Mehrfrequenzwahlverfahren
Das Mehrfrequenzwahlverfahren (MFV; auch Tonwahlverfahren) wird heute in der Telefonvermittlungstechnik zur Übermittlung der Rufnummer an das Telefonnetz oder einer Nebenstellenanlage genutzt. Ein älteres Verfahren nennt sich Impulswahlverfahren (IWV), welches hauptsächlich von Telefonen mit Wählscheiben sowie älteren Tastentelefonen benutzt wird. Beide Wahlverfahren werden zur Rufnummernübermittlung über analoge Telefonleitungen (im Gegensatz zu ISDN oder VoIP) eingesetzt.
Andere Bezeichnungen für MFV sind DTMF (Dual Tone Multiple Frequency, engl. "Doppeltonmehrfrequenz") oder TouchTone, welche eher im englischen Sprachraum gebräuchlich sind.
Technisches
Ziffern beziehungsweise Tasten, die gewählt wurden, stellen auf der Anschlussleitung des Telefons Wählsignale dar. Ein Wählsignal wird in MFV durch eine Mischung zweier sinusförmigen Tonsignale repräsentiert, welche von der Vermittlungsstelle erkannt werden kann.
Mit der Einführung von TouchTone in den USA wurde auch das standardisierte Tastenlayout eingeführt, welches wir heute kennen. Aus der Position der Tasten ergibt sich der duale Ton.
| 1209 Hz | 1336 Hz | 1477 Hz | 1633 Hz | |
|---|---|---|---|---|
| 1 | 2 | 3 | A | 697 Hz |
| 4 | 5 | 6 | B | 770 Hz |
| 7 | 8 | 9 | C | 852 Hz |
| * | 0 | # | D | 941 Hz |
Jede Zeile repräsentiert einen tiefen Ton, jede Spalte einen hohen. Wenn die Taste „5“ gedrückt wird, ergibt sich also ein Ton aus der Überlagerung der Tonfrequenzen 1336 und 770 Hz.
MFV ist ein In-Band-Signalisierungsverfahren, das heißt die Signale befinden sich innerhalb des normalen Sprachfrequenzbandes und können vom Telefonierenden mitgehört werden. Daher könnten natürliche Geräusche (zum Beispiel Musik) von der Vermittlungsstelle ebenfalls als Signal aufgefasst werden. Die Frequenzen von MFV-Signalen wurden daher so gewählt, dass sie Disharmonien erzeugen, welche mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit in der Umgebung eines Telefons auftreten.
Manche Vermittlungsstellen mit einfacher Technik, insbesondere von nordamerikanischen Herstellern, nehmen während einer bestehenden Verbindung keine Mehrfrequenzkommandos mehr entgegen. Zur Steuerung netzseitiger Dienstmerkmale (wie zum Beispiel Dreierkonferenz oder Makeln) muss dann zuvor die bestehende Verbindung durch definierte Unterbrechung, die als Flash oder Hook-Flash bezeichnet wird, gehalten und in den Steuerungsmodus gewechselt werden. Für die definierte Unterbrechung ist häufig auch die R-Taste vorgesehen. Moderne ISDN-Vermittlungsanlagen benötigen diese Tasten nicht mehr.
Die Tasten „A“ bis „D“ werden heutzutage kaum noch genutzt; eine Verwendung besteht in der Festsetzung der Priorität eines Gespräches im Telefonsystem Autovon des US-Militärs.
Geschichtliches
Das im deutschen Sprachraum als MFV bekannte System wurde als Ersatz für das im Vergleich langsame IWV in den Bell Laboratories entwickelt. IWV konnte auf einfache Weise von einem Wählscheibenmechanismus erzeugt und von relativ einfachen elektrischen Schaltungen (beziehungsweise ursprünglich Mechaniken) interpretiert werden; für MFV werden Transistoren benötigt (siehe dazu auch Tastwahlblock).
In Deutschland wurden alle öffentlichen analogen Vermittlungsstellen durch digitale Vermittlungsstellen ersetzt, diese unterstützen sowohl MFV als auch IWV, und können erkennen, mit welchem Wahlverfahren ein angeschaltetes Telefon wählt. Andere Länder haben aber noch ältere Vermittlungsanlagen, so dass auch neue Telefone, die für einen internationalen Markt produziert werden, das alte IWV weiter unterstützen, damit sie auch dort angeschaltet werden können. Moderne private Nebenstellenanlagen für analoge Endgeräte unterstützen aus Gründen der Abwärtskompatibilität ebenfalls beide Wahlverfahren. Es sind aber noch alte private Telefonanlagen in Betrieb, die nur das alte IWV oder auch nur das Dioden-Erd-Verfahren unterstützen.