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Bernay

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Bernay
Bernay (Frankreich)
Bernay (Frankreich)
Staat Frankreich Frankreich
Region Haute-Normandie
Département (Nr.) Eure (27)
Arrondissement Bernay
Kanton Bernay-Est und Bernay-Ouest
Gemeindeverband Bernay et des environs
Koordinaten 49° 5′ N, 0° 36′ OKoordinaten: 49° 5′ N, 0° 36′ O
Höhe 87–173 m
Fläche 24,03 km²
Einwohner 9.801 (1. Januar 2022)
Bevölkerungsdichte 408 Einw./km²
Postleitzahl 27300
INSEE-Code
Website http://www.ville-bernay27.fr/

Fachwerkhäuser

Bernay ist eine französische Gemeinde mit 9801 Einwohnern (Stand 1. Januar 2022) im Département Eure in der Region Haute-Normandie. Sie ist Verwaltungssitz des Arrondissements Bernay und der Kantone Bernay-Est und Bernay-Ouest. Bernay gehört zum Gemeindeverband Bernay et des environs. Die römisch-katholische Gemeinschaft Communauté de Bernay gehört zur Pfarrei Notre Dame de Charentonne des Bistums Évreux.[1]

Geografie

Bernay liegt an der Grenze zwischen dem Pays d’Ouche und dem Lieuvin, 27 Kilometer östlich von Lisieux, 53 Kilometer südwestlich von Rouen und 41 Kilometer westlich von Évreux.[2] Die Flüsschen Charentonne und Cosnier fließen durch das Städtchen.[3] Die Charentonne ist ein Nebenfluss der Risle und der Cosnier ein Nebenfluss der Charentonne.

Geschichte

Gallo-römische Zeit

Seine ersten Bewohner Bernays waren Lexovier, die den Lieuvin bis zur Charentonne besiedelt hatten. Bernay lag an der Römerstraße von Brionne (Breviodurum) nach Le Mans (Subdinum). Albert Dauzat und Charles Rostaing[4] interpretieren dementsprechend den ersten Bestandteil des Ortsnamens als den gallischen Personennamen Brennus. Möglich ist auch, dass es sich um einen keltischen Gattungsnamen handelt. François de Beaurepaire schlägt brin/bren (‚feuchter Ort‘) vor. Das zweite Element -ay ist laut Beaurepaire das gallo-römische Suffix -acu (‚Eigentum von‘), das sich aus dem keltischen -āko (‚Ort, Anlage von‘) entwickelt hat und in ähnlichen Ortsnamen wie Brunoy und Berny-Rivière auftaucht.[5]

Mittelalter

In der Abteikirche Notre-Dame

Zwischen 996 und 1008 gab Richard II., Herzog der Normandie, die Gegend um Bernay seiner Ehefrau Judith de Bretagne, die eine Benediktinerabtei gründete. Die Mönche legten die sumpfige Gegend trocken.[6] Damals wurde Bernay als Brenaico erstmals urkundlich erwähnt.[5]

Ludwig IX. gründete 1250 ein Hôtel-Dieu in Bernay. 1268 schenkte er Bernay seinem Sohn Pierre d’Alençon. Nach Pierres Tod 1284 schenkte Philipp der Schöne seinem Bruder Louis die Stadt.

Im Hundertjährigen Krieg wurde Bernay 1346 von Edward III. eingenommen. 1348 wurde die Stadt von der Pest heimgesucht, der eine Dürre folgte. 1357 nahm Karl der Schlechte Bernay nach langer Belagerung ein, die alte Kirche Sainte-Croix wurde dabei vollkommen zerstört. 1378 erhielt Karl V. Bernay von den Engländern zurück. 1417 fiel es wieder an die Engländer unter Thomas, dem Duke of Lancaster. Jean de la Haye und Jean VII. d’Harcourt besiegten die Engländer im August 1422 in der bataille de Bernay (‚Schlacht von Bernay‘), die im Südwesten der Stadt auf einer Ebene zwischen Saint-Mards-de-Fresne und Ferrières-Saint-Hilaire stattfand. Danach gelangten sie in die Stadt. Im Zuge der Schlacht wurden zahlreiche Gebäude zerstört, darunter mehrere Kirchen und das Herrenhaus in Grand-Camp.[7] 1449 erhielt Karl VII. Bernay endgültig zurück.

