Brennnesseln
Brennnesseln | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Arten (Auswahl) | ||||||||||||
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Die Gattung der Brennnesseln (Urtica) gehört zur Familie der Brennnesselgewächse (Urticaceae).
Botanische Merkmale
Die Blüten sind sehr unauffällig und sie locken auch keine Insekten als Blütenbesucher an. Wenn sich die männlichen Hüllblätter öffnen, schnellen die Staubblätter hervor; explosionsartig wird dabei eine Wolke von Blütenstaub in die Luft geschleudert. Der Wind überträgt anschließend den Pollen auf die weiblichen Blüten.
Bekannt und unbeliebt ist die Brennnesseln wegen der schmerzhaften Quaddeln, die bei der Berührung der Brennhaare entstehen.
Für die Schmetterlingsarten Admiral, Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs und Landkärtchen kommt als Ablagepflanze nur die Brennnesseln in Betracht. Trotzdem scheinen sich die vier Schmetterlingsarten auf dieser Pflanze kaum gegenseitig Konkurrenz zu machen, denn sie bevorzugen jeweils andere Wuchsorte der Brennnessel.
- Die Raupen des kleinen Fuchs sind an trockenen und sonnigen Stellen zu finden
- Das Tagpfauenaugen bevorzugt es zwar gleichfalls sonnig, aber dennoch luftfeucht und bevorzugt daher Plätze an Gewässern.
Beide Arten benötigen überdies größere Brennnesselbestände.
- Der Admiral dagegen gibt sich schon mit Ansammlungen einiger weniger Pflanzen zufrieden und bevorzugt eher kümmerliche Brennnesseln.
- Das Landkärtchen sucht sich die schattigsten Wuchsorte der Brennnessel aus, die oft großen und dichten Bestände in den fluss- und bachbegleitenden Auwäldern
Zeigerpflanze
Die Brennnessel ist Zeigerpflanze für hohes Stickstoff-Vorkommen im Boden
Inhaltsstoffe der Brennnessel
Brennnesseln beinhalten Gerbstoffe, Kiesel- und Ameisensäure, Schleim, Wachs, Provitamin A, Vitamin C, Acetylcholin sowie Histamin als Bestandteil des Nesselgiftes.
Verwendung in der Küche
Früher wurde gelegentlich Butter, Fisch und Fleisch in Brennnesselblätter gepackt, um sie länger frisch zu halten. Tatsächlich verhindern die Wirkstoffe der Brennnessel die Vermehrung von bestimmter Bakterien. Diese Praxis ist sogar gerichtsnotorisch: 1902 wurde eine Berliner Milchhändlerin ob der Brennnesselblätter in ihrer Milch wegen Lebensmittelverfälschung angeklagt. Mit der Begründung, dass dies ein „allgemein geübtes Verfahren“ sei, wurde die Händlerin jedoch freigesprochen.
In Russland gab man Brennnesseltriebe in das Futter von Küken und Kälbern, damit sie schneller wachsen.
Junge Brennnesseltriebe können wie Spinat zubereitet werden und – sofern sie ganz jung sind – sogar im Salat verwendet werden. Am bestem schmecken die ersten, etwa 20 cm langen Triebe im Frühjahr.
Den Brennnesselhärchen kann man begegnen, indem man die Triebe kurz in ein heißes Wasserbad taucht oder ihnen eine kräftige Dusche verabreicht.
Die Brennnessel in der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde)
Die Brennnessel enthält als wirksame Bestandteile viel Vitamin C, außerdem Kalk, Magnesium, Eisen, Chlorophyll und ätherische Öle. Sie wirkt blutreinigend, blutbildend und harntreibend.
Brennnesseln werden therapeutisch eingesetzt bei Erkrankungen der Harn- und Atmungsorgane, Magendarmkatarrh mit Kolikschmerzen und bei Gelenkrheumatismus. Bei Blutarmut soll die kurmäßige Einnahme von Brennnesselsaft helfen. In der Volksmedizin werden in Milch gekochte Wurzeln gegen Ruhr und Durchfall eingesetzt. Früher kam die Brennnessel auch zur Bekämpfung und Vorbeugung von Skorbut zum Einsatz.
