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Gottesbeweis

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Als Gottesbeweise werden Versuche bezeichnet, die Existenz Gottes zu beweisen (oder zumindest Indizien dafür zu finden).

Die eigentliche Zeit der Gottesbeweise war die Frühe Neuzeit und die deutsche Aufklärung. Für deistische Aufklärer sollten die Gottesbeweise eine auf der Vernunft basierende Religion etablieren, welche ohne jegliche Offenbarungselemente auskäme.

Unsere heutige Vorstellung der Gottesbeweise beruht vor allem auf deren vermeintlicher Unmöglichkeit (Kant) und auf dem Einfluss der Natürlichen Theologie der Neuscholastiker. In der vorchristlichen Antike und im christlichen Mittelalter spielten sie für das Leben keine Rolle. Die Existenz eines Gottes wurde nirgends ernsthaft bezweifelt. Die theoretischen Überlegungen sollten lediglich die vorhandene Grundüberzeugung stützen. Erst mit dem Aufkommen aufklärerischen Denkens und einer säkularisierenden und säkularisierten Gesellschaft nahm die Bedeutung der Gottesbeweise zu und wurde auch zu einer eigenständigen philosophischen Disziplin (Natürliche Theologie).

Der kausale Gottesbeweis

Der kausale Gottesbeweis geht davon aus, dass allem eine Ursache zu Grunde liegt. Da man aber die Reihe der Ursachen nicht unendlich fortsetzen kann, muss es eine erste Ursache geben. Die Idee der ersten Ursache (auch die "unverursachte Ursache" genannt) geht auf Aristoteles zurück. Thomas von Aquin argumentierte, dass diese erste Ursache gleichbedeutend mit Gott sei. Dieser Gottesbeweis wird auch als "kosmologischer Gottesbeweis" bezeichnet (Achtung, Namenskonflikt mit unten) und steht in engem Zusammenhang mit dem Kontingenzbeweis.

Kritik am kausalen Gottesbeweis: Die Theorie besagt zunächst nur, dass es eine erste Ursache gibt, aber dass diese Gott ist, sei damit noch nicht klar. Dies läßt sich jedoch bei genauerer Untersuchung zeigen (siehe dazu etwa die Natürliche Theologie).

Der pantheistische Gottesbeweis

Der Pantheismus sieht das Universum gleichbedeutend mit Gott an. Da das Universum existiert, existiert folglich auch Gott.

Der ontologische Gottesbeweis

Der ontologische Gottesbeweis wurde er von Anselm von Canterbury (1033-1109) ersonnen. Ontologisch wurde der Beweis von Immanuel Kant bezeichnet; nach dem griechischen Wort für Sein (to on). Verkürzt ausgedrückt, wird der Beweis etwa so definiert: Wir können uns eine absolute Vollkommenheit vorstellen, ergo muss es sie auch geben. Und ist sie existent, so muss es Gott sein.

Die Gedanken von Anselm von Canterbury waren folgende: Gedacht sei ein Wesen, das vollkommener ist, als alle anderen, welche man sich vorstellen kann. Wer nun diesen Satz versteht, der muss einen Begriff für dieses Wesen haben. Ansonsten wäre der Satz unverständlich. Zum Beispel ist der Satz "Stell Dir einen Yeti vor!" nur dann sinnvoll, wenn man einen Begriff vom Yeti hat.

Anselm von Canterbury war jedoch nicht der Ansicht, dass dieses vorgestellte vollkommene Wesen nur als Idee existiere. Denn wenn diese wahr wäre, so könne man sich ein noch vollkommeneres Wesen vorstellen, nämlich ein solches, welches dazu noch existent wäre. Und genau dies würde der Hypothese widersprechen.

Dieses Wesen ist nach Ansicht Anselm von Canterbury Gott, dass er für das vollkommenste Wesen hält.

Wenn man jedoch nach dem vollkommensten Wesen gesucht hätte, welches auch existiert, dann wäre man nicht zum selben Schluss gekommen. Denn man hätte nie beweisen können, dass dies auch Gott ist. Anselm von Canterburys Begriff des Seins stellt sich also als eine Art der Vollkommenheit dar und nicht in einer Erfahrung der Existenz. Oder anders ausgedrückt: Die Vorstellung eines Dinges beruht nicht unbedingt auf der Vorstellung des Seins genausowenig wie die Vorstellung eines Dinges von dessen Existenz abhängig ist.

Erst Immanuel Kant hat über 700 Jahre später (1781) in der Kritik der reinen Vernunft den ontologischen Gottesbeweis widerlegt. Er zeigt nämlich, dass Anselm von Canterbury verschiedene Kategorien vermengt hatte. So wurde der grammatische Begriff sein wie ein ontologischer Begriff verwendet. Weiterhin setzt Anselm von Canterbury in seiner Definition des vollkommenen Wesens dessen Existenz bereits voraus. Und wenn man nun sagt, dass ein Ding ist oder existiert, so fügt man ihm nichts hinzu, sondern gibt ihm Eigenschaften. Man wiederholt nur, dass man erfahren hat, dass dieses Ding existiert. Man könnte nämlich auch sagen, dass das vollkommenste Wesen nicht existiert. Diese Aussage enthält keinen logischen Widerspruch, da ein solches Wesen keine objektive Realität besitzt (es ist ein grammatisches Subjekt) aber man nicht die Vorstellung des Wesens an sich leugnet. Wenn also der Satz "Ein vollkommenes Wesen existiert nicht!" nicht logisch widersprüchlich ist, dann ist der Satz "Ein vollkommenes Wesen existiert!" nicht logisch notwendig.

