Emma Eckstein
Emma Eckstein (* 1865 in Gaudenzdorf; † 1924) war eine von Sigmund Freuds wichtigsten Patientiinnen; ab 1892 war sie wegen Hysterie bei ihm unter dem Pseudonym „N.O. Body“ in Behandlung. Später wurde sie selbst Psychoanalytikerin[1] und wurde vielfach als erste weibliche Analytikerin bezeichnet.[2]
Ernest Jones setzt sie mit Persönlichkeiten wie Lou Andreas-Salomé und Joan Riviere gleich als 'einen Typ Frau von mehr intellektueller und vielleicht maskuliener Art... [welche] eine bedeutende Rolle in [Freuds] Leben spielte.'[3]
Leben
Emma Eckstein wurde am 28 Jannuar in eine prominente jüdischen Familie mit engen Verbindungen zu Freud geboren. Einer ihrer Brüder war der Polyhistor Friedrich Eckstein), ein anderer Gustav Eckstein (1875-1916), ein Sozialdemokrat and Genosse des deutsch-tschechischen Philosophen und sozialdemokratischen Politikers Karl Kautsky; ihre Schwester, Therese Schlesinger, war eine der ersten weiblichen Mitglieder des Nationalrates.[4] Eckstein selbst war aktiv an der Wiener Frauenbewegung beteiligt.[5]
Nach einer Operation 1910 war Eckstein teilweise invalide und zog sich stark zurück; sie starb am 30 Juli 1924 an einer Hirnblutung.[6]
Misslungene Operation
Freud vermutete bei Eckstein, zusätzlich zur Hysterie, eine "Nasenrefled-Neurose", ein Krankheitsbild, dass von seinem Freund und Mitarbeiter Wilhelm Fliess, einem Hals-, Nasen- und Ohrenarzt bekannt gemacht wurde. Fliess behandelte diese "Neurose" durch Kauterisation innerhalb der Nase, bei lokaler Anästhesie durch Kokain. Dies führte laut Fliess zu temporären positiven Ergebnissen, wie der Verbesserung depressiver Symptome. Er nahm an, dass eine Operation, im Gegensatz zu temporärer Kauterisation, zu dauerhafter Besserung führen könnte und began, an diagnostizierten PatientInnen Operationen durchzuführen, beispielswweise an Eckstein und Freud selbst.
Emma Ecksteins Operation war ein Desaster. Sie litt an Infektionen und starken Blutungen; durch einen von Freud herangezogenen Spezialisten wurde daraufhin die von Fliess zurückgelassene Verbandsgaze entfernt. Ecksteins NAsengänge waren so stark beschädigt, dass die permanent entstellt blieb. Freud gab diesen ärztlichen Fehler seines Kollegen zuerst zu, schrieb jedoch später an Fließ, dass dieser nicht verantwortlich war für die Blutungen; es habe sich vielmehr um „Blutungen aus Sehnsucht“ (Wunschblutungen) gehandelt: Die Patientin hätte unbewusst Aufmerksamkeit durch die Blutungen erwecken wollen, um so ihr Bedürfnis nach liebevoller Zuwendung zu stillen.
Der Psychoanalytiker Max Schur erhielt die Erlaubnis, die Originalbriefe einzusehen und publizierte 1966 in einem Aufsatz die Geschichte Emma Ecksteins als erster. Weitere Aufschlüsse brachte die Veröffentlichung sämtlicher Briefe Freuds an Fließ durch Jeffrey Masson im Jahr 1985.
Literatur
- Freuds (anonyme) Zusammenfassung des „Falls Emma Eckstein“ ist zu finden in: Gesammelte Werke, Band 16, S. 66.
- Max Schur: Some additional day residues of the specimen dream of psychoanalysis, in: Psychoanalysis, hg. v. R. M. Loewenstein et al., New York 1966, S. 45–85
- Max Schur: Sigmund Freud. Leben und Sterben. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1973
- Taschenbuchausgabe: Suhrkamp (st 778), Frankfurt 1982, 3. A. 2006, ISBN 3-518-37278-5
- Jeffrey M. Masson: Was hat man dir, du armes Kind, getan? Rowohlt, Reinbek 1984
- überarbeitete Neuausgabe als: Was hat man dir, du armes Kind, getan? oder: Was Freud nicht wahrhaben wollte. Aus dem Amerikanischen neu übersetzt und kritisch bearbeitet von Monika Waldmüller. Kore, Freiburg im Breisgau 1995
Siehe auch
Referenzen
- ↑ "Eckstein, Emma"
- ↑ Lisa Appignanesi & John Forrester, Freud's Women (London 2005) p. 204 and p. 144
- ↑ Ernest Jones, The Life and Work of Sigmund Freud (Penguin 1964) p. 474
- ↑ Appignanesi, p. 138
- ↑ Marina Camboni, Networking Women (2004) p. 32
- ↑ Appignanesi, p. 140
Weblinks
- Emma Eckstein in der Datenbank Frauen in Bewegung 1848–1938 der Österreichischen Nationalbibliothek
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Eckstein, Emma |
| KURZBESCHREIBUNG | Patientin Sigmund Freuds |
| GEBURTSDATUM | 1865 |
| GEBURTSORT | Gaudenzdorf |
| STERBEDATUM | 1924 |