Klinikum Hochrhein
Die gemeinnützige Spitäler Hochrhein GmbH ist der Träger des Spitals Waldshut und des Spitals Bad Säckingen. Alleinige Gesellschafter sind der Spitalfonds Waldshut und der Landkreis Waldshut. Diese gingen 2010 aus den vormals vom Landkreis Waldshut getragenen Hegau-Bodensee-Hochrhein-Kliniken GmbH[1] hervor.
Beide Krankenhäuser übernehmen die Grund- und Regel - sowie Akutstationäre Versorgung für den am Hochrhein und der Schweizer Grenze gelegenen Landkreis Waldshut, der sich mit über 1.100 km² Fläche in den südlichen Schwarzwald hinein erstreckt.
Spital Waldshut
Das Spital Waldshut ist ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung und liegt mitten im Herzen der Stadt Waldshut. Im Umkreis von über 50 km ist das Spital Waldshut mit seinen 270 Betten das größte Krankenhaus in der Region. Eine sorgfältig aufeinander abgestimmte Struktur von neun Fachdisziplinen ermöglicht eine optimale Behandlung von Patienten, die aus dem Landkreis Waldshut, aus den umliegenden Landkreisen sowie aus der Schweiz eingewiesen werden.
Geschichte
Hospitäler im Mittelalter
Sie waren vor allem Ort der Fürsorge für Arme und Hilfsbedürftige, für Alte, für Waisen- und Findelkinder, für Pilger und Fremde. Daneben dienten sie der Krankenversorgung, die allerdings nur in sehr bescheidenem Umfang möglich war; so war die Präsenz von Ärzten in den frühen Hospitälern eher schwach und äußerst selten. Einen Stadtarzt (Physikus), der das Spital mitversorgte, gab es allenfalls in den großen Städten. Zunächst als geistliche Einrichtungen bei Klöstern und Kirchen gegründet, wurden die Hospitäler im 12. und 13. Jahrhundert zunehmend religiösen Laienbruderschaften übertragen, die neben dem karitativen Dienst auch die Verwaltung übernahmen. Durch Schenkungen und Stiftungen wurden die Hospitäler zu bedeutsamen Wirtschaftsbetrieben, die teilweise über beträchtliche Vermögen verfügten. Hierzu trugen vor allem die Pfründner bei, die sich in die Hospitäler zu ihrer Alterssicherung und Altersversorgung „einkauften“.
Vom Heilig-Geist-Spital 1411 zum Spital Waldshut 2007
1411
“Am Montag vor St. Martini des Jahres 1411 kaufte die Stadtgemeinde Waldshut von Frau Catarina von Thayningen den Hof Ze Stunzingen, gelegen ob der Stadt Waldeshueth um 140 Mark Lötigen Silbers Züricher Gewichts zur Errichtung eines Spitals zum Heiligen Geist mit all den Gütern, die da gelegen sind in dem Umkreis von Eschpach, Waldkirch, Schmitzing, und Indligkoffen …“
Dieser Satz aus der Gründungsurkunde markiert den Beginn der über 600-jährigen Geschichte des Waldshuter Spitals. Der genannte Hof bildete die wirtschaftliche Grundlage für das Spital; aus den Erträgen des Hofes sollte es erbaut und unterhalten werden. Bei dieser bedeutenden Stiftung handelte es sich um eine rein städtische Wohlfahrtseinrichtung.
1417
Am Rheinufer am Unteren Tor (heute Rheinstraße 55) wurde der Spitalbau errichtet. Ursprünglich handelte es sich um ein relativ großes mehrstöckiges steinernes Gebäude mit verschiedenen Nebenbauten, gewölbten Kellern und einem Garten. Zentraler Raum war der sogenannte „Armensaal“, in dem wahrscheinlich 12 (oder 24?) Betten Platz fanden. Außerdem wurde ein vierstöckiger Spitalbau für den Spitalmeister und die Pfründner errichtet. Überwiegend war das Spital eine Armen- und Altenpflegestation. Das Hospital entwickelte sich bald zu einem Pfründehaus für ältere und gebrechliche Menschen und erwarb durch Verpfründungen und Schenkungen Land, Wälder, Güter, weit verzweigte Liegenschaften und beträchtliche Finanzmittel und wurde so zu einer wohlhabenden und reichen Stiftung (Spitalfonds).
Wie in vielen anderen Orten war auch in Waldshut deutlich vor der Spitalgründung, nämlich bereits 1321 außerhalb der Stadt (dort, wo sich heute das Landratsamt befindet) ein „Sondersiechenhaus an der Steig“ (Leprosenhaus, Leproserie, „Gutleutehaus“) zur Unterbringung der infektiös Kranken (der „Aussätzigen“) errichtet worden. Wahrscheinlich geht diese Gründung auf die Johanniter zurück. Diese Einrichtung bestand mehrere Jahrhunderte. Ein fortbestehender „Leprosenfonds“ wurde erst 1827 mit dem Spitalfonds vereinigt.