Nach Kant ist der einzige Beweis für eine Existenz die Erfahrung und Anselm von Canterburys Beweis nichts anderes als eine Tautologie.

Der Kontingenzbeweis

Der Kontingenzbeweis schließt aus der Tatsache, dass es nicht-notwendiges Sein gibt, darauf, dass es das absolut notwendige Sein (das Absolute) geben muss. Das nicht-notwendige (zufällige) Sein ist nur, weil es das Sein einem anderen Sein verdankt, könnte also auch nicht sein. Letztlich muss es ein Sein geben, das aus sich heraus (ens a se) ist; dies ist das Absolute, d.h. Gott. Siehe zu einer ausführlicheren Begründung den Artikel: Natürliche Theologie


Der mathematische Gottesbeweis

Zitat: "Gott ist das Supremum und Infimum einer Funktion innerhalb einer Funktionenreihe, oder ist diese allgemein. Dabei wird die jeweilige Vorstellung einer Religion berücksichtigt. Bspw. ist ein dualistischer Gott (Ambivalenz) entweder Infimum oder Supremum.

Der mathematische Gottesbeweis degradiert Gott mitunter unter den Glauben. Der Mensch stellt dabei einen qualifizierten Reihenwert dar."

Der teleologische Gottesbeweis

Nach dem teleologischen Gottesbeweis ist alles in der Welt zielgerichtet und auf Ordnung, Schönheit und Zweckmäßigkeit hin ausgelegt. Das läßt nur den Schluß zu, daß Gott existieren muß und die Welt dergestalt eingerichtet hat.

Der kosmologische Gottesbeweis

Die physikalischen Naturkonstanten haben solche Werte, dass sie Leben, wie wir es kennen, ermöglichen. Wären sie auch nur um wenige Promille anders, gebe es heute kein Leben auf unserem Planeten, also auch keine Menschen. Die Naturkonstanten scheinen also wie von einem Schöpfergott passend gewählt zu sein.

Diesem Gottesbeweis steht jedoch das anthropische Prinzip gegenüber ("Weil es Beobachter des Universums gibt, muß es Eigenschaften besitzen, die die Existenz von Beobachtern zulassen").

Pascals Wette

Dieses Argument wird Blaise Pascal zugeschrieben und ist kein eigentlicher Gottesbeweis. Es basiert auf der Annahme, dass Gott, sofern er existiert, diejenigen belohnt, die an ihn glauben, und diejenigen bestraft, die nicht an ihn glauben. Es gibt also vier Möglichkeiten:

  1. Gott existiert nicht, und ich glaube nicht an Gott (neutral)
  2. Gott existiert nicht, und ich glaube an Gott (neutral)
  3. Gott existiert, und ich glaube nicht an Gott (Bestrafung)
  4. Gott existiert, und ich glaube an Gott (Belohnung)

"Pascal's Wager" wendet darauf die Regeln der Spieltheorie an und schlussfolgert, dass es klüger ist, an Gott zu glauben (neutral oder Belohnung), als nicht an Gott zu glauben (neutral oder Bestrafung).


Literatur

  • Brugger, Walter: Philosophisches Wörterbuch, 21. Auflage, Freiburg 1992
  • Brugger, Walter: Summe einer philosophischen Gotteslehre, München 1979
  • Cramer, Wolfgang: Gottesbeweise und ihre Kritik – Prüfung ihrer Beweiskraft, Frankfurt am Main 1967
  • Kälin, Bernhard: Lehrbuch der Philosophie. Band I: Logik, Ontologie, Kosmologie, Psychologie, Kriteriologie und Theodizee, Sarnen 1957
  • Lehmen, Alfons: Lehrbuch der Philosophie auf aristotelisch-scholastischer Grundlage; Band III: Theodizee, fünfte, verbesserte Auflage, Freiburg im Breisgau 1923
  • Seidl, Hans (Hrsg. und Übersetzer): Die Gottesbeweise in der „Summe gegen die Heiden" und der „Summe der Theologie", zweite Auflage, Hamburg 1986
  • Thomas von Aquin: Summe der Theologie, deutsch-lateinische Ausgabe, hrsg. vom kath. Akademikerverband, Salz-burg 1934
  • Thomas von Aquin: Summe gegen die Heiden (Summa contra gentiles) Lateinisch – Deutsch, hrsg. und übersetzt von Karl Albert und Paulus Engelhardt unter Mitarbeit von Leo Dümpelmann, Sonderausgabe, Darmstadt 2001
  • Vries, Josef de: Denken und Sein, Ein Aufbau der Erkenntnistheorie, Freiburg 1937



Siehe auch

Natürliche Theologie; Halteproblem, en:Arguments_for_the_existence_of_God, en:Arguments against the existence of God, en:Ontological argument