hessen, Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen, für die Georg-Büchner-Anlage vor dem Hessischen Staatstheater in Darmstadt
- 2011: Hugo-Häring-Auszeichnung (erste Stufe) des BDA für das Kloster Hegne Marianum in Allensbach am Bodensee, den Temporären Amtssitz des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe sowie die Duale Hochschule Baden-Württemberg in Lörrach
- 2012: Auszeichnung "Gestaltungspreis der Wüstenrot-Stiftung - Zukunft der Vergangenheit" für den temporären Amtssitz des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe
- 2012: Hugo-Häring-Preis des BDA für das Kloster Hegne Marianum in Allensbach am Bodensee
Literatur
- Falk Jaeger (Hrsg.): Lederer+Ragnarsdóttir+Oei. Jovis, Berlin 2008, 144 S., ISBN 978-3-939633-56-3
- Wolfgang Bachmann (Hrsg.), Haila Ochs (Texte): Lederer Ragnarsdóttir Oei. Callwey, München 1995, 160 S., ISBN 3-7667-1160-1
- Arno Lederer, Jórunn Ragnarsdóttir: Wohnen heute = Housing today. [Übers. ins Englische: Peter Green]. Krämer, Stuttgart und Zürich 1992, 147 S., ISBN 3-7828-0616-6
- Arno Lederer, Bettina Hintze: Die besten Einfamilienhäuser unter 150 m². Deutschland - Österreich - Schweiz. Callwey, München 2004, 158 S., ISBN 3-7667-1598-4 (Häuser-Award ... ; 2004)
- Amber Sayah: Vertrautheit des Neuen. Zu den jüngeren Bauten von Lederer, Ragnarsdóttir und Oei. In: Stuttgarter Zeitung, 31. Mai 2001