Das alte Stadttor Porte de Boucheville bestand bis ins 19. Jahrhundert

Neuzeit

In den Hugenottenkriegen (1562 - 1598) stürmte Gaspard II. de Coligny, seigneur de Châtillon Bernay (1563). Die Stadt wurde geplündert und die Abtei in Brand gesteckt. Alle Kirchen außer Notre-Dame de la Couture wurden ebenfalls angezündet. 1588 fanden sich etwa 12000 aufständische Bauern, die sich nach ihrem ursprünglichen Versammlungsort La Chapelle-Gauthier Gauthiers nannten, in Bernay ein und verschanzten sich dort. Daraufhin belagerte François de Bourbon, duc de Montpensier Bernay mit seinen Truppen, eroberte die Stadt und die Truppen plünderten und brandschatzten.[6]

1596 und 1650 wurde Bernay erneut von der Pest heimgesucht.

Am 3. Februar 1790 wurde Robert Lindet zum Bürgermeister gewählt. Im weiteren Verlauf der Französischen Revolution (1789–1799) wurden zahlreiche Kunstschätze der Abtei Le Bec in die Kirche Sainte-Croix gebracht. Die Abtei in Bernay wurde geschlossen und als Rathaus genutzt, die Abteikirche als Kornspeicher.

Im Juni 1940 wurde Bernay von der Wehrmacht eingenommen und vier Jahre lang während des Zweiten Weltkriegs (1939–1944) besetzt. Am 7. Juni 1944 wurde die Gendarmerie von Bernay durch die Alliierte Luftwaffe bombardiert. Am 26. Juli 1944 wurde Bernay zweimal bombardiert, dabei starben 29 Personen. Am 24. August 1944 wurde die Stadt durch die 4. Kanadische Panzerbrigade (4th Canadian Armoured Brigade) ohne Kampfhandlungen befreit. Die Wehrmacht hatte sich zurückgezogen.[8][9][10]

Eingemeindungen und Einwohnerentwicklung

Anzahl Einwohner
Jahr 179318211836188619211962199019992009
Einwohner 5.7056.3327.2448.3107.4409.34910.58211.02410.285

Zwischen 1795 und 1800 wurden Bouffey und Carentonne eingemeindet.

Auch wenn die Einwohnerzahl 2006 auf 10635 zurückgegangen ist, hat sie sich seit 1793 fast verdoppelt. Am meisten Einwohner hatte die Stadt 1999 (11024) und am wenigsten Einwohner 1793 (5705).[11]

Städtepartnerschaften

Seit 1989 besteht eine Städtepartnerschaft mit Cloppenburg in Niedersachsen. Außerdem besteht eine Städtepartnerschaft mit Haslemere in England.[3]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Tribüne des Hippodroms

Bernay ist mit drei Blumen im Conseil national des villes et villages fleuris (‚Nationalrat der beblümten Städte und Dörfer‘) vertreten.[12] Die „Blumen“ werden im Zuge eines regionalen Wettbewerbs verliehen, wobei maximal drei Blumen erreicht werden können.

Die Allee auf dem Mont Milon an der nördlichen Seite der Innenstadt ist als site classée) (‚Naturdenkmal‘) eingestuft.[13]

Bernay verfügt über die Pferderennbahn Hippodrome Victor Labrun, auf der vor allem Trabrennen stattfinden.[14]

Bauwerke

Sakralbauten

Die alte Abtei Notre-Dame wurde 1013 von Judith de Bretagne, der Frau von Richard II. dem Herzog der Normandie gegründet. Judith wurde nach ihrem Tod in der Abtei beerdigt. Die romanische Abteikirche Notre-Dame de Bernay stammt aus Judiths Zeit. Die Abtei selbst wurde im 15. Jahrhundert umgebaut, in den Hugenottenkriegen angezündet und geplündert. 1628 übernahmen Mauriner die Abtei, die ab 1686 die Abtei wiederaufbauten. Heute befindet sich das Rathaus und das Gericht in der ehemaligen Klosteranlage. In den ehemaligen Wohnräumen der Abtei befindet sich das Kunstmuseum (Musée des beaux-arts) und im Glockenturm ist heute die Festhalle von Bernay.

