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Széchenyi-Kettenbrücke

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Kettenbrücke (Széchenyi Lánchíd)
Datei:Budapest Kettenbrücke gr.jpg
Daten
Lage: Budapest in Ungarn
geograf. Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Überquerung von: Donau
Länge: 375 m
Spannweite: 220 m
Breite: 12,5 m
Verkehrsweg: Straße
Brückentyp: Hängebrücke - Kettenbrücke
Material: Stahl - Stein
Bauzeit: 1839 - 1849
Besonderheiten: erste feste Donaubrücke in Budapest, Löwenstatuen

Die Kettenbrücke (ungarisch Széchenyi Lánchíd), die in Budapest die Donau überspannt, wurde in der Zeit von 1839 bis 1849 auf Anregung des ungarischen Reformers Graf István Széchenyi erbaut, nachdem er eine Woche lang warten musste, um zum Begräbnis seines Vaters ans andere Ufer zu kommen. Ihren Namen trägt sie auch ihm zu Ehren. Sie ist die älteste und bekannteste der neun Brücken über die Donau in Budapest. Außerdem war sie bei ihrer Einweihung 1849 die erste Donaubrücke unterhalb von Regensburg.

Beschreibung

Die Kettenbrücke verbindet den Roosevelt tér, der den Abschluss der Pester Innenstadt bildet, mit dem Burgberg. Das klassizistische Bauwerk wird von zwei triumphbogenartigen Stützpfeilern getragen, durch die die eisernen Ketten des 375 m langen Brückenkörpers verlaufen, daher auch der Name Kettenbrücke. Die Pfeilertore haben eine Durchgangsbreite von 6,50 m und das Gewicht der Eisenkonstruktion betrug 2000 t.

Blick über die Kettenbrücke auf Pest

Die vier Löwen, die jeweils zu zweit an den beiden Brückenköpfen sitzen, sind Arbeiten des Bilderhauers János Marschalkó von 1885. In Pest gibt es eine Legende, wonach den Löwen der Brücke die Zungen fehlen würden. Dieses Gerücht rührt wohl daher, dass man die Zungen (die vorhanden sind) ausschließlich von oben her sehen kann und dieser Blickwinkel den meisten verwehrt bleibt, da die Löwen jeweils auf einem etwa 1,50 m hohen Podest sitzen.

Vorgeschichte

Kettenbrücke bei Nacht (rechts Pester Uferseite)

Bereits 1776 verband eine Pontonbrücke aus 46 Schwimmkörpern die beiden Städte Buda und Pest. Sie musste jedoch vor dem Winter immer wieder abgebaut werden und im Frühjahr konnte sie wieder errichtet werden. Durch dieses Dilema gab es in den Wintermonaten keine Verbindung zwischen den beiden Städten, was den freien Verkehr von Menschen und Handelsgütern sehr einschränkte und teilweise auch zum Erliegen brachte. Da Eisen zu Beginn des 19. Jahrhunderts nur in England in Gebrauch war und auf dem europäischen Festland Brücken nur mit vielen Pfeilern aus Holz und Stein gebaut wurden, traute sich niemand aus diesen beiden Materialien eine so bedeutende Brücke über einen Fluss mit starkem Eisgang zu errichten, was eine realistische Einschätzung zu dieser Zeit war, da Holzpfeiler der zugefrorenen Donau kaum längere Zeit standgehalten hätten.

