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Stockhausen (Herbstein)

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Stockhausen-Herbstein ist ein Dorf im Vogelsbergkreis in Hessen.

Datei:Stockhausen-Herbstein.jpg
Luftbild von Peter Möller
Datei:Stockhausen-Herbstein1.jpg
Luftbild von Peter Möller

Geografische Lage

Stockhausen liegt am Osthang des Vogelsberges, 20Km westlich von Fulda. Es liegt in 300m Höhe und hat ca 900 Einwohner. Die Größe von Stockhausen beträgt 17,7 Km².

Vorgeschichte

  • Es ist schon über 1100 Jahre her, daß die Zeit uns die erste Kunde von Stockhausen gibt. Wann diese Siedlung erstanden ist, wissen wir nicht, jedoch zeugen von jahrtausendealter menschlicher Kultur die Hügelgräber, die sich ringsum und in der Gemarkung zahlreich finden. Mehrere wurden geöffnet und man fand darin: zwei Lanzenspitzen, eine Dolchklinge, zwei Spiralnadeln, eine Nadel, ein Diadem und einen Schlüssel.
  • Über die Entstehungszeit der Siedlung Stockhausen kann man vielleicht etwas aus ihrem Namen schließen. Es gibt verschiedene Vermutungen; am wahrscheinlichsten läßt sich dies aus der ältesten Form des Namens "Stockhusen" ableiten: Die ersten Häuser wurden zum Schutz vor Wölfen und sonstigen wilden Tieren und gegen Überschwemmungen im sumpfigen Tal, auf hohen Pfosten, also auf Stöcken gebaut. Ähnlich ist eine andere Auslegung: In der keltischen Zeit vor 500 n. Chr. baute die keltische Bevölkerung ihre Siedlungen auf die Höhen, da die Niederungen mit undurchdringlichen Sumpfwäldern bedeckt waren. Die nach dieser Zeit eindringenden Germanen, hier die Chatten, folgten den Fluß- und Bachtälern, die sie rodeten und urbar machten. So rodeten jene auch hier die Sumpfwälder und gründeten zum Teil auf den stehengebliebenen Baumstöcken ihre Häuser bzw. Siedlung, daher "Stock-hausen".
  • Da die Chatten nach 500 n. Chr. hier eindrangen und Stockhausen schon nach 800 n. Chr. urkundlich erwähnt ist, muß es in der sogenannten Fränkischen Epoche gegründet worden sein.
  • Schon in sehr alter Zeit war Stockhausen Sitz eines Hochgerichts oder Blutgerichts, das nicht nur geringe Vergehen ahndete, sondern über "Hals und Hand" Recht sprach.
  • Stockhausen wird erstmals 882 n. Chr. urkundlich genannt.

Chronik

  • 882 erstmals urkundlich genannt als Lehen der Abtei Fulda.
  • 1428 Übernahme des Gericht Stockhausen durch die Freiherrn von Riedesel.
  • 1558 Bau der Hermannburg.
  • 1603 Gründung der Freischule.
  • 1790 - 1807 Bau des heutigen Schloßes auf den Mauern der Hermannsburg.
  • 1841 Gründung des ersten Dorfkindergarten im ehemaligen Großherzogtum Hessen-Darmstadt.
  • 1846 Bau der heutigen Kirche.
  • 1874 Gründung der Feuerwehr Stockhausen.
  • 1880 Gründung der Spar-und Darlehenskasse Stockhausen.
  • 1894 Gründung des Gesangsvereins " Germania " als Männergesangverein.
  • 1899 Großbrand im Nord-Ostteil von Stockhausen, es wurden 22 Wohn- und 33 Nebengebäude zerstört.
  • 1899 Gründung des Obst und Gartenbauverein Stockhausen.
  • 1900 Gründung des gemischten Chores " Germania " Stockhausen.
  • 1920 Gründung des Sportvereins Stockhausen.
  • 1946 Neugründung des Sportverein Stockhausen.
  • 1972 Eingliederung im Zuge der Gebietsreform in die Stadt Herbstein.