Die Kirche Sainte-Croix

Der Bau der gotischen Kirche Sainte-Croix begann 1372 Chor und Querschiff wurden bis zum Ende des 14. Jahrhunderts fertiggestellt. Das Längsschiff wurde in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts fertiggestellt. Das Eingangsportal stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.[15] Das verzierte Geländer vor der Orgel stammt aus dem 16. Jahrhundert. In der Kirche befinden sich außerdem drei Kredenzen aus Holz mit Marmorplatte aus dem 18. Jahrhundert, vier Gemälde aus dem 17. Jahrhundert, von denen eines Jacques Stella zugeschrieben wird und drei Gemälde aus dem 18. Jahrhundert, von denen das, das Franz von Assisi darstellt, die Jahreszahl 1757 trägt. Sechzehn steinerne Statuen aus dem 15. Jahrhundert, die die Apostel darstellen und aus der Abtei von Bec stammen, sowie die Grabplatten von Guillaume d’Auvillars († 1417) und Robert Vallée († 1430) und ein Kruzifix aus dem 17. Jahrhundert, das ebenfalls aus der Abtei von Bec stammt, werden in der Kirche aufbewahrt.

Glockenturm der Basilika Notre-Dame de la Couture

Die Basilika Notre-Dame-de-la-Couture wurde von 1340 bis ungefähr 1400 an der Stelle einer Kapelle aus dem 11. Jahrhundert erbaut und im 16. Jahrhundert erweitert. Sie enthält Reste einer Krypta aus dem 11. Jahrhundert.[15] In der Kirche befinden sich zwei denkmalgeschützte Glocken, eine wurde 1658 hergestellt und trägt eine Inschrift zu Ehren ihrer Stifter, sowie das Siegel des Glockengießers N. Buret, die andere wurde um 1500 hergestellt und trägt eine Inschrift in gotischen Lettern, die besagt, dass sie und ihre „Schwestern“ von Cardin Buffet hergestellt worden seien.[16]

An den ehemaligen Kirchen Saint-Jean (Ortsteil Bouffey) und Saint-Jean (Ortsteil Carentonne) finden sich Spuren einer Litre funéraire (‚Trauerband‘). In Saint-Jean befindet sich innen an der Nordwand des Kirchenschiffs das Wappen von Louis Nicolas Dauvet (†1771), Seigneur von Bouffey. Bei Saint-Martin befindet sich die Litre funéraire an der Außenmauer. An der Nordmauer befinden sich drei Wappen und vier an der Südmauer. Während der Französischen Revolution waren die Wappen mit gelblichem Putz und den Farben der Trikolore abgedeckt worden. Pierre-Victorien Lottin, auch Victor Lottin de Laval genannt (1810-1903), entfernte den Putz der Revolutionszeit später, die Litre wurde jedoch beschädigt. Die Wappen sind auf Quadraten von 50 bis 60 Zentimeter Kantenlänge gezeichnet.[17]

Profanbauten

Hôtel de la Gabelle

Das Hôtel de la Gabelle (‚Salzsteuerbüro‘) wurde 1750 von J.-P. Bréant erbaut und von Ange-Jacques Gabriel entworfen. Es diente als Salzspeicher und als Büro der Salzsteuereintreiber.

Das alte Rathaus, Hôtel de Ville, ist ein Fachwerkhaus, das am Ende des 16. oder Anfang des 17. Jahrhunderts erbaut wurde.[15]

Das Gebäude der Krankenpflegeschule im Centre Hospitalier Bernay

Im Hospital Hôpital de Soeurs de Saint-Vincent de Paul Notre-Dame-de-Pitié-et-de-Miséricorde, das von Anne de Ticheville 1697 gegründet wurde und 1706 in die heutigen Gebäude umzog, befinden sich zwei als Monument historique (‚historische Denkmale‘) klassifizierte silberne Teller aus dem 18. Jahrhundert, ein Porträt der Gründerin aus dem Jahr 1747 und ein Gemälde aus dem Jahr 1770 von Michel Hubert Descours.[16] Das Krankenhaus heißt heute Centre Hospitalier Bernay. Es schenkte das Porträt seiner Gründerin 2005 dem Museum von Bernay.

