Zum Inhalt springen

Religion in Japan

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. November 2005 um 20:38 Uhr durch PortalBot (Diskussion | Beiträge) (Bot: konvertiere/korrigiere Portal). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der Artikel Religion in Japan beschäftigt sich mit den vielfältigen Formen von Religion, ihrer Geschichte, Tradition und ihres Brauchtums, in Japan.

In Japan haben immer mehrere religiöse Glaubensformen nebeneinander bestanden. Die wichtigsten sind der Shintō, der sich von der japanischen Urreligion herleitet, und der Buddhismus, der Japan im 5. oder 6. Jahrhundert erreichte. Daneben gab es chinesische Einflüsse durch Taoismus und Konfuzianismus, die von Shinto und Buddhismus aufgenommen und integriert wurden. Heute gehören die meisten Japaner beiden Hauptreligionen an, daher kann man die religiöse Grundeinstellung in Japan als synkretisch bezeichnen. Das Christentum spielt in der Geschichte Japans nur eine untergeordnete Rolle. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs herrscht eine besonders große religiöse Toleranz in Japan: Um die 180.000 Religionsgemeinschaften werden zur Zeit als staatlich anerkannt angegeben.

Shintō

Torii des Itsukushima-Schreins auf Miyajima

Shintō (jap. 神道 shintō, dt. Weg der Götter) – oft auch als Shintoismus bezeichnet – ist der Glaube an die einheimischen Götter Japans, die Naturkräfte, aber auch vergöttlichte Ahnen verkörpern können. Shinto ist eine polytheistische Religion ohne Gründer und ohne festgelegte Lehren und beruht daher auf einem anderen Religionskonzept als die so genannten als die monotheistischen Schriftreligionen. Auch Jenseits- und Moralvorstellungen sind nicht deutlich herausgearbeitet und stark vom Buddhismus oder von chinesischen Konzepten beeinflusst. Im Grunde ist der Shintō ein Nebeneinander lokaler Traditionen, die kaum auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden können. Viele Richtungen des Shintō berufen sich allerdings auf die Mythen des Altertums. In deren Mittelpunkt steht die Sonnengöttin Amaterasu, von der sich die Familiendynastie der japanischen Tennō herleitet. Zeitweise, insbesondere von der Meiji-Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg, galt der Tennō sogar als sichtbare Gottheit, diese Ideologie wurde nach der Niederlage Japans jedoch bald offiziell widerrufen.

Shinto wird nicht nur mit dem Tenno, sondern auch mit volksreligiösem Brauchtum assoziiert. Insbesondere die Feste der Schreingottheiten (jap. matsuri) nehmen zumeist den Charakter von fröhlich-überschäumenden Volksfesten an. Shinto wird daher oft als diesseitiges Gegenstück zum jenseitsorientierten Buddhismus aufgefasst. Tatsächlich haben sich Buddhismus und Shintō ab dem 6. Jahrhundert untrennbar vermischt, und vieles, was heute als shintoistisch gilt, wurde einst mit dem Buddhismus aus China oder Indien nach Japan gebracht.

Buddhismus

Daibutsu von Kamakura

Innerhalb der großen buddhistischen Richtungen ist in Japan vor allem der Mahayana-Buddhismus von Bedeutung. Zu dessen Untergruppen gehören u. a. der Zen-Buddhismus, die Nichiren-Schule und der Buddhismus vom Reinen Land (jap. Jōdo-shū bzw. Jōdo Shinshū). Diese Schulen unterscheiden sich nicht nur durch ihre Schriften und religiösen Praktiken, sondern auch durch die Konzentration auf verschiedene Buddhas. Im Buddhismus des Reinen Landes steht beispielsweise Amida (sk. Amitabha) im Mittelpunkt des religiösen Glaubens. Diese Richtung ist heute die am weitesten verbreitete in Japan, hat aber auch Anhänger in anderen asiatischen Ländern. Kaum eine buddhistische Richtung schließt die anderen Richtungen kategorisch aus – auch der Shinto wird im Allgemeinen nicht abgelehnt, sondern als Ergänzung der eigenen Religion betrachtet.