Wüstungen im Stockhäuser Grund

Vorgeschichte

  • Die Gemarkungen Stockhausen, Schlechtenwegen und Schadges gehören z. T. noch zum Ostvorland des Vogelsberges, das zur Hälfte von den vorgelagerten Bundsandsteinböden gebildet wird. Im Tal von Stockhausen sind mit die besten Böden ermittelt worden. Eine verhältnismäßig lange Vegetationsdauer unterscheidet dieses Gebiet ebenfalls vom eigentlichen Vogelsberg. Während dort die Obstbäume fehlen, sind sie hier in der geschützten Lage reichlich zu finden. Auch die vorgeschichtlichen Funde zeigen, daß dieses Gebiet schon in der Vorzeit besiedelt war. Stockhausen ist dabei der weitaus am günstigsten gelegene Ort. Er war schon im Mittelalter der größte und lag daher im Interessenbereich sowohl des Klosters in Blankenau als auch der Junker in Eisenbach. Beide Parteien hatten dort, wie auch in Schadges, Besitz und als im Jahr 1465 die Fuldisch-Riedeselsche Fehde (die sogenannte Steinsche Fehde) ausbrach, wurden beide Orte aus diesem Grunde für neutral erklärt. Über das übrige Land aber tobte der Kampf. Aus den späteren Klageschriften entnehmen wir, daß dabei die meisten Orte des Stockhäuser Gerichts zerstört wurden. Das Kloster Blankenau hatte im Gericht Stockhausen acht Dörfer und Wüstungen besessen: Niederndorf, Bedelsdorf, Gensdorf, Stockhausen, Schadges, Rixdorf (Rixfeld), Reichlos und Rippach. Die Wüstungen lagen noch 1534, seit dieser Fehde, unbewohnt. Der Probst zu Blankenau beschwerte sich in diesem Jahr über die Riedesel, denn diese Orte mußten dem Kloster Lehenschaft und Frondienst leisten, besonders die Waldschmieden zu Schadges und Stockhausen jährlich zwölf Scharen (Pflugscharen). Die Riedesel hätten das dem Kloster genommen und auf die Güter Kuh- und Weinfuhrgeld gelegt. Den Leuten, die die Wüstungen nach Wüstungsrecht inne hatten, hätten sie befohlen, statt auf die rechten Wohnstätten nun in Stockhausen zu bauen. Die Wüstung Dankrode habe dem Kloster gehört, es habe sie an die Leute von Hainzell verliehen. Die Riedesel hätten aber nach dem bäurischen Aufruhr einen Vikar zu Blankenau, Michael Pfannschmidt, geschlagen, gefangen genommen , nach Eisenbach gebracht und dort gezwungen, die Wüstung ihren Untersassen zu Schlechtenwegen und Stockhausen zu leihen.Später hätten sie die Wüstund sogar selbst verliehen.
  • Wenn wir hier auch nur die Klagen der einen Partei hören, so lernen wir aus diesen Urkunden doch die Wüstungen des Stockhäuser Grundes und ihr Schicksal kennen. Die Bewohner, die durch die Kriegsereignisse in das geschützte Hauptdorf geflüchtet waren, wurden gezwungen, dort zu bleiben und "dort zu bauen". Wie wir unten sehen werden, brauchten die Riedesel sie vermutlich, um mit ihnen verlassene Hofstellen in Stockhausen zu besetzen. Die Blankenau zinsenden Dörfer blieben daher Wüstungen. Das Riedeselsche Stockhausen, das durch seine günstige Lage schon vorher der größte Ort war, ging nun als noch größerer Ort mit erweiterter Gemarkung aus dem Streit hervor. Da die aufgegebenen Orte landwirtschaftlich nicht ungünstig gelegen hatten, so sind die Felder nirgends total verwüstet.
  • Die beiden auf Schlechtenweger Gebiet liegenden Wüstungen Dankenrod und Rißbach reichen mit ihrer Flur in die Stockhäuser Gemarkung hinein und werden daher auch hier behandelt.

