Zum Inhalt springen

Erntedankfest

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. November 2005 um 12:01 Uhr durch 217.185.24.197 (Diskussion) (Geschichte). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Das Erntedankfest wird gefeiert, um sich bei Gott für die Ernte zu bedanken.

Bei der Feierlichkeit, die oft in einer Kirche veranstaltet wird, werden Feldfrüchte, geerntetes Getreide und anderes dekorativ aufgestellt. Eine aus Getreide oder Weinstöcken geflochtene "Erntekrone" wird oft in einer Prozession durch das Gemeindegebiet getragen. In ländlichen volkskirchlichen Gemeinden kommen zu den Gottesdiensten zahlreiche Gemeindeglieder zusammen.

Mit dem Erntedankfest soll an die Arbeit in Landwirtschaft und Gärten erinnert werden und daran, dass es nicht allein in der Hand des Menschen liegt, über ausreichend Nahrung zu verfügen.

So drückt es auch das wahrscheinlich populärste Lied zu Erntedank von Matthias Claudius aus:

"Wir pflügen, und wir streuen den Samen auf das Land,
doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand:
der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf
und träuft, wenn heim wir gehen, Wuchs und Gedeihen drauf.
Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn,
drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!"

Geschichte

Der Ursprung des Erntedankfests reicht bis in die vorchristliche Zeit zurück. In Mittel- und Nordeuropa wurde Erntedank (Haustblot) zur Herbst-Tagundnachtgleiche (23.09.) mit einem Dankopfer gefeiert. Ähnliche Riten gab es in Israel, Griechenland oder Rom. Zum Judentum vgl. etwa: Exodus 34,22; Numeri 28, Deuteronomium 16.

In der katholischen Kirche ist ein Erntedankfest seit dem 3. Jahrhundert belegt. Offizieller Bestandteil des Kirchenjahres ist es aber bis heute nicht. "Das heilsgeschichtlich orientierte Jahr der Kirche kennt kein E.-Dankfest" (Rupert Berger: Artikel "Ernte, Erntedankfest. II. Liturgisch", Lexikon für Theologie und Kirche (3.Auflage), Band 3, Sp. 821). Dennoch ist der Brauch des Dankes für eine gute Ernte seit vielen Jahren auch in vielen katholischen Gemeinden üblich geworden, so dass neben Kräuterweihen (am 15. August), Quatember, Erstlingsfrüchtesegnung in der katholischen Kirche die Eucharistie am ersten Oktobersonntag vielfach als "Dank für die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit" auf dem von Erntedank-Gaben umgebenen Altar gefeiert wird.

Deutschland

Seit dem Mittelalter kennt man verschiedene Daten für eine Erntedankefeier. Nach der Reformation bürgerte sich in evangelischen Gemeinden der Michaelistag oder ein dem Michaelistag benachbarter Sonntag ein. Das Fest wird in den evangelischen Kirchen Deutschlands gemäß einem königlichen Erlass in Preußen im Jahr 1773 am Sonntag nach Michaelis (29. September) begangen. Die evangelischen Freikirchen feiern wie die römisch-katholische Kirche das Fest in der Regel am ersten Sonntag im Oktober. Im Jahr 1972 wurde dieser Termin von der deutschen Bischofskonferenz festgelegt. Mancherorts sind andere Termine üblich, so begehen etwa die Moselgemeinden das Fest nach der Weinlese am zweiten Novembersonntag.