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Paul Baender

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Paul Baender (* 30. November 1906 in Rosdzin (Kreis Kattowitz, Polen); † 18. Dezember 1985 in Berlin) war ein deutscher, kommunistischer Politiker (KPD/SED) und Staatssekretär im Ministerium für Handel und Versorgung der DDR.

Leben

Der Sohn eines deutsch-jüdischen Kaufmannes und Ladenbesitzers Paul Baender begann 1922 nach der Volksschule eine Ausbildung zum Kaufmann in einer Weberei. Von 1920 bis 1925 engagierte er sich in der Wandervogelbewegung. Nach dem Abschluss der Lehre arbeitete Baender ab 1924 als Verkäufer in Görlitz. 1927 trat Baender aus der jüdischen Gemeinde aus und in die KPD ein und wurde für diese Agitator im Waldenburger Bergland in Schlesien. 1929 wurde Baender als politischer Sekretär des Unterbezirkes Bunzlau KPD-Funktionär.

Von Februar bis Mai 1933 war er Mitglied und Instrukteur der KPD-Bezirksleitung Schlesien. Noch im gleichen Jahr emigrierte Baender in die Tschechoslowakei und ließ sich in Prag nieder. 1937 wurde er aus der Tschechoslowakei ausgewiesen und lebte bis 1947 in Bolivien. Von 1939 bis 1947 war Baender Vizepräsident des Komitees der Freien Deutschen in Bolivien und Leiter einer Volksfrontgruppe in La Paz. Bis Dezember 1943 arbeitete Baender beim Radiosender Radio Libertad in La Paz und war 1943 Mitbegründer des Verbandes Alemania Democrática en Bolivia als Dachorganisation der deutschen Exilanten in Bolivien. Baender spielte für Bolivien auf der 8. Schach Olympiade in Buenos Aires 1939.[1] Er war auch Präsident des Schachbundes der DDR.[2]

Im November 1947 kehrte Baender nach Deutschland zurück und wurde Mitarbeiter in der Abteilung Organisation des Zentralsekretariats der SED und ab April 1949 Hauptgeschäftsführer der Handelsorganisation (HO) in der DDR. Von 1950 bis 1952 war Baender Staatssekretär im Ministerium für Handel und Versorgung der DDR. Bis 1953 war er zudem Präsident der Vorgänger-Organisation des Deutschen Schachverbandes (DSV) der DDR.

Am 21. November 1952 wurde Baender im Zusammenhang mit dem Slánský-Prozess und der Affäre um Paul Merker und Noel H. Field verhaftet, aller Funktionen enthoben und aus der SED ausgeschlossen. Die Staatssicherheit verhaftete im Ministerium für Handel und Versorgung neben Baender auch den Minister Karl Hamann (LDPD) sowie den Staatssekretär Rudolf Albrecht (DBD). Ihnen wurde jahrelange Sabotage zur Last gelegt. In der Untersuchungshaft, in der er von DDR-Ermittlern und sowjetischen Behörden verhört wurde, wurde Baender psychisch gefoltert. Im Mai 1954 wurde er zunächst zu zwölf Jahren Haft verurteilt, die drei Wochen später auf sechs Jahre Zuchthaus reduziert wurden. Baender saß bis April 1956 im Zuchthaus Brandenburg, wurde dann begnadigt und kam frei.

Von 1956 bis 1959 war Baender Leiter der Kreisverwaltung der HO-Industriewaren Königs Wusterhausen in Eichwalde. Im Februar 1957 wurde der Ausschluss aus der SED aufgehoben. 1959 wurde Baender Leiter und 1960 Direktor des Kommunalen Großhandelsbetriebes Obst und Gemüse in Ost-Berlin. Von 1961 bis 1967 war er Leiter des HO-Warenhauses am Alexanderplatz in Berlin. Von 1967 bis 1971 war Baender wissenschaftlicher Mitarbeiter des Ministeriums für Handel und Versorgung. 1971 ging Baender in Rente und verstarb 1985 in Berlin.

Literatur

  1. http://www.olimpbase.org/1939/1939bol.html
  2. http://www.schachbund.de/intern/archiv/funktionen/praesidenten/index.html