Brennnessel im Aberglauben
Wer am Gründonnerstag Gemüse aus Nesseln ist, ist das Jahr über vor Geldnot geschützt. Wer fünf Nesselblätter in der Hand hält, den befällt keine Furcht und er bleibt bei kühlem Verstand. Und am Johannistag gibt es Brennnesselpfannkuchen, weil die Brennnessel ein uraltes Mittel gegen Nixen- und Elfenzauber ist. Wer Brennnesselkuchen schon am 1. Januar isst, der wird ein gutes Jahr haben.
Brennnessel in der Kunst und in der Literatur
Albrecht Dürer betrachtete die Brennnessel als eine von Gott geschenkte Pflanze, was in manchen seiner Bilder zum Ausdruck kommt. Bekannt ist die Darstellung eines Engels, der mit einer Brennnesselpflanze in der Hand zum Thron des Allmächtigen emporsteigt.
In der Literatur tritt die Brennnessel in Zusammenhang mit der "Brennenden Liebe" auf.
Noch im Zweiten Weltkrieg sollen Brennnessel zum Verbinden infizierter Wunden verwendet worden sein, um den Heilungsprozess zu beschleunigen.
Die Brennnessel in der Fasergewinnung und als Färbepflanze
Die Fasern der Pflanzenstängel eignen sich zur Herstellung von Fasern und Stoffen wie zum Beispiel dem Nesseltuch.
Lange Zeit gehörte die Brennnessel zu den Färbekräutern. Wolle konnte man mit ihr, nach Vorbeizen mit Alaun, wachsgelb färben. Eine Zinnvorbeize, Kupfer-Nachbeize und ein Ammoniak-Entwicklungsbad erzielt ein kräftiges Graugrün. Man benötigt etwa 600 g Brennnessel pro 100 g Wolle; besonders bei der Brennnessel kann der Farbton vom Zeitpunkt des Pflückens und Färbens abhängen.
Die Taubnesseln und die Goldnessel sehen den Brennnesseln in Wuchs und Blattform sehr ähnlich, besitzen aber keine Brennhaare und sehr viel größere Blüten.
Brennhaare
Die Brennhaare der Brennnesseln sitzen am Stiel und unter den Blättern.
Sie besitzen an ihrer Spitze ein Köpfchen, das verkieselt ist und ganz oben einen kleinen Widerhaken besitzt. Wird dieses Köpfchen abgerissen, reißt es Teile des Brennhaares mit und funktioniert es zu einer Art Splitter um. Dieser bohrt sich in die Haut und entleert den in ihm enthaltenen Cocktail aus Serotonin, Histamin, Acetylcholin, Methansäure und einer weiteren Substanz, die noch nicht identifiziert wurde, aber vermutlich sowohl Hauptwirkstoff als auch für die Quaddelbildung verantwortlich ist.
Systematik
Die Gattung der Brennnesseln unterteilt sich in zahlreiche Arten, von denen in Mitteleuropa vier vorkommen. Die bekanntesten sind die Große Brennnessel (Urtica dioica) und die Kleine Brennnessel (Urtica urens); außerdem existieren hier noch die Sumpfbrennnessel (Urtica kioviénsis) und die Pillenbrennnessel (Urtica pilulifera), welche eingeschleppt wurde.
Gattung Brennnesseln (Urtica)
- U. angustifolia
- U. ardens
- U. balaerica
- U. ballotifolia
- U. buchtienii
- Sibirische Hanfnessel (U. cannabina)
- U. chamaedryoides
- U. circularis
- U. cordifolia
- Große Brennnessel (U. dioica)
- U. dodartii
- Geschwänzte Brennnessel (U. dubia)
- U. echinata
- U. flabellata
- U. gracilenta
- U. himalayensis
- U. hyperborea
- U. incisa
- U. integrifolia
- Sumpfbrennnessel (U. kioviénsis)
- U. laetivirens
- U. lilloi
- U. magellanica
- U. massaica
- U. membranacea
- U. parviflora
- Pillenbrennnessel (U. pilulifera)
- U. platyphylla
- U. spatulata
- U. thunbergiana
- Kleine Brennnessel (U. urens)
- U. virulenta