Fahrwangen
Vorlage:Ort Schweiz Fahrwangen ist eine Gemeinde im Bezirk Lenzburg im Schweizer Kanton Aargau. Sie liegt im Seetal an der Grenze zum Kanton Luzern.
Geographie
Fahrwangen liegt in einer Mulde am nordwestlichen Abhang des Lindenbergs. An der luzernischen Grenze, rund zwei Kilometer südwestlich des Dorfzentrums, besitzt Fahrwangen einen 500 Meter langen Uferstreifen am Hallwilersee. Fahrwangen ist vollständig mit der Nachbargemeinde Meisterschwanden zusammengewachsen.
Die Fläche der Gemeinde beträgt 500 Hektaren, davon sind 98 mit Wald bedeckt und 69 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich auf 660 Metern an der östlichen Gemeindegrenze, die tiefste Stelle liegt auf 449 Metern am Ufer des Hallwilersees.
Nachbargemeinden sind Meisterschwanden im Westen, Sarmenstorf im Norden und Bettwil im Osten sowie die luzernischen Gemeinden Aesch und Schongau im Süden.
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung von "Farnowanch" erfolgte im Jahr 831. Doch diese Gegend war schon früher besiedelt. So wurden Funde aus der Jungsteinzeit und der Bronzezeit gemacht. Auch römische Mauerreste sowie keltische und alemannische Gräber sind entdeckt worden. Während des Mittelalters lag das Dorf im Herrschaftsbereich der Grafen von Lenzburg, ab 1173 in jenem der Grafen von Kyburg. Nachdem diese ausgestorben waren, wurden 1264 die Habsburger die neuen Landesherren. Diese besassen sowohl die hohe wie auch die niedere Gerichtsbarkeit. Zwischen 1354 und 1380 traten sie sämtliche Rechte an die Herren von Hallwyl ab.
1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau. Fahrwangen war zwar nun ein Teil des Untertanengebiets der Stadt Bern, dem so genannten Berner Aargau, doch das Dorf blieb eine fast gänzlich autonome Gerichtsherrschaft der Hallwyler. Erst im 18. Jahrhundert konnten die Berner ihren Einfluss nach und nach ausdehnen. 1528 wurde die Reformation eingeführt. Bis 1531 war Fahrwangen in kirchlichen Belangen der Pfarrei Sarmenstorf unterstellt. Als Sarmenstorf nach dem Zweiten Kappelerkrieg wieder katholisch geworden war, wurde Fahrwangen der Pfarrei Seengen zugeteilt und war erst ab 1817 eine eigene Pfarrei. Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein und riefen die Helvetische Republik aus. Seither gehört Fahrwangen zum Kanton Aargau.

Während des 18. Jahrhundert]] hielten erste Formen der Industrie Einzug. Die Baumwollweberei, später die Strohflechterei, lösten langsam die Landwirtschaft als wichtigsten Erwerbszweig ab. Der Anteil der Erwerbstätigen in der Industrie blieb konstant hoch und betrug um 1920 über 60 %. Am 18. Dezember 1916 erfolgte mit der Eröffnung der Wohlen-Meisterschwanden-Bahn der Anschluss ans Eisenbahnnetz; diese elektrische Normalspurbahn stellte ihren Betrieb jedoch am 31. Mai 1997 wieder ein. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stagnierte die Bevölkerung. Gleichzeitig nahmen die Dienstleistungsbetriebe auf Kosten der Landwirtschaft und der Industrie eine immer wichtigere Rolle ein. Aufgrund der attraktiven Wohnlage über dem Hallwilersee stieg die Einwohnerzahl seit 1980 um über einen Viertel.
Brauchtum
Während des Zweiten Villmergerkrieg von 1712 war Fahrwangen Aufmarschgebiet der reformierten Truppen. Als die Katholiken einen Gegenangriff starteten, sollen sie der Legende nach von den Frauen aus Fahrwangen und Meisterschwanden vertrieben worden sein. Die Berner waren vom Kampfesmut so angetan, dass sie den Frauen einen Tag zugestanden, an dem sie das Kommando übernehmen durften. Seitdem wird jeweils am zweiten Sonntag des Januars der "Meitlisunntig" (Mädchensonntag) gefeiert, an dem die Frauen aus beiden Dörfern mit Netzen durch das Dorf ziehen, damit die Männer "einfangen" und erst nach Bezahlung eines "Lösegelds" (meist in Form alkoholischer Getränke) wieder freilassen.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung | |
---|---|
Jahr | Einwohner |
1693 | 260 |
1798 | 529 |
1850 | 782 |
1900 | 1019 |
1930 | 1067 |
1950 | 1052 |
1960 | 1052 |
1970 | 1210 |
1980 | 1200 |
1990 | 1388 |
2000 | 1653 |
Am 31. Dezember 2004 lebten 1659 Menschen in Fahrwangen, der Ausländeranteil betrug 18,0%. Bei der Volkszählung 2000 waren 40,1 % römisch-katholisch, 37,1 % reformiert, 1,4 % christlich-orthodox und 7,6 % moslemisch; 1,4 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 89,2 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 3,0 % Italienisch, 2,0 % Türkisch, 1,6 % Albanisch, 0,7 % Serbokroatisch.
Behörden
Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.
Die 5 Gemeinderäte sind:
- Marlène Campiche, Gemeindeammann
- Markus Weber, Vize-Gemeindeammann
- Vladimir Vanek
- Werner Lehner
- Hans Brugger
Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Lenzburg zuständig. Fahrwangen gehört zum Friedensrichterkreis Seengen.
Wirtschaft
Fahrwangen verfügt neben zahlreichen Handwerks- und Dienstleistungsbetrieben auch über etwas Industrie in den Bereichen Maschinenbau, Metallverarbeitung, Gerüstbau und Schuhfabrikation. Insgesamt gibt es rund 650 Arbeitsplätze, davon 7 % in der Landwirtschaft, 55 % in der Industrie und 38 % im Dienstleistungssektor. Über die Hälfte der Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten ausserhalb, z.B. in den Regionen Wohlen und Lenzburg.
Verkehr
Bis 1997 war Fahrwangen die Endstation der Wohlen-Meisterschwanden-Bahn. Der ehemalige Bahnhof ist heute der Knotenpunkt der Buslinien Lenzburg – Fahrwangen – Bettwil (Regionalbus Lenzburg) und Wohlen – Fahrwangen – Meisterschwanden (BDWM Transport). Durch Fahrwangen führt die wichtige Hauptstrasse vom Bünztal ins Seetal.
Bildung
Die Gemeinde verfügt über zwei Kindergärten und zwei Schulhäuser, in denen sämtliche Schulstufen der obligatorischen Volksschule unterrichtet werden. Die nächstgelegene Kantonsschule (Gymnasium) befindet sich in Wohlen.