Chironex fleckeri
| Seewespe | ||||||||||||
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| Vorlage:Taxonomy | ||||||||||||
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| Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
| Chironex fleckeri | ||||||||||||
| Southcott, 1956 |
Als Seewespe bezeichnet man zwei in derselben Familie stehende und eng verwandte Würfelquallen-Arten (Cubozoa), die mit wissenschaftlichem Namen Chiropsalmus quadrigatus und Chironex fleckeri heißen. Letztere ist wahrscheinlich der am meisten gefürchtete Organismus pazifischer Badestrände. Ganze Badegebiete werden in Australien eingezäunt, um sich vor diesen Tieren zu schützen. Trotzdem werden weltweit jährlich bis zu 70 Todesfälle bekannt, die auf das Konto dieser Nesseltiere gehen. Hinzu kommen 20.000 leichtere Unfälle, die allein an australischen Küsten gezählt werden.
Wie bei anderen Quallen auch besteht der Körper der Seewespe aus einer wasserreichen Gallerte, die eine Schwimmglocke bildet. Daran hängen bei einer ausgewachsenen Würfelqualle bis zu 60 Tentakel, die bis zu drei Meter lang werden können. Diese Tentakel sind bestückt mit Nesselzellen (Nematocyten), die das Gift des Tieres enthalten. Durch die Anordnung der Nesselzellen an den Tentakeln bleibt bei den Opfern ein charakteristisches Strickleitermuster zurück, das in die Haut gebrannt ist. Die Wunden verheilen nur äußerst langsam, da sich die Tentakeln durch sämtliche Hautschichten ätzen. Das Gift selbst wirkt hauptsächlich auf die Nerven und führt zu Lähmungen der Skelett- und Herzmuskulatur und der Atmung. Der Tod kann innerhalb weniger Minuten eintreten, wenn nicht sofort medizinische Notmaßnahmen eingeleitet werden. Dabei reicht bereits die Berührung mit wenigen Metern der Tentakel, eine Strecke, die innerhalb des Tentakelnetzes der Qualle schnell erreicht wird. Zu erwähnen ist allerdings, dass diese Quallen Menschen nie gezielt angreifen, diese sind lediglich "in die Quere gekommene" Zufallsopfer.
Obwohl diese Qualle so gefährlich ist, wurde sie erst 1948 von Dr. Ronald Southcott zum ersten Mal gefunden. Die Todesfälle durch das Tier wurden vorher vor allem der deutlich auffälligeren und ebenfalls giftigen Portugiesischen Galeere (Physalia physalis) zugeschrieben. Beschrieben und benannt wurde die Seewespe erst 1955 als Chironex fleckeri, der Gattungsname bedeutet übersetzt Die mordende Hand.
Unaufgeklärt war allerdings das plötzliche Auftauchen der Tiere. Normalerweise bilden Quallen zwei Generationen aus: die festsitzenden Polypen und die Medusen, die freischwimmend leben und von den Polypen abgeschnürt werden. Für die Würfelquallen waren diese Polypen bis zu dem Zeitpunkt vollkommen unbekannt. Die Aufklärung des Lebenszyklus der Seewespe ist vor allem dem Biologen Robert Hatwick zu verdanken. Er fand heraus, dass sich die winzigen Polypen in den Brackwassergebieten größerer Flussmündungen entwickeln. Im Frühsommer wandelt sich der gesamte Polyp in eine einzelne Würfelqualle um und schwimmt ins Meer hinaus. Hier sucht sie an den Stränden nach Nahrung, kleinen Krebsen und Fischen, die sich in den Tentakeln verfangen und binnen Sekunden getötet werden.
Die Seewespe besitzt eine komplexe Sehfähigkeit. Von 24 Sehorganen sind 16 einfach aufgebaute "Pigmentgruben", die nur hell und dunkel unterscheiden, die restlichen 8 Sehorgane verfügen, wie Forscher der schwedischen Universität Lund herausfanden, über hochentwickelte Linsen.
Die Linsen sind nur einen zehntel Millimeter groß und liefern ein erstaunlich scharfes Bild ohne Farbfehler, wie es nur in weit höher entwickelten Tieren zu finden ist. Die Forscher verwunderte, dass zum Verarbeiten der komplexen visuellen Reize eigentlich ein Gehirn notwendig sei; Quallen besitzen aber lediglich ein sehr schwaches Nervensystem. Seewespen verarbeiten die Nervensignale ihrer Linsenaugen demnach direkt in dem Nervenareal, das Schwimmbewegungen steuert. Jedes Sehorgan hat vermutlich eine spezialisierte Aufgabe, die Reize würden daher nicht zentral verarbeitet, sondern fürhen direkt zu einer Reaktion.