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Dreadnought

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Für weitere Bedeutungen des Begriffs siehe: Dreadnought (Begriffsklärung)


Datei:Dreadnought.jpg
HMS Dreadnought, 1906

Mit Dreadnought (engl. etwa Fürchtenichts) bezeichnete man Anfang des 20. Jahrhunderts eine neuartige Gattung von Kriegsschiffen. Der Begriff leitet sich ab von dem britischen Schiff HMS Dreadnought, dem ersten Schiff dieser Gattung, das 1906 fertig gestellt wurde. Diese Schiffe wurden auch als 'all big gun caliber battleship' bezeichnet.

Definition

Diese auch als Großkampfschiffe bezeichnete Schiffsklasse hatte gegenüber den Vorgängern (dem so genannten Linienschiff) eine höhere Geschwindigkeit (durch den Einsatz der Dampfturbine; die Dreadnought war das erste größere Kriegsschiff mit Turbinenantrieb) und ein einheitliches schweres Kaliber (28-30,5 cm) mit 10-12 Rohren (vorher 4 Rohre und dazu 8-12 Rohre so genannte 'halbschwere Artillerie' (mit 20,3-25,4 cm) (zusätzlich zur Mittelartellerie)). Das neuartige Konzept basierte auf den Analysen der Seeschlacht bei Tsushima zwischen Russland und Japan im Jahr 1905, die in der Vernichtung der russischen Flotte endete.

Entwicklung eines neuen Seeschlachtkonzeptes

  1. Aufgrund des völligen Bedeutungsverlustes der Segelschiffe innerhalb der Kriegsmarinen konnten erstmalig Schiffe als Artillerieplatformen für großes Kaliber verwendet werden.
  2. Diese Artillerie konnte aufgrund des neuen Schiffslayouts in alle Richtungen traversiert werden, sofern dies die Aufbauten zuließen.
  3. da maschinengetriebene Schiffe ihren Kurs unabhängig vom Wind wählen konnten, verlor die Hochwindfähigkeit (der Winkel, mit dem das Schiff hoch am Wind laufen kann) an Bedeutung, ebenso die "Linienformation", in der ein Geschwader die geringste Abdeckung der Schiffe gegeneinander, dabei die größte Artilleriewirksamkeit und die beste Zwingposition hat.
  4. Die neue Formation ist der Fächer, die Phalanx, das Echelon und die Keilformation.
  5. Die großartigen Fortschritte in der Heißwalztechnik ermöglichte es, Panzerplatten in Walzstahl anstatt dem herkömmlichen aufeinandernieten dünner Bleche (um 1 cm), oder spröden Gusses zu verwenden.
  6. Die Entwicklung neuer, dynamischer und sehr leistungsfähiger Antriebssysteme wie der Dampfturbine mit Ölfeuerung (was eine sehr genaue und schnelle Dosierung der Kesselheizwäme bedeutet) ermöglichte wiederum massive Panzerungen in bis dato unvorstellbarer Mächtigkeit.
  7. Durch den konsequenten Einsatz hydraulischer Einrichtungen beim Ausrichten und Laden der Geschütze war eine Schussfrequenz und Schussgenauigkeit über große Entfernungen erzielbar geworden, die es einer feindlichen Flotte theoretisch gar nicht mehr ermöglichen sollte, in den Wirkungsbereich ihrer eigenen mittelschweren Artillerie einzufahren.
  8. Die Flotte sollte folglich im Echelon fahren, bei Feindkontakt sollten die Dreadnoughts vorpreschen und ein Gefecht in maximaler Artilleriereichweite durchführen. Wenn der Feind sich auf die Reichweite der eigenen Artillerie angenähert hatte (sofern er dies überhaupt schaffen sollte), dann sollten die Dreadnoughts hinter die mittelschweren Einheiten zurückgezogen werden und diese mit ihrer schweren Artillerie decken. So dachte man, dass z.B. ein Torpedoboot eine völlig unnütze Waffe werden würde, das es ihm kaum gelingen dürfte, bis auf 3000 m nah an den Dreadnought heranzugelangen (was 10% der Kampfentfernung des Dreadnought bedeutet), welcher selbst mit über 20 Knoten sehr agil ist.
  9. Mit Hilfe von Funkkommunikation sollte es gelingen, mehrere Flottenteile ohne Sichtkontakt zu koordinieren, und so das "Crossing the T" systematisch als Falle aufzubauen.
  10. Die Anordnung von Geschützen sollte es ermöglichen, sowohl nach Voraus wie auch nach Achternaus oder Seitwärts wirkungsvoll zu kämpfen, die Leitstände waren so eingerichtet, dass mehrer Ziele angesprochen werden konnten, das Peilsystem funktionierte durch die große Breite auch mitschiffs und nicht nur querab.
  11. Dabei sollte die große Masse und die Form (Steilbug) des Dreadnoughts eine sehr ruhige Lage im Wasser bewirken, sodass die Artillerie "at will" feuern konnte, ohne das Rollen des Schiffes in ihre Ausrichtung mit einzubeziehen.