Wirtschaft und Infrastruktur

Auf dem Gemeindegebiet gelten kontrollierte Herkunftsbezeichnungen (AOC) für Pont-l’Évêque, Calvados und Pommeau (Pommeau de Normandie) sowie geschützte geographische Angaben (IGP) für Schweinefleisch (Porc de Normandie), Geflügel (Volailles de Normandie) und Cidre (Cidre de Normandie und Cidre normand).[3]

Bernay ist mit zwei @s als Ville Internet (‚Internetstadt‘) eingestuft.[18] Die „@s“ werden an Städte vergeben, die den Ausbau und die Nutzung des Internets fördern, wobei maximal fünf @s vergeben werden.

Am 1. Juli 1855 wurde der Bahnhof eingeweiht, heute ist er eine der Stationen der Bahnlinie Caen – Paris der SNCF.[19]

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Robert Lindet

Persönlichkeiten, die im Ort gewirkt haben

Commons: Bernay – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Notre Dame de Charentonne. Diocèse d’Évreux, abgerufen am 27. November 2011 (französisch).
  2. Ville de Bernay. In: Actuacity.com. Abgerufen am 10. Juli 2010 (französisch).
  3. a b c Bernay auf annuaire-mairie.fr (Französisch)
  4. Dictionnaire étymologique des noms de lieu en France, Librairie Guénégaud, Paris, 1989 (ISBN 2-85023-076-6)
  5. a b François de Beaurepaire (préf. Marcel Baudot), Les Noms des communes et anciennes paroisses de l’Eure, Paris, A. et J. Picard, 1981 (ISBN 2-7084-0067-3) (OCLC 9675154). S. 63.
  6. a b Daniel Delattre, Emmanuel Delattre: L’Eure, les 675 communes. Editions Delattre, Grandvilliers 2000, S. 30–32. (Französisch)
  7. Michel und Thérèse Mesnil: Le Canton de Broglie. son histoire et son patrimoine. Les Éditions de la Bouteille à la Mer, Paris Juli 1998, S. 49 f. (Französisch)
  8. Histoire de Bernay (Französisch)
  9. Raymond Ruffin: Le Prix de la Liberté. Juin – août 44. Presses de la Cité, 1995, ISBN 2-258-03893-6, S. 266.
  10. A.-V. de Walle: Évreux et l’Eure pendant la guerre. Charles Herissey, Évreux 2000, ISBN 2-914417-05-5, S. 176+179 (erstmals 1946 erschienen, französisch).
  11. Bernay auf cassini.ehess.fr (Französisch)
  12. Palmarès des villes et villages fleuris. Conseil National des Villes et Villages Fleuris, abgerufen am 14. August 2011 (französisch).
  13. Liste der Gemeinden von Eure. In: eure.pref.gouv.fr. Préfecture von Eure, abgerufen am 14. August 2011 (französisch).
  14. Webpräsenz des Hippodrome Victor Labrun (Französisch) Abgerufen am 21. Mai 2010
  15. a b c Bernay in der Base Mérimée des Ministère de la culture (Französisch) Abgerufen am 22. Mai 2010
  16. a b Bernay in der Base Palissy des Ministère de la culture (Französisch) Abgerufen am 22. Mai 2010
  17. Pierre Bodin: Les litres seigneuriales des églises de l'Eure. Amis des Monuments et Sites de l’Eure, Amis de Bernay, Condé-sur-Noireau 2005, S. 35–40. (Französisch)
  18. {{{titel}}}. In: villesinternet. association des Villes Internet, abgerufen am 21. Juli 2012 (französisch).
  19. Association des Usagers de la gare SNCF de Bernay (Französisch)
  20. Guillaume de La Tremblaye. In: archINFORM; abgerufen am 14. Dezember 2009.
  21. Adolphe-André Porée: Un peintre bernayen : Michel Hubert-Descours, 1707–1775. J. et A. Lefèvre, Bernay 1889 (online).

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