Zum Inhalt springen

Stefan Dembicki

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. Juli 2012 um 09:51 Uhr durch Wahrerwattwurm (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Stefan Dembicki (* 15. Juli 1913 in Marten, Deutschland), in Frankreich meist Stanis genannt, war ein polnischstämmiger französischer Fußballspieler.

Karriere

Stefan Dembicki gehörte zu der großen Zahl polnischstämmiger Immigranten, deren Eltern in den 1920er Jahren aus dem Ruhrgebiet in das nordfranzösische Kohlebecken eingewandert waren. Wie die meisten männlichen Familienangehörigen arbeitete er schon früh in einem Bergwerk in Sallaumines, wo er nebenbei beim örtlichen Amateurverein Fußball spielte.[1] Er war bereits 23 Jahre alt, als ihn 1936 der benachbarte Klub Racing Lens in seinen Spielerkreis holte. Schon in seiner ersten Zweitliga-Saison, an deren Ende die Mannschaft in die erste Division aufstieg, überzeugte der Mittelstürmer, harmonierte insbesondere mit seinen Nebenleuten Viktor Spechtl und Edmond Novicki prächtig, bestritt 31 der 32 Punktspiele und erzielte darin 22 Treffer.[2] Auch in den folgenden beiden Spielzeiten schoss er jeweils eine zweistellige Zahl an Toren; er war zwar nur 1,72 m groß, aber von bulliger Statur, scheute keinen Zweikampf, erwies sich dabei als durchsetzungsfähig,[3] effizient und zudem bei den Zuschauern beliebt.[4] Racings damaliger Präsident bezeichnete Stefan Dembicki, der die französische Staatsangehörigkeit angenommen hatte, Anfang 1938 sogar als ein „Musterbeispiel für die sportlichen und gesellschaftlichen Tugenden der naturalisierten polnischen Immigranten“.[5] Lens' britischer Trainer John Galbraith pflegte ihn mit dem einfacher auszusprechenden Namen „Stanis“ anzureden; diesen behielt er während seiner gesamten Karriere, und so wird er bis ins 21. Jahrhundert auch in etlichen Druckwerken genannt.[3] Dembicki arbeitete neben dem Sport weiterhin bei der Bergwerksgesellschaft von Lens-Liévin, die im Verein aufgrund ihrer finanziellen Unterstützung eine dominierende Stellung besaß und auch den Präsidenten stellte.

1939, kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, wurde er zur Armee eingezogen und geriet während des deutschen Einmarsches 1940 in Gefangenschaft. 1942 kam ihm zugute, dass seine Arbeitgeber ihn und eine Reihe anderer Bergleute mit dem Argument, diese seien für die kriegswichtige Kohleförderung unabkömmlich, nach Lens zurückholen konnten. Ab Herbst des Jahres spielte Dembicki auch wieder für Racing, und er hatte in der Gefangenschaft nichts von seiner Torgefährlichkeit eingebüßt.[6] In der „Kriegsmeisterschaft“ 1942/43 wurde die Mannschaft mit großem Vorsprung Meister der Nordstaffel, und von ihren 98 Punktspieltreffern hatte „Stanis“ alleine 43 erzielt.[7] Im Landespokal der selben Spielzeit stellte er zudem einen bis ins 21. Jahrhundert unübertroffenen Rekord auf: bei Racings 32:0-Sieg gegen die Amateure aus Auby-Asturies schoss er selbst 16 Tore.[8] In dieser Pokalsaison wurde Lens Gewinner des Teilwettbewerbs der „verbotenen Zone Frankreichs“ (zone interdite) und scheiterte erst im Interzonenfinale an den Girondins AS du Port. Im folgenden Jahr ersetzte die Regierung des „freien Frankreich“ alle Profimannschaften durch „Bundesauswahlen“ (équipes federaux); Stefan Dembicki stürmte für die ÉF Lens-Artois, mit der er 1943/44 gesamtfranzösischer Meister – ein heutzutage allerdings nur inoffizieller Titel – wurde und sich mit diesmal 41 Treffern in 30 Begegnungen erneut an die Spitze der Torjägerliste gesetzt hatte.[9]

Coupe de France 1944/45, Division 1 1945/46, Coupe de France 1947/48

Literatur

  • Stéphane Boisson/Raoul Vian: Il était une fois le Championnat de France de Football. Tous les joueurs de la première division de 1948/49 à 2003/04. Neofoot, Saint-Thibault o.J.
  • Marion Fontaine: Le Racing Club de Lens et les « Gueules Noires ». Essai d’histoire sociale. Les Indes savantes, Paris 2010, ISBN 978-2-84654-248-7
  • Sophie Guillet/François Laforge: Le guide français et international du football éd. 2009. Vecchi, Paris 2008, ISBN 978-2-7328-9295-5
  • L’Équipe/Gérard Ejnès: Coupe de France. La folle épopée. L’Équipe, Issy-les-Moulineaux 2007, ISBN 978-2-915-53562-4

Anmerkungen und Nachweise

  1. Alfred Wahl/Pierre Lanfranchi: Les footballeurs professionnels des années trente à nos jours. Hachette, Paris 1995, ISBN 978-2-0123-5098-4, S. 134; Fontaine, S. 61
  2. Almanach du football éd. 1936/37. Paris 1937, S. 74
  3. a b Paul Hurseau/Jacques Verhaeghe: Les immortels du football nordiste. Alan Sutton, Saint-Cyr-sur-Loire 2003, ISBN 2-84253-867-6, S. 127
  4. Fontaine, S. 84
  5. Fontaine, S. 62
  6. Fontaine, S. 70 und 93
  7. Guillet/Laforge, S. 142
  8. Hubert Beaudet: La Coupe de France. Ses vainqueurs, ses surprises. Alan Sutton, Saint-Cyr-sur-Loire 2003 ISBN 2-84253-958-3, S. 48; Hurseau-Verhaeghe, S. 127; Fontaine, S. 93
  9. Guillet/Laforge, S. 143

{{SORTIERUNG:Dembicki, Stefan}} [[Kategorie:Fußballspieler (Frankreich)]] [[Kategorie:Geboren 1913]] [[Kategorie:Mann]] {{Personendaten |NAME=Dembicki, Stefan |ALTERNATIVNAMEN=Stanis (in Frankreich gebräuchlicher Name) |KURZBESCHREIBUNG=französischer Fußballspieler |GEBURTSDATUM=15. Juli 1913 |GEBURTSORT=[[Dortmund-Marten|Marten]], Deutschland |STERBEDATUM= |STERBEORT= }} [[en:Stefan Dembicki]] [[fr:Stefan Dembicki]] [[pl:Stefan Dembicki]] [[ro:Stefan Dembicki]]