Forderungen an dieses neuartige Schlachtschiff

Daraus schlussfolgerte man, dass es möglich sein sollte, ein Kriegsschiff zu konstruieren, welches

  • robust gegenüber Beschuss mit Kaliber unter 30 cm
  • dynamisch und ausdauernd wie ein Kreuzer
  • feuerstark wie ein Schlachtschiff
  • präzise und tödlich im Feuer nach allen Seiten
  • als Rückgrat oder als Speerspitze einer Flotte einsetzbar

sein kann.

Einfügung des Dreadnought in ein Seegefecht

Die Seeschlacht bei Tsushima hatte gezeigt, dass die Schlüsselposition im Gefecht der Dampfschiffe das crossing the T ist. Dies zu erzwingen, bzw damit fertig zu werden sollte der Dreadnought perfekt beherrschen:

  1. das große Kaliber sollte Kraft seiner Reichweite die gegnerische Flotte dazu zwingen, den Nahkampf zu suchen;
  2. durch die große Geschwindigkeit sollte sich das "c't'T" nicht erst innerhalb von mehreren Viertelstunden ergeben, wie beim Einsatz vieler schneller Kreuzer, mit langsameren Schlachtschiffen in der Artilleriedeckung, sondern systematisch und unabwendbar durch die Schlachtschiffe selbst. Dabei sind die 30cm-Geschütze kein willkürlicher Richtwert, es ist genau das Kaliber, welches bei mäßigem Wind die Sichtweite auf See abdeckt (30 Meilen Radius)
  3. der Dreadnought war allerdings wesendlich breiter als alle anderen bis dato gebauten Kriegsschiffe. Dadurch konnte beim Angriff nach vorn sowohl aus den beiden vorderen Türmen (meist als Batterie A und B bezeichnet) als auch aus den beiden neben der Zitadelle plazierten Türmen (Batterie Cs und Cp -für starbord und port) gefeuert werden. Dadurch ist das Salvengewicht im Frontalangriff nicht 1/2 vom Gesamtgewicht sondern mindestens 2/3. Dies gibt dem Dreadnaught die Möglichkeit ein "c't'T" das sich erst entwickelt direkt zu durchbrechen, bzw zwischen zwei Flottillen zu maneuverieren und mehrere Ziele zugleich wirkungsvoll zu bekämpfen.
  4. dieses Artilleriekonzept sollte es dem Dreadnaught auch ermöglichen den Rückzug der eigenen Schiffe zu decken (Feuerstärke nach achternaus) oder eine fliehende feindliche Flotte zu verfolgen und zu versenken (hohe Geschwindigkeit und Feuerstärke voraus)

Konstruktionsmerkmale

  • ein deutlicher Gewichts- und Größensprung gegenüber allem jemals zuvor gebauten
  • Heck und Bug in Steilkonfiguration (um bei voller Fahrt die Wellen zu schneiden und nicht auf ihnen zu rollen) zur Verbesserung der Treffergenauigkeit
  • vereinfachte Bauweise (vorgefertigte Gleichteile) verteilt auf kleinere Werften
  • massive Walzstahlpanzerung
  • Konzentration auf ein großes Hauptkaliber (30,5 cm) (in 5 Zwillingstürmen) in der Bewaffnung anstatt verschiedener Kaliber
  • Antrieb mit Dampfturbinen für hohe Geschwindigkeit (21 kn)
  • Kommunikationsarchitektur mit Funk-Fernmeldung
  • und Bordtelefonen statt "Schnackröhren" und laufenden Meldern.
  • Hydraulische Hubhilfen für das Laden und Traversieren der Geschütze
  • Fließbänder und Aufzüge für das schnelle Laden und Entladen der Geschützbatterien

Taktische Bewertung

Das Schiff war allen bisherigen großen Kriegsschiffen, den Linienschiffen überlegen und entwertete diese weitgehend. Die Hoffnung der Royal Navy hierdurch zur zahlenmäßigen noch einen entscheidenden qualitativen Vorteil, insbesondere gegenüber der kaiserlich deutschen Marine zu erringen, erfüllte sich nicht. Vielmehr wurde die uneinholbare zahlenmäßige Überlegenheit der Royal Navy (56 Linienschiffe im Jahr 1905 gegenüber 17 deutschen Einheiten) durch falsche Gefechtstaktik egalisiert. Dies basiert größtenteils auf dem Überlegenheitsglauben der Royal Navy, aber auch auf einigen durchaus argumentativ fassbaren Feststellungen:

