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Ein Mord, den jeder begeht

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Ein Mord den jeder begeht ist ein 1938 erschienener Roman von Heimito von Doderer. Das Werk erzählt die Geschichte des Textilingenieurs Konrad Castiletz.

Inhalt

In diesem Roman von Heimito von Doderer geht es um die Lebensgeschichte von Konrad Castiletz. Dieser wächst als einziges Kind seiner Eltern in Wien auf. Die Familie ist wohlhabend: Der Vater ist Tuchhändler und schon etwas älter, die Mutter zwanzig Jahre jünger als ihr Mann. So kommt es auch, dass, obwohl der erste Weltkrieg beginnt, Konrad davon kaum etwas bemerkt und es ihm an nichts fehlt. Er besucht eine gute Schule und ist ein mittelmäßiger Schüler. In seiner Freizeit spielt er in den Auen am Donaukanal und fängt Molche. Ähnliche Mittelmäßigkeit bestimmt auch Konrads weiteres Leben: Er eckt nie an und kommt in der Schule und später mit seiner Karriere als Textilingenieur gut weiter.

Als er fünfzehn Jahre alt ist, wird er auf Besuch zu seiner Tante nach Deutschland geschickt. Für Konrad ist diese Reise sehr aufregend, denn er fährt mit dem Nachtzug. Als er mit einigen Studenten im Abteil sitzt, geht es lustig zu. Einer der jungen Leute kommt auf die Idee, der Dame, die allein im Nebenabteil sitzt, einen Streich zu spielen. Kurz vor einem Tunnel stecken sie, da einer Medizinstudent ist, einen Schädelknochen an einen Spazierstock. Konrad schiebt ihn dann aus dem Zugfenster bis zum Fenster des Nebenabteils um die Insassin zu erschrecken. Da es aber im Nebenabteil still bleibt, verlieren die jungen Leute bald das Interesse.

Konrads Leben verläuft weiter in normalen Bahnen, er wird älter, verliebt sich in ein Mädchen. Diese ist Näherin und heißt Ida. Als er eines Tages von einem Freund darauf aufmerksam gemacht wird, dass dieses Mädchen nicht standesgemäß sei, löst er die Beziehung sofort. Einige Zeit darauf hört er, dass sie gestorben ist. Als Konrad mit seiner Ausbildung fertig ist, schickt ihn sein Vater zu Bekannten nach Deutschland um dort Berufserfahrung zu sammeln. Er wird von dieser reichen Familie, die eine Textilfabrik besitzt, freundlich aufgenommen und beginnt dort auch zu arbeiten. In dieser Zeit lernt Konrad auch die Nichte des Fabrikanten kennen und heiratet diese. Als er eines Tages das Bild eines Mädchens in der Bibliothek seines Schwiegervaters sieht ist er sogleich davon fasziniert. Er erfährt, dass sie die Schwester seiner Frau war, welche in einem Zugabteil ermordet wurde. Konrad beschließt dem Mord, der niemals aufgeklärt wurde, nachzugehen. Seine Frau, die immer schon auf ihre Schwester eifersüchtig war, fühlt sich durch sein Interesse an der Toten vernachlässigt und die Ehe geht langsam in die Brüche.

Schließlich gelingt es Konrad den Mord aufzuklären, doch was dabei herauskommt ist schrecklich: Er selbst ist derjenige, der seine Schwägerin auf dem Gewissen hat. Auf jener Zugfahrt nämlich, die er als Junge unternommen hat, war seine zukünftige Schwägerin im Nachbarabteil. Diese war damals durch den Schabernack so erschrocken, dass sie bewusstlos wurde. Da sie aber am offenen Fenster hinausgebeugt stand, wurde sie bei der Einfahrt in den Tunnel von einem herausragenden Pfosten erschlagen.

Als Konrad nach seinen Ermittlungen heimkehrt, bemerkt er, dass seine Frau ihn betrügt. So übernachtet er bei einem Freund. Dort kommt es jedoch durch ein Gasunglück zu einer Explosion bei der Konrad getötet wird.

Verständnis des Romans

Oberflächlich ist das Buch ein interessanter Kriminalroman. Parallel dazu aber geht es um Konrads Leben und um die Entwicklung seiner Persönlichkeit. Dadurch, dass er immer tut was von ihm erwartet wird und was seiner Karriere förderlich ist, bleibt er innerlich hohl und entwickelt keinen Charakter. Die Beschäftigung mit dem Mordfall symbolisiert seine Suche nach Identität. Die Aufklärung jedoch zeigt in doppeltem Sinne, dass er selbst den Grundstein für sein Unglück gelegt hat.

Ausgaben

  • Heimito von Doderer: Ein Mord den jeder begeht. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1964, ISBN 3-7642-0046-4

Rezeption

--Heimi98 (Diskussion) 17:20, 6. Mai 2012 (CEST)