Spreitenbach
Vorlage:Ort Schweiz Spreitenbach ist eine Gemeinde im Bezirk Baden im Schweizer Kanton Aargau. Sie liegt südöstlich des Bezirkshauptorts direkt an der Grenze zum Kanton Zürich.
Geographie
Das Dorf liegt in der Mitte zwischen Baden und Zürich auf der Südseite der Limmat. Das Siedlungsgebiet erstreckt sich über eine flache weite Ebene zwischen dem Heitersberg und dem Flussufer. Der alte Dorfkern von Spreitenbach, durch den der gleichnamige Bach fliesst, liegt am südlichsten und hat seinen ursprünglichen Charakter zu einem nennenswerten Teil bewahrt. Nördlich davon liegt das moderne Spreitenbach mit weitläufigen Wohnblockquartieren, Gewerbezonen und Einkaufszentren. Ganz im Norden, durch die Autobahn und die Eisenbahnlinie getrennt, befindet sich in einer Flussschlaufe der Limmat die ausgedehnte Industriezone Neuhard. Der östliche Teil der Ebene wird durch den Rangierbahnhof Zürich-Limmattal beherrscht.
Rund zwei Kilometer westlich des Dorfes, auf einer Höhe von 650 Metern, liegt auf einem Hochplateau des Heitersbergs der gleichnamige Weiler. Nicht weit davon entfernt ist die höchste Stelle des Gemeindegebiets (672 Meter). Die tiefste Stelle liegt auf 385 Metern an der Limmat. Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 860 Hektaren, davon sind 302 Hektaren bewaldet und 305 Hektaren überbaut.
Nachbargemeinden sind Würenlos im Norden, Oetwil an der Limmat im Nordosten, Dietikon im Osten, Bergdietikon und Bellikon im Süden, Remetschwil im Westen sowie Killwangen im Nordwesten.
Gewässer
Der Franzosenweiher liegt im Waldgebiet südlich von Spreitenbach, in unmittelbarer Nähe zur Gemeindegrenze der Stadt Dietikon. Das Biotop "altes Bad" setzt sich zusammen aus einem Teich und einem Feuchtgebiet mit grossem Pflanzenreichtum. Die Gemeinde hat dieses Gebiet mit dem angrenzenden Waldstück als Naturschutzzone ausgeschieden. Der Name bekam der Weiher, weil die napolionischen Truppen daran lagerten bevor sie beim Kloster Fahrweid die Limmat überquerten.
Geschichte
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Spreitenbach im Jahr 1124. Neben zahlreichen Klöstern waren vor allem die Ritter von Schönenwerd (bei Dietikon) bedeutende Grundbesitzer. Diese mussten zwischen 1274 und 1287 alle ihre Güter an das Kloster Wettingen verkaufen, welches damit zum bedeutendsten Grundherrn des Dorfes aufstieg. Landesherren und Inhaber der hohen Gerichtsbarkeit waren die Habsburger.
1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau und Spreitenbach war fortan ein Teil des Amts Dietikon in der Grafschaft Baden, einer gemeinen Herrschaft. Im Jahr 1541 erwarb das Kloster Wettingen auch die niedere Gerichtsbarkeit. In den Jahren 1670 und 1785 wurden zahlreiche Häuser durch Dorfbrände zerstört. Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein und riefen die Helvetische Republik aus. Spreitenbach wurde eine Gemeinde im kurzlebigen Kanton Baden; seit 1803 gehört sie zum Kanton Aargau.
Am 9. August 1847 wurde die erste Eisenbahnlinie der Schweiz zwischen Zürich und Baden eröffnet. Die Spreitenbacher setzten sich für eine Linienführung weit abseits des Dorfes ein. Aus diesem Grund liegt der nächste Bahnhof noch heute im benachbarten Killwangen, obwohl diese Gemeinde rund sieben Mal weniger Einwohner hat. Die Industrialisierung begann 1862 mit der Eröffnung einer Baumwollspinnerei.