  • der Unterwasserbereich eines Dreadnought war zur Gewichtsreduktion sehr mäßig gepanzert, dies geschah aus technischen Gründen: um den sektionsweisen Bau in kleinen Trockendocks zu erleichtern (man musste nicht extra für den Bau eines Schiffes neue Docks entwerfen), um die Geschwindigkeit zu erhöhen, aber vor allem, aus politischen Erwägungen: um die Nenntonnage nicht unnötig zu erhöhen -es hätte gemäß dem Flottenabkommen Deutschland die Möglichkeit gegeben, noch mehr und noch größere Schiffe zu bauen, dabei war die wirtschaftliche Lage Englands zu dieser Zeit am Limit, das Flottenwettrüsten hatte unmengen Stahl verschlungen, der Kohlepreis war sehr hoch und Deutschland baute (bei gleicher Kapazität der Schwerindustrie) nicht mehr als 50% des Outputs Englands, wurde dabei dennoch als Bedrohung angesehen (da England mit seiner Flotte ja ein sehr viel größeres Terrain abdecken musste).
  • die großkaliberigen Batterien waren nicht in der Lage schnelle und kleine Ziele wirkungsvoll zu bekämpfen, oder ein Gebiet unter Sperrfeuer zu nehmen. So waren die Dreadnoughts (unter erheblichen Verlusten) sehr effizient mit Torpedobooten bekämpfbar, vorrausgesetzt, es gelang, ein Torpedoboot näher als 4 Meilen (auf Schussentfernung) an das Schlachtschiff heranzubringen. Deutschland war zur Skagerrakschlacht mit einer größeren Anzahl Torpedoboote angetreten. Diese unterlagen nicht dem Flottenabkommen und wurden weder in Tonnagekalkulationen noch in Kaliberrankings berücksichtigt, wenn die Unbesiegbarkeit der englischen Flotten besungen wurde.
  • die große Fläche des Decks bot ein gutes Angriffsziel für Bogenschüsse und das hohe Bord gegen Horizontalschüsse.
  • die Panzerung war einschichtig ausgeführt. Dies machte großen Sinn bei Granaten nach altem Konzept, welche zeitverzögert nach Auftreffen explodieren. (Durch die geringe Eindellbarkeit verpuffte die Explosion außerhalb des Panzers) Die neuen deutschen Granaten explodierten jedoch unmittelbar beim Aufschlagen. Dadurch wurde das Metall in der Schwingung (maximale Ausnutzung des Elastizitätsmoduls) belastet und brach (panzerbrechende Munition). Weitere Treffer explodierten dann innerhalb der Türme und Munitionskammern die nicht mit Druckwellenversiegelung ausgelegt waren. Zudem waren in den Türmen größere Munitionsvorräte gebunkert, um möglichst schnell feuern zu können, und so die Nachteile der fehlenden leichten Artillerie auszugleichen. Die meisten Dreadnaughts sanken folglich nicht sondern explodierten direkt nach Treffer.
  • Deutschland hingegen hatte sehr ausgewogene schwere Kreuzer gebaut, deren maximale Fahrt der englischen Flotte unbekannt war. Dadurch ließ sich das Zusammentreffen der Flottenteile nicht berechnen und die schlechte Sicht verhinderte den konsequenten Einsatz der schweren Artillerie auf Maximalkampfentfernung.
  • Mehrschichtige oder gar Sektions-Panzerungen, Druckwellenversiegelungen Löscheinrichtungen innerhalb der Türme, Notflutungseinrichtungen in den Munitionsbunkern und Schleusensysteme, die ein Durchschlagen der Flammen auf den Hauptmunitionsbunker verhindern sollten, waren auch nur auf deutschen Kriegsschiffen vorhanden.

Geschichtliche Einordnung

Bereits im Jahr 1906, drei Monate nach dem Stapellauf der HMS Dreadnought, erfolgte die Inbaugabe des ersten deutschen Großkampfschiffes, der SMS Nassau. Dies führte in der Folge zu einem die Wirtschaft belastenden Wettrüsten.

Gleichzeitig mit der HMS Dreadnought, dem ersten Schlachtschiff, konstruierte und baute die Royal Navy die HMS Invincible, den ersten Schlachtkreuzer.

Siehe auch