1422
Als Ausdruck der Verbundenheit mit der Kirche, wurde vom Rat der Stadt innerhalb des Spitalanwesens ein Altar im Armensaal sowie eine Kapelle gestiftet.
1436
Besetzung einer Priesterstelle zur seelsorgerischen Betreuung der Spitalinsassen. Ursprünglich im gotischen Stil erbaut, wurde die Kapelle im 17. Jahrhundert mit sparsamen Barockelementen umgebaut. In der Spitalkapelle fanden bis 1884 Gottesdienste statt. Ab 1890 wurde sie als Lagerhaus benutzt.
1557
Einem Bader wurde erwähnt, dem die Badstube am Waldshuter Spital übertragen wird. Badstuben gab es zur damaligen Zeit in nahezu jedem Ort. Bader waren neben dem Herrichten des Bades auch „medizinisch“ tätig mit trockenem Schröpfen, blutigem Aderlass oder wundärztlichen Verrichtungen.
1641
Ein promovierter Mediziner (Stadtphysikus) für Waldshut wird erwähnt. Stadtärzte hatten damals allgemein den Auftrag, den Hospitälern nebenamtlich konsiliarisch zur Verfügung zu stehen. Wahrscheinlich hat dieser Arzt auch in Waldshut gelegentlich Kranke im Spital mitversorgt. Später haben sogenannte Bezirksärzte diese Aufgabe übernommen. Erst etwa 250 Jahre später, im ausgehenden 19. Jahrhundert, gab es den ersten fest angestellten Spitalarzt in Waldshut.
1650
Am Ende des 30-jährigen Krieges sind das Spital und die Spitalkapelle schwer beschädigt. Der Rat der Stadt unterstützt die Gründung eines Kapuziner-Klosters unmittelbar vor dem unteren Tor in „Verlängerung“ des Hospitals nach Westen.
1659
Fertigstellung des Kapuzinerklosters mit der Weihe einer Klosterkirche. Die Kapuziner Mönche werden von der Stadt mit der Betreuung der Armen, der Bettler und der Fremden betraut und entlasten so das Heilig Geist Spital. Das Kapuzinerkloster wurde 1821 vollständig aufgehoben.
1800
Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert beginnt zunächst in den großen Städten durch zunehmende medizinische Erkenntnisse und durch die Zunahme der Bevölkerungszahlen der Wandel vom Hospital zum Krankenhaus. Die überwiegend pflegende Aufgabe des Hospitals wird abgelöst durch die ärztliche Diagnostik und Behandlung im neuzeitlichen Krankenhaus. Die neue Aufgabe war auf die „Beseitigung fehlerhafter Körperzustände“ ausgerichtet. Dieser Wandel hat seither die Krankenhausentwicklung grundlegend bestimmt. Auch in Waldshut genügte das alte Heilig Geist Hospital nicht mehr den neuen Anforderungen. Aus diesem Grunde wurden vielfältige Planungen für einen Neubau angestellt, die aber durch die Zeitumstände nicht realisiert werden konnten.
1859
Schießlich zog das Spital in das ehemalige Kapuzinerkloster um, das geräumiger war und das für den neuen Zweck umgestaltet wurde. Das alte Spital in der Rheinstraße ging in private Hände über. Die Fortschritte machten eine spezielle Versorgung der Kranken notwendig. So übernahmen Schwestern vom Mutterhaus der Vinzentinerinnen in Freiburg die Betreuung der Kranken. Die Ordensschwestern blieben 110 Jahre im Spital Waldshut, 1968 ist die letzte Schwester ausgeschieden.
1884
Das renovierte Spital, die neu ausgestatteten Krankenzimmer im Kapuzinerkloster und die Pflege durch geschulte Schwestern führten zu einer verstärkten Belegung des Hauses. Im Vordergrund stand jetzt zunehmend die Krankenversorgung. Zur Behebung der Raumnot wurde südlich des Klosters ein weiterer zweistöckiger alleinstehender Bau errichtet. Die nächsten 120 Jahre sollten bis zum heutigen Tag durch immer neue Bau-Etappen und die Ausdehnung des Spitals nach Westen charakterisiert sein. Dieser Umstand ergab sich aus den medizinischen Notwendigkeiten, den wachsenden Patientenzahlen, den hygienischen und organisatorischen Erfordernissen und aus dem Bestreben, den Komfort für die Patienten zu verbessern.
