Andreas Schmidt-Schaller

Andreas Schmidt-Schaller (* 30. Oktober 1945 in Arnstadt) ist ein deutscher Schauspieler. Neben seiner Theaterarbeit wurde er durch zahlreiche Fernsehrollen bekannt, insbesondere als Ermittler in Krimiserien wie Polizeiruf 110 und SOKO Leipzig.
Leben und Wirken
Ausbildung und Theaterjahre
Andreas Schmidt-Schaller wuchs in Weimar und anschließend in Gera auf, wo er 1964 sein Abitur machte. Über ein Schulprojekt für den FDJ-Kulturwettstreit und eine Tätigkeit als Bühnenarbeiter am Theater kam er zur Schauspielerei.[1] Nach dem Schauspielstudium 1965–1969 an der Theaterhochschule Leipzig war er zunächst am Städtischen Theater Karl-Marx-Stadt engagiert. Dort spielte er unter anderem unter der Regie von Peter Sodann. Als dieser 1975 Schauspieldirektor an den Bühnen der Stadt Magdeburg wurde, folgte ihm Schmidt-Schaller dorthin. 1980 verließ Sodann das Magdeburger Theater und Andreas Schmidt-Schaller ging als freier Schauspieler nach Berlin.[2]
Polizeiruf 110
Bereits 1973 war Andreas Schmidt-Schaller erstmals in einem für die Fernsehreihe Polizeiruf 110 produzierten Film zu sehen: In Alarm am See spielte er einen Tatverdächtigen.[3] Nach einigen weiteren Episodenrollen in den 1980er Jahren übernahm er in der bedeutendsten Krimireihe des DDR-Fernsehens mit dem 1986 gesendeten Fall Ein großes Talent die wiederkehrende Rolle des Leutnants Thomas Grawe. Als junger Mann neben den gestandenen Polizeiruf-Ermittlern Hauptmann Fuchs (Peter Borgelt) und Oberleutnant Hübner (Jürgen Frohriep) konnte sich Grawe als junger, sympathischer Leutnant profilieren und wurde schnell zum Publikumsliebling. Im Gegensatz zu seinen Vorgesetzten wurde Grawe ein Privatleben zugestanden. In der Folge Der Kreuzworträtselfall (1988) wurde Grawe zum Oberleutnant befördert, nach der Wende trug er im September 1990 in Ball der einsamen Herzen den neuen Volkspolizei-Dienstgrad Oberkommissar.
Als ostdeutschem Pendant zum unkonventionellen Tatort-Kommissar Schimanski wurde Andreas Schmidt-Schaller der Beiname Schimanski des Ostens angehaftet. Im Film Unter Brüdern, der 1990 anlässlich der deutschen Wiedervereinigung produzierten gemeinsamen Folge des Polizeiruf 110 mit dem westdeutschen Tatort, ermittelten Schmidt-Schallers Grawe und Götz Georges Schimanski zusammen.
Nach dem Ende des Fernsehens der DDR und dessen Nachfolgeeinrichtung Deutscher Fernsehfunk endete 1991 vorerst auch die Reihe Polizeiruf 110. Als die ARD die Reihe fortsetzte, kehrte Schmidt-Schaller 1994 für zwei Folgen als Hauptermittler auf den Bildschirm zurück. Mit Grawes letzter Fall verließ er 1995 die Reihe und hatte später nur noch einige Gastauftritte. So ließ er im Jahr 2004 in der Folge Ein Bild von einem Mörder die Figur Thomas Grawe noch einmal kurz als Privatdetektiv aufleben. Zwischen 1973 und 2004 war er in 40 Polizeiruf-110-Folgen zu sehen.[4] In der Sendefassung der 1974 nicht fertiggestellten, 2009 ohne Tonspur aufgefundenen und 2011 ausgestrahlten Polizeiruf-Folge Im Alter von … sprach Schmidt-Schaller für den inzwischen verstorbenen Jürgen Frohriep die Rolle des Oberleutnants Hübner.[5]
Nachwendezeit
Andreas Schmidt-Schaller wirkte vor und nach der Wende bei zahlreichen weiteren Fernsehproduktionen mit. Noch für den Deutschen Fernsehfunk spielte er 1990 die Hauptrolle des Flussmeisters Hans Lutki in der siebenteiligen Familienserie Spreewaldfamilie. In der ARD-Serie Oppen und Ehrlich[6] verkörperte er 1992 in 16 Folgen den Industriellen Ottwin Ehrlich, der mit seinem Adoptivbruder, dem Bürgermeister Hinrich Oppen (Uwe Friedrichsen), im Dauerstreit lag. Neben der Fernseharbeit war Andreas Schmidt-Schaller auch weiterhin für das Theater tätig. Von 1993 bis 1995 leitete er das Kleine Theater in Gera, ein Puppentheater.
In der 1997 gesendeten dreizehnteiligen MDR-Serie Leinen los für MS Königstein spielte Andreas Schmidt-Schaller den Sohn eines von Dietmar Schönherr dargestellten Elbschiffers in der Sächsischen Schweiz. Der ZDF-Spielfilm Ein Mann stürzt ab zeigte ihn 1998 an der Seite von Katrin Sass in der Hauptrolle eines angesehenen Schiffbaumeisters, der durch Arbeitslosigkeit in die Abwärtsspirale gerät. In der RTL-Actionserie Der Clown, zu der 2005 auch ein Kinofilm erschien, trat er von 1998 bis 2001 als BKA-Beamter Führmann auf.