Dankenrod

  • 1324 Heinrich IV. Abt zu Fulda, bestätigt dem Kloster Blankenau die diesem von seinen Vorgängern gemachten Schenkungen in Richolffs, Rixfeld, Burkhards, Salzschlirf, Kirchstockhausen, Gersdorf, Dangkerode, Borsa und Eichenau.
  • 1337 Werner v. Blankenwald verkauft den geistlichen Frauen zu Blankenau eine Hufe in Dankerode, Rindesschenkel geheissen, und die "Hofstadt uffem Hagen" für 25 Pfund Heller.
  • 1383 Metze von Lisberg hat zwei Güter zu Oberndorff und eins zu Gundolfs vertauscht an Else von Merlau gegen deren beiden Güter in Dantzinrode (ein Gut, da der alte Holle darauf sitzt und eins, auf welchem Fritz Scheffer sitzt) und eine halbe Mühle in Risbach. Ferner wird erwähnt die halbe Mohlnstatt (Mühlstätte) in dem Dorf, Dangkenrod und das Holz das bei Dangkenrod gelegen ist und die "Hart" heißt.
  • 1384 Friedrich Herr zu Lisberg verzichtet auf das Gütchen zu Dankerode, das seine Mutter von Erhard von Herbstein gekauft hat, um es dem Altar von Blankenau zu stiften.
  • 1405 Rörich von Eisenbach und Anna seine Ehefrau bestätigen eine Stiftung derer von Lisberg nämlich einer ewigen Vikarie zu Blankenau zu der jene einen Hof zu Lüder und die Güter zu Dangkenrode gegeben haben. Sie vermehren diese Stiftung durch das Wasser, die Fischerei von dem Angewede, da der Bornfloss zu Schlechtenwegen in das Wasser geht, bis an die Lange Wiese, die man nennt "in der Paltz", gelegen zwischen Dangkenrode und Rissbach. Bei Landau heißt es außerdem "Das Fischwasser, die Nente genannt, zwischen Dankerode und Risbach".
  • 1524 In diesem Jahre heißt es bei der Landscheidung des Gerichts Stockhausen: "...vber der Hartt hinaus bis an die Altenhege vnd further oben hinein zu dem Schlage zwuschen Schlechtenwegen vnd Dankenrodt vnd von dem Schlage über das Wasser in Weishen Wiesen jn das Borngen und further uff den Pfadt der dann gehet von Herbstein ghein Dankenrodt, von dem Pfadt zu den Heiligenstücken jn der Rispach, den Weg hinaus als man ghein Schlirf gehet...". Im Kopeibuch Ad. Hermann Riedesel steht statt "Heiligenstücken" "heilig Slagborn in der risbach".
  • 1531 heißt es bei der Landscheidung des Gerichtes Stockhausen "hinein bis in die Danckerode bei dem alten Schlage".
  • Um 1530 im Rechtsstreit des Klosters Blankenau gegen die Riedesel wird nach den Fuldischen Akten ausgesagt, daß die Wüstung mit Grund und Boden dem Kloster Blankenau gehöre und von Hainzell aus bestellt werde, in Besitz genommen und Wiesen daselbst um Zins dem Schultheiss zu Schlechtenwege eingegeben haben.
  • 1534 siehe Vorgeschichte
  • 1556 wird Dankenrod als Wüstung im Gericht Herbstein genannt.