1895
Der Rat der Stadt übertrug erstmals einem chirurgisch ausgebildeten praktischen Arzt hauptamtlich die ärztliche Versorgung im Spital. Neben seiner spitalärztlichen Tätigkeit konnte er auch eine private Praxis ausüben.
1926
Der erste Leitende Arzt wurde im Spital angestellt; dieser war als Facharzt für Chirurgie, Frauenheilkunde und Röntgenologie tätig und gab viele Anstöße zur Modernisierung und Neuausstattung für die Diagnostik und Therapie im Spital. Er war wesentlich an den Planungen für ein gänzlich neues Krankenhausgebäude beteiligt, einem dreistöckigen Bau, der sich westlich an das alte Kapuzinerkloster anschließen und u.a. Operationssaal, Entbindungsstation und Röntgeneinrichtungen enthalten sollte.
15. Dezember 1928
Einweihung des neuen Baus, der mit dem alten Spital verbunden wurde und der noch heute den Kern des inzwischen deutlich erweiterten Krankenhauses bildet. Es wurden Räume für zunächst 140 Betten geschaffen, die später auf 240 erweitert wurden. Die Krankenzimmer sind sämtlich in langer Front nach Süden zum Rhein hin gelegen, um „Licht, Luft und Sonne als natürliche Heilmittel“ – wie geschrieben wurde – zu berücksichtigen. Die Funktionsräume, Operations- und Röntgenabteilung waren in dem nördlich gelegenen Gebäudeteil untergebracht. Das 1884 geschaffene Nebengebäude südlich des ehemaligen Klosters wurde abgebrochen. Im Jahre 1928 standen 1 Leitender Arzt, 2 Assistenzärzte, 12 Ordensschwestern, 9 Hausmädchen und 1 Krankenwärter zur Verfügung. Im Jahr 1929 wurden 1946 Patienten stationär behandelt.
1938
Gründung einer Krankenschwestern-Schule für zunächst 16 Lernschwestern, die nach einer Unterbrechung in der Nachkriegszeit 1951 als selbständige Einrichtung des Spitalfonds wiedereröffnet wurde.
1939
Gleich zu Beginn des 2. Weltkrieges wurde ein Teil des Krankenhauses zu einem Reservelazarett erklärt, das jedoch im August 1940 wieder aufgehoben wurde. Auch während des Krieges erfolgten Um- und Instandsetzungsbauten innerhalb des Spitals.
1949
Einweihung eines Pavillongebäude mit 30 Betten im östlichen Bereich des Krankenhausgeländes auf einem ehemaligen Wallgrabenstück. Dieses Gebäude wurde 1953 um einen zweiten und dritten Stock erweitert (sogenannter „Ostbau“, der nur bis 1986 bestand). Der enorme Wissenszuwachs in der Medizin führte zu einer zunehmenden Spezialisierung, in deren Folge vielfältige strukturelle und organisatorische Veränderungen innerhalb des Krankenhauses notwendig wurden. So wurde 1949 eine eigene Abteilung für Innere Medizin geschaffen,die sich in den folgenden Jahren rasch weiterentwickelte und Mitte der 60er Jahre über 130 Betten verfügte.
1957
Aufstockung des Hauptgebäudes um ein viertes Stockwerk und um ein ausgebautes Dachgeschoss sowie die Aufstockung des nach Norden ausgerichteten Operationsflügels abgeschlossen.
1958
Es sind im Spital 8 angestellte Ärzte tätig, außerdem mehrere Medizinalassistenten, daneben 51 ausgebildete Pflegekräfte. Insgesamt sind 162 ständig beschäftige Angestellte im Haus.
1960
Einrichtung einer belegärztlichen Abteilung für Augenheilkunde – eine Belegabteilung für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten bestand bereits. Später kam als dritte große Belegabteilung die Urologie hinzu.
1964
Finanziert durch Rücklagen des Spitalfonds und durch einen Landeszuschuss wurde der zweistöckige Südbau eingeweiht. Dieser neue Trakt wurde unterhalb des Hauptgebäudes in die Rheinhalde hineingebaut.
1965
Etablierung einer eigenständigen Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe.
1966
Einrichtung einer eigenen Abteilung für Anaesthesiologie
1972
Einweihung einer neu geschaffenen und mit 10 Betten ausgestatteten Intensivstation.