Seit 2001 ist Andreas Schmidt-Schaller wieder regelmäßig als Ermittler fürs öffentlich-rechtliche Fernsehen im Einsatz: Als Kriminalhauptkommissar Hajo Trautzschke, Chef der SOKO Leipzig, spielt er eine der Hauptrollen in der gleichnamigen ZDF-Reihe und war bisher in mehr als 200 Folgen zu sehen.
Persönliches
Andreas Schmidt-Schaller ist Vater von drei Kindern.[7] Seine Tochter Petra Schmidt-Schaller (* 1980) ist ebenfalls Schauspielerin. Mit ihr trat er gemeinsam im Kinofilm Balkan Traffic – Übermorgen Nirgendwo und in den SOKO-Leipzig-Folgen Tödliche Falle (2003)[8] und Bernie (2008) auf – beide Folgen sendete das ZDF jeweils am Tag nach seinem Geburtstag.
In dem 2006 in Buchform erschienenen Interview Über Gott und die Welt – Andreas Schmidt-Schaller im Gespräch mit Horst Wörner erzählt er erstmals aus seinem beruflichen und privaten Leben, insbesondere auch über seine Erfahrungen zu Zeiten der DDR.
Schmidt-Schaller ist Mitglied der Deutschen Filmakademie und engagiert sich als ehrenamtlicher Botschafter der Stiftung Kinderhospiz Mitteldeutschland Nordhausen in Tambach-Dietharz. Er lebt in Berlin.
Filmografie (Auswahl)
Fernsehen
- 1973: Alarm am See
- 1983: Der Fall Marion Neuhaus
- 1983: Martin Luther
- 1983–2004: Polizeiruf 110
- 1982–1985: Der Staatsanwalt hat das Wort (3 Folgen)
- 1986: Offiziere
- 1988: Präriejäger in Mexiko
- 1989: Endlich allein
- 1990: Flugstaffel Meinecke
- 1990: Polizeiruf 110 – Tödliche Träume
- 1990: Polizeiruf 110/Tatort – Unter Brüdern
- 1990–1991: Spreewaldfamilie
- 1992: Oppen und Ehrlich
- 1992: Dornberger
- 1997: Leinen los für MS Königstein
- 1997: Tatort – Eiskalt
- 1997, 2006: Alarm für Cobra 11
- 1998: Ein Mann stürzt ab
- 1999: Der letzte Zeuge – Unter die Haut
- 1998–2001: Der Clown
- 2000: Deutschlandspiel
- 2001: Die Affäre Semmeling
- Seit 2001: SOKO Leipzig
- 2003: Tatort – Atlantis
- 2007: Ein starkes Team – Blutige Ernte
- 2009: Küstenwache – Verhängnis
- 2010: Ihr Auftrag, Pater Castell – Das Geheimnis der letzten Tage
- 2012: Der letzte Bulle – Die, die vergeben können
Kino
- 1986: Der Junge mit dem großen schwarzen Hund
- 2000: Vergiss Amerika
- 2005: Der Clown
- 2007: Sieben Tage Sonntag
- 2007: Balkan Traffic – Übermorgen Nirgendwo
- 2010: Nach den Jahren (Kurzfilm)[9]
Hörbuch
- Frank Fröhlich (Herausgeber und Gitarre): Das alte Weimar: Ein literarisch-musikalischer Streifzug durch Weimar von Goethe bis Herder. Andreas Schmidt-Schaller und Petra Schmidt-Schaller (Sprecher), Fröhlich Verlag / Goldmund Hörbücher, Dresden 2007. ISBN 3939669105
Literatur
- Horst Wörner, Andreas Schmidt-Schaller: Über Gott und die Welt, Gerhard-Hess-Verlag, Bad Schussenried 2006, ISBN 3-87336-338-0
Einzelnachweise
- ↑ Wörner, Schmidt-Schaller: Über Gott und die Welt, Seite 31
- ↑ Wörner, Schmidt-Schaller: Über Gott und die Welt, Seite 63
- ↑ Alarm am See wurde laut polizeiruf110-lexikon.de zwar zunächst als Polizeiruf 110 produziert, zu Zeiten der DDR jedoch nur außerhalb dieser Reihe ausgestrahlt.
- ↑ Laut Aufzählung der Internet Movie Database, Stand 16. Februar 2010
- ↑ Die verbotene Folge, sueddeutsche.de vom 22. Juni 2011
- ↑ Oppen und Ehrlich bei Fernsehserien.de, abgerufen am 16. Februar 2010
- ↑ Andreas Schmidt-Schaller, Teleschau-Porträt von 2009, abgerufen am 6. April 2010
- ↑ Welt.de: Schmidt-Schaller als Doppelpack im Krimi "Soko Leipzig", vom 31. Oktober 2003
- ↑ Nach den Jahren im Filmarchiv der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam
Weblinks
- Vorlage:IMDb Name
- Vorlage:Filmportal.de Name
- Andreas Schmidt-Schaller bei der Schauspielagentur Die Agenten
Personendaten | |
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NAME | Schmidt-Schaller, Andreas |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 30. Oktober 1945 |
GEBURTSORT | Arnstadt, Thüringen |