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Heinz Mauser

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Heinz Mauser (* 27. Februar 1919 in Plochingen, Baden-Württemberg; † 4. Oktober 1995) war Professor für Physikalischen Chemie an der Universität Tübingen. Er ist Begründer der Photokinetik, die sich der Aufklärung der Reaktionsmechanismen von lichtinduzierten chemischen Reaktionen widmet. Er ist Autor des Buches Formale Kinetik, Düsseldorf (Bertelsmann Universitätsverlag) 1974 und Verfasser zahlreicher Arbeiten zur Photokinetik, formalen Kinetik und Thermodynamik.

Der akademische Grad Diplom-Chemiker wurde ihm am 16. März 1955 von der Universität Tübingen zuerkannt. Zum Doktor der Naturwissenschaften promovierte er in Tübingen am 19. Juli 1956 mit der Doktorarbeit Zur Thermodynamik optischer Antipoden.

Akademischer Werdegang

Der Werdegang Heinz Mausers ist ungewöhnlich, aber dennoch in gewisser Weise typisch für jene Kriegsgeneration, für die die Jahre, die normalerweise der Berufsausbildung dienen, Krieg und Kriegsgefangenschaft bedeutet haben. Deshalb soll er hier kurz festgehalten werden.

1937 wurde Mauser mit achtzehn Jahren zum Reichsarbeitsdienst eingezogen, danach zum Wehrdienst, der seit November 1939 in den Kriegsdienst überging mit Einsätzen zuerst an der Westfront, dann an der Ostfront. Mauser stieg dort zum Adjudanten auf und führte als Oberleutnant die Abteilung III/AR 305, mit der er bei Stalingrad eingekesselt wurde. Am 2. Februar 1943 nahm ihn die Rote Armee nach Kapitulation der deutschen 6. Armee gefangen. Nach sieben Jahren Gefangenschaft konnte er am 9. September 1949 nach Deutschland zurückkehren.

Um im Straflager bei harter Bergwerksarbeit ("Sie brauchten mich als Pferd") geistig zu überleben, entwickelte Mauser aus wenigen Grundaxiomen der Thermodynamik, die er im Kopf hatte, viele der (bekannten) Gesetze der Thermodynamik, die er auf Dutzenden kleiner Zettelchen später mit nach Hause brachte.[1]

Das reguläre Studium konnte er erst im Alter von 30 Jahren, zwei Monate nach Rückkehr aus der Gefangenschaft, im November 1949 beginnen. Knapp sieben Jahre später legte er die Doktorprüfung mit "summa cum laude" ab. Danach war er einige Monate Research Fellow am Department for Chemistry der Universität von Pennsylvania. Mauser habilitiert in Physikalischer Chemie und erhielt für dieses Fach 1961 die venia legendi, die Lehrberechtigung, an der Universität Tübingen.

Noch vor Ablauf der vorgeschriebenen 6-jährigen Dozententätigkeit wurde er zum außerplanmäßigen Professor berufen. 1967 richtet man ihm am Institut für Physikalische Chemie, Tübingen, eine wissenschaftliche Ratsstelle für die von ihm begründete Photokinetik ein.

Einzelnachweise

  1. Persönlicher Bericht des Mauser-Schülers Hans-Joachim Niemann