1975
Stetig steigende Patientenzahlen, eine weiterhin bestehende Raumnot, der Wunsch nach Modernisierung und Verbesserung auch der hygienischen Bedingungen sowie neue Anforderungen machten eine Diskussion über einen eventuellen vollständigen Neubau des Spitals „auf der grünen Wiese“ außerhalb des Stadtzentrums oder um einen Erweiterungsbau am bisherigen Standort notwendig. Der Spitalfonds hatte schon zu einem früheren Zeitpunkt die Grundstücke westlich des Spitals erworben, so dass eine weitere Ausdehnung des Krankenhauses nach Westen möglich war. Man entschied sich bei Erhalt des Krankenhauses im Zentrum der Stadt für einen Erweiterungsbau ,den sogenannten „Westbau“, der schließlich 1979 konzipiert wurde.
1985
Weihe der vollständig restaurierten alten Spitalkapelle. Durch sehr viel Eigeninitiative hatten die Ehemaligen der Junggesellenschaft 1468 Waldshut dieses Baudenkmal bewahrt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
1986
Einweihung des neuen Krankenhausgebäudes (Westbau) mit Raum für 120 Betten. Labor, Physikalische Therapie und Verwaltung fanden ebenfalls neue Räume. Der Eingangsbereich wurde ebenfalls neu gestaltet. „Nach Jahren der Enge ein funktionelles Haus“, so wurden damals Neubau und Neukonzeption beschrieben. Das Krankenhaus hatte sich zu einem Komplex mit 320 Betten entwickelt. Im gleichen Jahr wurde der 1953 fertiggestellte „Ostbau“, der noch Zwölfbettzimmer enthielt und statisch nicht mehr sicher war, abgebrochen. Dadurch wurde Platz für einen Hubschrauber- Landeplatz geschaffen. Im gleichen Jahr 1986 wurde die Abteilung für Diagnostische Radiologie am Spital begründet, wobei der Leitende Arzt gleichzeitig im Ärztehaus im ehemaligen Klostergebäude eine radiologische Praxis betrieb.
1995
Neuorganisation der Notaufnahme mit Inbetriebnahme neu ausgestatteter Notaufnahmezimmer und Einrichtung einer Notaufnahmestation in unmittelbarer Nähe der Krankenwagenzufahrt.
2000
Die Notwendigkeit der Sanierung alter Gebäudeteile und älterer Stationen, eine erneute Raumenge und der Wunsch nach einer zeitgemäßen Ausstattung der Krankenzimmer waren Anlass, einen weiteren Neubau/Anbau im Westen des bisherigen Spitals zu planen.
2002
Zunächst wurde eine neue Abteilung für Diagnostische Radiologie durch Aufstockung des Südbaus eingerichtet. Damit wurde eine angemessene Diagnostik mittels moderner Bildgebung (Computer- und Kernspintomographie) möglich. Zur gleichen Zeit wurde die Notaufnahmestation renoviert und auf 20 Betten erweitert. Untergliederung der Abteilung für Chirurgie im Zuge der Spezialisierung in eine Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie und in eine Abteilung für Unfall-, Wiederherstellungs- und Orthopädische Chirurgie.
2005
Seit 1. Januar 2005 lautet die offizielle Bezeichnung des Krankenhauses: „Spital Waldshut GmbH“. Daneben besteht der Spitalfonds weiter.
2007
Anfang März 2007 wurde der neue Westbau eingeweiht, der zusätzlichen Platz für 47 Patienten in Doppel- und Einbettzimmern bietet und im Erdgeschoss und Untergeschoss Räume für eine neue Konferenzzone, für die Verwaltung und das Krankenhausarchiv schuf. Zu diesem Zeitpunkt sind 56 Ärzte im Spital tätig bei insgesamt 351 Vollzeitkräften. Das Spital betreibt derzeit 270 Betten und behandelt 11.000 stationäre Patienten im Jahr. Das Bauen und Verändern geht weiter, die Sanierung und Modernisierung der früheren Gebäudeteile hat begonnen.
Literatur
- Birkenmayr A.,Baumhauer A. "Geschichte der Stadt Waldshut", neubearbeitet von J. Ruch. Waldshut 1966.
- Festschrift zur Einweihung des Neubaues am 15.Dezember 1928, Krankenhaus Waldshut. Spital zum Heiligen Geist, gegr. 1411. Waldshut 1928.
- Isele J. "Das Heilig Geist-Spital zu Waldshut 1411/1422", Waldshut. o. J.
- Ruch J. "Das Krankenhaus Waldshut in Geschichte und Gegenwart – 1411 bis 1974", Maschinenschrift (unveröffentlicht) o. J.
- Sutter K. "Gesundheitswesen der bis zum Frieden von Pressburg (26. Dez. 1805) vorderösterreichischen Stadt Waldshut", unveröffentlichtes Manuskript 1995.
- Wasmer E. "Zur Geschichte des Krankenhauses Waldshut. Vom alten Heilig-Geist-Spital zum neuzeitlichen Krankenhaus", Waldshut 1958.