Der Buddhismus war von Beginn an ein wichtiges Bindeglied zwischen Japan und den ursprünglich überlegenen Kulturen Chinas und Koreas. Besonders im japanischen Altertum fungierten buddhistische Mönche als Lehrmeister der chinesischen Kultur. Im japanischen Mittelalter (13.-16. Jh.), als der Einfluss des Festlandes geringer wurde, war es vor allem der Zen-Buddhismus (chin. Chan), durch den chinesisches Wissen lebendig gehalten wurde. Interessanterweise trug der Zen-Buddhismus aber auch maßgeblich zur Ausbildung einer Ästhetikform bei, die noch heute für Japan charakteristisch ist. Insbesondere Teezeremonie und Gartenarchitektur sind von Zen geprägt. Die angebliche Verwandtschaft zwischen Zen und Kriegskünsten (z. B. Bogenschießen) beruht hingegen oft auf nachträglichen Geschichtskonstruktionen. Kriegerische Traditionen gibt es in allen großen Strömungen des japanischen Buddhismus, viele Klöster unterhielten eigene Armeen.

In der modernen japanischen Gesellschaft spielt der Buddhismus vor allem im Toten- und Ahnenkult eine bedeutende Rolle. Die meisten Japaner werden nach buddhistischem Ritus bestattet (also verbrannt und in einer Urne beigesetzt), viele Haushalte besitzen darüber hinaus einen buddhistischen Hausaltar, der dem Gedächtnis der Ahnen dient.

Christentum

siehe auch: Christentum in Japan

Das Christentum spielt in Japan nur eine untergeordnete Rolle, da die Vorstellung eines einzigen allmächtigen Gottes mit den traditionellen religiösen Vorstellungen schwer in Einklang zu bringen ist. Heute sind nur etwa 3 % aller Japaner Christen, ein ähnlicher Bevölkerungsanteil wie während der ersten christlichen Missionierung im 16. Jahrhundert. Zwischen 1612 und 1873 war das Christentum in Japan verboten, alle Sympathisanten waren härtesten Verfolgungen und Repressionen ausgesetzt. Dennoch hielten sich einzelne christliche Gemeinden im Untergrund, die unter dem Begriff Kakure Kirishitan bzw. hanare kirishitan zusammengefasst werden.

Die römisch-katholische Kirche zählt in Japan etwa 450.000 Mitglieder (Stand: 2002), und die von Nikolai von Japan im 19. Jahrhundert gegründete japanische orthodoxe Kirche hat etwa 30.000 Mitglieder. Die meisten evangelischen Gemeinden in Japan wurden von amerikanischen Missionaren im 19. oder 20. Jahrhundert gegründet. Japanische Christen betreiben einen im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil überproportional hohen Anteil der japanischen Schulen, Hochschulen und sonstigen Bildungseinrichtungen; von den Schülern wird jedoch keine Konversion erwartet.

Bekannten sich in den 1930er Jahren nur wenige hundert Japaner zu den Zeugen Jehovas und war die Religionsgemeinschaft während des Zweiten Weltkriegs sogar verboten, so verzeichneten sie seit den 1950er Jahren einen rapiden Anstieg auf über 217.000 japanische Mitglieder (Stand: 2004).

Neue Religionen

Seit der späten Edo Zeit (1600–1868) gibt es in Japan laufend neue religiöse Bewegungen, die zumeist eine Mischung traditionellerer Elemente beinhalten und nur schwer in eine der herkömmlichen Kategorien einzuordnen sind. Man nennt sie daher zusammenfassend Neue Religionen (jap. shin shūkyō), bzw. bezogen auf religiöse Strömungen nach dem 2. Weltkrieg. Neu-Neue Religionen (shinshin shūkyō). Zu letzteren zählt unter anderem die Aum-Sekte, die 1995 durch ihren Giftgasanschlag in der Tokyoter U-Bahn traurige Berühmtheit erlangte. Zu den eher traditionellen Neuen Religionen zählen u.a. Tenrikyō oder Sōka Gakkai.

Islam

Der Islam wird nur von den in den letzten Jahren verstärkt ins Land kommenden iranischen und pakistanischen Gastarbeitern praktiziert.

Siehe auch