Spreitenbach war bis Ende der 1950er ein ruhiges Bauerndorf mit einigen kleinen Gewerbebetrieben und einem Segelflugplatz. Doch dann setzte ein beispielloser Bauboom ein, der seinesgleichen sucht. Da im Kanton Zürich damals ein Konkubinatsverbot herrschte, stieg die Nachfrage nach Wohnraum im Kanton Aargau und insbesondere in Spreitenbach rasant an. Es entstanden plan- und fantasielose Hochhaussiedlungen sowie ausgedehnte Gewerbe- und Industriezonen.
1970 wurde das erste Einkaufszentrum der Schweiz im Stile einer amerikanischen Shopping Mall eröffnet. 1974 folgte ein zweites, noch grösseres. Hier und im Nachbarort Dietikon entstand 1978 (Inbetriebnahme letzter Ausbaustufe) auch der grosse Rangierbahnhof Zürich-Limmattal abgekürzt RBL. Spreitenbach galt lange als negatives Musterbeispiel für die Zersiedelung des Schweizer Mittellands. Zwischen 1960 und heute hat sich die Bevölkerungszahl mehr als verfünffacht. Keine andere Gemeinde des Kantons Aargau hatte ein derart grosses Wachstum zu verzeichnen.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung | |
---|---|
Jahr | Einwohner |
1780 | 383 |
1850 | 669 |
1900 | 913 |
1930 | 1064 |
1950 | 1173 |
1960 | 1964 |
1970 | 5978 |
1980 | 7198 |
1990 | 8315 |
2000 | 9127 |
Am 31. Dezember 2004 lebten 10'032 Menschen in Spreitenbach, der Ausländeranteil betrug 48,5 % und war damit der mit Abstand höchste im Kanton Aargau. Bei der Volkszählung 2000 waren 40,0 % römisch-katholisch, 20,4 % reformiert, 7,9 % christlich-orthodox und 14,7 % moslemisch; 1,3 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 72,1 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 7,0 % Italienisch, 6,1 % Serbokroatisch, 4,8 % Albanisch, 2,3 % Türkisch, 1,2 % Spanisch, je 1,1 % Französisch und Portugiesisch.
Behörden
Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.
Die 5 Gemeinderäte sind:
- Rudolf Kalt (CVP), Gemeindeammann
- Peter Hautle (SVP), Vize-Gemeindeammann
- Franz Escher (CVP)
- Joseph Bütler (FDP)
- Fredy Nüesch (SP)
Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Baden zuständig. Spreitenbach gehört zum Friedensrichterkreis Wettingen.
Wirtschaft
Spreitenbach ist aufgrund seiner hervorragenden Lage im Westen der Agglomeration Zürich ein bedeutender Wirtschaftsstandort. Rund 700 Firmen bieten mehr als 6600 Arbeitsplätze an. Davon sind 1 % in der Landwirtschaft, 22 % in der Industrie und 77 % im Dientleistungssektor. Die beiden grossen Einkaufszentren Shoppi und Tivoli sowie das Möbelhaus IKEA bilden das Rückgrat der Dienstleistungsbranche. Auch zahlreiche namhafte Industriebetriebe haben sich hier niedergelassen. Die bekanntesten sind Zweifel Pomy-Chips (Kartoffelchips), Bridgestone (Autoreifen), Johnson & Johnson (Pharma) und Nestlé (Nahrungsmittel).
Verkehr
Die Gemeinde liegt an der viel befahrenen Hauptstrasse durch das Limmattal. Der Anschluss Dietikon der Autobahn A1 liegt drei Kilometer östlich des Dorfes. Bis 2006 soll Spreitenbach einen eigenen Halbanschluss erhalten (nur in Fahrtrichtung Bern).
Spreitenbach wird durch zahlreiche Buslinien erschlossen, die hier alle ihre Endhaltestelle haben. Drei Linien der RVBW verkehren Richtung Wettingen und Baden, eine Linie der Gesellschaft Limmatbus nach Dietikon und Zürich. Anschluss an die Zürcher S-Bahn besteht an den Bahnhöfen Killwangen-Spreitenbach und Dietikon (Linien S3 und S12).
Bildung
In Spreitenbach werden sämtliche Stufen der obligatorischen Volksschule unterrichtet. Die nächstgelegenen Kantonsschulen (Gymnasien) befinden sich in Wettingen und Baden.