Rissbach

  • 1312

Gersdorf

Bedelsdorf

Niederndorf

Zusammenfassung

  • Soweit kennen wir die Wüstungen des Stockhäuser Grundes. Sie sind wegen der günstigen Lage des gesamten Raumes (verhältnismäßig lange Vegetationsdauer) zum großen Teil nur Ortswüstungen, ihre Felder werden noch bearbeitet.
  • Leider ist uns keine Aufzählung der im Mittelalter zum Gericht Stockhausen gehörigen Orte erhalten. Ob uns die Blankenauer Klageschrift aus dem Jahre 1534 alle Wüstungen nennt, können wir daher nicht entscheiden. Es könnten auch noch andere Dörfer hier gelegen haben, in denen das Kloster keine Rechte zu verlieren hatte. Ihrem Wiederaufbau hätte allerdings von herrschaftlicher Seite nichts im Wege gestanden. Die Bewohner blieben evtl. aber auch gleich den Blankenauer Untertanen in Stockhausen wohnen, wohin sie während der Fehde geflüchtet waren. Ohne Riedeselsche Anregung und Vergünstigung unterblieb daher der Wiederaufbau.
  • Aus Mangel an urkundlichem Material kann daher nicht entschieden weden, ob der heutige Hof Vietmes, der in der 2. Hälfte des 16. Jahrhundert nach einem Riedeselschen Bericht "vor wenig Jahren noch Holz und Wald war", eine völlig neue Rodung oder die Neubesetzung einer solchen Riedeselschen Wüstung darstellt. Besonders beachtenswert ist die auffallende Linienführung der Schlechtenweger - Stockhäuser Gemarkungsgrenze, die zeigt, daß Vietmes als Südzipfel an der Gemarkung Stockhausen angehängt ist.
  • Wenn auch die Bewohner der zerstörten Orte das Land von Stockhausen aus weiter bestellten, so ergaben sich dabei doch manche Änderungen. Es verödeten nicht nur die an der Peripherie liegenden Teile der Niederdörfer Flur, sondern es lagen auch Stockhäuser Äcker lange Zeit wüst und wurden nur langsam wieder aufgeräumt, ein Zeichen dafür, daß die Bevölkerung stark abgenommen hatte. Manche Teile verwaldeten auch wieder völlig.
  • Im Staatsarchiv zu Darmstadt befindet sich eine Streitakte der Riedesel untereinander aus dem Jahre 1573. Hermann Adolf Riedesel hatte demnach einige bei Stockhausen liegende wüste Äcker roden und einsäen lassen. Die wüsten Äcker waren an die Herrschaft zurückgefallener Besitz und gehörte allen Riedeseln zu Eisenbach gemeinsam. Daher verlangten die Vettern Hermann Adolf Riedesels einen Anteil an dem Ertrag solcher aufgeräumten Äcker. Auch waren sie erbost, daß er den daneben liegenden Eichenwald zu roden begann. Hermann Adolf Riedesel verweigerte ihnen dagegen jegliche Abgaben, da sie, wie er meinte, sich ja selbst die Mühe machen könnten, dort solche Äcker zu roden. Daraus entnehmen wir, daß zu dieser Zeit um Stockhausen größere Ackerflächen wüst lagen. Damit wird auch das Bestreben der Riedesel zusammenhängen, die Bewohner der umliegenden Blankenauer Dörfer nach der Steinschen Fehde in Stockhausen festzuhalten, denn sie sollten ja "dort bauen".
  • Die Besiedlung des Stockhäuser Grundes war nicht allein auf Ackerbau eingestellt. Bei Dankenrod und Bedelsdorf sahen wir schon, daß auch Eisenindustrie eine Rolle spielte. Besonders die Waldschmieden von Stockhausen und Schadges scheinen für ihre Zeit große Unternehmungen gewesen zu sein. Die Stockhäuser Schmiede, die oberhalb des Ortes bei der heutigen Schlagmühle gestanden hat (Flurname "Schmittwiesen"), soll bis nach England geliefert haben (auf dem Weg über Ortesweg - Frankfurt?). Die Schadgeser Schmiede stand unterhalb des Ortes im Tal in den "Schmiedswiesen".
  • Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, daß vor der Reformation im Stockhäuser Walddistrikt " Heilig Kreuz" eine Kapelle stand. In einem Zeugenverhör des Jahres 1616 sagte ein Zeuge aus, daß man den Mauerschädel (Ruine) "Heilig Hauk" jetzt "Heilig Kreuz" heiße. Ein anderer sagte aus, daß das alte Steingeröll dort von der Kapelle "zum Heiligen Kreuz" sei.

Quellenangaben

  • Stockhäuser Geschichte(n) von Hans-Heinz Link
  • Geschichte der Wüstungen: Auszüge aus einem Buch über den oberhessischen Vogelsberg. Genauer Titel, sowie Name des Verfassers und des Verlages unbekannt
  • Festschrift zur 150-Jahrfeier des Kindergartens und Wiedereinweihung am 6. Oktober 1991
  • Festschriften Stockhäuser Vereine
  • Festschrift der Spar-und Darlehenskasse Stockhausen