Bau

Beleuchteter Pfeiler der Kettenbrücke bei Nacht

Graf István Széchenyi initiierte bereits 1832 die Gründung des Budapester Brückenverein, der zur Aufgabe hatte, alle bekannten Brückenentwürfe zusammen zu tragen. Außerdem sollte der Verein einen Neuentwurf unter Berücksichtigung der vorhandenen geologischen Untersuchungen des Gebietes ausarbeiten. Mit dem Entwurf der Kettenbrücke wurde der renommierte englische Ingenieur William Tierny Clark beauftragt. Die Bauleitung erhielt sein Namensvetter Adam Clark, der sich nach Beendigung der Bauarbeiten auch in Ungarn niederließ. Ihm wurde auch der Platz zwischen der Kettenbrücke und dem Tunnel (durch den Burgberg (Budapest)) gewidmet. Graf István Széchenyi war aber nicht nur Initiator, sondern ihm unterstand auch die Organisation des Baus. Als Präsident des Verkehrskomites bestellte er in den ersten 1840er Jahren das Baumaterial aus den verschiedensten Ländern, da es beispielsweise unmöglich war in Ungarn den nötigen Stahl für die Brücke zu bekommen. Außerdem plante er den Tunnelbau unter dem Burgberg und eine Eisenbahnverbindung von Pest und Fiume (heute Rijeka). Die Vorbereitungen für den ersten Pfeiler begannen am 28. Juli 1840, indem man Holzpfähle als Einfriedung der Baustelle in die Ufer trieb. Nach diesen Arbeiten, die zwei Jahre in Anspruch nahmen, konnte am 24. August 1842 mit der feierlichen Grundsteinlegung in der Baugrube des Pester Widerlagers begonnen werden. Am 20. November 1849 konnte sie dann nach langen, vom Krieg unterbrochenen Bauarbeiten als damals größte Hängebrücke fertig gestellt und der Bevölkerung übergeben werden. Graf István Széchenyi war aber nie vergönnt seine Brücke zu begehen, da er nach einem Zusammenbruch im September 1848 den Rest seines Lebens in der Döblinger Irrenanstalt zu Wien verbrachte.

Wiederaufbau

1900 wurde die ursprüngliche Konstruktion durch eine stärkere ersetzt, da sie dem Vekehrsaufkommen nicht mehr gewachsen war. Am 18. Januar 1945 zum Ende des Zweiten Weltkrieg fiel sie wie alle anderen Donaubrücke schließlich den deutschen Sprengkommandos der abziehenden deutschen Armee zum Opfer. Am 21. November 1949 konnte sie allerdings nach langen Rekonstruktionsarbeiten pünktlich am 100. Jahrestages der ersten Brückeneinweihung wieder eröffnet werden.

Nationales Symbol

Löwenstatue am Brückenkopf der "Széchenyi Lánchíd"

Die Kettenbrücke ist eines der bekanntesten Bauwerke Budapests und ein Symbol für den Aufbruch in eine nationale Identität. Auch die Anzahl der Überlieferungen und Mythen zeigt, dass die Kettenbrücke eine wichtige Rolle in der Geschichte der Ungarn spielt. So erzählt eine der vielen Überlieferungen zur Brücke, dass der Bauherr Graf István Széchenyi seine Freundin in Pest öfters und trockenen Fußes besuchen wollte und auch aus diesem Grund mit den Planungen zur Kettenbrücke begann. Eine weitere Legende wurde bereits oben kurz erwähnt, wonach einige Pester der Meinung sind, dass der Bildhauer, der die Löwen erschaffen hat, die Zungen in den Mäulern der Löwen vergessen haben soll und aus diesem Grund nach der Vollendung Selbstmord begann. 1999 wurde der 150. Geburtstag der Brücke begangen, wobei ihr auch eine neue Festbeleuchtung spendiert wurde, die sie noch mehr zu einem Touristenmagneten machte.

Briefmarken

Die Kettenbrücke ist auch auf einigen Briefmarken der Ungarischen Postá (Post) verewigt worden, was ihren Status im Land unterstreicht. Zu finden ist sie auf den folgenden Briefmarken:

  • IBRA'73, Ausgabewert: 4 Ft., Ausgabejahr: 1973
  • Lánchíd, Ausgabewert: 60 Ft., Ausgabejahr: 1964

Literatur

  • Jozsef Lengyel: Die Kettenbrücke - Geschichte um die Kettenbrücke in Budapest. Mit 8 Bildtafeln - 1. Aufl., Verlag der Nation, Berlin 1982
  • Bernhard Graf: Brücken, die die Welt verbinden. Prestel, München 2002, S. 66-67, ISBN 3-7913-2700-3
  • Richard J. Dietrich: Faszination Brücken - 1. Ausgabe. Callwey, München 1998, S. 170-177, ISBN 3-7667-1326-4

Vorlage:Commons2

Vorlage:Donaubrücken in Budapest