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Rainer Hildebrandt

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Rainer Hildebrandt (* 14. Dezember 1914 in Stuttgart; † 9. Januar 2004 in Berlin) war ein deutscher Historiker und Publizist sowie Gründer des Mauermuseums am Checkpoint Charlie in Berlin.

Leben

Rainer Hildebrandt, Sohn des Kunsthistorikers Hans Hildebrandt, studierte an der Auslandswissenschaftlichen Fakultät der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin. Dort sammelte sich ab 1939/40 ein reger Kreis widerständiger Dozenten und Studenten. Darunter befanden sich neben Harro Schulze-Boysen und Horst Heilmann auch der Professor Albrecht Haushofer und der Student Rainer Hildebrandt. Er hatte Kontakt zum weiteren Kreis der Attentäter gegen Hitler am 20. Juli 1944 und war Angehöriger des Haushofer Kreises: „Den Weggefährten gilt ein langer Blick. Ich habe meine besten Freunde, Albrecht Haushofer und Horst Heilmann, im Nazi-Reich verloren und war selbst 17 Monate in Haft. Ich habe gelernt, gegen das Unrecht zu kämpfen.[1]

Nach dem Beginn des Kalten Krieges fungierte Hildebrandt zusammen mit dem Schriftsteller Günther Birkenfeld, dem damaligen Vorsitzenden der Jungen Union Ernst Benda und dem damaligen FDP-Stadtverordneten Herbert Geisler (1921–1986) als Lizenzträger der Alliierten Kommandantur für die Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit. Geleitet wurde diese am Anfang von Rainer Hildebrandt, dessen Hauptziel zunächst darin lag, einen Suchdienst zur Fahndung nach den vielen verhafteten und verschwundenen oder verschleppten und vermissten und verstorbenen Personen in der sowjetischen Besatzungszone aufzubauen.

Für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR war die „Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit“, die von 1948 bis 1959 bestand, die „bestgehasste“ Organisation. Die Gruppe verbreitete in der DDR konspirativ Millionen von Flugblätter und Broschüren, teilweise durch Ballons. Gegen Rainer Hildebrandt gab es drei Entführungsversuche, etwa von der „Stasi“. Der erste Entführungsversuch scheiterte nach Hildebrandts Erinnerungen am 24. Juli 1949.

Finanziell war die Kampfgruppe von den Amerikanern abhängig. Wegen Differenzen mit Ernst Tillich zog sich Rainer Hildebrandt Mitte der 1950er Jahre aus der Kampfgruppe zurück und widmete sich überwiegend der Öffentlichkeitsarbeit und der kurze Zeit nach dem Bau der Berliner Mauer gegründeten Arbeitsgemeinschaft 13. August. Ehrenmitglieder der Arbeitsgemeinschaft waren unter anderem die Grünenpolitiker Petra Kelly und Gert Bastian. Bis zuletzt leitete Hildebrandt das Haus am Checkpoint Charlie (Mauermuseum), das die Geschichte der Maueropfer und Mauerflüchtlinge dokumentiert.

Am 1. Oktober 1992 wurde dem Gründer des Mauermuseums in Berlin der Verdienstorden des Landes Berlin verliehen, 1994 wurde ihm durch Roman Herzog das Bundesverdienstkreuz I. Klasse verliehen.

Am 9. Januar 2004 starb Rainer Hildebrandt mit 89 Jahren. Sein Wunsch war es, nach seinem Leben neben seinem Freund Albrecht Haushofer beerdigt zu werden. Da der entsprechende Friedhof für die Opfer von Krieg und Militarismus in Berlin Moabit allerdings seit 1952 für Neubestattungen geschlossen ist, wurde dieser Wunsch vom zuständigen Berliner Bezirksamt nicht erfüllt.[2]

Seine Frau Alexandra Hildebrandt, die Hildebrandt 1995 geheiratet hatte und die heute Leiterin des Mauermuseums und geschäftsführende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft 13. August ist, setzt sich seitdem dafür ein, dass Rainer Hildebrandts letzter Wille doch noch erfüllt wird. Die Urne Hildebrandts mit der Nummer 173126 steht seit der Einäscherung im Krematorium Berlin Ruhleben, da die Witwe sich weigert, einen anderen Beisetzungsort zu akzeptieren.[3] Eigentlich fällige Aufbewahrungsgebühren werden von der Berliner Verwaltung nicht erhoben. Ebenso wurde auf eine amtliche Zwangsbeisetzung verzichtet.

Hildebrandts Witwe initiierte 2004 die „Dr. Rainer-Hildebrandt-Medaille". Der Internationale Menschenrechtspreis wird zum Tag der Menschenrechte an Menschen vergeben, die sich gewaltfrei für Menschenrechte eingesetzt haben.[4]

Werke (Auswahl)

  • Rainer Hildebrandt: Ein tragischer Auftakt zur deutschen Teilung und zur Mauer (Neuauflage der 1948 erstmals erschienenen Publikation … die besten Köpfe, die man henkt, ergänzt durch zahlreiche Fotos und Originalunterlagen). Verlag Arbeitsgemeinschaft 13. August, ISBN 978-3-922484-48-6
  • Wir sind die Letzten. Neuwied/Berlin 1949 (Über Albrecht Haushofer und seine Freunde)
  • Als die Fesseln fielen … Neun Schicksale in einem Aufstand 21969
  • Von Gandhi bis Walesa – Gewaltfreier Kampf für Menschenrechte
  • Die Mauer spricht
  • Es geschah an der Mauer 22. Aufl. 2006

Literatur

Einzelnachweise

  1. Rainer Hildebrandt: Ein tragischer Auftakt zur deutschen Teilung und zur Mauer. buchhandel.de
  2. Tobias Miller, Anne Vorbringer: Senat gönnt Rainer Hildebrandt keine Ruhe. In: Berliner Zeitung, 3. Juli 2006
  3. http://www.tagesspiegel.de/berlin/rainer-hildebrandt-kein-friede-seiner-asche/1660358.html
  4. http://www.mauermuseum.de/index-medaille.html